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Aktuelle Pressemitteilungen von www.charite.de

In diesem Feed haben wir die aktuellsten Pressemitteilungen der Charité – Universitätsmedizin Berlin zusammengestellt.

HIV-Heilung an der Charité: Der zweite Berliner Patient

Er ging in die Medizingeschichte ein: Der Berliner Patient, der nach einer Stammzelltransplantation an der Charité – Universitätsmedizin Berlin 2008 als weltweit erster von einer HIV-Infektion geheilter Mensch galt. Jetzt ist dieser äußerst seltene medizinische Erfolg einem Team der Charité ein weiteres Mal gelungen. Bei dem zweiten Berliner Patienten ist seit mehr als fünf Jahren trotz fehlender antiviraler Therapie kein HI-Virus mehr nachweisbar. Das Besondere an dem Fall: Das Team nutzte eine von bisherigen HIV-Heilungen abweichende Behandlungsmethode. Sie macht eine neue Erklärung des Heilungsmechanismus nötig. Die Therapiemöglichkeiten bei einer HIV-Infektion haben enorme Fortschritte gemacht, bei guter Behandlung ist für die Betroffenen heutzutage ein weitgehend normales Leben möglich. Dennoch gilt eine HIV-Infektion als nicht heilbar – normalerweise. In äußerst seltenen Fällen ist es mithilfe einer Stammzelltransplantation gelungen, das HI-Virus aus dem Körper zu entfernen. Infrage kommt eine Stammzelltransplantation nur für jene Patient:innen, die zusätzlich zur HIV-Infektion auch an bestimmten Formen von Blut- oder Lymphknotenkrebs erkranken und bei denen sich diese Krebserkrankung nicht allein mit einer Strahlen- oder Chemotherapie eindämmen lässt. Bei dem Eingriff werden Stammzellen einer gesunden Person auf den erkrankten Menschen übertragen und damit praktisch sein Immunsystem ausgetauscht. So lässt sich nicht nur der Krebs bekämpfen, sondern auch das HI-Virus. Bisher nahm man an, dass dafür ein Stammzellspender mit ganz spezifischen genetischen Merkmalen gefunden werden muss. Die Rolle der HIV-Andockstelle CCR5 Denn um sich zu vermehren, befällt das HI-Virus verschiedene Immunzellen und benötigt dafür eine bestimmte Andockstelle, den sogenannten CCR5-Rezeptor. Etwa ein Prozent der europäischstämmigen Bevölkerung verfügt über einen CCR5-Rezeptor mit der sogenannten Delta-32-Mutation, die das Eindringen des HI-Virus verhindert und die Träger natürlicherweise immun gegen HIV macht. Gelingt es, einen Stammzellspender zu finden, dessen Gewebeeigenschaften zum Empfänger passen und der die immunitätsstiftende Mutation trägt, kann eine Stammzelltransplantation neben dem Krebs auch die HIV-Infektion besiegen. Dass dieses Prinzip funktioniert, belegte ein Behandlungsteam der Charité bereits 2008 anhand des sogenannten Berliner Patienten. Vier weitere Personen sind seither weltweit auf dieselbe Art und Weise behandelt worden und gelten als von HIV geheilt. Jetzt ist es der Berliner Universitätsmedizin ein zweites Mal gelungen, bei einem Menschen sowohl eine akute myeloische Leukämie (AML) als auch eine HIV-Infektion erfolgreich zu therapieren – allerdings mit einer leicht veränderten Methode. Der Fall soll am 24. Juli auf der Welt-Aids-Konferenz in München der Fachwelt vorgestellt werden. Behandlung des zweiten Berliner Patienten Der heute 60-Jährige war 2009 positiv auf HIV getestet worden, 2015 wurde zusätzlich eine AML diagnostiziert. Ein Team an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité übernahm die Behandlung der Leukämie. Das Risikoprofil des Patienten machte zusätzlich zur Chemotherapie auch eine Stammzelltransplantation notwendig. „Weil es für die Stammzellspende leider keine geeignete HIV-immune Person gab, haben wir eine Spenderin ausfindig gemacht, die auf ihren Zellen neben der normalen Version des CCR5-Rezeptors zusätzlich auch die mutierte Version der Andockstelle trägt“, erklärt Prof. Olaf Penack, Oberarzt an der behandelnden Klinik. „Das ist der Fall, wenn ein Mensch die Delta-32-Mutation nur von einem Elternteil vererbt bekommt. Das Vorhandensein beider Rezeptor-Versionen verleiht allerdings keine Immunität gegen das HI-Virus.“ Dass die Stammzelltransplantation gegen das HI-Virus dennoch erfolgreich war, zeigte sich, nachdem der Patient 2018 aus eigenen Stücken die empfohlene antivirale Therapie absetzte. In der umfassenden Verlaufskontrolle konnte das Behandlungsteam bis zum heutigen Tage keinerlei Hinweise auf Virus-Reste finden. Das Immunsystem des Patienten ist funktional, auch Krebszellen sind nicht nachweisbar. „Der Patient ist in erfreulich guter gesundheitlicher Verfassung“, sagt Olaf Penack. „Die jetzt mehr als fünfjährige virusfreie Beobachtungszeit deutet darauf hin, dass das HI-Virus aus dem Körper des Patienten tatsächlich komplett entfernt werden konnte. Wir sehen ihn deshalb als von seiner HIV-Infektion geheilt an.“ Heilung auch ohne HIV-Immunität der Stammzellspenderin „Dass die Heilung gelang, obwohl die Stammzellspenderin nicht immun gegen das HI-Virus war, ist äußerst überraschend“, betont Prof. Christian Gaebler, HIV-Experte und Arbeitsgruppenleiter an der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin der Charité und dem Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Er hat den Fall aus infektiologischer Sicht analysiert. „Bisherige Stammzelltransplantationen ohne immunen Spender führten dazu, dass sich das HI-Virus nach wenigen Monaten wieder vermehrte.“ Der zweite Berliner Patient beweist, dass eine HIV-Heilung trotz funktionierender Andockstelle für das Virus möglich ist. „Das bedeutet, dass die Heilung wohl nicht auf die genetische CCR5-Ausstattung der Stammzellspenderin zurückzuführen ist, sondern darauf, dass die transplantierten Immunzellen der Spenderin alle HIV-infizierten Zellen des Patienten beseitigt haben“, erklärt Christian Gaebler. „Mit dem Austausch des Immunsystems haben wir offenbar alle Virus-Verstecke zunichte gemacht, sodass das HI-Virus die gespendeten, neuen Immunzellen nicht mehr infizieren konnte.“ Welche Faktoren haben zur Heilung beigetragen? Warum die Stammzelltransplantation in diesem Fall zu einer Heilung geführt hat, während das Virus sich bei vergleichbaren Fällen wieder vermehrte, ist noch unklar. Die Forschenden ziehen mehrere potenzielle Faktoren in Betracht. „Möglicherweise hat die Geschwindigkeit einen Einfluss, mit der das neue Immunsystem das alte ersetzt“, sagt Christian Gaebler. „Beim zweiten Berliner Patienten war dies mit unter 30 Tagen vergleichsweise schnell abgeschlossen. Vielleicht verfügt aber auch das Immunsystem der Spenderin über besondere Eigenschaften, wie beispielsweise besonders aktive natürliche Killerzellen, die dafür sorgen, dass schon eine geringe HIV-Aktivität erkannt und beseitigt wird.“ Von der Aufklärung des Heilungsmechanismus beim zweiten Berliner Patienten und potenziellen weiteren Fällen versprechen sich die Forschenden neue Schlüsse für die zukünftige Behandlung von Menschen mit HIV. „Unser Ziel ist weiterhin, HIV-Infektionen in Zukunft nicht nur im Einzelfall, sondern in der Breite heilen zu können“, sagt Christian Gaebler. „Aufgrund der erheblichen Risiken, die mit einer Stammzelltransplantation verbunden sind, eignet sich dieses Verfahren jedoch nicht für den Einsatz bei allen HIV-Infektionen. Sobald wir besser verstehen, welche Faktoren beim zweiten Berliner Patienten zur Entfernung aller HIV-Verstecke beigetragen haben, lassen sich die Erkenntnisse hoffentlich für die Entwicklung neuartiger Behandlungskonzepte wie zum Beispiel zellbasierter Immuntherapien oder therapeutischer Impfstoffe nutzen.“  
Veröffentlicht am 18.07.2024 um 15:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Nach Bedarf versorgen: Post-COVID, Risikoschwangerschaft, Herzschwäche und Endometriose

Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat deutschlandweit insgesamt 48 neue Vorhaben zur Versorgungsforschung sowie mehrere Leitlinienprojekte für eine Förderung ausgewählt. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung in Deutschland immer weiter zu verbessern. Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin leiten insgesamt neun der neuen Projekte, an weiteren sind sie beteiligt. Im Mittelpunkt steht eine bedarfsgerechte Versorgung von Patient:innen. Die neuen Versorgungsforschungsprojekte an der Charité: Dialysetherapie bei älteren Patient:innen: ja oder nein? Um diese weitreichende Entscheidung besser treffen zu können, fördert das Projekt die Gesundheitskompetenz von Betroffenen. Ältere Patient:innen mit einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung werden zu ihren Bedarfen und Bedürfnissen befragt, die bisherige Aufklärungspraxis zu Prognose und Behandlungsmöglichkeiten untersucht sowie GKV-Routinedaten zur Sterblichkeit nach Dialysebeginn analysiert. Darauf aufbauend erstellt das Team eine Entscheidungshilfe, die die Vorstellungen von Patient:innen berücksichtigt und prüft die Machbarkeit einer umfassenden Studie dazu. Projekt: Kompetenzstärkung älterer Patienten mit fortgeschrittener Nierenerkrankung und limitierter Lebensprognose für die Wahl des angemessenen Behandlungspfades (CHOICE) Leitung: Prof. Elke Schäffner, Institut für Public Health Langzeitfolgen nach einer Infektion: Welche Versorgung brauchen Betroffene? Treten nach einer Virusinfektion langwierige Folgeerscheinungen auf, spricht man von postakuten Infektionssyndromen (PAIS). Dazu zählt auch das Post-COVID-Syndrom (PCS). In den kommenden Jahren untersuchen die Forschenden die ambulante fachübergreifende Versorgungslage von PAIS-Betroffenen am Beispiel von PCS in Berlin. Sie erarbeiten Behandlungspfade und Muster der Inanspruchnahme anhand der Erfahrungen von Patient:innen und Versorgenden. Nach der Auswertung von Daten zu Beschwerden und Erwartungen wird ein umfassendes Konzept zur optimierten strukturierten Versorgung erstellt. Projekt: Postakut viral infektiöse Syndrome in Berlin: Strukturierte sektorenübergreifende und interdisziplinäre Versorgung (PAIS Berlin) Leitung: PD Dr. Lorena Dini, Institut für Allgemeinmedizin Elektronische Patientenakte (ePA) für alle Verbessert sich durch die Nutzung der ePA die Kommunikation im Versorgungsprozess? Steigen Versorgungsqualität und -sicherheit, Patientenzufriedenheit und Gesundheitskompetenz? Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, systematisch strukturelle und individuelle Faktoren zu erfassen, die eine nachhaltige und aktive Nutzung der ePA in unterschiedlichen Zielgruppen erschweren oder fördern. Aus diesen Erkenntnissen sollen Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der ePA abgeleitet werden. Projekt: ePA für alle (ePA4all) Leitung: Prof. Sebastian Spethmann, Deutsches Herzzentrum der Charité (DHZC) Risiken in der Schwangerschaft genauer erfassen Der Mutterpass mit integriertem Risikokatalog ist das Schlüsselinstrument in der Schwangerschaftsbetreuung. Durch die subjektive Gewichtung von Risikofaktoren gilt allerdings ein Großteil der Schwangeren als Risikoschwangere, was die Betreuung erschwert. In diesem Projekt wird durch die rückblickende Analyse von Datensätzen sowie eine zukünftige Anwendung zur Testung und Evaluation ein neuer objektiver Score entwickelt, der das Risiko präziser erfasst. Der neue Risikoscore soll Schwangerschaftskomplikationen genauer vorhersagen und so eine individuellere Betreuung ermöglichen. Projekt: Analyse der fetomaternalen Risikofaktoren zur Etablierung eines Risikoscores für Schwangerschaftskomplikationen (FeMaR) Leitung: Prof. Felix Balzer, Institut für Medizinische Informatik und Dr. Silke Wegener, Klinik für Geburtsmedizin Telemonitoring bei Herzschwäche im Versorgungsalltag Patient:innen mit Herzinsuffizienz haben seit 2022 Anspruch auf eine telemedizinische Mitbetreuung. Das Projekt untersucht, inwieweit die der G-BA-Entscheidung zugrundeliegenden positiven Studienergebnisse zum Telemonitoring bei Herzinsuffizienz unter Bedingungen der Versorgungsrealität Bestand haben. Hierzu wird eine umfassende Studie mit Betroffenen und Kontrollpersonen durchgeführt. Die Ergebnisse sollen zeigen, ob und welche Anpassungen in den bestehenden Regelungen notwendig sind. Projekt: Registerstudie zur Patientenakzeptanz und zur Wirksamkeit des nicht-invasiven Telemonitoring bei Herzinsuffizienz im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung (TIM-HF4) Leitung: Prof. Friedrich Köhler, Deutsches Herzzentrum der Charité (DHZC) Endometriose besser verstehen und behandeln Endometriose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Frau im reproduktionsfähigen Alter, die von Missverständnissen begleitet ist und oft unzureichend erkannt wird. Das führt zu einem verspäteten Beginn der notwendigen multimodalen Behandlung und zu chronischen Schmerzen bei Patientinnen. Das Projektteam wird die vorliegenden Fakten zur Erkrankung systematisch zusammentragen und die Ergebnisse anschließend der breiten Öffentlichkeit in verschiedenen Publikationen und im Rahmen von Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Projekt: Evidenzrecherche multimodaler Versorgung von Endometriosepatientinnen (Endo Evidenz) Leitung: Prof. Sylvia Mechsner, Klinik für Gynäkologie mit Zentrum für onkologische Chirurgie CVK Prof. Anna Slagman, Sprecherin der Plattform – Charité Versorgungsforschung, erklärt: „Die neuen Projekte stellen in besonderem Maße die Sichtweise und Mitwirkung der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt. Unterstützend wirken die vorhandenen und neu hinzukommenden digitalen Angebote, die zunehmend in den Versorgungsprozess eingebunden und stetig weiterentwickelt werden. Beides trägt dazu bei, die Gesundheitsversorgung zukünftig noch stärker personalisiert und bedarfsgerecht zu gestalten.“ Mediziner:innen und Forschende der Charité sind darüber hinaus in zwei weiteren Projekten zur Versorgungsforschung beteiligt. Das Projekt Power-AOP unter Leitung der Universität Duisburg-Essen und Mitwirkung des Teams um Prof. Carsten Perka vom Centrum für Muskuloskeletale Therapie der Charité widmet sich der Stärkung der Rolle des Patienten im Kontext ambulanter Operationen am Beispiel der Orthopädie. Es soll die Voraussetzungen dafür schaffen, Operationen bei angemessener Behandlungsqualität und -sicherheit vom stationären in den ambulanten Sektor zu verlagern. Ein Team um Prof. Birgit Mazurek vom Tinnituszentrum der Charité geht im Projekt AgeHearing-QoL unter Konsortialführung der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut der Frage nach, welche frühzeitigen Versorgungsansätze zur Verbesserung der Lebensqualität älter werdender Menschen mit Schwerhörigkeit eingesetzt werden sollten. Mit der jüngsten Förderentscheidung des Innovationsausschusses können an der Charité zudem neue Projekte zur Entwicklung und Weiterentwicklung medizinischer Leitlinien starten. Drei davon leiten Mediziner:innen der Charité, in zwei weiteren sind sie beteiligt.
Veröffentlicht am 16.07.2024 um 09:28:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Stiftung Charité fördert Clinician Scientists mit Schwerpunkt auf digitaler Translation und etabliert Internationalisierungs-Grants

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité, Stiftung Charité und Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) Die Stiftung Charité, initiale und langjährige Förderin des BIH Charité Clinician Scientist Programms, setzt ihr Engagement in diesem wichtigen Programm fort und setzt mit zwei innovativen Förderangeboten neue Impulse: Für die kommenden fünf Jahre schafft die Stiftung Charité neue Stellen für Clinician Scientists mit einem Schwerpunkt auf digitaler Translation: So sollen Clinician Scientists gefördert werden, die sich vor allem mit der Integration modernster digitaler Technologien, insbesondere der Künstlichen Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) und Erweiterten Realität (Extended Reality, XR), in den klinischen Versorgungsalltag beschäftigen. Die Integration digitaler Technologien in die Praxis ist eine der drängendsten Herausforderungen für ein innovatives und auf die Zukunft vorbereitetes Gesundheitswesen. „Die Stiftung Charité setzt hiermit neue und für die medizinische Zukunft maßgebliche inhaltliche Akzente bei der Förderung des Nachwuchses forschender klinischer Ärztinnen und Ärzte. Gleichzeitig unterstreicht die Stiftung ihre lange und kontinuierliche Verbundenheit mit diesem außerordentlich erfolgreichen Förderprogramm“, erläutert Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Charité, die Entscheidung. Auch strukturell soll die Internationalisierung des Programms vorangetrieben werden. Mit der Einrichtung von Internationalisierungs-Grants fördert die Stiftung Charité ab diesem Jahr verstärkt den internationalen wissenschaftlichen Austausch. Die kompetitiv zu erwerbenden Grants stehen ausschließlich bereits Geförderten des BIH Charité Clinician Scientist Programms zur Verfügung. Dadurch sollen internationale Kontakte nicht nur initiiert, sondern vor allem intensiviert werden. „Ich freue mich sehr über die Einwerbung der Internationalisierungs-Grants im Rahmen unseres BIH Charité Clinician Scientist Programms – diese Grants sind eine wertvolle ergänzende Programmkomponente und essenziell für die Förderung globaler wissenschaftlicher Netzwerke. Die Internationalisierungs-Grants werden nicht nur internationale wissenschaftliche Kooperationen unserer Fellows fördern, sondern auch Netzwerkinteraktionen zum Beispiel in Bezug auf Initiativen zum Patient Stakeholder Engagement“, kommentiert Prof. Dr. Christopher Baum, Vorsitzender des Direktoriums des BIH in der Charité und Vorstand des Translationsforschungsbereiches der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Hinsichtlich der Entscheidung der Stiftung für eine solche erstmalige verstärkte internationale Öffnung des Programms betont Prof. Dr. Joachim Spranger, Dekan der Charité – Universitätsmedizin Berlin: „Internationale Kooperationen sind für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine große Chance, aber auch ein besonderes Privileg. Die Unterstützung unserer Clinician Scientists gerade um internationale Kooperationen zu etablieren und zu vertiefen, halte ich für besonders wertvoll und bin davon überzeugt, dass dies die Attraktivität des Clinician Scientist Programms weiter steigern wird und die Absolventinnen und Absolventen erheblich davon profitieren können.“ Veröffentlichung der beiden Ausschreibungen über die BIH Website: Die ersten beiden Digital Clinician Scientist-Stellen mit dem Schwerpunkt „digitale Translation“ werden im Rahmen des Digital Clinician Scientist Calls 2024_II veröffentlicht. Die Veröffentlichung des Calls ist für den 17. Juli 2024 geplant. Auch die Ausschreibung für die Pilotierung der Internationalisierungs-Grants soll Mitte Juli 2024 erfolgen. Zu beiden Ausschreibungen gelangen Sie über folgenden Link: https://www.bihealth.org/de/aktuelles/ausschreibungen
Veröffentlicht am 12.07.2024 um 09:19:37 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Mukoviszidose: Grundschulkinder profitieren von Dreifachtherapie

Mukoviszidose ist eine bislang unheilbare Erbkrankheit. Betroffene haben zähen Schleim in der Lunge und ihre Lungenfunktion nimmt stetig ab. Mithilfe der sogenannten Dreifachtherapie ist es heute möglich, den zugrunde liegenden Defekt der Erkrankung ursächlich zu korrigieren. Seit Kurzem ist die Therapie auch für Kinder zugelassen. Eine aktuelle Beobachtungsstudie unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin zeigt, dass die neue Behandlung den Gesundheitszustand von Grundschulkindern mit Mukoviszidose deutlich verbessert. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin European Respiratory Journal* veröffentlicht. Bei Mukoviszidose fließt der zähe Lungenschleim kaum ab und verstopft die Atemwege. Die Folge: erschwerte Atmung, chronische bakterielle Infektionen, Entzündungen und Gewebeveränderungen in der Lunge mit einhergehenden Funktionsverlusten. Mukoviszidose-Erkrankte begleitet eine lebenslängliche symptomatische Therapie aus täglichen Inhalationen mit schleimlösenden Medikamenten, teilweise Antibiotikabehandlung und Physiotherapie. Seit 2020 gibt es ein zusätzliches Behandlungskonzept, das nicht nur die Symptome, sondern die Ursache der Erkrankung adressiert: Die Kombinationstherapie mit den drei Wirkstoffen Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor. Diese sogenannte Dreifachtherapie wird als Tablette eingenommen und ist seit 2022 auch für Kinder ab sechs Jahren, seit 2023 für Kinder ab zwei Jahren zugelassen. „Dass die Therapie nun für Kinder zur Verfügung steht, ist für die jungen Patientinnen und Patienten ein Segen“, sagt Prof. Mirjam Stahl, korrespondierende Autorin der Studie und Leiterin der Sektion Cystische Fibrose an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin der Charité. „Mit unserer aktuellen Beobachtungsstudie, die wir mit Kindern zwischen sechs und elf Jahren durchgeführt haben, konnten wir zeigen, dass die Dreifachtherapie zu einer deutlichen Verbesserung der Lungenerkrankung führt.“ So funktioniert die Dreifachtherapie Das Krankheitsbild der Mukoviszidose beruht auf Gendefekten, die dazu führen, dass die für die normale Schleimproduktion verantwortlichen molekularen Strukturen in der Lungenschleimhaut – die sogenannten CFTR-Kanäle – nicht oder nur unzureichend funktionieren. CFTR-Kanäle regulieren den Wasser- und Salztransport in der Schleimhaut und sorgen für die Bildung ausreichend flüssigen Schleims. Bei etwa 90 Prozent der Mukoviszidose-Patient:innen liegt eine als F508del bezeichnete Mutation vor, die dazu führt, dass der CFTR-Kanal strukturell geschädigt und aufgrund dessen nicht funktionsfähig ist. Mithilfe der beiden Wirkstoffe Elexacaftor und Tezacaftor kann dieser strukturelle Schaden korrigiert werden. Der dritte Wirkstoff Ivacaftor funktioniert wie eine Art Keil: Er sorgt dafür, dass der CFTR-Kanal dauerhaft geöffnet ist. „Mit der Dreifachtherapie kann die Funktion des CFTR-Kanals auf bis zu 50 Prozent des normalen Wertes angehoben werden“, sagt Mirjam Stahl. „Aus einer vorangegangenen Beobachtungsstudie mit Erwachsenen wissen wir, dass die Dreifachtherapie mit einer erheblichen Verbesserung der Lungenfunktion und Lebensqualität einhergeht. Für den Großteil der Patientinnen und Patienten ist sie ein echter Gamechanger.“ Lungenfunktion so gut wie bei Gesunden Doch wie wirksam ist die Dreifachtherapie bei Kindern im Grundschulalter? Dieser Frage ging das Forschungsteam um Mirjam Stahl und Prof. Marcus Mall, Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin und Leiter der Beobachtungsstudie, nach. Die Studie wurde an insgesamt vier deutschen Zentren für Mukoviszidose durchgeführt, neben der Charité waren die Medizinische Hochschule Hannover und die Universitätskliniken Heidelberg und Gießen beteiligt. Die Forschenden untersuchten 107 an Mukoviszidose erkrankte Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren jeweils vor Beginn und während der ärztlich verschriebenen Dreifachtherapie. Dabei kamen neben üblichen Untersuchungsmethoden zur Einschätzung der Lungenfunktion wie der Spirometrie auch neue, innovative Methoden wie das Gasauswaschverfahren und die Magnetresonanztomografie (MRT) der Lunge zur Anwendung. Mit ihnen können Veränderungen in der Lunge wie etwa Erweiterungen der Bronchien, Verdickungen der Bronchialwände oder dauerhafte Schleimablagerungen empfindlich erfasst und sichtbar gemacht werden. Das Forschungsteam begleitete die Studienteilnehmenden etwa ein Jahr. „Die Dreifachtherapie konnte bei den jungen Patientinnen und Patienten die Schwere der Lungenerkrankung deutlich reduzieren und – zumindest während des einjährigen Untersuchungszeitraums – ein Voranschreiten der Erkrankung verhindern“, fasst Marcus Mall die Studienergebnisse zusammen. „Die Mehrzahl der Kinder erreichte mit der Dreifachtherapie sogar eine normale Lungenfunktion. Das ist ein überaus erfreuliches Ergebnis!“ Weitere Forschung Mirjam Stahl und ihr Team führen derzeit eine ähnliche Beobachtungsstudie mit Kindern zwischen zwei und fünf Jahren durch, um die Vorteile der Dreifachtherapie auch für diese Altersgruppe näher zu beleuchten. „Wir hoffen, dass eine im frühen Kindesalter begonnene Dreifachtherapie die Entwicklung einer schweren Symptomatik und die Ausbildung struktureller Veränderungen in der Lunge verhindern kann“, sagt die Kinderpneumologin. Außerdem möchten die Forschenden herausfinden, ob die symptomatische Basistherapie der Mukoviszidose während der Dreifachtherapie reduziert werden kann. Denn bislang wird sie parallel fortgeführt. Mirjam Stahl: „Weniger Inhalationen würden für die Patientinnen und Patienten eine enorme zeitliche Entlastung im Alltag darstellen und ihre Lebensqualität deutlich verbessern.“
Veröffentlicht am 10.07.2024 um 10:28:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Lebensrettende Wirkung von Dexamethason bei COVID-19 entschlüsselt

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und DZNE Dexamethason ist eines der wichtigsten Medikamente in der Therapie von schwerem COVID-19, allerdings sprechen Erkrankte sehr unterschiedlich darauf an. Wie das Kortisonpräparat die gestörte Entzündungsreaktion beeinflusst und welche Patient:innen davon profitieren, haben Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) jetzt herausgefunden. Ihre Methode bedient sich sogenannter Einzelzell-Analysen und macht Hoffnung auf ein präzises Vorhersage-Instrument auch für andere Therapien und Erkrankungen. Die Ergebnisse sind im Wissenschaftsjournal Cell* erschienen. Für die Medizin ist es seit Langem ein Rätsel, weshalb bestimmte Medikamente bei manchen Menschen hervorragend wirken – und bei anderen überhaupt nicht. Forschende der Charité und des DZNE haben jetzt eine Methodik erprobt, mit der sich die molekularen Mechanismen präziser als bislang aufdecken lassen. Für ihre Studie untersuchten sie beispielhaft die molekulare Wirkung von Dexamethason bei Patientinnen und Patienten mit einem schweren COVID-19-Verlauf, die unterschiedlich auf die Gabe des Medikaments reagierten. Dank sogenannter Einzelzell-Analysen fanden sie heraus, dass eine bestimmte Zellart im Immunsystem für die völlig konträren Reaktionen verantwortlich ist. Sie entdeckten außerdem eine Möglichkeit, schon frühzeitig in der Behandlung vorherzusagen, ob diese bei der jeweiligen Person anschlägt. Der hier getestete Ansatz könnte auch bei der Therapie anderer Erkrankungen nützlich sein. Monozyten zeigen Therapieverlauf an Zu Beginn der Corona-Pandemie stellte sich heraus, dass bei Personen mit schwerem Krankheitsverlauf das Immunsystem oft übermäßig stark auf das Virus reagiert. Man gab ihnen daher Dexamethason, ein Kortisonpräparat, das bei zahlreichen Krankheiten verabreicht wird, um das Immunsystem zu beeinflussen. Bei vielen Betroffenen brachte eine Behandlung mit Dexamethason eine rasche Besserung. Bei anderen hingegen blieb der Zustand kritisch, manchmal verschlechterte er sich sogar und die Menschen starben. Die aktuellen Studienergebnisse geben nun Aufschluss darüber, was das Medikament im Körper bewirkt, wenn die Therapie anschlägt. „Unsere Daten zeigen, dass die lebensrettende Wirkung von Dexamethason mit der Reaktion von sogenannten Monozyten in Verbindung steht“, sagt Dr. Anna Aschenbrenner vom DZNE, die die Studie gemeinsam mit Prof. Florian Kurth von der Charité und weiteren Kollegen leitete. Monozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen und bilden einen zentralen Bestandteil des Immunsystems. „Ein Teil der Monozyten zeigte eine Reaktion auf die Behandlung – aber nur bei jenen Personen, bei denen die Therapie auch eine Besserung des Krankheitszustandes bewirkte und die die Infektion am Ende überlebten“, so Anna Aschenbrenner. „Warum die Monozyten bei manchen Patienten diese Reaktion zeigen und bei anderen nicht, ist rätselhaft. Auch von anderen Erkrankungen ist allerdings bekannt, dass Dexamethason nicht bei allen Menschen gleichermaßen gut wirkt.“ Veränderte Signatur Bereits 2020 fanden die Forschenden aus Berlin und Bonn in einer der ersten Studien zur Immunantwort bei Menschen mit schwerem COVID-19 in Monozyten eine veränderte, krankhafte „Signatur“ – das ist, vereinfacht gesagt, eine Art molekularer Fingerabdruck, der die Eigenschaften dieser Immunzellen widerspiegelt. Wie die aktuelle Studie zeigt, machte die Dexamethason-Behandlung diese Veränderungen wieder rückgängig, wenn die Therapie anschlug. Das Besondere: „Die Reaktion der Monozyten geht der Verbesserung des Gesundheitszustands um einige Tage voraus“, sagt Florian Kurth von der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin der Charité. „Wenn die Immunzellen frühzeitig auf Dexamethason reagieren, kann man also davon ausgehen, dass die Behandlung anschlagen wird. Wenn sie es nicht tun, die Therapie also keine Wirkung zeigen wird, können wir zusätzliche Arzneimittel einsetzen, um den Betroffenen zu helfen.“ Bis die neuartige Methode in der klinischen Praxis eingesetzt werden kann, sind allerdings noch weitere Forschungsarbeiten nötig. Die Aufklärung dieser Vorgänge gelang den Forschenden mithilfe der Einzelzell-Sequenzierung. „Mit dieser Methode lässt sich jede einzelne Zelle individuell charakterisieren. Eine solch detaillierte Analyse von Zell-Signaturen erlaubt Einblicke in den Körper, die noch vor wenigen Jahren nicht möglich waren“, sagt Prof. Joachim Schultze, Direktor für Systemmedizin am DZNE und ebenfalls einer der leitenden Autoren der Studie. Mit der Einzelzell-Sequenzierung untersuchten die Forschenden Blutproben von Menschen, die aufgrund einer schweren COVID-19-Erkrankung in der Charité mit Dexamethason behandelt wurden. Die Proben waren bereits frühzeitig in der Pandemie systematisch zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Krankheitsverlaufs entnommen worden. Bei deren Analyse erwies sich die Reaktion der Monozyten als Indikator für den künftigen Therapieverlauf. Neuer Ansatz für gezielte Medikamentenentwicklung „Die Bedeutung unserer Ergebnisse geht weit über COVID-19 hinaus“, betont Prof. Leif Erik Sander, ebenfalls einer der Studienleiter. Er ist Direktor der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin der Charité und Arbeitsgruppenleiter am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). „Die Kombination von klug konzipierten klinischen Studien mit hochauflösender molekularer Analytik kann entscheidende Einblicke in die Wirkweise von Medikamenten liefern. Dieser Ansatz könnte bereits in frühen Studienphasen zur Erprobung neuer Medikamente Merkmale identifizieren, die das Ansprechen auf Therapien vorhersagen.“ Dies könnte zukünftig die Medikamentenentwicklung beschleunigen und personalisierte Therapien ermöglichen. „Ich gehe davon aus, dass sich dieser Ansatz auch auf andere Erkrankungen übertragen lässt“, sagt Florian Kurth. „Abhängig von der spezifischen Erkrankung und der Therapie werden unterschiedliche Zellen als Indikatoren dienen können. Sobald sie mithilfe der Einzelzell-Sequenzierung identifiziert sind, werden auch bereits etablierte, einfachere Labormethoden ausreichen, um die aussagekräftigen Zell-Veränderungen festzustellen.“ In der Forschung wird dieser Ansatz als „Companion Diagnostics“ bezeichnet – als zeitgleiche Begleitung einer Therapie durch molekulare Untersuchungen. Anna Aschenbrenner sieht die Anwendung der Methodik insbesondere bei Infektionserkrankungen: „Die Immunzellen spielen hier eine tragende Rolle und sind über Blutproben leicht zugänglich. Aber auch bei nichtinfektiösen Erkrankungen mit systemischen Auswirkungen, die also letztlich den gesamten Organismus erfassen, gibt es Potenzial. Denn auch Erkrankungen wie Krebs oder sogar Alzheimer können sich in den Immunzellen des Blutes widerspiegeln.“
Veröffentlicht am 03.07.2024 um 16:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Gesundheitsversorgung länderübergreifend mit Daten und klinischer Forschung verbessern

Während der COVID-19-Pandemie hat Israel beispielhaft gezeigt, wie die Erhebung von Patientendaten die Forschung zur Prävention von Infekten und die Entwicklung von Therapien voranbringen kann. Seitdem kooperieren die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die größte israelische Gesundheitsorganisation mit dem Ziel, die israelische Expertise bei der Nutzung von „Big Data“ mit innovativen biomedizinischen Forschungsansätzen von Charité-Wissenschaftler:innen zu kombinieren. Im Rahmen dieser Kooperation hat eines der ersten gemeinsamen Projekte nun eine EU-Finanzierung erhalten.  Seit 2022 arbeiten die Charité und Clalit Health Services in einer strategischen wissenschaftlichen Partnerschaft zusammen. „Auf den ersten Blick sind die Charité als eine der größten Universitätskliniken Europas und Clalit, eine Health Management Organisation, sehr verschieden. Doch genau das macht den Reiz und das Potenzial dieser Partnerschaft aus“, erklärt Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. Er ergänzt: „Clalits besondere Stärke liegt in der hervorragenden digitalen Infrastruktur und der Fähigkeit, Innovationen wie beispielsweise KI-getriebene Versorgungsplattformen großflächig in die Praxis umzusetzen.“ Clalit Health Services betreibt als größte staatliche Gesundheitsorganisation Israels ein Netzwerk von 14 Krankenhäusern und mehr als 1.300 Primärversorgungskliniken, Apotheken sowie Zahnkliniken und versorgt rund fünf Millionen Mitglieder. Mit ihrem Innovationshub Clalit Innovation fördert sie Forschung und Entwicklung. Initiiert wurde die wissenschaftliche Zusammenarbeit bei einem ersten Workshop im Jahr 2022 durch die Charité-Wissenschaftler Prof. Friedemann Paul, Leiter des Experimental and Clinical, Research Center (ECRC), und Prof. Leif Erik Sander, Direktor der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin. Bei diesem Treffen haben sich zehn deutsch-israelische Tandems von interdisziplinären Forschungsgruppen in den Bereichen KI und Gesundheitsdaten, Immunologie und Infektiologie sowie Onkologie und Kardiologie gebildet. Im Juni dieses Jahres fand nun ein zweites Follow-up Meeting an der Charité statt: Israelische und Berliner Wissenschaftler:innen haben in mehr als 40 Vorträgen Ergebnisse und Pläne zu laufenden gemeinsamen Projekten vorgestellt sowie in Workshops neue Projektgruppen in den Feldern Frauengesundheit und Mentale Gesundheit gebildet. Prof. Joachim Spranger, Dekan der Charité, äußerte sich erfreut bei der Eröffnung der Veranstaltung: „Die Zusammenarbeit mit Clalit bietet einzigartige Möglichkeiten zur Verbesserung der Datenanalyse und von KI-Lösungen. Die Verarbeitung und Nutzung solch hochwertiger Gesundheitsdaten ermöglichen es, Krankheitsverläufe und Behandlungsergebnisse besser vorherzusagen, bisher unbekannte Krankheitsmuster zu identifizieren und Patienten letztlich frühzeitig passende diagnostische und therapeutische Maßnahmen anbieten zu können.“ EU fördert deutsch-israelisches Forschungsprojekt Beispielhaft für die zukunftsorientierte Zusammenarbeit ist das Projekt EXPLORE-NB von PD Dr. Hedwig Deubzer, Oberärztin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité, das vor Kurzem von der Europäischen Union im HORIZON 2020 Programm ERA-NET aufgenommen und eine Förderung von rund 939.000 Euro erhalten hat. Gemeinsam mit den israelischen Kolleg:innen Dr. Esther Berko, Dr. Assaf Grunwald und Dr. Nurit Gal Mark sowie weiteren europäischen Partnern beschäftigt sie sich in den nächsten drei Jahren intensiv mit der Frage, ob molekulare Marker solider Tumore bei Kindern, wie dem Neuroblastom, auch in den sogenannten Bioflüssigkeiten und damit weniger invasiv identifiziert werden können. Zu den Bioflüssigkeiten gehören Blut, Knochenmark, Urin und Liquor. Liquid Biopsies sind minimal- bis nicht-invasiv, gering risikobehaftet und somit seriell durchführbar. Dr. Deubzer betont: „Unsere Hypothese ist, dass wir das Therapieansprechen mit Liquid Biopsies überwachen können sowie das Entstehen von Therapieresistenz frühzeitig entdecken und verstehen können. In EXPLORE-NB werden wir uns dabei auf die epigenetischen Veränderungen konzentrieren. Unsere Kooperation lebt von dem Forschungsziel, die Heilungschancen zu erhöhen und die Gesundheits-Überwachung nach einer kindlichen Krebserkrankung zu verbessern. Gemeinsam möchten wir daher in der weiteren Perspektive die Bedeutung der EXPLORE-NB Forschungsdaten in einer klinischen Studie prüfen.“ Enge Kooperation trotz Herausforderungen Wie eng die Kooperation nach zwei Jahren, trotz Pandemie und Krieg im Nahen Osten ist, zeigt auch das von der Stiftung Charité geförderte Visiting Fellowship für Prof. Ran Balicer. Der israelische Mediziner und Public-Health-Experte wird im Rahmen des Fellowship-Programms in den nächsten drei Jahren eine Arbeitsgruppe an der Charité aufbauen und auch darüber die Kooperation der beiden Institutionen weiter fördern. „Wir finden, dass diese laufende Zusammenarbeit zwischen der Charité und Clalit von höchstem wissenschaftlichem Anspruch und potenziell klinischer Wirksamkeit ist. Die Möglichkeit, dass hochkarätige Kliniker:innen und Forscher:innen auf beiden Seiten die unvergleichlichen Datenressourcen von Clalit nutzen können, hat einen starken Synergieeffekt, der bahnbrechende Forschung in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen ermöglicht“, sagt Prof. Ran Balicer, Chief Innovation Officer von Clalit, und fügt hinzu: „Wir sind erfreut über den Beginn einer neuen Reihe von Kooperationen in dieser Woche und sind sicher, dass diese die positiven Auswirkungen dieser Forschung auf das Leben und das Wohlergehen von Patient:innen weiter steigern werden – in Deutschland, in Israel und weltweit.“
Veröffentlicht am 02.07.2024 um 10:13:10 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Multiples Myelom: Aggressive Tumoren früh erkennen

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité, BIH in der Charité und Max Delbrück Center Das Multiple Myelom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen der Immunzellen des Knochenmarks. Bis heute gilt sie als unheilbar. Auch wenn eine Therapie zunächst anschlägt, kehrt der Krebs zurück. Um schneller und zielgerichteter eingreifen zu können, haben Forschende an Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und Max Delbrück Center zusammen mit weiteren Partnern die Erkrankung umfassend molekular untersucht. Wie sich besonders aggressive Tumorvarianten frühzeitig erkennen lassen, beschreibt das Team jetzt im Fachmagazin Nature Cancer*. Es zeigt auf, wie sich Veränderungen im Erbgut auf das Protein-Profil der Tumorzellen und damit auf die Krankheitsmechanismen auswirken. Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung, bei der Immunzellen des Knochenmarks, sogenannte Plasmazellen, entarten. Plasmazellen sind für die Produktion von Antikörpern verantwortlich. Jeder Mensch verfügt über eine Vielzahl unterschiedlicher Plasmazellen, die unterschiedliche Antikörper in großer Zahl bilden. So kann der Körper verschiedene Krankheitserreger erkennen und bekämpfen. Im Fall des Multiplen Myeloms entwickelt sich eine einzelne Plasmazelle zur Tumorzelle. Sie vermehrt sich ungehemmt und bildet eine monoklonale Zellpopulation, das heißt, es entstehen viele Zellen, die alle exakt gleich und zunächst genetisch identisch sind. Auch sie produzieren oft Antikörper in großer Zahl oder Bruchstücke von ihnen – jedoch sind diese funktionslos. Im Verlauf der Krankheit entstehen meist mehrere Tumorherde an vielen Stellen des Knochenmarks, daher der Name: Multiples, also vielfaches, Myelom. Immunschwäche, Nierenversagen, Knochenabbau und Knochenbrüche sind nur einige der Folgen des unkontrollierten Zellwachstums. Trotz therapeutischer Fortschritte und der Einführung neuer zellulärer Immuntherapien gibt es für das Multiple Myelom heute noch keine Heilung. Ein Forschungsteam um Prof. Jan Krönke, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité, und Dr. Philipp Mertins, Leiter der Technologieplattform Proteomik von Max Delbrück Center und BIH, hat sich daher auf die Suche nach neuen diagnostischen und therapeutischen Ansätzen begeben. Welchen Weg schlägt der Tumor ein? Jede Krebserkrankung ist anders, so auch beim Multiplen Myelom. Tumorherde entwickeln sich individuell verschieden und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das erschwert eine Einschätzung des Krankheitsverlaufs und die Wahl der optimalen Behandlung. Während sich veränderte Plasmazellen manchmal nur wenig verbreiten, verhalten sie sich in anderen Fällen äußerst aggressiv, was mit einer schlechten Perspektive für den weiteren Krankheitsverlauf einhergeht. Was also macht die Verläufe bei Multiplem Myelom so unterschiedlich? Gemeinsam mit Expert:innen für Proteinanalysen des Max Delbrück Center und des BIH haben die Forschenden genetische und molekulare Veränderungen in den Tumorzellen bei einer Gruppe von mehr als einhundert Erkrankten im Detail untersucht. Eingeflossen sind Daten von Patient:innen der Deutschen Studiengruppe Multiples Myelom (DSMM), die am Universitätsklinikum Würzburg koordiniert wird. Die Forschenden konnten somit auch klinische Daten von einheitlich behandelten Patient:innen über einen Zeitraum von acht Jahren und länger nach der Erstdiagnose einbeziehen. Systemmedizin und sehr große Datenmengen Während für andere Krebsarten die Veränderungen im Genom und ihre Auswirkungen auf das Proteom bereits gut beschrieben sind, ist dies die erste umfangreiche proteogenomische Studie für das Multiple Myelom. „Um die Krankheitsmechanismen aufzuklären, reichen Daten zur Genetik allein nicht aus“, sagt Dr. Mertins. „Wir wollten wissen, welche Folgen genetische Veränderungen auf der Ebene der Proteine haben und diese molekularbiologischen Daten mit dem tatsächlichen Verlauf bei den Patientinnen und Patienten abgleichen.“ Bei der Erhebung und Auswertung der umfangreichen Datenmengen hatte das Team Unterstützung durch Expert:innen an Charité, BIH und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK). Neueste massenspektrometrische Methoden ermöglichten es, das Proteinprofil entarteter Plasmazellen zu erstellen und mit dem Profil gesunder Plasmazellen von nicht erkrankten Personen zu vergleichen. Das Ergebnis: Sowohl genetische Veränderungen als auch Veränderungen in den Signalwegen führen zu einer unkontrollierten Aktivierung der Krebszellen. Regulatorische Prozesse auf der Proteinebene hatten dabei den stärkeren Einfluss. Die Forschenden konnten eine Proteinkonstellation ausfindig machen, die unabhängig von bekannten Risikofaktoren auf einen besonders aggressiven Krankheitsverlauf hinweist. Aufbruch zu neuen Therapien „Die Erkenntnisse werden dazu beitragen, Patientinnen und Patienten künftig besser in Untergruppen einzuteilen und damit die Therapie zu personalisieren“, folgert Prof. Krönke. „Wir haben wichtige Proteine und Signalwege identifiziert, die Grundlage für noch wirksamere und verträglichere Therapien für das Multiple Myelom sein können, zum Beispiel für Immuntherapien wie die CAR-T-Zell-Therapie.“ Welche der gefundenen Zielstrukturen für neue therapeutische Ansätze tatsächlich infrage kommen, werden die Wissenschaftler:innen in weiteren Schritten untersuchen. Für die Forschung und die anwendungsbezogene Entwicklung ist die Studie eine zentrale Ressource, betont Dr. Evelyn Ramberger, Erstautorin der Studie: „Um den komplexen Datensatz handhabbar zu machen, haben wir ein interaktives und frei verfügbares Online-Tool programmiert.“ Damit haben Krebsforscher:innen einen einfachen Zugang zu den Ergebnissen und können die Informationen für die Entwicklung neuer Therapien und Tests zur Therapiesteuerung nutzen. So könnten Patient:innen mit einer besonders aggressiven Form des Multiplen Myeloms möglicherweise gleich zu Beginn mit einer intensiveren Therapie behandelt werden.
Veröffentlicht am 28.06.2024 um 10:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Gemeinsam für Innovation: Charité und Bayer gründen Berlin Center for Gene and Cell Therapies

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Bayer Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die Bayer AG haben heute die Pläne zur Errichtung des Berlin Center for Gene and Cell Therapies, einem Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien, vorgestellt. Das Projekt wird maßgeblich von der Bundesregierung sowie dem Land Berlin finanziell gefördert und unterstützt. Ziel des gemeinsamen Vorhabens ist es, die Behandlungsmöglichkeiten dieser bahnbrechenden Technologien schneller Patient:innen zur Verfügung zu stellen und dabei gleichzeitig in Berlin ein führendes Biotech-Ökosystem für neuartige Therapien aufzubauen. Das Potenzial für Gen- und Zelltherapien gilt als enorm. Sie sind Hoffnungsträger für Menschen, bei denen herkömmliche Therapien versagt haben oder für die es bislang keine wirksame Behandlung gibt. Um die vielversprechenden Ergebnisse der Grundlagenforschung schneller zu den Patient:innen zu bringen, wollen Charité und Bayer auf dem Bayer-Campus am Nordhafen in Berlin-Mitte ein Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien errichten. Als Translation wird die Überführung von Forschungsergebnissen in die Gesundheitsversorgung bezeichnet. Diesen Transfer soll das Berlin Center for Gene and Cell Therapies beschleunigen, indem es Start-ups unterstützt, ihre innovativen Ansätze für Gen- und Zelltherapeutika in die klinische Entwicklung zu bringen. Dazu ist ein sogenannter Inkubator mit voll ausgestatteten Laborflächen sowie ein nach den Standards der guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) zertifizierter Produktionsbereich geplant. Inkubatoren sind Einrichtungen, die im Sinne eines „Brutkastens für innovative Ideen“ Start-ups auf dem Weg der Gründung begleiten und sie unterstützen, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Die jungen Unternehmen sollen dafür Beratung zu regulatorischen Auflagen, klinischen Studien, Patentrechten und Business Development erhalten. Für den Betrieb des Inkubators gründen Bayer und die Charité eine gemeinschaftliche öffentlich-private, nicht gewinnorientierte Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Charité wird 67 Prozent, Bayer 33 Prozent der Geschäftsanteile besitzen. Das Berlin Center for Gene and Cell Therapies vereinigt Forschung, Entwicklung und Herstellung von Gen- und Zelltherapien mitten in der Hauptstadt. Durch die aktive Einbettung in das Berliner Umfeld mit seiner Vielzahl an Einrichtungen der Biomedizin und Gesundheitswirtschaft soll es zu einem kreativen und interaktiven Hub für Biotech-Innovationen im Bereich neuartiger Therapien werden. Gefördert wird das Vorhaben sowohl vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als auch vom Land Berlin. Der Baubeginn ist für 2025 geplant. Bundeskanzler Olaf Scholz: „Mit dem Startschuss für das neue Translationszentrum feiern wir heute auch eine einzigartige Form der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik. Diese Institution wird Kern eines ganzen Organismus von gen- und zellbasierten Therapien werden. Dazu brauchen wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Unternehmerinnen und Unternehmer, die sowohl die kleinsten Details im Zellkern als auch das große Ganze sehen: die Medizin der Zukunft, die Antworten gibt auf die großen Fragen, die sich schon Rudolf Virchow stellte. Gut, dass wir beides hier in Deutschland haben: mutige Forschung und innovative Unternehmen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für dieses visionäre Projekt!“ Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin: „Berlin ist ein starker und führender Standort für Medizin, Wissenschaft und Forschung und damit für die Gesundheitswirtschaft. Das neu entstehende Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Berlin hat dieses Leuchtturmprojekt von Anfang an unterstützt, weil wir von dem Potenzial der Gen- und Zelltherapien überzeugt sind. Die Zusammenarbeit von Charité und Bayer auf einem der innovativsten Gebiete der Medizin ist ein klares Signal, dass wir Berlin und Deutschland gemeinsam zum Vorreiter auf diesem Gebiet machen können. Unser gemeinsames Ziel ist, mehr Patienten mit den modernsten Therapien zu helfen, dort, wo die Medizin heute noch an ihre Grenzen stößt. Darüber hinaus bietet der Standort heute schon ein hervorragendes Umfeld, das wir durch die Weiterentwicklung des Bayer-Areals zu einem Life Science Campus weiter stärken werden.“ Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Gen- und Zelltherapien sind eine große Chance für eine gezieltere und damit bessere Behandlung von Patientinnen und Patienten. Der Weg vom Forschungslabor bis zum Krankenbett dauert derzeit aber oft noch zu lange. Mit dem Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien machen wir nun in Deutschland einen großen Schritt nach vorn. Hier finden Wissenschaft und Wirtschaft an einem Ort zusammen, der Ideen Wirklichkeit werden lässt und dazu beiträgt, wissenschaftliche Erkenntnisse durch Ausgründungen und Start-ups schneller in die Anwendung zu bringen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert den Aufbau des Translationszentrums als wesentlichen Baustein der Nationalen Strategie für Gen- und Zelltherapien mit rund 80 Millionen Euro. Damit verstärken wir noch einmal Deutschlands Position als führenden Standort für biomedizinische Innovationen.“ Prof. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit: „Gezielte Gentherapien, individuelle Krebsimpfungen und neuartige Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen werden in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz eine neue Ära in der Medizin und ganz neue Chancen für Patientinnen und Patienten eröffnen. Diese revolutionären Methoden stellen hohe Anforderungen an die Labore, Krankenhäuser und Ärztinnen und Ärzte. Das Berliner Bayer-Charité-Projekt ist eine ideale Partnerschaft, um gemeinsam zu lernen und schnell voran zu kommen.“ Franziska Giffey, Bürgermeisterin und Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe des Landes Berlin: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und der exzellenten Forschung in unserer Stadt ist ein Erfolgsrezept für unser Ziel, Berlin zum Innovationsstandort Nummer eins in Europa zu entwickeln. Diesem Ziel kommen wir mit dem Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien von Bayer und Charité einen großen Schritt näher. Es bringt zwei international bekannte Medizinpioniere zusammen und profitiert von einem der erfolgreichsten Start-up-Ökosysteme der Welt, das Berlin zu bieten hat. Das neue Zentrum hat enormes wirtschaftliches Potenzial und wird eine Sogwirkung auf Talente und Investitionen entfalten. Das ist eine sehr gute Nachricht für den wachsenden Wirtschaftsstandort Berlin.“ Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité: „Gen- und Zelltherapien sind ein großer medizinischer Fortschritt, sie können dort helfen, wo wir mit herkömmlichen Methoden an Grenzen stoßen. Weil es sich um hochinnovative Medikamente handelt, ist ihre Entwicklung aber deutlich komplexer als bei anderen Arzneimitteln. Wenn wir diese Therapien schnellstmöglich zu den Patientinnen und Patienten bringen wollen, müssen wir neue Wege gehen. Mit der intensivierten Partnerschaft zwischen Charité und Bayer wollen wir eine strukturelle Weiterentwicklung anstoßen, um Berlin national wie international an die Spitze dieser zukunftsweisenden Technologie zu bringen. Damit schaffen und erhalten wir auch Wertschöpfung und damit Arbeitsplätze im Land. Das ist ein großer Schritt, aus Berlin für Berlin und Deutschland.“ Astrid Lurati, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité: „In diesem Projekt verbinden die beiden Partner Charité und Bayer ihre jeweiligen Kompetenzen, um die Entwicklungen im Bereich der Gen- und Zelltherapie aus Berlin heraus national und international weiter voranzutreiben. Dieses Format ist hierzulande einzigartig und demonstriert die Innovationskraft von Berlin und seinen bedeutenden Healthcare-Akteuren in dem Bestreben, die medizinische Versorgung von morgen heute neu zu entwickeln. Die umfangreiche Unterstützung, die wir hierbei durch das Land Berlin und den Bund erfahren, unterstreicht die Bedeutung dieses Vorhabens. Wir gehen beim Berlin Center for Gene and Cell Therapies gemeinsam neue Wege und ich möchte mich bei allen Beteiligten für die sehr gute Zusammenarbeit bedanken.“ Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG: „Trotz großer Fortschritte in Forschung und Technologie gibt es noch heute viele Krankheiten, die nicht heilbar sind und das Leben vieler Menschen beeinträchtigen. Zell- und Gentherapien sind für diese Menschen eine große Hoffnung. Nur durch enge Partnerschaften über Grenzen hinweg, neue Wege und schnelles Handeln kann uns echter Fortschritt gelingen mit dem Ziel, hoffentlich Krankheiten zu heilen, die lange als unheilbar galten.“ Stefan Oelrich, Mitglied im Vorstand der Bayer AG und Leiter der Division Pharmaceuticals: „Die im Berlin Center for Gene and Cell Therapies geplante enge räumliche Verbindung von Forschung und Produktion ist in Deutschland bislang einmalig. Gemeinsam mit der Charité möchten wir damit dazu beitragen, die wissenschaftliche Basis im Bereich der Gentherapien und Zelltherapien schnellstmöglich in innovative Behandlungsansätze für Patientinnen und Patienten zu übersetzen. Unsere Vision ist es, mit dem Berlin Center for Gene and Cell Therapies mitten in Berlin ein Biotech-Ökosystem zu begründen, das eine Vielzahl an Akteuren zusammenbringt, mit internationaler Strahlkraft weit über die Grenzen Berlins hinaus.“ Das Berlin Center for Gene and Cell Therapies wird von dem auf Laborimmobilien spezialisierten Projektentwickler iQ spaces auf dem Berliner Bayer-Campus am Nordhafen entwickelt. Das zehnstöckige Gebäude gliedert sich auf 18.000 m2 in einen Inkubator mit voll ausgestatteten Labor- und Büroflächen und Platz für 15 bis 20 Start-ups in unterschiedlichen Entwicklungsphasen sowie eine GMP-zertifizierte Herstellungsstätte für die Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika bis zur klinischen Phase II. Der Entwurf des Projekts stammt vom Architekturbüro HENN.  
Veröffentlicht am 21.06.2024 um 11:30:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie Fische stereo hören können

Woher ein Geräusch kommt, können Menschen unter Wasser nicht ausmachen. Schall ist dort rund fünfmal schneller als an Land. Das macht ein Richtungshören nahezu unmöglich, denn das menschliche Gehirn berechnet die Herkunft von Klängen aus dem Zeitunterschied, mit dem sie beide Ohren erreichen. Fische hingegen können Schallquellen wie Beute oder Feinde orten, belegen Verhaltensstudien. Nur wie gelingt ihnen das? Neurowissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben das Rätsel gelöst und beschreiben den Hörmechanismus eines winzigen Fisches im Fachmagazin Nature*. Er trägt den klangvollen Namen Danionella cerebrum – ein etwa 12 Millimeter kleiner Fisch, Zeit seines Lebens fast vollkommen transparent, beheimatet in Flussläufen des südlichen Myanmar. Zwar hat Danionella das kleinste bekannte Wirbeltiergehirn, dennoch zeigt der Fisch eine Vielzahl komplexer Verhaltensweisen, einschließlich der Kommunikation durch Laute. Diese Tatsache und sein direkt einsehbares Gehirn – das Schädeldach fehlt, Kopf und Körper sind nahezu durchsichtig – machen ihn für die Hirnforschung interessant. Der Neurobiologe Prof. Benjamin Judkewitz, Wissenschaftler des Exzellenzclusters NeuroCure an der Charité, nutzt mit seinem Team die Eigenschaften des Winzlings, um grundlegende Fragen zu klären, beispielsweise wie Nervenzellen miteinander kommunizieren. Die jüngste Arbeit widmet sich dem Hörsinn und der jahrzehntelang ungeklärten Frage, auf welche Weise Fische unter Wasser eine Schallquelle lokalisieren können. Bisherige Lehrbuchmodelle für das Richtungshören versagen, wenn sie auf Unterwasserumgebungen angewendet werden. Die akustische Welt über und unter Wasser Sei es der Gesang eines Wals, das Zwitschern eines Vogels oder das Heranschleichen eines Raubtieres: Wenn Schall von einer Quelle ausgeht, breitet er sich als Bewegungs- und als Druckschwingung im umgebenden Medium aus. Legt man die Hand an eine Lautsprechermembran, kann man das sogar spüren. Da ist die Vibration von Teilchen, die angrenzende Luft wird bewegt – man bezeichnet dies als Schallschnelle. Zusätzlich ändert sich die Teilchendichte, die Luft wird komprimiert, was man als Schalldruck messen kann. Wirbeltiere an Land, so auch der Mensch, nehmen die Richtung von Schall vor allem wahr, indem sie die Lautstärke und die Ankunftszeit von Schalldruck an beiden Ohren vergleichen. Ein Geräusch ist lauter und früher an dem Ohr, das der Quelle näher ist. Unter Wasser funktioniert diese Strategie nicht. Schall breitet sich deutlich schneller aus und er wird nicht durch den Schädel abgeschirmt. Demnach dürfte auch Fischen ein Richtungshören nicht möglich sein, denn Lautstärke- und Ankunftszeitunterschiede zwischen den Ohren gibt es nahezu nicht. Dennoch ist räumliches Hören in Vershaltensstudien bei unterschiedlichen Arten beobachtet worden. Wie kann das sein? „Um herauszufinden, ob und vor allem wie ein Fisch die Richtung von Schall erkennt, haben wir spezielle Unterwasserlautsprecher gebaut und in einem Studiensetting kurze, laute Töne abgespielt“, erklärt Johannes Veith, einer der beiden Erstautoren der aktuellen Arbeit. „Anschließend haben wir ausgewertet, wie häufig Danionella den Lautsprecher meidet, also die Richtung, aus der der Schall kommt, erkennt.“ Für die Analysen wurde jeder Fisch im Aquarium mit einer Kamera von oben aufgenommen und dessen exakte Position markiert und nachverfolgt. Dieses Live-Tracking führte zu einem entscheidenden Vorteil: Während die Erforschung des Unterwasserhörens bislang durch Echos in Aquarien erschwert wurde, konnte das Team nun gezielt Echos unterdrücken. Fische hören völlig anders Menschen nehmen über das Trommelfell nur Schalldruck wahr, nicht aber Schallschnelle. Ganz anders der Hörmechanismus bei Fischen: Sie können auch die Schallschnelle wahrnehmen. Wie genau das bei Danionella funktioniert, haben Aufnahmen mit einem eigens für diesen Zweck gebauten Laser-Scanning-Mikroskop, das die Strukturen des Fischohrs während einer Tonwiedergabe stroboskopartig abtastet, gezeigt. In der Nähe eines Unterwasserlautsprechers bewegen sich Wasserteilchen auf einer Achse auf den Lautsprecher zu und von ihm weg. Die Schallschnelle bewegt sich entlang der Ausbreitungsrichtung des Schalls. Ein Fisch in der Nähe des Lautsprechers bewegt sich ebenfalls mit dem Wasser, doch Ohrsteine – kleine kristalline Strukturen im Innenohr – bewegen sich aufgrund der Trägheit nur langsamer mit. Eine geringfügige Bewegung entsteht, die von Sinneszellen im Ohr detektiert wird. Das Problem: Damit kann der Fisch lediglich die Achse bestimmen, entlang derer sich der Schall bewegt – nicht aber die Richtung, aus der er kommt. Denn Schall ist eine Oszillation, eine ständige Vor- und Zurückbewegung. Dieses Problem lässt sich lösen, indem Schallschnelle in Abhängigkeit vom momentanen Schalldruck ausgewertet wird – eine von vielen Hypothesen, die den Mechanismus des Richtungshörens in der Vergangenheit zu erklären suchten. Und die einzige Theorie, die zu den Forschungsergebnissen passte: „Schalldruck setzt die komprimierbare Schwimmblase in Bewegung, was wiederum von Haarzellen im Innenohr erkannt wird. Über diesen zweiten indirekten Hörweg liefert Schalldruck dem Fisch die notwendige Referenz für das Richtungshören. Ein Modell für das Richtungshören aus den 1970er Jahren sagte genau das voraus – wir konnten es nun erstmalig experimentell bestätigen“, sagt Prof. Judkewitz. Auch die Tatsache, dass sich das Richtungshören überlisten lässt, indem man den Schalldruck umkehrt, konnte das Team belegen. Die Fische schwammen in die entgegengesetzte Richtung, also zur Schallquelle hin. Wie Micro-CT-Aufnahmen des Hörapparats von Danionella zeigen, ähnelt dieser dem Sinnesorgan von etwa zwei Dritteln der lebenden Süßwasserfische und somit rund 15 Prozent aller Wirbeltierarten. Die nun bestätigte Strategie des Richtungshörens, das kombinierte Auswerten von Schalldruck und Schallschnelle, könnte demnach weit verbreitet sein. Welche Nervenzellen im Einzelnen aktiv werden, wenn Töne unter Wasser abgespielt werden, dem wollen die Forschenden in weiteren Schritten auf die Spur kommen.
Veröffentlicht am 19.06.2024 um 16:30:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Clever mit der Charité: Medizin zum Anfassen in der klügsten Nacht des Jahres

Ausprobieren, mitmachen, verstehen: Wer mehr über die Funktionsweise des menschlichen Körpers und seine Krankheiten lernen will – und darüber, wie Forschende all die Geheimnisse aufdecken –, ist am 22. Juni an der Charité richtig. Zur Langen Nacht der Wissenschaften heißt die Berliner Universitätsmedizin große und kleine Wissbegierige zwischen 17 und 24 Uhr willkommen. Verstehen, wie sich Geräte nur mit Gedankenkraft steuern lassen, dem eigenen Herzen beim Schlagen zusehen oder auf einem Campus-Rundgang der Zeitgeschichte nachspüren – dies und mehr erwartet das Publikum auf dem Campus Charité Mitte.   Von Herz bis Hirn, von Krebs bis Global Health: Das diesjährige Bühnenprogramm bietet spannende Erkenntnisse für alle – Nachfragen erwünscht! Im Vortrag zu Gehirn-Computer-Schnittstellen erläutert Surjo Soekadar, Professor für Klinische Neurotechnologie an der Charité, den Stand der Forschung. Er zeigt live auf der Bühne, wie ein neural gesteuertes Exoskelett – also ein von außen angelegtes Stützgerüst – die Lebensqualität von Menschen mit schweren Lähmungen verbessern kann. Denn Geräte nur mit Gedankenkraft zu steuern, ist nicht mehr nur Science Fiction. Wie erkenne ich die Warnzeichen für Herzrhythmusstörungen? Was sind Behandlungsansätze gegen Menstruationsschmerzen? Wie lässt sich das Risiko für das sogenannte postoperative Delir – die häufigste Komplikation nach einer OP – senken? Neurowissenschaftler:innen teilen neueste Erkenntnisse zur Sprachentwicklung von Babys (die bereits im Mutterleib beginnt!) und das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) liefert Fakten und Erfahrungsberichte rund um das wichtige Thema Organspende. Virtual Reality, Science Slam und historische Medizinfilmnacht Das Digital Surgery Lab lädt ein, mittels Virtual Reality in 3D-Modelle menschlicher Anatomie zu tauchen und im OP-Saal die Perspektive des medizinischen Personals einzunehmen. Führungen hinter die Kulissen locken Besuchende beispielsweise ins Herzkatheter- und ins Ganglabor. Bei den Scientist Games gilt es zu beweisen, wer das Zeug für die Forschung hat, und mit Roulette, Science Slam und historischer Medizinfilmnacht kommt auch die Unterhaltung nicht zu kurz. Alle Geschichtsinteressierten können auf vielfältigen Campus- und Museumsführungen den Spuren der Vergangenheit folgen; die neue Direktorin des Berliner Medizinhistorischen Museums, Prof. Monika Ankele, begleitet sie zu den Krankenbetten historischer Patient:innen. Kleine Nachwuchsforschende dürfen mit dem Ultraschall die Leber suchen und lernen sogar Leben retten. Ein Brettspiel führt sie spielerisch an das Thema Gene und Mutationen heran. Diese und mehr spannende Veranstaltungen der Charité und weitere Details sind im Charité-Programmheft übersichtlich zusammengefasst. Servicehinweise Standort: Campus Charité Mitte im und am CharitéCrossOver-Gebäude (CCO), Geländeadresse: Virchowweg 6 Tickets für die Lange Nacht der Wissenschaften kosten 14 Euro (ermäßigt 9 Euro), zusätzlich gibt es Angebote für Familien und Gruppen. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Tickets sind über Reservix erhältlich.
Veröffentlicht am 11.06.2024 um 12:39:02 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Aktionstag im Museum: Ermäßigter Eintritt und kostenfreie Führungen

Mit einem Aktionstag feiert das Berliner Medizinhistorische Museum (BMM) der Charité seinen ersten Geburtstag nach der Modernisierung. Für alle Gäste gilt am Samstag, den 15. Juni der ermäßigte Eintritt. Zudem werden kostenfreie Führungen durch die Dauerausstellung „Dem Leben auf der Spur“ und die Sonderausstellung „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“ angeboten.  Prof. Monika Ankele, Direktorin des Berliner Medizinhistorischen Museums: „Ich habe die Leitung dieses großartigen Museums im Frühjahr übernommen und freue mich sehr, den ersten Jahrestag der Wiedereröffnung mit unserem interessierten Publikum zu feiern. Ich möchte das von Rudolf Virchow gegründete Museum als einzigartige Schnittstelle zwischen Medizin, Geschichte und Öffentlichkeit stärken. Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, das Haus und sein Programm weiterzuentwickeln und für kritische Reflexionen – von Forscher:innen, Mediziner:innen, Künstler:innen und Studierenden sowie der Zivilgesellschaft – zu öffnen.“ Die Ausstellungen In der Dauerausstellung „Dem Leben auf der Spur“ werden etwa 750 pathologisch-anatomische Feucht- und Trockenpräparate sowie Modelle und Abbildungen gezeigt. Die Besucher:innen folgen auf ihrer Zeitreise der Herausbildung und Ausgestaltung der naturwissenschaftlich begründeten Medizin. Sie treten dabei durch verschiedene Aktionsräume: Anatomisches Theater, Anatomisches Museum, Krankensaal, Labor, Seziersaal sowie die Studien- und Lehrsammlung. Sie erfahren viel über die Geschichte der Charité, aber auch über die Gefährdungen und Abgründe der Medizin, etwa zu Zeiten des Nationalsozialismus. Neu ist ein realistisch inszeniertes Museumsdepot, in dem Objekte wie medizinische Geräte, Modelle, Instrumente und Lehrtafeln eng an eng lagern.  Die Sonderausstellung „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“ bietet einen Blick hinter die Kulissen der außerordentlich dynamischen Neurowissenschaften. Sie zeigt die detaillierte Landkarte des Gehirns und was medizinisch möglich ist, wenn die Hirnleistung eingeschränkt ist. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Neuro-Kosmos der Charité: In rund 20 Themenfeldern geht es beispielsweise um moderne Bildgebung, Gedankenlesen, Gehirn-PC-Schnittstellen, Sucht und Schlaganfall sowie um Autoimmunität, Demenz und neurochirurgische Eingriffe bei wachen Patient:innen. Darüber hinaus weitet die Ausstellung den Blick und zeigt in vielfältigen Werken künstlerische Positionen, die das Gehirn als Projektionsfläche für das Menschsein in all seinen Dimensionen ausdeuten. Die Sonderausstellung läuft noch bis Sonntag, den 8. September. Der Aktionstag im BMM findet am Samstag, den 15. Juni von 10:00 bis 19:00 Uhr am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin (Geländeadresse: Virchowweg 17) statt. Für alle Gäste gilt der ermäßigte Eintritt von 5 Euro. Die Führungen durch die Dauerausstellung und die Sonderausstellung können jeweils von 14:00 bis 15:00 Uhr sowie von 16:00 bis 17:00 Uhr besucht werden. Die Teilnahme an den einzelnen Führungen ist jeweils auf maximal 30 Personen begrenzt. Es wird um rechtzeitige Anmeldung an der Kasse gebeten.
Veröffentlicht am 11.06.2024 um 10:01:05 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Patientenkongress zur kultursensiblen Versorgung in der Onkologie

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin lädt Betroffene, Angehörige und Interessierte zum ersten Interkulturellen Onkologischen Patientenkongress (IOPK) ein. Das vielfältige Programm des Charité Comprehensive Cancer Centers (CCCC) bietet vor allem qualitätsgesicherte und allgemein verständliche Informationen rund um die Diagnose Krebs. Die Besonderheit: Alle Fachvorträge werden simultan ins Türkische und Arabische sowie ins Russische und Vietnamesische übersetzt. Der Patientenkongress findet am Samstag, den 15. Juni von 11:00 bis 17:00 Uhr am Campus Charité Mitte statt. Das Programm bietet unter anderem informierende Vorträge und stellt Angebote von Selbsthilfegruppen, Krebsberatungsstellen sowie lokaler Unterstützung vor. Zudem beantworten die Expert:innen individuelle Fragen vor Ort und beraten zu spezifischen Themen. Darüber hinaus gibt es Informationen rund um sozial- und psychoonkologische Beratungsangebote sowie Wissenswertes über Selbsthilfe.  Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Direktor des CCCC betont: „Mehr als die Hälfte aller Krebserkrankungen ist heute heilbar, wenn Patient:innen frühzeitig und konsequent in zertifizierten onkologischen Zentren behandelt werden. Aber wie finde ich den richtigen Weg dort hin, wenn ich das System in Deutschland nicht gut kenne und welche Unterstützungsangebote gibt es für mich und für meine Familie, wenn der Krebs nicht heilbar ist?“ Bei der Patientenveranstaltung wird auch die große Bedeutung klinischer Studien in der Krebsforschung thematisiert. Prof. Dr. Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie am Campus Virchow-Klinikum sowie Stellvertretender Direktor des CCCC, erklärt dazu: „Die Teilnahme an klinischen Studien gilt als einer der wichtigsten Qualitätsindikatoren für die Behandlung von Krebserkrankungen. Nach verschiedenen nationalen und internationalen Untersuchungen sind Patient:innen mit Migrationshintergrund seltener in Studien eingebunden. Wir haben diese Veranstaltung konzipiert, um Barrieren abzubauen.“ Der Patientenkongress soll zudem ein Ort für den Austausch mit anderen Betroffenen, Selbsthilfegruppen und weiteren Unterstützern aus dem Gesundheitsbereich sein. Ein musikalisches und künstlerisches Rahmenprogramm rundet die Veranstaltung ab. Der erste Interkulturelle Onkologische Patientenkongress findet am Samstag, den 15. Juni von 11:00 bis 17:00 Uhr im CharitéCrossOver am Campus Charité Mitte (Geländeadresse: Virchowweg 6) statt. Alle Fachvorträge werden simultan in folgende Sprachen übersetzt: Türkisch, Arabisch, Russisch, Vietnamesisch. Dafür werden ein Smartphone oder Tablet sowie eigene Kopfhörer benötigt. Die Teilnahme ist kostenfrei und eine Anmeldung nicht erforderlich. Der Patientenkongress wird von der Deutschen Krebshilfe gefördert.
Veröffentlicht am 06.06.2024 um 11:11:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Antidepressiva: Neue Daten zur Häufigkeit von Absetzsymptomen

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Uniklinik Köln Wie schwer ist es, von Antidepressiva loszukommen? Glaubt man zahlreichen Internetbeiträgen und einigen wissenschaftlichen Studien, ist das Absetzen sehr problematisch und wird von ärztlicher Seite oft unterschätzt. Wie häufig Absetzsymptome tatsächlich sind, war bisher unklar. Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Uniklinik Köln haben die Studienlage jetzt umfassend neu analysiert. In der in Lancet Psychiatry* veröffentlichten Arbeit kommen sie zu dem Schluss, dass jede dritte Person nach der Beendigung einer Antidepressiva-Therapie von Symptomen berichtet, jedoch die Hälfte der Symptomatik auf eine negative Erwartungshaltung zurückzuführen ist. Nach formaler Definition machen Antidepressiva nicht abhängig. Anders als bei „echten“ Suchtmitteln führt ihre Einnahme beispielsweise nicht dazu, dass der Körper für denselben Effekt eine immer höhere Dosis braucht. Trotzdem berichten einige Patient:innen von Symptomen wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, wenn sie die Stimmungsaufheller absetzen. Wurde das Phänomen über viele Jahre von der Wissenschaft wenig beachtet, gibt es heute eine vergleichsweise große Zahl an Studien, die das Ausmaß der Absetzsymptome zu beziffern sucht. „Diese Studien kommen zu teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen“, sagt Prof. Christopher Baethge, Wissenschaftler an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. „Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Öffentlichkeit diskutierte in den letzten Jahren sehr aktiv und manchmal auch emotional, wie häufig und schwer die Absetzsymptome nun eigentlich sind.“ Wie relevant das Thema ist, zeigt ein Blick auf die Verordnungszahlen. Laut dem aktuellen Arzneiverordnungs-Report wurden 2022 knapp 1,8 Milliarden Tagesdosen Antidepressiva in Deutschland verschrieben. Umfassende Meta-Analyse schafft Klarheit Um diese Frage verlässlicher als bisher zu beantworten, hat ein Team um Christopher Baethge und Dr. Jonathan Henssler, Leiter der Arbeitsgruppe Evidence-Based Mental Health an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité, die bestehende Studienlage systematisch durchforstet und neu ausgewertet, also eine sogenannte Meta-Analyse durchgeführt. Als erste Untersuchung dieser Art liefert sie die bisher am besten gesicherte Abschätzung der Folgen eines Antidepressiva-Stopps. „Unsere Auswertung zeigt, dass im Schnitt jede dritte Person nach Beendigung der Antidepressiva-Behandlung Symptome erlebt“, sagt Jonathan Henssler. „Allerdings ist nur die Hälfte der Symptomatik tatsächlich auf die Arzneimittel zurückzuführen.“ Für die Untersuchung sichteten die Forschenden mehr als 6.000 Studien, von denen sie 79 Arbeiten auswählten und deren Ergebnisse statistisch neu analysierten. So kamen Daten zu rund 21.000 Personen zusammen, die entweder ein Antidepressivum oder ein Scheinpräparat (Placebo) erhalten hatten und anschließend zur Häufigkeit von Absetzerscheinungen befragt worden waren. Zwar berichteten rund 31 Prozent der mit einem wirksamen Medikament behandelten Patient:innen von Absetzsymptomen, darüber klagten jedoch auch 17 Prozent derjenigen, die nur ein Placebo verabreicht bekommen hatten. Jede sechste oder siebte Person erlebt Medikamenten-bedingte Absetzerscheinungen „In der Placebo-Gruppe sind medikamentöse Effekte auszuschließen, die Symptome sind also entweder darauf zurückzuführen, dass sie zufällig unabhängig von der Therapie auftraten, oder sie sind eine Folge des Nocebo-Effekts“, erklärt Jonathan Henssler. Der Nocebo-Effekt wird oft als „Bruder des Placebo-Effekts“ bezeichnet und beschreibt die Beobachtung, dass Scheinbehandlungen mit „Nebenwirkungen“ einhergehen können. Sie werden ausgelöst allein durch die Erwartung, dass die Therapie, die man zu erhalten glaubt, negative Folgen haben wird. „Wenn wir unspezifische Symptome und den Effekt der Erwartungshaltung berücksichtigen, ist etwa jede sechste oder siebte Person von Absetzerscheinungen betroffen, die als eigentliche Folge der Antidepressiva-Medikation auftreten“, fasst Jonathan Henssler zusammen. „Diese sind größtenteils mild. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen wird Antidepressiva ohne relevante Symptome absetzen können. In den allermeisten Fällen ist daher kein langwieriges oder kleinschrittiges Ausschleichen der Medikation nötig.“ Schwere Symptome selten Der Studie zufolge entwickelte eine von 35 Personen, also knapp drei Prozent der Betroffenen, Absetzsymptome schweren Ausmaßes. Gehäuft traten diese nach Beendigung der Therapie mit den Wirkstoffen Imipramin, Paroxetin, Venlafaxin und Desvenlafaxin auf. Für einige häufig verwendeten Stimmungsaufheller lagen noch nicht genügend Informationen vor, um für sie eine Einschätzung treffen zu können. Deshalb betont Christopher Baethge: „Es ist wichtig, dass alle Menschen, die eine Behandlung mit Antidepressiva beenden wollen, ärztlich eng begleitet und im Falle von Entzugssymptomen individuell unterstützt werden. Eine gemeinsame Entscheidungsfindung zwischen Betroffenen und Behandelnden, schon vor Beginn einer Therapie, ist die Basis für eine gute Behandlung. Wir hoffen, dass unsere Daten diese unterstützen können und der aktuellen Verunsicherung entgegenwirken.“
Veröffentlicht am 06.06.2024 um 07:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Bachelor Pflege jetzt als dualer Studiengang

Der Bachelorstudiengang Pflege an der Charité – Universitätsmedizin Berlin wird zum kommenden Semester das erste Mal als duales Studium inklusive einer Vergütung angeboten. Studierende können damit zusätzlich zum akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) die staatliche Zulassung als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann erwerben. Das Studium befähigt zur eigenverantwortlichen und professionellen Pflege von Menschen aller Altersgruppen in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung. 60 Studierende haben zum Wintersemester 2024/25 die Möglichkeit, ein vergütetes, anspruchsvolles und abwechslungsreiches Studium mit zwei Abschlüssen zu erlangen. In dem siebensemestrigen Studium lernen die Studierenden auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse alles, was für eine sichere und personenzentrierte Pflege notwendig ist. „Wir freuen uns, diese attraktive Form des Studierens an der Charité möglich machen zu können“, sagt Prof. Dr. Jan Kottner, der den Bachelorstudiengang Pflege und das Institut für Klinische Pflegewissenschaft leitet. „Unsere Studierenden lernen in direkter Verzahnung von Klinik und Krankenversorgung mit der Fakultät. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf das Lernen mit Studierenden anderer Gesundheitsprofessionen und die Teamarbeit mit anderen Berufsgruppen gelegt. Aufgrund ihrer zusätzlichen wissenschaftlichen Kompetenz können die Studierenden später auch Positionen mit größerer Verantwortung übernehmen.“ Zugang für bereits qualifizierte Pflegefachkräfte Voraussetzung für die Bewerbung zum Bachelorstudium der Pflege ist eine im Land Berlin anerkannte allgemeine Hochschulzugangsberechtigung (Abitur). Interessierte ohne Abitur mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die dem Pflegestudium ähnlich ist, können sich ebenfalls bewerben. Bereits examinierte Pflegefachkräfte können direkt im 3. Fachsemester einsteigen. Die Vergütung wird sich voraussichtlich mindestens an der Vergütung der Auszubildenden der Pflege orientieren. Interessenten können sich noch bis zum 15. Juli 2024 für den Bachelorstudiengang Pflege bewerben. Informationen zur Bewerbung finden Sie hier. Der 2020 gestartete Bachelor Pflege hat das Ziel, selbstverantwortliche Pflegende auszubilden, die fachlich exzellent, sozial kompetent, teamfähig und auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft tätig sind. Damit will die Charité dem steigenden Bedarf an hochschulisch qualifiziertem Personal begegnen und die Qualität der Pflege weiter verbessern.
Veröffentlicht am 05.06.2024 um 07:19:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Sonntagsvorlesung „Chronischen Entzündungen auf der Spur“

Was sind chronische Entzündungen und was haben sie mit dem Immunsystem zu tun? Können chronische Entzündungserkrankungen überhaupt geheilt werden und wie kann ich mich davor schützen? In der Sonntagsvorlesung am 9. Juni geht es um Rheumatologie und Immunologie sowie die chronisch entzündlichen Erkrankungen in Klinik und Forschung.  Prof. Eicke Latz, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ), spricht über neueste Erkenntnisse zur Funktionsweise der körpereigenen Abwehr und beleuchtet die Interaktion von angeborener und erworbener Immunität. Der Immunologe thematisiert, wie ein moderner, westlich geprägter Lebensstil zu chronischen Entzündungen führen und das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen kann. Prof. Gerhard Krönke, Direktor der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, beschreibt Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik und der medikamentösen Therapie chronisch-entzündlicher Erkrankungen. Dazu zählen systemische Autoimmunerkrankungen, wie z.B. Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes, chronisch-entzündliche Hauterkrankungen oder Sklerodermie. Beide Referenten geben Einblicke in aktuelle Forschungsarbeiten und informieren über die innovativen CAR-T-Zell-Therapien. Die Sonntagsvorlesung „Chronischen Entzündungen auf der Spur“ findet statt am 9. Juni um 14:00 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin. Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9. Der Eintritt ist frei. Ankündigungsvideo Mehr zu den Inhalten der Vorlesung erzählt Prof. Krönke im Video. Wichtiger Hinweis Ton-, Foto- und Videoaufzeichnungen der Sonntagsvorlesung sowie deren Verbreitung sind nicht gestattet. Sonntagsvorlesung nachgehört Die Vorlesung kann im Nachhinein als Audiomitschnitt „Sonntagsvorlesung nachgehört“ auf der Charité-Website und dem Charité-YouTube-Kanal abgerufen werden. Neu bei „Sonntagsvorlesung nachgehört“ sind die Vorlesungen „Wie viel Vergesslichkeit ist noch gesund?“ und „Gesund Älterwerden. Wie geht das?“. Zur Sonntagsvorlesung Mit der Neuauflage der Sonntagsvorlesungen wurde 2008 eine mehr als 30-jährige Tradition der Charité neu belebt, die am 13. März 1977 erstmals ins Leben gerufen worden war. Ziel der Vorlesungen ist es, der interessierten Öffentlichkeit regelmäßig neueste Informationen zu verschiedensten medizinischen Themen zu präsentieren. Dabei sprechen Expert:innen der Charité über Diagnostik, Therapie und Prävention sowie Forschungsprojekte und aktuelle Erkenntnisse. 
Veröffentlicht am 04.06.2024 um 09:46:20 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Beste Versorgung für junge Menschen: Aufbau des DZKJ beginnt

Das Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) wird ab Juni 2024 neuer Partner der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG). Das bundesweit organisierte und vernetzte Forschungszentrum erhält während der zweijährigen Aufbauphase rund 30 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Einer von sieben Standorten ist Berlin mit Expert:innen an Charité, Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), Max Delbrück Center und Deutschem Rheumaforschungszentrum, einem Institut der Leibniz-Gemeinschaft (DRFZ). Die DZKJ-Geschäftsstelle wird an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) eingerichtet. Kindheit und Jugend sind zentrale Entwicklungsphasen, in denen die grundlegenden Weichen für eine lebenslange Gesundheit gestellt werden. Um in dieser Zeit Erkrankungen bestmöglich zu erkennen und zu behandeln sowie eine umfassende Versorgung nach dem neuesten Stand der Forschung zu gewährleisten, ist ein weiteres Deutsches Zentrum der Gesundheitsforschung ins Leben gerufen worden. Das künftige Deutsche Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) bündelt die fachliche Kompetenz von Universitätskliniken und Universitäten an den Partnerstandorten: Berlin, Göttingen, Greifswald/Rostock, Hamburg, Leipzig/Dresden, München und Ulm. Expert:innen aus verschiedenen Forschungsgebieten arbeiten hier themenübergreifend zusammen. Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Max-Planck-Institute, Fraunhofer-Institute, Helmholtz- und Leibniz-Zentren sind beteiligt. An die nun beginnende zweijährige Aufbauphase soll sich eine langfristige institutionelle Förderung anschließen. Prof. Jutta Gärtner, Spezialistin für Kinderneurologie am Universitätsklinikum Göttingen und Sprecherin des DZKJ über die Mission des neuen Zentrums: „Die Kinder- und Jugendmedizin umfasst das gesamte komplexe Spektrum von Erkrankungen des sich entwickelnden Organismus. Organübergreifende Krankheitsmechanismen und Behandlungsansätze spielen dabei eine ganz zentrale Rolle. Durch die enge Zusammenarbeit der Expertinnen und Experten im DZKJ kommen die neuesten Forschungsergebnisse direkt und zeitnah den jungen Patientinnen und Patienten zugute.“ Standort Berlin: Schwere Erkrankungen besser erkennen und behandeln Der Berliner DZKJ-Standort umfasst ein Netzwerk von klinisch und wissenschaftlich tätigen Expert:innen der Charité, des BIH, des Max Delbrück Center sowie des DRFZ. Klinisches Rückgrat ist das Otto-Heubner-Centrum, das die neun Kinderkliniken der Charité zum deutschlandweit größten Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin bündelt. Hier arbeiten Spezialist:innen unterschiedlichster Fachbereiche zusammen, um akut und chronisch kranke Kinder und Jugendliche ganzheitlich und nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu versorgen. „Gemeinsam mit unseren Partnern verfolgen wir das Ziel, Prävention, Diagnostik und Therapie von schweren Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter zu verbessern. In das DZKJ werden wir insbesondere unsere Expertise bei seltenen genetischen Erkrankungen wie Mukoviszidose, chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Allergien und Autoimmunkrankheiten sowie bei kindlichen Entwicklungsstörungen des Gehirns und anderer Organe einbringen“, erklärt Prof. Marcus Mall, Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin der Charité und Koordinator des Berliner DZKJ-Standortes. Neue organ- und krankheitsübergreifende Forschungsansätze sollen dazu beitragen, Krankheitsmechanismen zu entschlüsseln und wirksame Therapien zu entwickeln. Standort- und fächerübergreifende Forschung im DZKJ Die interdisziplinäre Forschung umfasst ein breites Spektrum von seltenen genetischen Erkrankungen, Immunität, Entzündung, Infektion, Entwicklung des Zentralen Nervensystems und neurologische Erkrankungen, Adipositas, frühe Determinanten von Gesundheit und Krankheit, psychosoziale und mentale Gesundheit bis zur Community Medicine. Standortübergreifend werden Plattformen zu klinischen Studien, Forschungsdatenmanagement und neuen biotechnologischen Methoden, zum Beispiel Omics-Technologien, Gen- und Zelltherapien, etabliert. Eine gemeinsame Plattform wird die Zusammenarbeit mit dem sich ebenfalls im Aufbau befindlichen Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) fördern. Der Aufbau einer DZKJ-weiten Patient:innen- und Probandenkohorte sowie die Vorbereitung gemeinsamer klinischer Studien und Biobanken sind wichtige Querschnittsaktivitäten. Von besonderer Bedeutung ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Rahmen einer DZKJ-Akademie werden spezielle Weiterbildungs- und Mentoring-Programme entwickelt. Patient:innen und Angehörige als Forschungspartner Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern werden von Anfang an in die Forschungsaktivitäten und in die Organisation des Zentrums einbezogen. Ein Schwerpunkt wird dabei sein, Patient:innen zu befähigen, sich direkt in die Planung und Durchführung von Forschungsprojekten einzubringen. Mit seinen innovativen Forschungsansätzen wird das DZKJ einen wichtigen Beitrag zur internationalen Spitzenforschung im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin leisten. Kinder und Jugendliche sollen in allen Phasen ihrer Entwicklung eine optimale, dem aktuellen Stand der Forschung entsprechende Behandlung und Diagnostik erhalten.
Veröffentlicht am 29.05.2024 um 15:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Fit für die Zukunft: Modernisierte OP-Säle und Stationen am Campus Benjamin Franklin

Das Hauptgebäude am Campus Benjamin Franklin wurde 1968 als Europas modernstes Großklinikum nach amerikanischem Vorbild eröffnet. Nun ist der Traditionscampus der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Südwesten auf dem Weg zum „Healing Campus“. Zu den aktuell fertiggestellten Bauprojekten gehören die Neustrukturierung im zentralen OP-Bereich sowie die Sanierung von vier Pflegestationen.  Moderne High-Tech-OPs  Für die Patient:innen wurden die Grundrissstrukturen des OP-Bereichs an heutige medizinische Abläufe angepasst: So sind aus vier kleinen Operationssälen mit jeweils eigenen Vor- und Nebenräumen fünf großzügige, multidisziplinär nutzbare OP-Säle mit einer zentralen Einleitungszone entstanden. Ziel der Modernisierungsmaßnahme ist die Erhöhung der Patientensicherheit, die Anhebung der Kapazitäten sowie die Anpassung der technischen Infrastruktur an gegenwärtige und zukünftige Anforderungen. „Der neue OP-Bereich ist offener gestaltet und kann flexibel für innovative Operationsverfahren genutzt werden. Neueste medizinische Informationstechnologie vervollständigt die High-Tech-Umgebung und ermöglicht beispielsweise den Bezug von Bilddaten und videogestützten Konsultationen während des chirurgischen Eingriffs. Das Erstellen von Videos, die live innerhalb und außerhalb der Charité geteilt werden können, wird zudem für die Medizinerausbildung genutzt“, betont Prof. Martin E. Kreis, Vorstand Krankenversorgung der Charité. Für die Komplettierung der OP-Ebene mit einer Nutzfläche von rund 2.500 Quadratmetern wurden rund 15 Millionen Euro angesetzt. Am Patientenwohl ausgerichtete Pflegestationen Darüber hinaus wurden für die verbesserte Versorgung der Patient:innen vier Stationen saniert und neu ausgestattet. Für die Anhebung des Komforts sind Zwei-Bett-Zimmer mit eigenen Bädern entstanden. Zusätzlich wird dem steigenden Hitzestress im Krankenhaus mit spezieller Kühltechnik in der Zimmerdecke begegnet. Für die Sanierung der vier Pflegestationen mit einer Nutzfläche von rund 3.700 Quadratmetern konnten rund 20 Millionen Euro eingesetzt werden. Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, erklärt dazu: „Mir ist wichtig, dass im Bereich der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung immer der Mensch im Mittelpunkt steht. Mit dieser umfangreichen Modernisierung wurden hier deshalb sowohl für die Patient:innen als auch für die Mitarbeiter:innen die notwendigen Voraussetzungen für eine qualitativ optimierte Funktion der OP-Abteilung und für die medizinische Versorgung geschaffen. Diese erfolgreichen Sanierungsmaßnahmen sowie alle weiteren derzeit laufenden Bauprojekte am Campus Benjamin Franklin sind ein klares Bekenntnis zur Neuausrichtung des Charité-Campus.“ Astrid Lurati, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité, gibt einen kurzen Einblick in die Geschichte: „Das Haupthaus am Campus Benjamin Franklin wurde in den 60er Jahren mit der großzügigen Unterstützung der Amerikaner gebaut und steht heute unter Denkmalschutz. Die architektonischen Planungen von damals haben sich bis heute als ‚Haus der kurzen Wege‘ bewährt und erlauben durch ihre logische räumliche Struktur von Stationen und Funktionsbereichen einschließlich der vier OP-Cluster nicht nur eine gute Orientierung, sondern vor allem eine optimale fächerübergreifende Zusammenarbeit aller Klinikbereiche.“ Sie fügt hinzu: „Für den Campus Benjamin Franklin wurde 2022 eine städtebauliche Entwicklungsplanung abgeschlossen, die die Gesunderhaltung und Prävention in den Fokus nimmt. Damit gestaltet die Charité gemäß ihrer Strategie 2030 diesen Standort zum Präventions- und ‚Healing‘-Campus für die Patientinnen und Patienten aus Berlin und darüber hinaus. Ein besonderer Dank gilt dabei unserem Senat, der uns auf diesem Weg nicht nur mit umfangreichen Investitionen unterstützt, sondern auch die Entwicklung dieses Campus mit gleichermaßen großem Interesse und Engagement begleitet.“ Peter Schmiedgen, Leitung Baumanagement des Geschäftsbereichs Bau der Charité, fasst zusammen: „Die sanierten Pflegestationen und die Modernisierung der OP-Ebene sind sowohl zwei bedeutende Bauprojekte an sich als auch wichtige Meilensteine für die Campusentwicklung. Die ersten fünf modernisierten OP-Säle, darunter ein Hybrid-OP, konnten Ende 2015 eröffnet werden, die weiteren fünf folgten 2018 und nun konnten wir die Neustrukturierung des OP-Bereichs abschließen. Für die Sanierung weiterer Pflegestationen folgt ein nächster Bauabschnitt.“
Veröffentlicht am 29.05.2024 um 12:19:33 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Kerem Böge erhält Berliner Nachwuchs-Wissenschaftspreis

Prof. Dr. Dr. Kerem Böge, Leiter des Forschungsbereichs Psychotische Störungen an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, wird mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2023 des Regierenden Bürgermeisters in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet. Die Jury würdigt damit die anwendungsorientierten wissenschaftlichen Leistungen von Prof. Böge. Der Psychologe hat neue Therapieansätze zur Behandlung von Schizophrenien und für Menschen mit Fluchterfahrung entwickelt. Die Verleihung findet heute Abend im Roten Rathaus statt. Ein Schwerpunkt der Arbeit von Prof. Böge ist die psychische Gesundheit von Geflüchteten. Im Rahmen seiner Habilitation untersuchte er, was Migrant:innen und Geflüchtete am Zugang zur Psychotherapie in unterschiedlichen regionalen Kontexten hindert und welche psychologischen Mechanismen und Prozesse bei diesen Menschen eine besondere Rolle spielen. Auf Basis seiner Analysen entwickelte er wirksame und effiziente psychologisch-psychiatrische Therapieansätze sowie Versorgungsmodelle auf nationaler und internationaler Ebene. In seiner Forschung zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen, vor allem von Schizophrenien, verfolgt Kerem Böge einen besonderen interdisziplinären Ansatz: Er kombiniert quantitative, qualitative und gemischte Methoden und bezieht Menschen mit Lebenserfahrung aktiv in die Forschung ein. Damit will er dazu beitragen, die Lücke zwischen Wissenschaft und ihrer praktischen Anwendung in der Klinik zu schließen. Exzellenz in Klinik, Forschung und Lehre „Ich freue mich sehr und bin dankbar für diese Auszeichnung. Sie ist für mein Team und mich eine große Anerkennung unserer Arbeit und ein Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen“, so Prof. Böge. Auch Prof. Dr. Joachim Spranger, Dekan der Charité, zeigte sich erfreut: „Prof. Böge erbringt sowohl in der Klinik als auch in Forschung und Lehre hervorragende Leistungen, die nun zu Recht gewürdigt werden. Zu diesem Erfolg gratuliere ich auch im Namen des Vorstands sehr herzlich.“ Der mit 10.000 Euro dotierte Nachwuchspreis des renommierten Berliner Wissenschaftspreises des Regierenden Bürgermeisters wird jährlich an junge Forscherinnen und Forscher vergeben, die nicht älter als 35 Jahre sind. Ausgezeichnet werden innovative Forschungsansätze mit besonderer Bedeutung für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Berlin. Kurzvita Prof. Dr. Dr. Kerem Böge Kerem Böge, Jahrgang 1991, schloss sein Studium der Psychologie an der Universität Leiden mit einem Master of Science (2016) ab. Anschließend promovierte er an der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Fach Psychiatrie zum Dr. rer. medic. (2020) und an der Freien Universität im Fach Psychologie zum Dr. phil. (2021). 2023 habilitierte er sich an der Charité im Fach Experimentelle Psychiatrie und Psychotherapie. Von 2023 bis 2024 vertrat er die Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Erwachsenenalters sowie des Kindes- und Jugendalters an der Universität Kiel und an der Universität Potsdam. Seit 2024 ist er Gastprofessor für Klinische Psychologie und Kognitive Verhaltenstherapie an der Medizinischen Hochschule Brandenburg. An der Charité leitet er den Forschungsbereich Psychotische Erkrankungen und ist Psychologischer Leiter des Moduls Psychotische Erkrankungen. Darüber hinaus ist er Mitgründer des Healthcare-Start-ups KISO, das ein evidenzbasiertes psychologisches Therapieprogramm für Menschen mit Psychosen und Schizophrenien entwickelt. Seine wissenschaftlichen Leistungen wurden bereits mit hochkarätigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Robert-Koch-Preis 2020 und dem DGPPN Versorgungsforschungspreis.
Veröffentlicht am 27.05.2024 um 13:15:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

True Crime im Museum: Vorlesungsreihe zur Forensik

Was umfasst eigentlich die Forensik? Welche Fachbereiche arbeiten bei der Aufklärung von Unfällen, Straftaten und schweren Verbrechen zusammen? Wie hat sich die Rechtsmedizin in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und welche neuen Technologien werden heute eingesetzt? Diese und weitere Fragen beantworten die Expert:innen in der neuen Vorlesungsreihe „Forensik“ im Berliner Medizinhistorischen Museum (BMM) der Charité.  Forensik-Vortrag am 19. Juni um 19 Uhr Den nächsten Vortrag hält Dr. Lars Oesterhelweg, Kommissarischer Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Charité, zu „Vom Schnitt zum Schnittbild. Computertomografie in der Rechtsmedizin“. Er erklärt, welchen Beitrag die Rechtsmedizin für die juristische Beurteilung von Todesermittlungsverfahren leistet. So unterstützt die Rechtsmedizin durch ihr Fachwissen, erklärt das Entstehen von Verletzungen und bringt Licht in Mord, Totschlag, tödliche Unfälle, Suizide oder ungewisse Todesfälle. Darüber hinaus erläutert Dr. Oesterhelweg, welche Möglichkeiten klinische Schnittbildverfahren wie die Computertomografie bieten, um komplexe Sachverhalte bildgestützt zu vermitteln. Die weiteren Vorlesungen thematisieren unter anderem, wie Unfallanalytik und Rechtsmedizin bei der Aufklärung von Verkehrsunfällen zusammenarbeiten, wie und wo die forensische Toxikologie die verschiedensten Substanzen im menschlichen Körper nachweisen kann und welche Erkenntnisse aus der „postmortalen Reise“ eines Schädels aus dem 19. Jahrhundert gewonnen werden konnten. Die Vorlesungsreihe „Forensik“ findet an ausgewählten Mittwochabenden um 19:00 Uhr in der Hörsaalruine des BMM am Campus Charité Mitte (Geländeadresse Virchowweg 16) statt. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro (Bezahlung vor Ort) und beinhaltet auch den Besuch des Museums (zwischen 18:00 und 19:00 Uhr). Die Teilnahme ist nur nach vorheriger verbindlicher Anmeldung unter museum@charite.de möglich. Die Plätze sind begrenzt. Die Termine im Überblick: Mittwoch, den 19. Juni um 19 Uhr VOM SCHNITT ZUM SCHNITTBILD Computertomografie in der Rechtsmedizin Dr. Lars Oesterhelweg, Kommissarischer Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Charité Mittwoch, den 3. Juli um 19 Uhr Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Rechtsmedizin und Unfallanalytiker Dr. Michael Weyde, Forensischer Sachverständiger für Straßenverkehrsunfälle, Berlin Mittwoch, den 10. Juli um 19 Uhr VON GIFTMORD UND HAARIGEN ERMITTLUNGEN  Forensische Toxikologie Gestern und Heute  PD Dr. Sven Hartwig, Oberarzt und Leiter der Toxikologie des Instituts für Rechtsmedizin der Charité Mittwoch, den 18. September um 19 Uhr MIT DEM TODE IST ALLES AUS Das Männerzuchthaus Bruchsal und die Heidelberger Anatomie im 19. Jahrhundert Dr. Sara Doll, Institut für Anatomie und Zellbiologie, Heidelberg Mittwoch, den 16. Oktober um 19 Uhr FORENSIK ...DIE WISSEN SCHAFFT Ein interaktiver Vortrag, der die Arbeit von Ermittlern am Tatort, im Labor und vor Gericht unter die Lupe nimmt Jean-Peer Krause, Forensiker, Landeskriminalamt Berlin
Veröffentlicht am 23.05.2024 um 10:37:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Charité-Studie in Nature: Wie Zellen mit zu vielen Chromosomen umgehen

In der Regel sind zu viele Chromosomen ein Problem. Sie stören die Entwicklung eines Organismus oder führen zu Krankheiten. Manche Zellen aber profitieren davon: Beispielsweise können sich Krebszellen oder krankmachende Hefepilze durch einen veränderten Chromosomensatz vor Arzneimitteln „schützen“. Wie es Hefepilzen gelingt, einen Chromosomen-Überschuss zu kompensieren, hat ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin jetzt entschlüsselt. Die im Fachmagazin Nature* veröffentlichten Ergebnisse könnten neue Ansatzpunkte für die Behandlung von therapieresistenten Tumoren oder Pilzinfektionen liefern. Eine gesunde menschliche Zelle hat exakt zwei Kopien von 23 Chromosomen, auf denen alle Erbinformationen gespeichert sind. Liegt durch einen Fehler bei der Zellteilung ein Chromosom in drei- oder mehrfacher Ausfertigung vor, ist es zu viel des Guten: Weil die auf dem vervielfachten Chromosom liegenden Gene insgesamt häufiger abgelesen werden, sammeln sich ihre Produkte – die Proteine – in großer Zahl an. Der Organismus wird dadurch in seiner Entwicklung gestört, beispielsweise bei Trisomien wie dem Down-Syndrom, oder ist gar nicht erst lebensfähig. Aneuploidien – so der Fachbegriff für die fehlerhafte Chromosomenzahl – sind deshalb ein häufiger Grund für Fehlgeburten. Überraschenderweise gibt es aber auch Zellen und Organismen, die mit dem Überschuss an Genen umzugehen gelernt haben und daraus zum Teil sogar einen Vorteil ziehen. Manchen Krebszellen zum Beispiel gelingt es mit zusätzlichen Chromosomen besser, sich gegen Tumormedikamente zu wehren und trotz der Behandlung zu wachsen. Auch bei Hefen, also einzelligen Pilzen, finden sich Aneuploidien sehr häufig: Geschätzt jeder fünfte in der Natur vorkommende Stamm der als Bäcker- oder Weinhefe bekannten Spezies Saccharomyces cerevisiae hat einen veränderten Chromosomensatz. Alle Proteine werden schneller ausgetauscht Wie diese Zellen es schaffen, mit den überzähligen Chromosomen zurechtzukommen, ist seit Jahren Gegenstand der Forschung. Am Beispiel einer Hefespezies ist es einer Forschungsgruppe um Prof. Markus Ralser, Direktor des Instituts für Biochemie der Charité, nun gelungen, einen bisher unbekannten Kompensationsmechanismus aufzuklären. „Wir konnten nachweisen, dass natürlich vorkommende aneuploide Hefezellen die schädigende Proteinlast abpuffern, indem sie die Gesamtheit aller Proteine schneller austauschen“, sagt Markus Ralser. Für die Studie verglichen die Forschenden „genetisch gesunde“ Hefestämme mit solchen, bei denen eine Aneuploidie im Labor induziert worden war, und weiteren, die aus verschiedensten Umweltnischen weltweit isoliert wurden und von Natur aus aneuploid waren. Im Gegensatz zu den Laborstämmen hatten diese sich also über einen längeren Zeitraum auf das Zuviel an Chromosomen einstellen können. Für jeden einzelnen der rund 800 untersuchten Stämme bestimmten sie die Aktivität der Gene sowie die Menge aller Proteine. Dafür griffen sie auf die Massenspektrometrie zurück, eine Methode, mit der hunderte Proteine aus einer einzigen Probe vermessen werden können. Die Analyse der riesigen Datenmengen ergab, dass die meisten der seit Langem aneuploiden Stämme die vom überzähligen Chromosom kodierten Proteine kompensiert hatten, deren Menge also eher der bei gesunden Hefen entsprach. Das Team untersuchte anschließend, wie die Hefen dies erreichten. „Unsere Daten zeigen, dass das sogenannte Proteasom-System hochgefahren wird, also die zelluläre Recycling-Maschinerie aktiver ist“, erklärt Dr. Julia Münzner, Wissenschaftlerin am Institut für Biochemie der Charité und Erstautorin der Studie. „Zellen mit überzähligen Chromosomen laufen also auf Hochtouren, sie produzieren viel, bauen die Produkte aber auch überdurchschnittlich schnell wieder ab.“ Das senkt die Menge der überschüssigen Proteine, allerdings werden auch andere Proteine schneller umgesetzt. Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass die Zellen die nichtüberschüssigen Proteine auf anderem Wege stabilisieren, damit sie nicht allzu stark dezimiert werden. Ein Ansatz gegen Arzneimittelresistenzen? Die Forschenden hoffen, dass sich die neuen Erkenntnisse für die Behandlung von therapieresistenten Tumoren, aber auch Pilzinfektionen nutzen lassen. Denn wie Krebszellen können auch krankmachende Hefepilze wie Candida albicans mithilfe zusätzlicher Chromosomen gegen Arzneimittel resistent werden. Sind sie nicht mehr behandelbar, können Pilzinfektionen tödlich verlaufen. „Denkbar wäre zum Beispiel, den Proteinabbau in den Zellen medikamentös zu entschleunigen, sodass sie wieder mit einer erhöhten Proteinlast zu kämpfen haben“, sagt Markus Ralser. „Möglicherweise lassen sich so Therapieresistenzen verhindern.“ Die Voraussetzung ist, dass Krebszellen und krankmachende Hefen ein ähnliches Prinzip anwenden wie Saccharomyces cerevisiae, um Aneuploidien zu tolerieren. Das herauszufinden, ist das nächste Ziel der Forschungsgruppe.
Veröffentlicht am 22.05.2024 um 16:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Charité und Marburger Bund einigen sich auf Tarifvertrag

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat sich mit der Gewerkschaft Marburger Bund auf Eckpunkte eines Tarifvertrags für die ärztlichen Beschäftigten geeinigt.  Kernpunkte des Einvernehmens sind eine lineare Erhöhung des Tabellenentgelts für alle ärztlichen Beschäftigten um 4 Prozent rückwirkend zum 01.04.2024 sowie eine zweite Erhöhung um 6 Prozent, die ab dem 01.02.2025 wirkt.    Zudem wird mit Wirkung ab dem 01.02.2026 die Arbeitszeit von 42 Wochenstunden auf 40 Wochenstunden abgesenkt. Für Mitarbeitende, die bereits 40 Stunden wöchentlich arbeiten, erfolgt ab diesem Zeitpunkt eine entsprechende Erhöhung des Tabellenentgelts. Damit wird die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit der ärztlichen Beschäftigten ab dem 01.02.2026 vereinheitlicht.      Ein drittes Element ist die Einführung einer sogenannten „Randzeit“. Gemeint ist damit die Zeit zwischen wochentags 18:00 und 20:00 Uhr, in der Ärztinnen und Ärzte einen Zeitzuschlag von 10 Prozent auf ihren individuellen Lohn erhalten werden und es bereits ab 20:00 Uhr einen Nachtzuschlag ebenfalls in Höhe von 10 Prozent geben wird. Mit diesen neuen Zeitzuschlägen wird dem Wunsch der ärztlichen Beschäftigten nach sozialer Teilhabe Rechnung getragen.   Der Tarifvertrag wird mit einer Laufzeit bis zum 30.06.2026 geschlossen. Er steht noch unter dem Vorbehalt der Annahme der Gremien des Marburger Bunds bis zum 31.05.2024.     Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege der Charité, erklärt: „Die Verhandlungen um die beste Lösung für unsere Ärztinnen und Ärzte wurden angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr intensiv geführt. Uns war es im Vorstand immer wichtig, die Charité zukunftsfest aufzustellen. Ich freue mich, dass wir uns hier – vor allem im Sinne unserer Patientinnen und Patienten – einigen konnten.“ 
Veröffentlicht am 17.05.2024 um 10:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Rheuma: Einnahme von Kortison plus Magenschutz kann Knochendichte verringern

Protonenpumpenhemmer (PPI) – auch als Magenschutz oder Säureblocker bezeichnet – gehören zu den am häufigsten genutzten Medikamenten überhaupt. Auch Rheuma-Patient:innen bekommen sie oft verschrieben. Damit will man Magenproblemen vorbeugen, die durch die Einnahme von bestimmten entzündungshemmenden Arzneimitteln entstehen können. Doch diese Praxis könnte negative Folgen für die Knochengesundheit haben: Wie eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin zeigt, geht die Einnahme von PPI, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Kortison, mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose einher. Die Studie wurde jetzt im Fachmagazin Mayo Clinic Proceedings* publiziert. Rund 3,8 Milliarden Tagesdosen Protonenpumpenhemmer verschrieben Ärzt:innen in Deutschland im Jahr 2022 laut aktuellem Arzneiverordnungs-Report. PPI wie Pantoprazol oder Omeprazol hemmen die Produktion von Magensäure und sind vor allem für die Therapie von Magengeschwüren oder -blutungen gedacht, werden aber auch vorbeugend eingesetzt. Viele Patient:innen mit rheumatoider Arthritis, umgangssprachlich Rheuma genannt, bekommen unter bestimmten Bedingungen PPI bei einer Therapie mit Glukokortikoiden („Kortison“) verschrieben, um zu verhindern, dass die Magenschleimhaut sich entzündet. Manche nehmen PPI auch ohne ärztliche Rücksprache bei Sodbrennen oder anderen Magenbeschwerden ein. Man kann sie bis zu einer bestimmten Dosis rezeptfrei in der Apotheke bekommen. Dabei ist aus Studien zu verschiedenen Erkrankungen bekannt, dass die Einnahme von PPI die Entwicklung von Knochenschwund (Osteoporose) begünstigt. Zusätzlich kann das in der Rheumatologie oft gleichzeitig genutzte Kortison den Knochen schwächen. „Wir haben uns deshalb gefragt, ob PPI auch bei unseren Rheuma-Patientinnen und -Patienten das Osteoporoserisiko nochmals erhöhen“, erklärt der Erstautor der Studie, Dr. Andriko Palmowski, Arzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Charité. Analyse der Knochenmineraldichte von 1.500 Patient:innen Um dies herauszufinden untersuchte er zusammen mit Prof. Frank Buttgereit und weiteren Kolleg:innen aus der Charité, aus den USA und aus Dänemark die Knochengesundheit von rund 1.500 Patient:innen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Etwa die Hälfte nahm täglich Protonenpumpenhemmer ein. Analysiert wurden die Knochenmineraldichte und die Knochen-Mikroarchitektur. Ist die Knochendichte erniedrigt oder lassen sich Veränderungen in der Mikroarchitektur finden, weist das auf Osteoporose hin. Tatsächlich war die Knochendichte bei Patient:innen, die PPI nahmen, signifikant niedriger als bei solchen, die keine PPI nahmen. Dieser Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn Einflussfaktoren wie Alter oder Nikotinkonsum statistisch berücksichtigt und eliminiert wurden. Besonders ausgeprägt war der Effekt, wenn Patient:innen PPI zusammen mit Kortison-Präparaten in einer täglichen Dosis von mindestens 7,5 mg einnahmen. Die Knochen-Mikroarchitektur hingegen war nicht relevant beeinträchtigt. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass PPI bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis zu einem Verlust an Knochenmineraldichte führen“, sagt Andriko Palmowski. Hieraus kann man grob schätzen, dass das Risiko für einen Wirbelbruch um etwa 25 Prozent steigt. Gründe für die Verschreibung von Magenschutz genau prüfen Die Autor:innen der Studie sehen nun ihre ärztlichen Kolleg:innen in der Pflicht: „Ärztinnen und Ärzte sollten die Gründe für eine PPI-Verordnung sorgfältig prüfen und Nutzen und mögliche Risiken mit den Patientinnen und Patienten besprechen – insbesondere wenn gleichzeitig Kortison verschrieben wird“, schlussfolgern sie. Berechtigte Gründe für eine Verordnung von PPI sind beispielsweise Risikofaktoren, die die Entwicklung eines Magengeschwürs begünstigen. Zu diesen Risikofaktoren gehört zum Beispiel die gleichzeitige Einnahme von Kortison und nichtsteroidalen Rheumamitteln wie Ibuprofen, Diclofenac oder auch Aspirin. Wer hingegen allein Kortison einnimmt und keine weiteren Risikofaktoren aufweist, benötigt eher keinen Magenschutz – so die Maßgabe der ärztlichen Leitlinie „Arzneimitteltherapie bei Multimorbidität“. „Ist eine gleichzeitige Einnahme unvermeidbar, können Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D und Kalzium den Knochenerhalt unterstützen“, erklärt Andriko Palmowski. Bei geplanter längerfristiger Kortison-Therapie sind möglicherweise regelmäßige Knochendichtemessungen und gegebenenfalls eine gezielte medikamentöse Osteoporosetherapie notwendig. Welche Maßnahmen im Einzelfall sinnvoll sind, sollten Patient:innen und Ärzt:innen gemeinsam besprechen.
Veröffentlicht am 16.05.2024 um 11:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Franziska Landgraf ist neue Pflegedirektorin der Charité

Franziska Landgraf hat zum 1. Mai die Position der Pflegedirektorin der Charité angetreten. Sie ist damit zugleich Mitglied der Klinikumsleitung. Der Vorstand der Charité hat diese Neuerung nach Besprechung im Personalausschuss des Aufsichtsrats beschlossen. Damit folgt Franziska Landgraf auf Dr. Anke Jentzsch. Zuvor war Franziska Landgraf bereits seit 2022 als Stellvertretende Pflegedirektorin tätig. Diese Position übernimmt ab sofort Stephanie Schönbeck, die zuletzt als Referentin von Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege, und zuvor als stellvertretende pflegerische Centrumsleitung gewirkt hat.  Im Führungstrio die Pflege stärken Carla Eysel will mit der Neuaufstellung die Erreichung der strategischen Ziele der Gesundheitsfachberufe an der Charité weiter vorantreiben. „Gemeinsam mit den Führungskräften des Bereiches arbeiten Franziska Landgraf, Stephanie Schönbeck und ich als Leitungsteam daran, die Arbeitsbedingungen in der Pflege so aufzustellen, dass sie dem Anspruch aus unserer Unternehmensstrategie Charité 2030 gerecht werden, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Uns ist es wichtig, dass auch die Gesundheitsfachberufe einen deutlichen Anteil akademisch qualifizierter Rollen in der Krankenversorgung besetzen und dass das interprofessionelle Miteinander aller an der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten Wirkenden gestärkt und ausgebaut wird“.  Sie ergänzt: „Mein Fokus liegt dabei auf der Entwicklung der Pflege im Sinne unserer Strategie, auf entsprechenden politischen Initiativen und auf der Weiterentwicklung der tarifvertraglichen Rahmenbedingungen. Franziska Landgraf kümmert sich unter anderem um die operative Steuerung, die strukturelle Entwicklung der Bereiche und um das Prozessmanagement. Stephanie Schönbeck treibt insbesondere die akademische Pflegeentwicklung, Budgetplanung sowie das Pflege- und Projektcontrolling voran. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und wünsche meinen Kolleginnen einen guten Start!“ Einsatz aller Pflegeteams gefragt Franziska Landgraf erklärt zu ihren Schwerpunkten: „Mir ist es ein großes Anliegen, die Pflege an der Charité auch weiterhin mit wertvollen Impulsen zu gestalten und sie zukunftsfest aufzustellen. Gemeinsam können wir im Pflegeleitungsteam viel bewirken, elementar ist für mich aber die Unterstützung unserer mehr als 5.000 Fachkräfte. Mit gemeinsamen Ideen und Engagement können wir die Weiterentwicklung unserer Profession ganz aktiv voranbringen!“ Stationen von Franziska Landgraf Bereits seit 1993 wirkt Franziska Landgraf an der Charité: Nach ihrer Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin folgten Stationen als Pflegerische Centrumsleitung der Zentralen Notaufnahmen und Ambulanzkoordination. Zuletzt war sie seit 2022 als Stellvertretende Pflegedirektorin tätig. Mit ihrer Arbeit hat sie wesentlich dazu beigetragen, den Kulturwandel in der Pflege im Sinne der Unternehmensstrategie Charité 2030 einzuleiten und gleichzeitig unter schwierigen Rahmenbedingungen den 2021 abgeschlossenen Tarifvertrag Gesundheitsfachberufe umzusetzen.  Stationen von Stephanie Schönbeck Stephanie Schönbeck hat die Position der Stellvertretenden Pflegedirektorin übernommen. Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin und bringt Führungserfahrung unter anderem aus ihrer Position als Abwesenheitsvertretung der Pflegerischen Centrumsleitung in mehreren Centren der Charité mit. Zuletzt wirkte sie seit September 2023 als Referentin von Carla Eysel im Vorstandsbereich Personal und Pflege. Zudem ist sie systemischer Coach und verfügt über einen Bachelor of Arts in Business Administration. In ihrer neuen Position möchte Stephanie Schönbeck im Pflegeleitungsteam insbesondere die Gesundheitsfachberufe im interprofessionellen Setting stärken und die individuellen Kompetenzen des Pflegepersonals im Kontext der Unternehmensstrategie entfalten.
Veröffentlicht am 08.05.2024 um 10:04:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Mike P. Wattjes ist neuer Leiter des Instituts für Neuroradiologie der Charité

Prof. Dr. Dr. Mike P. Wattjes hat zum 1. Mai die Professur für Neuroradiologie und die Leitung des Instituts für Neuroradiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen. Der international anerkannte Experte auf dem Gebiet der Diagnostik und Charakterisierung infektiöser und entzündlicher Erkrankungen des zentralen Nervensystems wechselt von Hannover an die Spree. Mit seinen Forschungsarbeiten zur neuroradiologischen Bildgebung hat Prof. Wattjes wesentlich dazu beigetragen, Diagnostik, Verlaufskontrolle und Therapieansprechen bei Erkrankungen des Nervensystems zu verbessern – insbesondere bei infektiologischen Erkrankungen wie der progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie und entzündlichen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose. Multiple Sklerose ist die häufigste chronische entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems bei jüngeren Erwachsenen. Die Erkrankung kann unter anderem anhand von Magnetresonanztomografien (MRT) des Gehirns sowie des Rückenmarks festgestellt und überwacht werden. Um verbindliche weltweite Standards für diese Aufnahmen zu schaffen, hat Prof. Wattjes zusammen mit einem internationalen Expertengremium neue Leitlinien dazu für die klinische Routine erarbeitet. Die Empfehlungen wurden 2021 in der Fachzeitschrift The Lancet Neurology veröffentlicht. Interdisziplinäre Arbeit im Fokus An der Charité wird Mike P. Wattjes künftig das breite Spektrum der interdisziplinären neurowissenschaftlichen Forschung weiter vorantreiben und plant, den neurovaskulären Schwerpunkt der Berliner Universitätsmedizin zu stärken: „Ich möchte mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern insbesondere die bildgestützte Schlaganfalltherapie, -forschung und -versorgungsstruktur sowie die endovaskuläre Versorgung von Gefäßerkrankungen des Zentralnervensystems weiter ausbauen.“ Im Bereich neuroinfektiologischer Erkrankungen möchte sich der Neuroradiologe besonders der Bildgebung der progressiven multifokalen Leukoenzephalopathie (PML) widmen und neue Diagnosekriterien erarbeiten. Außerdem hat er vor, die MRT stärker als Instrument für die Diagnostik, Verlaufskontrolle und den Nachweis der Wirksamkeit neuer Therapien zu etablieren. Mike P. Wattjes übernimmt mit der Institutsleitung auch die W3-Professur für Neuroradiologie an der Charité. Sein Engagement für die Ausbildung junger Mediziner:innen und Radiolog:innen möchte er in die Lehre an der Charité einbringen und plant, künftig interaktive Lehrmethoden mit fallbasierten E-Learning-Modulen einzusetzen.
Veröffentlicht am 02.05.2024 um 08:15:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Für die Zukunft der Herzmedizin

Mit dem ersten Spatenstich ist heute das Neubauprojekt für das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) am Campus Virchow-Klinikum offiziell gestartet. Anwesend waren unter anderem Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, sowie Dr. Ina Czyborra, Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege. Der Neubau für das DHZC ist ein wichtiger Meilenstein in der baulichen Gesamtentwicklung des Campus Virchow-Klinikum. Auf 17 Etagen und einer Nutzungsfläche von rund 30.000 Quadratmetern entsteht eines der größten und modernsten Herzzentren Europas, mit 320 Patientenbetten sowie insgesamt 20 Operationssälen, Hybrid-Operationssälen und Herzkatheter-Laboren. Darüber hinaus werden dort die zentrale Notaufnahme sowie die Sterilgutversorgung des gesamten Campus integriert. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2028 geplant. Das Land Berlin finanziert das Bauvorhaben mit 421 Millionen Euro, der Bund beteiligt sich mit 100 Millionen Euro an den Gesamtkosten in Höhe von 521 Millionen Euro. Der architektonische Entwurf des mit der Generalplanung beauftragten Architekturbüros wörner traxler richter aus Dresden folgt der Philosophie der „Healing Architecture“ – es soll eine Umgebung geschaffen werden, die zum Wohlbefinden und zur Genesung der Patient:innen beiträgt. Gleichzeitig soll ein Ort entstehen, an dem sich auch die Mitarbeiter:innen wohlfühlen und gut arbeiten können – etwa durch Tageslicht in den Operationssälen und Rückzugsorte für Erholung und Sport. Der DHZC-Neubau wird nachhaltig und ressourcenschonend nach dem Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) errichtet. Die Energieeffizienz zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks soll unter anderem durch die Installation von Fotovoltaik auf den Dachflächen und die Anwendung modernster Technologien zur Energie- und Wassereinsparung erreicht werden. Stimmen zum ersten Spatenstich Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner: „Dieses Bauprojekt unterstreicht Berlins Rolle als führender Wissenschafts- und Forschungsstandort. Der Neubau für das DHZC ist eine Investition in die Zukunft unserer Stadt und in die Gesundheit unserer Gesellschaft. Damit verbessern wir nicht nur die medizinische Versorgung in Berlin, sondern setzen auch wissenschaftliche und wirtschaftliche Impulse.“ Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung: „Mit dem Deutschen Herzzentrum der Charité wird ein national und international führendes Herzzentrum mit besonderer Strahlkraft für den Forschungsstandort Berlin und Deutschland etabliert. Das DHZC setzt neue Maßstäbe für die Versorgung der Patientinnen und Patienten, für die Forschung und Lehre sowie die Infrastruktur. Ein besonders spannender Schwerpunkt hierbei wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Herzmedizin sein.“ Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege des Landes Berlin: „Mit dem DHZC-Neubau setzen wir in Berlin einen neuen Standard für die Konzentration medizinischer Kompetenzen in hochspezialisierten Zentren – als Teil einer umfassenden Krankenhausreform zur Steigerung der medizinischen Qualität und wirtschaftlichen Machbarkeit.“   Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité: „Das DHZC ist eine zentrale Säule unserer Strategie zur Weiterentwicklung des Campus Virchow-Klinikum und der ganzen Charité. Wir schaffen die räumlichen und technischen Voraussetzungen, um unsere führende Position in der Herzmedizin nicht nur zu behaupten, sondern kontinuierlich weiter auszubauen.“ Prof. Dr. Hans Maier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung DHZB: „Der heutige Spatenstich markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg, in Berlin eines der weltweit führenden Zentren der Herzmedizin aufzubauen. Die Stiftung des Deutschen Herzzentrums Berlin wird neben der aktiven Mitgestaltung des DHZC weiterhin eine zentrale Rolle bei der Förderung von Wissenschaft und Translation spielen und mit ihrer Akademie einen wesentlichen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung hochqualifizierter Fachkräfte leisten.“ Astrid Lurati, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité: „Der DHZC-Neubau ist ein historisches Projekt für die Charité, da es der erste Klinikbau auf diesem Campus seit über zwei Jahrzehnten ist. Allen unseren Partner:innen in Politik und Verwaltung möchte ich für die enge und konstruktive Zusammenarbeit, die dieses Vorhaben erst möglich gemacht hat, sehr herzlich danken.“ Prof. Dr. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des DHZC: „Der DHZC-Neubau soll nicht nur ein Ort der exzellenten Patientenversorgung sein, sondern auch ein Arbeitsplatz, an dem unsere Teams gut und effizient arbeiten können. Ein attraktives Arbeitsumfeld wird für die Gewinnung und dauerhafte Bindung von Fachkräften zunehmend wichtiger. Von Anfang an waren deshalb alle Berufsgruppen in die Planungen mit eingebunden.“ Matthias Schmidt, Projektleiter GB Bau der Charité: „Für die Charité und alle an der Planung, Ausführung und im späteren Betrieb Beteiligten ist es ein Privileg, an der Errichtung dieses außergewöhnlichen Bauprojekts mitwirken zu können. Der DHZC-Neubau wird sich durch die Verbindung von höchsten architektonischen, technischen und funktionalen Anforderungen zu einem nachhaltigen Gebäude auszeichnen.“ Fotos der Veranstaltung, Neubau-Visualisierungen des Architekturbüros wörner traxler richter und eine Informationsbroschüre zum DHZC-Neubau gibt es zum Download unter www.dhzb.de/spatenstich. Nach der Veranstaltung werden unter dem Link weitere Impressionen ergänzt.
Veröffentlicht am 25.04.2024 um 14:57:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Gedanken fließen in eine Richtung statt in Schleifen

Entgegen bisherigen Annahmen sind Nervenzellen in der menschlichen Hirnrinde anders verschaltet als bei der Maus. Das ist das Ergebnis einer Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die jetzt im Fachmagazin Science* erschienen ist. Danach kommunizieren die Neurone beim Menschen in eine Richtung, während die Signale bei der Maus häufiger in Schleifen fließen. Das macht die Informationsverarbeitung beim Menschen leistungsfähiger und effizienter. Die Erkenntnisse könnten zur Weiterentwicklung künstlicher neuronaler Netzwerke beitragen. Weniger als fünf Millimeter dick ist die Großhirnrinde, eine der wichtigsten Strukturen für die menschliche Intelligenz. Zwanzig Milliarden Nervenzellen verarbeiten hier, in der äußersten Schicht des Gehirns, unzählige Sinneswahrnehmungen. In der Hirnrinde planen wir Handlungen, hier sitzt unser Bewusstsein. Wie gelingt es den Nervenzellen, diese komplexen Informationen zu verarbeiten? Das hängt maßgeblich davon ab, wie sie miteinander verschaltet sind. Komplexere Hirnrinde – andere Informationsverarbeitung „Unser bisheriges Verständnis der neuronalen Architektur in der Großhirnrinde basiert größtenteils auf Erkenntnissen, die an Tiermodellen wie der Maus gewonnen wurden“, erklärt Prof. Jörg Geiger, Direktor des Instituts für Neurophysiologie der Charité. „Bei ihnen kommunizieren die benachbarten Nervenzellen häufig wie in einem wechselseitigen Dialog miteinander, ein Neuron funkt ein anderes an und dieses sendet wieder ein Signal zurück. Dadurch fließen die Informationen oft in Schleifen.“ Die menschliche Großhirnrinde ist deutlich größer und auch komplexer als bei der Maus. Trotzdem hat man bisher – auch aufgrund fehlender Daten – angenommen, dass sie nach denselben Verschaltungsprinzipien funktioniert. Dass dem nicht so ist, konnte ein Charité-Forschungsteam um Jörg Geiger anhand von besonders rarem Probenmaterial und unter Einsatz modernster Technik jetzt belegen. Ein ausgeklügeltes Verfahren, um neuronale Kommunikation abzuhören Für die Studie untersuchten die Forschenden Hirngewebe von 23 Menschen, die sich aufgrund einer Epilepsie einer neurochirurgischen Operation an der Charité unterzogen hatten. Im Zuge des Eingriffs war Hirngewebe entfernt worden, um Zugang zu den darunter liegenden erkrankten Strukturen zu erhalten. Die Patient:innen hatten der Nutzung dieses Gewebes für die Forschung zugestimmt. Um die Signalflüsse zwischen benachbarten Neuronen in der äußersten Schicht der menschlichen Großhirnrinde beobachten zu können, entwickelte das Team eine verbesserte Variante der sogenannten Multipatch-Technik. Sie erlaubte den Forschenden, der Kommunikation von bis zu zehn Nervenzellen gleichzeitig zu lauschen (Details in „Über die Methodik“). Dadurch gelang es ihnen, in der kurzen Zeit, bis die Zellen außerhalb des Körpers ihre Aktivität einstellen, die für die Erstellung einer Netzwerkkarte nötige Anzahl an Messungen durchzuführen. Insgesamt analysierten sie so die Kommunikationswege von knapp 1.170 Nervenzellen mit rund 7.200 möglichen Verbindungen. Geradeaus statt in Schleifen Das Ergebnis: Nur ein kleiner Bruchteil der Neurone führte wechselseitige Dialoge. „Beim Menschen fließen die Informationen stattdessen vorrangig in eine Richtung, sie kehren nur selten direkt oder über Schleifen an den Ausgangspunkt zurück“, erklärt Dr. Yangfan Peng, Erstautor der Publikation. Der Wissenschaftler arbeitete am Institut für Neurophysiologie an der Studie und ist inzwischen an der Klinik für Neurologie und dem Neurowissenschaftlichen Forschungszentrum der Charité tätig. Dass dieser vorwärts gerichtete Signalfluss Vorteile für die Datenverarbeitung mit sich bringt, konnten die Wissenschaftler:innen anhand einer Computersimulation belegen, die sie nach den Prinzipien der menschlichen Netzwerk-Architektur erstellten. Die Forschenden gaben dem künstlichen neuronalen Netzwerk eine typische Aufgabe des maschinellen Lernens: Es sollte Audio-Aufnahmen von Zahlwörtern erkennen und ihnen die richtige Ziffer zuweisen. Es zeigte sich, dass das dem Menschen nachempfundene Modell bei dieser Spracherkennung häufiger richtig lag als ein der Maus nachempfundenes. Es war außerdem effizienter: Umgerechnet wären für dieselbe Leistung 380 Nervenzellen bei der Maus, aber nur 150 Nervenzellen beim Menschen nötig. Ökonomisches Vorbild für KI? „Die gerichtete Netzwerk-Architektur beim Menschen ist leistungsfähiger und ressourcenschonender, weil mehr unabhängige Nervenzellen gleichzeitig unterschiedliche Aufgaben bewältigen können“, erklärt Yangfan Peng. „Das Netzwerk kann also mehr Informationen speichern. Unklar ist noch, ob unsere in der äußersten Schicht der Hirnrinde gesammelten Ergebnisse für die gesamte Hirnrinde gelten und wie gut sie die einzigartigen kognitiven Fähigkeiten des Menschen erklären können.“ Für die Konstruktion künstlicher neuronaler Netzwerke haben sich KI-Entwickler in der Vergangenheit von biologischen Vorbildern inspirieren lassen, sie optimierten die Algorithmen aber auch unabhängig von der Biologie. „Viele künstliche neuronale Netzwerke nutzen bereits eine Form der vorwärts gerichteten Struktur, weil diese bei manchen Aufgaben bessere Ergebnisse liefert“, sagt Jörg Geiger. „Es ist faszinierend zu sehen, dass auch das menschliche Hirn verwandte Verschaltungsprinzipien aufweist. Die Erkenntnisse, die wir jetzt zu der besonders ressourcenschonenden Informationsverarbeitung in der menschlichen Hirnrinde gesammelt haben, könnten nun zur Verfeinerung der KI-Netzwerke beitragen.“
Veröffentlicht am 18.04.2024 um 19:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Sonntagsvorlesung „Gesund Älterwerden. Wie geht das?“

Was sind altersspezifische Erkrankungen und was gibt es Neues aus der Altersmedizin? Welche Strategien eignen sich für ein gesundes Älterwerden und wie kann die Lebensqualität verbessert werden? Und was können technische Unterstützungssysteme leisten? In der Sonntagsvorlesung am 21. April geht es um die Medizin des Alters in Klinik und Forschung. Prof. Ursula Müller-Werdan, Direktorin der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin sowie der Forschungsgruppe Geriatrie, spricht über alterstypische Erkrankungen und die Behandlungsmöglichkeiten. Sie erklärt, wie der Alterungsprozess beeinflusst werden kann und warum Prävention auch bei betagteren Menschen sinnvoll ist. Der Pflegewissenschaftler Prof. Nils Lahmann, Stellvertretender Direktor der Forschungsgruppe Geriatrie, informiert über innovative Unterstützungssysteme für Menschen mit altersbedingten Beschwerden. Er stellt aktuelle Forschungsprojekte vor und erklärt, wie Wearables und virtuelle Realität sowie Künstliche Intelligenz und Robotik Ältere gut unterstützen und die Selbstständigkeit erhalten können. Die Sonntagsvorlesung „Gesund Älterwerden. Wie geht das?“ findet statt am 21. April um 14:00 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin. Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9. Der Eintritt ist frei. Wichtiger Hinweis Ton-, Foto- und Videoaufzeichnungen der Sonntagsvorlesung sowie deren Verbreitung sind nicht gestattet. Ankündigungsvideo Mehr zu den Inhalten der Vorlesung erzählen Prof. Müller-Werdan und Prof. Lahmann im Kurzvideo. Sonntagsvorlesung nachgehört Die Vorlesung kann im Nachhinein als Audiomitschnitt „Sonntagsvorlesung nachgehört“ auf der Charité-Website und dem Charité-YouTube-Kanal abgerufen werden. Neu bei „Sonntagsvorlesung nachgehört“ sind die Vorlesungen „Von Virchows Zellenlehre zur personalisierten Krebstherapie“ und „Wenn das Herz brennt: Entzündung des Herzmuskels“ sowie „Wie viel Vergesslichkeit ist noch gesund?“. Zur Sonntagsvorlesung Mit der Neuauflage der Sonntagsvorlesungen wurde 2008 eine mehr als 30-jährige Tradition der Charité neu belebt, die am 13. März 1977 erstmals ins Leben gerufen worden war. Ziel der Vorlesungen ist es, der interessierten Öffentlichkeit regelmäßig neueste Informationen zu verschiedensten medizinischen Themen zu präsentieren. Dabei sprechen Expert:innen der Charité über Diagnostik, Therapie und Prävention sowie Forschungsprojekte und aktuelle Erkenntnisse. 
Veröffentlicht am 16.04.2024 um 10:36:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Gemeinsam für Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin Das Land Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin werden im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes künftig noch enger zusammenarbeiten. Dazu haben heute Wolfgang Schyrocki, Staatssekretär der Senatsverwaltung für Finanzen, und Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Es sieht vor, dass künftig alle Landesbediensteten durch das Arbeitsmedizinische Zentrum (AMZ) der Charité betriebsärztlich betreut werden. Ziel ist es, die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Landesbeschäftigten zu fördern und zu erhalten. Die Zusammenarbeit zwischen dem Land Berlin und der Charité umfasst unter anderem: Beratung und Unterstützung in allen arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Fragen Durchführung von arbeitsmedizinischen Vorsorge- und Gesundheitsuntersuchungen Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung Betriebliches Gesundheitsmanagement Entwicklung von Schulungsprogrammen zur Prävention und zum Arbeitsschutz Austausch von Fachwissen Psychologische Betreuung Gesundheitsförderung und Prävention Beide Partner werden im Rahmen der Kooperation gemeinsam an der Planung und Umsetzung von Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung arbeiten. Alle Maßnahmen werden evaluiert und bei Bedarf angepasst. Perspektivisch soll die Zusammenarbeit insbesondere auch im Zusammenhang mit der digitalen Transformation intensiviert werden. Langjährige Erfahrung und Expertise „Die Gesundheit der Beschäftigten der Berliner Verwaltung ist wesentliche Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit und das Funktionieren unserer Stadt,“ sagte Wolfgang Schyrocki, Staatssekretär der Senatsverwaltung für Finanzen, bei der Unterzeichnung des Memorandums. „Wir freuen uns, dass wir unsere Kooperation mit einer hervorragenden medizin-wissenschaftlichen Einrichtung, der Charité, in Berlin fortsetzen und ausbauen können.“ Die Charité verfügt über langjährige Erfahrung in der arbeitsmedizinischen Betreuung. Als überbetrieblicher betriebsärztlicher Dienst ist das Arbeitsmedizinische Zentrum (AMZ) der Charité ein Kompetenzzentrum für die Gesundheit von Beschäftigten und Organisationen. Expertise auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit liefert die Stabsstelle Arbeitssicherheit der Charité. Basis der Kooperation mit dem Land Berlin ist die bereits bestehende Zusammenarbeit mit dem AMZ und der Stabsstelle für Arbeitssicherheit. „Mit der Vereinbarung setzen wir die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Land und seiner Universitätsmedizin im Bereich der arbeitsmedizinischen Betreuung der Landesbediensteten fort. Ich freue mich, dass die Charité dadurch jene Menschen, die Berlin mit ihrer Arbeit erst möglich machen, medizinisch unterstützen kann“, betont Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. Links: Senatsverwaltung für Finanzen Berlin Arbeitsmedizinisches Zentrum der Charité
Veröffentlicht am 11.04.2024 um 10:03:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie der Kampfmodus im Körper beendet wird

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und des Uniklinikums Erlangen Kortison-Präparate drosseln äußerst wirksam überschießende Immunreaktionen. Erstaunlich wenig war bisher allerdings darüber bekannt, wie genau sie das tun. Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Uniklinikums Erlangen und der Universität Ulm hat den molekularen Wirkmechanismus jetzt näher aufgeklärt. Wie die Forschenden im Fachmagazin Nature* berichten, programmiert Kortison den Stoffwechsel von Immunzellen um und betätigt so eine körpereigene Entzündungsbremse. Die Erkenntnisse legen die Basis für die Entwicklung von nebenwirkungsärmeren Entzündungshemmern. Körpereigenes Kortison (Kortisol) ist eigentlich ein Stresshormon. Der Organismus schüttet es aus, um in wichtigen Situationen leistungsfähig zu sein. Dazu greift die Substanz beispielsweise in den Zucker- und Fetthaushalt ein und beeinflusst Blutdruck, Atem- und Herzfrequenz. In höheren Dosen hemmt sie außerdem die Aktivität des Immunsystems, was sich die Medizin zunutze macht: Künstlich hergestellte Kortison-Präparate, die Entzündungen noch stärker dämpfen als das körpereigene Original, werden aufgrund ihrer ausgezeichneten Wirksamkeit bei verschiedensten immunologischen Erkrankungen verabreicht und gehören zu den am breitesten eingesetzten Medikamenten überhaupt. Kortison beeinflusst nicht nur Gene, sondern auch Zellkraftwerke Insbesondere bei höherer Dosierung und längerer Verabreichung haben Kortison-Medikamente jedoch auch Nebenwirkungen, die mit den übrigen Effekten des körpereigenen Hormons zusammenhängen. Dazu zählen beispielsweise Bluthochdruck, Osteoporose, Diabetes oder eine Zunahme des Gewichts. Um Entzündungshemmer mit weniger Nebenwirkungen entwickeln zu können, hat eine Forschungsgruppe um Prof. Gerhard Krönke, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Charité, nun genauer untersucht, wie exakt Kortison seine immundämpfende Wirkung entfaltet. „Bekannt war bisher, dass Kortison in verschiedenen Körperzellen eine Reihe von Genen aktiviert“, erklärt Gerhard Krönke. „Auf diesem Weg mobilisiert es aber vor allem die Ressourcen im Körper, seine starke immundämpfende Wirkung lässt sich so nicht ausreichend erklären. In unserer Studie konnten wir nun zeigen, dass Kortison nicht nur auf die Gene von Immunzellen einwirkt, sondern auch auf ihre Kraftwerke, die Mitochondrien. Dieser Effekt auf den Zellstoffwechsel ist wiederum ganz entscheidend für die entzündungshemmende Wirkung von Kortison.“ Aus Waffenfabriken werden Energieproduzenten Für die Studie fokussierte sich das Forschungsteam auf sogenannte Makrophagen, also Fresszellen des Immunsystems, die Eindringlinge wie Viren und Bakterien beseitigen, aber auch zur Entstehung von entzündlichen Erkrankungen beitragen können. Es untersuchte, wie diese Immunzellen – aus der Maus gewonnen – im Labor auf Entzündungsreize reagierten und welche Auswirkungen die zusätzliche Gabe eines Kortison-Präparats hatte. Dabei beobachteten die Forschenden, dass Kortison – neben seiner Wirkung auf Gene – vor allem Änderungen im Zellstoffwechsel rückgängig machte, die durch die Entzündungsreize angestoßen worden waren. „Wenn Fresszellen in den Kampfmodus versetzt werden, funktionieren sie vereinfacht gesagt ihre Zellkraftwerke zu Waffenfabriken um: Statt Energie zu liefern, produzieren die Kraftwerke Baumaterial für den Kampf gegen Eindringlinge“, beschreibt Gerhard Krönke die Vorgänge. „Kortison macht aus den Kraftwerken wieder Energielieferanten und beendet damit gewissermaßen den Kampfmodus. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei das kleine Molekül Itaconat.“ Itaconat vermittelt entzündungshemmende Wirkung von Kortison Itaconat ist ein entzündungshemmender Stoff, den der Körper selbst in den Kraftwerken seiner Zellen herstellt. Fresszellen produzieren ihn schon im Rahmen ihrer Aktivierung, damit die Entzündungsreaktion nach einer gewissen Zeit wieder zurückgeht. Voraussetzung für die Bildung dieser körpereigenen Immunbremse ist, dass ausreichend „Kraftstoff“ zur Verfügung steht. Das ist nach Umstellung der Zellkraftwerke zu Waffenfabriken nicht mehr der Fall, die Itaconat-Produktion kommt deshalb nach einer Weile zum Erliegen. Bei einer normalen, kurzzeitigen Entzündung ist das ein gutes Timing, weil die Immunreaktion in der Zwischenzeit zur Ruhe kommen konnte. „Bei einem lang anhaltenden Entzündungsreiz ist das Abfallen der Itaconat-Produktion ein Problem, weil die Immunbremse ausfällt, obwohl das Immunsystem noch auf Hochtouren läuft – es entsteht eine chronische Entzündung“, erläutert Dr. Jean-Philippe Auger, Wissenschaftler in der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie am Uniklinikum Erlangen und Erstautor der Studie. „Hier greift das Kortison ein. Durch die Umprogrammierung der Mitochondrienfunktion kurbelt es in den Fresszellen die Bildung von Itaconat an, sodass dieses seine antientzündliche Wirkung wieder entfalten kann.“ Fahndung nach neuen Wirkstoffen Wie stark der entzündungshemmende Effekt von Kortison vom Itaconat abhängt, konnten die Wissenschaftler:innen anhand von Tiermodellen für Asthma und rheumatoide Arthritis belegen: Bei Tieren, die nicht die Fähigkeit hatten, Itaconat zu produzieren, war Kortison wirkungslos. Wenn Itaconat also die immundämpfende Wirkung von Kortison vermittelt: Ließe es sich nicht direkt anstelle von Kortison verabreichen? „Itaconat eignet sich leider nicht besonders gut als entzündungshemmendes Medikament, weil es instabil ist und aufgrund seiner hohen Reaktivität bei systemischer Gabe Nebenwirkungen hervorrufen könnte“, sagt Gerhard Krönke. „Außerdem gehen wir davon aus, dass die Vorgänge beim Menschen noch etwas komplexer sind als in der Maus. Wir wollen deshalb neue Wirkstoffe suchen, die die Kraftwerke der Immunzellen genauso gut umprogrammieren wie Kortison, aber weniger Nebenwirkungen aufweisen.“
Veröffentlicht am 10.04.2024 um 16:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Was bedeutet heute eigentlich Familie?

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und der Einstein Stiftung Berlin Sie ist die kleinste Einheit einer Gesellschaft und sie ist Abbild von Veränderungen: die Familie. Was unter ihr verstanden wird und wer dazugehört, ist einem beständigen Wandlungsprozess unterworfen. Im neuen Einstein Center Population Diversity (ECPD) kommen Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und weiterer Berliner Einrichtungen zusammen. Am Beispiel der Familie gehen sie den aktuellen demografischen Veränderungen nach: Wie wandeln sich Gesellschaft und Familie durch Zuwanderung, Alterung und neue Formen von Arbeit und sozialen Beziehungen? Welche Chancen, aber auch Risiken wie Ungleichheiten in Gesundheit und Bildung erwachsen daraus? Kleinfamilie, allein- und getrennt erziehende Familie, Patchwork- oder Regenbogenfamilie, Familie über Landes- oder Kontinentalgrenzen hinweg – die Familie hat heute viele Gesichter. Doch nicht nur diese Vielfalt, auch Zuwanderung und eine steigende Lebenserwartung tragen zur Gestaltung heutiger und künftiger Gesellschaften bei. „Die wachsende Bevölkerungsvielfalt und die gleichzeitige Veränderung der Altersstruktur stellen Gesellschaften vor Herausforderungen, gerade wenn es um das Beherrschen von Ungleichheitsdynamiken geht. Verschiedene Formen des Zusammenlebens sind dabei eine Chance, sie können aber auch potenzielle Risiken mit sich bringen, beispielsweise wenn Ungleichheit durch räumliche und soziale Ausgrenzung entsteht oder sie sich im Hinblick auf Gesundheit und Bildung verstärkt“, sagt Prof. Paul Gellert, Direktor des ECPD. „Um mit den Chancen und Herausforderungen dieses gesellschaftlichen Wandels umgehen zu können, benötigen wir ein umfassendes Wissen über die komplexen Mechanismen, die die Bevölkerungsvielfalt und die Ungleichheit im Laufe des Lebens bestimmen.“ Wie ungleiche Lebensverläufe entstehen Die Familie ist ein entscheidender Ort, an dem Ungleichheiten innerhalb und zwischen Generationen entstehen und weitergegeben werden. Dies geschieht unter anderem in Interaktion mit Bildungseinrichtungen, Sozialpolitik und Arbeitsmarkt. Veränderte Verhaltensweisen und Familienmuster können Chancen in einer Gesellschaft sein, etwa beim Herausbilden neuer Pflegearrangements, oder sie sorgen für Wohlstand auf individueller und familiärer Ebene. Gleichzeitig können sie Triebkraft für soziale und gesundheitliche Ungleichheit sein. Besonders deutlich wird der enge Zusammenhang zwischen Familienverhalten und sozialer Ungleichheit am Beispiel des hohen Anteils von Frauen, die nach Trennung und Scheidung von Armut und später Altersarmut betroffen sind. Auch die COVID-19-Pandemie hat diese Verbindung sichtbarer gemacht. Je nach individueller Konstellation und vorhandenen Ressourcen waren Familien unterschiedlich stark Druck und Stress ausgesetzt, weil staatliche Systeme für die Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen zeitweise eingeschränkt wurden. Und auch über die Pandemie hinaus sind pflegende Angehörige die stärkste Säule des Pflegesystems – ihre Bedeutung nimmt in alternden Gesellschaften weiter zu. Auswirkungen auf Gesundheit und Chancengleichheit Um die Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Familienmodellen, Gesundheit, Bildung und sozialen Ungleichheiten in alternden Gesellschaften aufzuzeigen, arbeiten im ECPD führende Wissenschaftler:innen disziplinübergreifend zusammen. „Das Einstein Center Population Diversity wird die in Berlin ansässige Forschung an der Schnittstelle von Biomedizin, Sozial- und Gesundheitsforschung bündeln und stärken. Mit Expert:innen aus den Bereichen Demografie, Soziologie, Medizin, Psychologie und Gesundheitswissenschaften ist es in einer einzigartigen Position, um die verschiedenen Mechanismen der Bevölkerungsentwicklung sowie ihre Wechselbeziehungen auf der Ebene der Familie zu untersuchen“, erklärt Prof. Martin Rennert, Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung Berlin. Heute nimmt das neue Einstein Center für zunächst sechs Jahre seine Forschungsarbeit auf. Ziel der Wissenschaftler:innen ist es, die Auswirkungen von Familienvielfalt auf soziale Ungleichheit und auf Gesundheit zu entschlüsseln. Sie betrachten dazu Lebensläufe von Menschen ganzheitlich und innerhalb ihrer jeweiligen sozialen, kulturellen und strukturellen Zusammenhänge. Der Fokus des ECPD liegt auf der Analyse von bevölkerungsrepräsentativen Datensätzen sowie Datensätzen zu relevanten biologischen Merkmalen, sogenannten Biomarkern. Die Wissenschaftler:innen werden außerdem in Real World Labs mit Vertreter:innen der Zivilgesellschaft ins Gespräch kommen.
Veröffentlicht am 08.04.2024 um 13:30:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Blick in die Zukunft: Charité-Serie zur Medizin 2049

Wie sieht die Medizin der Zukunft aus und welche sozialen Themen bewegen die Gesellschaft? Vor welchen Herausforderungen stehen Ärzt:innen und Pflegende der fiktiven Charité im Jahr 2049? Die vierte Staffel der ARD-Serie wagt einen Blick in die Zukunft. Sie erzählt vom fortgeschrittenen Klimawandel, einem Gesundheitssystem unter Kostendruck und einem unbekannten Bakterium sowie von Digitalisierung, innovativer Forschung und künstlicher Intelligenz in Diagnostik und Therapie. Im Futurium diskutieren Expert:innen über die Medizin der Zukunft: Was ist möglich und was ist Utopie? Nach dem großen Erfolg der ersten drei historisch orientierten Staffeln starten nun sechs weitere Folgen zur Charité. Im Zentrum der Geschichte im Hochsommer 2049 stehen das Mikrobiom und dessen Erforschung. Aus verschiedenen Handlungssträngen ist erneut eine Momentaufnahme des Mikrokosmos Universitätsmedizin entstanden. Die sechs Folgen sind ab Freitag, den 5. April in der ARD-Mediathek sowie ab Dienstag, den 9. April um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen. Die ARD-Erfolgsserie ist in Zusammenarbeit mit ARTE entstanden und von UFA Fiction produziert. Sechs neue Folgen  Die Bewohner:innen Berlins erleben ein extremes Klima: Temperaturen bis 45 Grad sowie ergiebige Niederschläge sind keine Seltenheit mehr. Die Charité ist weiterhin die Hochburg medizinischer Exzellenz und Forschung mit modernster Ausstattung. Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt die Teams bei der Diagnose, alle Patient:innen haben einen digitalen Zwilling für die OP-Simulation und Organe kommen aus dem 3D-Drucker. Innovative Therapien machen Hoffnung und neue Medikamente bringen Heilung. Trotz der effizienten Technologien wird deutlich, dass es die Menschen – die Pfleger:innen, Ärzt:innen und Techniker:innen – sind, die Diagnosen stellen und die Patient:innen versorgen. Im Mittelpunkt der Serie stehen erneut erfolgreiche Frauen, allen voran die Mikrobiologin Maral Safadi (Sesede Terziyan), die mit ihrer Frau, der Gynäkologin Julia Kowalczyk (Angelina Häntsch), an die Charité kommt. Für die Spitzenforscherin Dr. Safadi ist es eine Rückkehr aus Boston, um an der Charité das Institut für Mikrobiologie zu leiten. Ihr erster Patient leidet an einer Infektion durch ein unbekanntes Bakterium. Als ein zweiter Patient mit der gleichen Symptomatik eingeliefert wird, beginnt die Ursachenforschung im Wettlauf gegen die Zeit.  Zusätzlich droht eine geplante Gesundheitsreform das Solidaritätsprinzip zu kippen und die Gesellschaft zu spalten: Die Krankenkassen erstellen für jeden Menschen einen Score-Wert und erheben Daten über Gesundheit und Lebenserwartung. Diese werden zur Grundlage einer medizinischen Behandlung oder auch Nicht-Behandlung. Mikrobiom als Zukunftsthema Für eine Staffel, die in der Zukunft spielt, war die Leitfrage: Für welchen medizinischen Durchbruch könnte es in 25 Jahren einen Nobelpreis geben? Dafür wurden aktuelle medizinische Entwicklungen weitergedacht und mit Unterstützung der beratenden Charité-Wissenschaftler:innen das Mikrobiom – das komplexe Zusammenspiel abertausender Bakterien im Körper – als zukunftsträchtiges Forschungsfeld ausgewählt. Mit dieser Wahl wird ein interessanter Bogen zur ersten Staffel der Serie gespannt: Im 19. Jahrhundert war es Robert Koch, der Bakterien und ihre Rolle bei der Entstehung von Krankheiten entdeckt hatte. In der Handlungsgegenwart ist es die Mikrobiologin Dr. Safadi, die mithilfe eines Bakteriums eine mögliche medizinische Revolution auslöst.  Künstliche Intelligenz in der Medizin Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, sieht in der künstlichen Intelligenz eine große Chance: „Der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird auch die Medizin verändern und die Therapiemöglichkeiten erweitern. Zum Beispiel können mit Hilfe von KI komplexe Muster in medizinischen Daten analysiert werden und dies ermöglicht noch präzisere Diagnosen und individuelle, personalisierte Therapien. Grundsätzlich denke ich, dass KI in allen Bereichen der Medizin zum Einsatz kommen wird. Derzeit setzen wir KI insbesondere in der Radiologie und Pathologie zur Unterstützung ein. Und dennoch werden wir weiterhin medizinische Fachkräfte brauchen, die steuern, bewerten, bestätigen und begleiten. Die Medizin bleibt ein Beruf von Menschen für Menschen.“ Talk zur Medizin der Zukunft im Futurium am 11. April  Ausgehend von der aktuellen Charité-Serie fragt die Podiumsdiskussion im Futurium nach den konkreten Herausforderungen für die Medizin der Zukunft und thematisiert mögliche Lösungsansätze und wünschenswerte Szenarien. Es diskutieren:  •    Jörg Blech, Wissenschaftsjournalist und Sachbuch-Autor •    Prof. Alena Buyx, Medizinethikerin und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats •    Prof. Andreas Diefenbach, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie der Charité •    Prof. Claudia Langenberg, Professorin für Computational Medicine, Berlin Institute of Health at Charité (BIH) Moderation: Fritz Habekuß, ZEIT-Redakteur Termine im Überblick Online Ab Freitag, den 5. April in der ARD-Mediathek TV-Ausstrahlung Ab Dienstag, den 9. April in drei Doppelfolgen um 20:15 Uhr im Ersten Thementag „Medizin von morgen“  Am Dienstag, den 9. April in der ARD Talk im Futurium Am Donnerstag, den 11. April um 19:00 Uhr
Veröffentlicht am 03.04.2024 um 10:27:12 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Magersucht und Risikoschwangerschaft: Neue Projekte an der Charité

Die gesundheitliche Versorgung in Deutschland soll immer besser werden. Aus diesem Grund fördert der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) regelmäßig die Erprobung neuer Konzepte für die Regelversorgung aus Mitteln des Innovationsfonds. Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin leiten erneut vier dieser Projekte im Bereich der Neuen Versorgungsformen, außerdem ist sie an vier Vorhaben beteiligt. Der Einsatz digitaler Technologien, hausärztliche Versorgung und Versorgungsmodelle für Kinder und Jugendliche stehen im Mittelpunkt der neuen, an der Charité geleiteten Projekte. Die in den kommenden Jahren zu erprobenden Versorgungskonzepte gelten insbesondere vulnerablen Personengruppen unterschiedlichen Alters mit besonderen gesundheitlichen Herausforderungen ihres jeweiligen Lebensabschnittes. Die neuen Projekte im Einzelnen: Ambulante Therapie bei Magersucht – telemedizinisch und in der Familie Die familienbasierte Therapie ist eine ambulante Behandlungsmöglichkeit für junge Menschen mit Essstörungen. Von Anfang an werden dabei die Eltern eng einbezogen. In Deutschland ist diese Therapieform noch kaum verbreitet, in den USA und England hingegen wird sie als evidenzbasierte Therapie der ersten Wahl empfohlen. Bisherige Studien haben die familienbasierte Therapie ausschließlich mit anderen ambulanten Therapieformen verglichen. Jetzt soll die Wirksamkeit erstmals der vollstationären Therapie gegenübergestellt werden, die bei schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen etwa drei bis sechs Monate dauern kann. An 20 Studienzentren in ganz Deutschland und in Zusammenarbeit mit zehn Krankenkassen werden im Rahmen der FIAT-Studie 100 Erkrankte im Alter von acht bis 17 Jahren telemedizinisch mit einer familienbasierten Therapie behandelt. Ihr Krankheitsverlauf wird in den folgenden zwölf Monaten mit dem von 100 Kindern und Jugendlichen verglichen, die die stationäre Standardbehandlung erhalten haben. Zeigt sich die ambulante, telemedizinisch begleitete Therapie der stationär einsteigenden Regelversorgung nicht unterlegen, könnten Betroffene davon profitieren. Der Vorteil: lange Wartezeiten auf einen stationären Therapieplatz entfallen, Kinder und Jugendliche könnten zudem in ihrem schulischen und sozialen Umfeld bleiben. Auch strukturschwache Regionen Deutschlands könnten perspektivisch mit der telemedizinischen, familienbasierten Therapie besser versorgt und Kosten im Gesundheitssystem gesenkt werden. Projekt: Familienbasierte telemedizinische vs. institutionelle Anorexia nervosa-Therapie (FIAT) Leitung: Dr. Verena Haas und Prof. Christoph U. Correll, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Förderung: rund 6,9 Millionen Euro für vier Jahre Neues ambulantes Versorgungskonzept für ältere gebrechliche Patient:innen Im höheren Lebensalter treten meist mehrere Krankheiten gleichzeitig auf und gesundheitliche Einschränkungen häufen sich. Um dem Versorgungsbedarf dieser Patient:innen gerecht zu werden, braucht es in Deutschland eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung und eine Erweiterung der Angebote. Derzeit gibt es keine strukturierten Behandlungskonzepte für geriatrische Patient:innen. Projektziel ist daher, eine ambulante, interdisziplinäre und interprofessionelle Versorgung älterer, mehrfach erkrankter, gebrechlicher Menschen zu etablieren. Koordiniert werden die Angebote in einem wohnortnahen Behandlungszentrum, wobei auch mobilitätseingeschränkten Personen der Zugang ermöglicht wird. Hausärzt:innen, Psycholog:innen und weitere Heilmittelerbringende tragen zu der Versorgung bei. Zunächst werden ältere Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern an dem intensivierten Behandlungsprogramm teilnehmen. Es beinhaltet unter anderem Heilmittelbehandlungen, vorrangig als Gruppentherapien, Ernährungsberatung oder auch Sehhilfen und Hörgeräteanpassungen. Eine Kontrollgruppe erhält weiterhin die Regelversorgung. Das neue Versorgungskonzept ist durch praktizierende Hausärzt:innen im ländlichen Raum aus der Praxis heraus entwickelt worden. Seine Wirksamkeit wird anhand von Daten zur Selbständigkeit, Gebrechlichkeit, Lebensqualität und Kostenentwicklung ausgewertet. Projekt: Modellprojekt zur intensivierten interprofessionellen ambulanten Therapie geriatrischer Patient:innen (InATheGer) Leitung: PD Dr. Lorena Dini, MScIH, Institut für Allgemeinmedizin Förderung: rund 3,1 Millionen Euro für drei Jahre Digitale Fernüberwachung von Risikoschwangerschaften Präeklampsie ist eine Bluthochdruckerkrankung in der Schwangerschaft. Sie tritt bei rund drei bis fünf Prozent der Schwangeren auf und ist eine der Hauptursachen für lebensgefährliche Komplikationen bei Mutter und Kind. Unspezifische Symptome, die bis zu 15 Prozent aller Schwangeren betreffen, führen häufig zu Verunsicherung und unnötigen stationären Aufenthalten. In anderen Fällen werden akute Verläufe verkannt und die Vorstellung in einem Perinatalzentrum erfolgt zu spät. Das Projekt PreFree stellt eine digitale Entscheidungshilfe und Fernüberwachungsplattform für Schwangere mit hohem Verdacht auf Präeklampsie zur Verfügung. Mithilfe maschinellen Lernens kalkuliert ein Algorithmus das Komplikationsrisiko basierend auf klinischen Routinedaten. Schwangere mit niedrigem Risiko erhalten eine App, die mit einem Server auf Klinikseite vernetzt ist, und in die sie selbst gemessene Blutdruckwerte eingeben. Um zu prüfen, ob die Patientinnen damit mehr Tage ihrer Schwangerschaft zu Hause verbringen können und dabei genauso sicher versorgt sind, wird eine prospektive, multizentrische Studie mit 848 Schwangeren an zehn Kliniken im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Im Erfolgsfall könnte die neue ambulante Versorgungsform auf ganz Deutschland übertragen werden. Projekt: Sektorenübergreifende Versorgung von Risikoschwangerschaften mittels digitaler Fernüberwachung und Entscheidungshilfe (PreFree) Leitung: Prof. Stefan Verlohren, Klinik für Geburtsmedizin Fördersumme: rund 3,9 Millionen Euro für drei Jahre Telemedizinische Versorgung von Menschen, die zu Hause beatmet werden Die Anzahl der Patient:innen, die in ihrem häuslichen Umfeld künstlich beatmet werden, steigt kontinuierlich. Jedes Jahr kommen bundesweit rund 15.000 Menschen neu hinzu. Erfolgt eine Heimbeatmung invasiv über eine Kanüle, ist die Versorgung besonders aufwändig. Kontrolliert wird eine Beatmungstherapie in spezialisierten Zentren für außerklinische Beatmung, entweder stationär oder in Spezialambulanzen. Nicht immer geschieht dies bedarfsorientiert. Einige der Kontrollen stellen sich nachträglich als nicht notwendig heraus. In anderen Fällen führen schleichende klinische Verschlechterungen in der Häuslichkeit unbemerkt zu akuten Notfällen. T-CABS steht für: Telemedizinisches Centrum für Außerklinische Beatmung und Sauerstofftherapie. Im gleichnamigen Projekt wollen Forschende mit telemedizinischer Unterstützung die Versorgung ambulant beatmeter Menschen qualitativ verbessern. Im Mittelpunkt steht eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung, bei der medizinische Daten auf einer telemedizinischen Plattform erfasst werden. Neben Lungenfunktion und Beatmungsparametern umfassen sie auch die allgemeine körperliche Verfassung und die Lebenszufriedenheit. Bei Bedarf können Patient:innen Videosprechstunden mit medizinischen Fachkräften in Anspruch nehmen und es werden interdisziplinäre Fallkonferenzen durchgeführt. Das neue digitale Angebot wird wissenschaftlich begleitet. Eine Studie mit zunächst 200 Betroffenen soll zeigen, ob die gewünschten Effekte eintreten. So erhoffen sich die Forschenden eine Stabilisierung der Lungenfunktion, eine Verbesserung der körperlichen Kondition und eine höhere Lebensqualität der ambulant beatmeten Menschen, verbunden mit mehr Selbstbestimmung. Idealerweise stellt die Plattform eine individuell angepasste Versorgung ambulant beatmeter Menschen sicher. Und sie trägt dazu bei, Komplikationen und belastende Transporte in die Klinik zu vermeiden. Projekt: Telemedizinisches Centrum für Außerklinische Beatmung und Sauerstofftherapie (T-CABS) Leitung: Prof. Martin Witzenrath und Dr. Carmen Garcia, Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin Fördersumme: rund 5,5 Millionen Euro für drei Jahre Die Charité ist darüber hinaus an folgenden Projekten als Konsortialpartnerin beteiligt: EMPOWER-TRANS*: Innovative Informations- und Schulungskonzepte für Kinder und Jugendliche mit Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie (GI/GD) und ihre Familien Leitung: Universitätsklinikum Ulm Projektleitung an der Charité: Prof. Sibylle Maria Winter, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters NAVIGATION: Nachhaltig versorgt im gemeindenahen Gesundheitszentrum – Gesundheit im Zentrum Leitung: Gesundheitskollektiv Berlin e. V., Projektleitung an der Charité: Prof. Wolfram Herrmann, Institut für Allgemeinmedizin WELCOME: Versorgung von Früh- und Reifgeborenen mit erhöhtem pflegerischen Nachsorgebedarf nach der Entlassung – digital und videogestützt Leitung: Klinikum der Universität München Projektleitung an der Charité: PD Dr. Antje Tannen, Institut für Klinische Pflegewissenschaft GaViD-Sinne: Ganzheitliche Versorgungsstützpunkte und interdisziplinäre Diagnostik für Menschen mit Sinnesbehinderungen Leitung: Deutsches Taubblindenwerk gGmbH Projektleitung an der Charité: Dr. Anke Hirschfelder, Klinik für Audiologie und Phoniatrie und Prof. Daniel J. Salchow, Klinik für Augenheilkunde Prof. Liane Schenk, Sprecherin der Plattform – Charité Versorgungsforschung: „Um optimale Konzepte für die gesundheitliche Versorgung in der Praxis zu etablieren, ist es zentral, alle erforderlichen Fachdisziplinen und Berufsgruppen wohnortnah oder auch unterstützt durch digitale Technologien einzubeziehen. Neben den besten medizinischen Lösungen sind hierbei für die Patientinnen und Patienten auch Lebensqualität und Selbstbestimmtheit im Alltag wesentliche Aspekte, die es zu ermöglichen gilt.“
Veröffentlicht am 05.03.2024 um 08:45:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Monika Ankele leitet das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité

Prof. Monika Ankele hat zum 1. März die Professur für Medizingeschichte und Medizinische Museologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen. Damit verbunden ist die Leitung des Berliner Medizinhistorischen Museums (BMM) der Charité. Prof. Ankele kommt von der Medizinischen Universität Wien und folgt auf Prof. Thomas Schnalke, der die Professur seit 2000 innehatte und nun im Ruhestand ist. Prof. Ankele ist Historikerin und war zuletzt Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Organisationseinheit Ethik, Sammlungen und Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien (Josephinum). Die gebürtige Österreicherin freut sich auf den Wechsel an die Charité: „Die Leitung des modernisiert wiedereröffneten BMM zu übernehmen, erfüllt mich mit großer Freude. Mein Ziel ist es, das Museum als Schnittstelle zwischen Klinik und Öffentlichkeit zu stärken und zu einem Haus weiterzuentwickeln, das sich für kritische Reflexionen durch Forscher:innen, Mediziner:innen, Künstler:innen, Studierende und die Zivilgesellschaft öffnet.“ Sie ergänzt: „Zudem werde ich in den Ausstellungen und der Forschung einen Schwerpunkt auf die Verbindungen zwischen Kunst und Medizin legen. Dafür möchte ich auch auf die Kunstsammlung der Charité zurückgreifen. Die ersten Ausstellungen, die ich plane, werden einen Blick auf die Medizin aus der Perspektive der Patient:innen entfalten und dabei auch künstlerisch forschende Zugänge einbeziehen.“  Zu ihren Forschungsinteressen erklärt die 45-Jährige: „Im Fokus meiner Forschungen stehen Objekte und mit ihnen die materielle Kultur der Medizin: Wie rahmen Dinge medizinisches Handeln, auf welche Weise gestalten sie die Arzt-Patienten-Beziehungen, wie prägen sie Krankheitserfahrungen, und welche ethischen Dimensionen sind ihnen eingeschrieben? Der Zugang über Objekte ermöglicht eine Verbindung unterschiedlicher Perspektiven auf die Medizin und ihre Geschichte. Ein gutes Beispiel dafür sind meine Forschungen zum Krankenbett oder zu Selbstzeugnissen von Patientinnen aus psychiatrischen Anstalten.“ Darüber hinaus vertritt Prof. Ankele das medizinisch-museologische Fachgebiet mit Fokus auf das 18. bis 21. Jahrhundert auch in der Lehre: „Das Museum mit seinen medizinhistorischen Sammlungen und Ausstellungen bietet einen idealen Ausgangspunkt für eine Lehre, die von den Objekten ausgeht und die sich, in Anlehnung an den Pathologen und Museumsgründer Rudolf Virchow, an einer Schulung des Sehens orientiert. Ich möchte unter den Studierenden das Bewusstsein für die materielle Dimension der Medizin und die ihr eingeschriebenen kulturellen, sozialen und ethischen Aspekte schaffen. Zudem will ich das Museum und seine Bestände als Lernort für Studierende öffnen und ihren Zugängen und Überlegungen im Museum und in den Ausstellungen Raum geben.“
Veröffentlicht am 01.03.2024 um 09:26:31 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Newsweek-Ranking: Charité unter Top 10 der besten Kliniken weltweit

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat im internationalen Newsweek-Ranking den sechsten Platz erreicht, sich damit um einen Rang verbessert und ist erneut unter den besten Zehn vertreten. Zugleich ist die Berliner Universitätsmedizin die beste europäische Klinik. Die US-amerikanische Wochenzeitung Newsweek und das Datenportal Statista haben weltweit die besten 2.400 Krankenhäuser verglichen. Die jährliche Rangliste zeigt das internationale Renommee einer Klinik sowie die Vernetzung ihrer Mediziner:innen. Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärt dazu: „Seit dem Start des Newsweek-Rankings 2019 sind wir nun zum sechsten Mal in Folge unter den zehn besten Kliniken weltweit. Das ist eine tolle Auszeichnung für das, was wir erreicht haben und natürlich ein ebenso großer Ansporn, noch besser zu werden. Es ist beeindruckend, wie unser Charité-Team es trotz aller Herausforderungen schafft, am Gesundheits- und Wissenschaftsstandort Berlin zuverlässig Spitzenleistungen zu erbringen und international wettbewerbsfähig zu sein. Mein Dank gilt unseren konzernweit mehr als 22.000 engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unsere Patientinnen und Patienten jeden Tag auf höchstem Niveau versorgen und sich wichtigen medizinischen Forschungsfragen sowie der Lehre widmen.“  Für das Ranking World’s Best Hospitals 2024 wurden insgesamt 2.400 Krankenhäuser aus 30 Ländern bewertet. Den weltweit ersten Platz belegt die US-amerikanische Mayo Clinic. Von den europäischen Häusern sind die Charité auf Platz 6, das Stockholmer Karolinska Universitetssjukhuset auf Platz 7, das Hôpital Universitaire Pitié Salpêtrière in Paris auf Platz 8 und das Universitätsspital Zürich auf Platz 10 unter den Top Ten vertreten.  Die Rangliste wird seit 2019 erstellt. Sie basiert auf ärztlichen Empfehlungen, Umfragen zur Patientenzufriedenheit und medizinischen Leistungskennzahlen zur Behandlungsqualität und zu Hygienemaßnahmen. Abstimmungen für das eigene Haus waren dabei nicht erlaubt. 
Veröffentlicht am 28.02.2024 um 14:11:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie Bremsen im Gehirn gelockert werden können

Funktionieren bestimmte Verbindungen im Gehirn nicht richtig, können Erkrankungen wie Parkinson, Dystonie, Zwangsstörung oder Tourette die Folge sein. Eine gezielte Stimulation von Hirnarealen kann zu Linderung verhelfen. Um exakte therapeutische Zielregionen im Gehirn aufzuzeigen, setzte ein Team unter Federführung von Forschenden der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Bostoner Brigham and Women’s Hospital auf Daten von Patient:innen weltweit, denen feine Elektroden zur Hirnstimulation implantiert worden waren. Entstanden ist eine einzigartige Landkarte gestörter Netzwerke im Gehirn, jetzt veröffentlicht in Nature Neuroscience*. Neurologische und neuropsychiatrische Erkrankungen weisen ein breites Spektrum unterschiedlichster Symptome auf – von Störungen im Bereich der Stimmung oder der Informationsverarbeitung bis hin zu Beeinträchtigungen im Bewegungsablauf. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie auf fehlerhaft funktionierende Verbindungen von Gehirnregionen zurückzuführen sind. Vereinfacht gesagt: Hirnschaltkreise, die nicht richtig funktionieren, können sich wie Blockaden auf gesunde Gehirnfunktionen auswirken. Die tiefe Hirnstimulation spricht solche Fehlfunktionen an und kann maßgeblich Symptome in verschiedenen Bereichen lindern. Winzige Elektroden werden hierbei neurochirurgisch in präzise definierte Zielgebiete des Gehirns implantiert und geben fortwährend schwache elektrische Impulse an das umliegende Gewebe ab. Die Stimulationseffekte werden über Nervenbahnen an weiter entfernte Hirnareale weitergetragen und entfalten so ihre vollständige Wirkung. Doch nicht immer ist die Stimulation erfolgreich, schon kleinste Abweichungen bei der Platzierung der Elektroden können die gewünschten Effekte ausbleiben lassen. Welche Hirnverbindungen angeregt werden müssen, um die bestmöglichen Erfolge bei einer Behandlung unterschiedlicher Symptome zu erreichen, wollte ein internationales Team um Prof. Andreas Horn und Dr. Ningfei Li, Neurowissenschaftler an Charité und Brigham and Women’s Hospital, genauer bestimmen. „Unser Ziel war es noch besser zu verstehen, wo im Gehirn mögliche ‚Blockaden‘ durch eine Neuromodulation gelockert werden können, damit sich beispielsweise Symptome einer Parkinsonerkrankung wieder normalisieren“, so Ningfei Li. Auf der Spur eines vermeintlichen Paradoxons In ihrer Arbeit gingen die Forschenden einem vermeintlichen, der Hirnforschung schon länger bekannten Paradoxon nach: Eine Region im Zwischenhirn, der subthalamische Kern, gilt als ein effektives Zielgebiet der tiefen Hirnstimulation zur symptomatischen Behandlung des Parkinsonsyndroms und der Dystonie. Beide Erkrankungen zählen zum Spektrum der Bewegungsstörungen. Dieselbe Hirnregion hat sich jüngst auch als erfolgreiches Zielgebiet zur Behandlung neuropsychiatrischer Störungsbilder herauskristallisiert, beispielsweise von Zwangserkrankungen oder Tic-Störungen. Es stellte sich also die Frage, wie ein so kleiner Kern von ungefähr einem Zentimeter Länge effektiv in der Behandlung von Symptomen derart unterschiedlicher Hirnfunktionsstörungen sein kann. Um dem Paradoxon auf die Spur zu kommen, analysierte das Team die Daten von 534 implantierten Elektroden zur tiefen Hirnstimulation bei 261 Patient:innen aus der ganzen Welt. 70 von ihnen litten unter Dystonie, 127 unter der Parkinson-Krankheit, 50 hatten eine Zwangsstörung und 14 das Tourette-Syndrom. Mithilfe einer eigens entwickelten Software erfassten die Forschenden die genaue Lage der jeweiligen Elektroden. Computersimulationen halfen, um daraufhin Nervenbahnen aufzuzeigen, die bei Patient:innen mit optimalen oder auch weniger optimalen Behandlungsergebnissen aktiviert wurden. Für jede der vier Störungen stellten sich spezifische Schaltkreise heraus, die fehlerhaft funktionierten. Sie waren mit den entsprechenden Regionen im Vorderhirn verbunden, die eine wichtige Rolle für Bewegungsabläufe, Verhaltenssteuerung oder Informationsverarbeitung spielen. „Die von uns identifizierten Schaltkreise überschneiden sich teilweise, daher nehmen wir an, dass die Fehlfunktionen in den untersuchten Symptombildern nicht vollständig unabhängig voneinander sind“, sagt Barbara Hollunder, Stipendiatin des Einstein Center for Neurosciences an der Charité und Erstautorin der Studie. In einem ersten Schritt ist es somit gelungen, die Netzwerke in Vorder- und Mittelhirn exakt zu lokalisieren, die für eine Behandlung der Parkinsonerkrankung, der Dystonie, von Zwangsstörungen und des Tourette-Syndroms entscheidend sind. Wird der Ansatz über Störungsbilder mit unterschiedlichster Symptomatik hinweg angewendet, entsteht nach und nach eine Art Landkarte der Symptom-Netzwerk-Verschaltungen des Gehirns. „In Anlehnung an die Begriffe des Konnektoms als Beschreibung der Gesamtheit aller Nervenverbindungen im Gehirn, oder des Genoms als Sammelbezeichnung für die gesamte Erbinformation, haben wir hierfür den Begriff des menschlichen ‚Dysfunktoms‘ geprägt. Eines Tages soll dieses die Gesamtheit aller gestörten Hirnschaltkreise beschreiben, die als Folge von Netzwerkerkrankungen auftreten können“, wie Barbara Hollunder erklärt. Erste Behandlungserfolge im Zuge der Studie Die Erkenntnisse sind bereits ersten Patient:innen zugutegekommen. Durch Feinabstimmung und eine präzise Platzierung der Elektroden ließen sich unter anderem die Symptome schwerer, behandlungsresistenter Zwangsstörungen lindern. „Wir planen, die Technik weiterzuentwickeln und fehlerhafte Hirnschaltkreise noch hochauflösender für spezifische Symptome abzugrenzen. So könnten wir beispielsweise für Zwangsstörungen die Schaltkreise für zwanghafte Gedanken und Handlungen, oder auf häufig begleitend auftretende Symptome wie Depression oder Angststörungen isolieren, um die Behandlung bestmöglich individuell abzustimmen“, blickt Ningfei Li in die Zukunft. Darüber hinaus gehen die Forschenden davon aus, dass im Gehirn nicht nur eine einzige Region ausschlaggebend für die Verbesserung eines bestimmten Symptoms ist. Vermutet wird, dass Nervennetzwerke selbst die therapeutischen Effekte tragen und von verschiedenen Punkten im Gehirn aus moduliert werden können. Damit gibt die Studie nicht nur wertvolle Hinweise für die zielgerichtete neurochirurgische Therapie, sondern sie liefert auch neue Denkansätze für nicht-invasive Methoden wie die transkranielle magnetische Hirnstimulation, bei der magnetische Impulse von außerhalb des Schädels Hirnregionen anregen und keine Operation notwendig ist.
Veröffentlicht am 22.02.2024 um 16:18:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Charité-Projekt wird mit Gesundheitspreis Ideas for Impact ausgezeichnet

Der demografische Wandel stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen: Immer mehr ältere Menschen müssen von immer weniger Fachkräften medizinisch versorgt werden. Hier setzt das Projekt Stay@Home – Treat@Home unter der Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin an. Das Projekt zielt darauf ab, durch ein eng aufeinander abgestimmtes, rund um die Uhr verfügbares Netzwerk aus dem ambulanten und stationären Bereich die Versorgung älterer Menschen zu verbessern. Dafür erhält das Projektteam den mit 100.000 Euro dotierten Gesundheitspreis Ideas for Impact. Die Auszeichnung wird vom Bosch Health Campus im Namen der Robert Bosch Stiftung heute Abend in Berlin verliehen. Bei dem vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderten Projekt arbeiten verschiedene Kooperationspartner zusammen, um die Gesundheitsversorgung Pflegebedürftiger noch sicherer und effizienter zu gestalten. Durch eine kontinuierliche Überwachung und Betreuung mit modernsten Technologien und Telemedizin ermöglicht das Projekt eine frühzeitige Intervention bei gesundheitlichen Problemen, bevor sie zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Krankenhausaufenthalte lassen sich so reduzieren. Heute die Weichen für die Zukunft stellen „Das Preisträgerprojekt ist wegweisend und zukunftsfähig. Das Konzept entlastet nicht nur unser medizinisches Versorgungssystem, sondern erhöht auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten“, sagt Prof. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer des Bosch Health Campus. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung! Sie ist eine Bestätigung für unsere Arbeit und ein zusätzlicher Ansporn, die Bemühungen um eine verbesserte Gesundheitsversorgung weiter voranzutreiben. Die alternde Gesellschaft ist eine Herausforderung für die Medizin. Die Menschen werden älter und müssen medizinisch versorgt werden. Auf der anderen Seite haben wir zur Bewältigung der Arbeit immer weniger Fachkräfte zur Verfügung. Wir müssen heute die Weichen dafür stellen,“ erklären die beiden Projektleiter Prof. Rajan Somasundaram, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme am Campus Benjamin Franklin, und Prof. Nils Lahmann von der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin der Charité. Digitales Gesundheitstagebuch als Basis für alle Netzwerkpartner Zentraler Bestandteil des Projekts ist ein digitales interaktives Gesundheitstagebuch, auf das Betreuungspersonen oder Angehörige von Personen, die zu Hause gepflegt werden, Zugriff erhalten. Dieses ermöglicht eine datenschutzkonforme Dokumentation von Gesundheitsdaten im häuslichen Umfeld. Es enthält unter anderem Medikationspläne, Allergien, aktuelle Diagnosen, aber auch Notfallkontaktdaten oder Patientenverfügungen. Sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch die Betreuungspersonen haben Zugriff auf das Gesundheitstagebuch. Ändert sich der Gesundheitszustand, kann der oder die Verantwortliche aktiv werden und die Hausarztpraxis darüber informieren. Für den Akutfall außerhalb der hausärztlichen Sprechzeiten gibt es Unterstützungsmöglichkeiten durch weitere Netzwerkpartner und eine telemedizinische Anbindung an die Notaufnahme der Charité. Wichtige medizinische Informationen stehen dann allen an der medizinischen Versorgung Beteiligten sofort digital zur Verfügung. Ganzheitlicher, patientenzentrierter Ansatz Die sechsköpfige Expertenjury, die das Projekt ausgewählt hat, lobte besonders die ganzheitliche Herangehensweise, die medizinische Expertise mit modernster Technologie und einem patientenzentrierten Ansatz kombiniert. Stay@Home – Treat@Home geht damit einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Um das Projekt in die Breite zu tragen und Nachahmerinnen und Nachahmer zu finden, stellt der Bosch Health Campus für Transferleistungen weitere 80.000 Euro nach der Preisverleihung bereit. Neben der Charité, vertreten durch die Zentrale Notaufnahme am Campus Benjamin Franklin und der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin, sind als Konsortialpartner beteiligt: die Kassenärztliche Vereinigung Berlin, Johanniter-Unfall-Hilfe e. V, Malteser Hilfsdienst gGmbH, Dr. Irmgard Landgraf (projektbetreuende Hausärztin), bildau GmbH, HCMB – Institute for Health Care Systems Management Berlin eG., das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, GWQ Service Plus AG (Betriebs- und Innungskrankenkassen) sowie in Kürze auch die Techniker Krankenkasse. Das Projekt soll bis September 2026 laufen, die Interventionsphase startete im Oktober 2023.
Veröffentlicht am 22.02.2024 um 07:29:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie sich COVID-19 auf das Gehirn auswirkt

Noch immer ist nicht abschließend geklärt, wie neurologische Symptome bei COVID-19 zustande kommen. Liegt es daran, dass SARS-CoV-2 das Gehirn infiziert? Oder sind die Beschwerden eine Folge der Entzündung im Rest des Körpers? Eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin liefert jetzt Belege für letztere Theorie. Sie ist heute im Fachmagazin Nature Neuroscience* erschienen. Kopfschmerzen, Gedächtnisprobleme oder Fatigue, also eine krankhafte Erschöpfung, sind nur einige der neurologischen Beeinträchtigungen, die während einer Corona-Infektion auftreten und auch darüber hinaus andauern können. Forschende vermuteten schon früh in der Pandemie, dass eine direkte Infektion des Gehirns die Ursache dafür sein könnte. „Auch wir sind von dieser These zunächst ausgegangen. Einen eindeutigen Beleg dafür, dass das Coronavirus im Gehirn überdauern oder sich gar vermehren kann, gibt es allerdings bislang nicht“, erklärt Dr. Helena Radbruch, Leiterin der Arbeitsgruppe Chronische Neuroinflammation am Institut für Neuropathologie der Charité. „Dazu wäre zum Beispiel ein Nachweis intakter Viruspartikel im Gehirn nötig. Die Hinweise, dass das Coronavirus das Gehirn befallen könnte, stammen stattdessen aus indirekten Testverfahren und sind deshalb nicht ganz stichhaltig.“ Einer zweiten These zufolge wären die neurologischen Symptome stattdessen eine Art Nebenwirkung der starken Immunreaktion, mit der der Körper sich gegen das Virus wehrt. Vergangene Studien hatten auch hierfür Anhaltspunkte geliefert. Die aktuelle Charité-Arbeit untermauert nun diese Theorie, mit umfassenden molekularbiologischen und anatomischen Ergebnissen aus Autopsie-Untersuchungen. Keine Anzeichen einer direkten Infektion des Gehirns Für die Studie analysierte das Forschungsteam verschiedene Bereiche des Gehirns von 21 Menschen, die aufgrund einer schweren Corona-Infektion im Krankenhaus, zumeist auf der Intensivstation, verstorben waren. Zum Vergleich zog es 9 Patient:innen heran, die nach intensivmedizinischer Behandlung anderen Erkrankungen erlegen waren. Die Forschenden prüften zunächst, ob das Gewebe sichtbare Veränderungen aufwies, und fahndeten nach Hinweisen auf das Coronavirus. Dann ermittelten sie durch die detaillierte Analyse von Genen und Proteinen, welche Vorgänge in einzelnen Zellen vonstattengingen. Wie andere Forschungsteams auch konnten die Charité-Wissenschaftler:innen in einigen Fällen das Erbgut des Coronavirus im Gehirn nachweisen. „SARS-CoV-2-infizierte Nervenzellen haben wir jedoch nicht gefunden“, betont Helena Radbruch. „Wir gehen davon aus, dass Immunzellen das Virus im Körper aufgenommen haben und dann ins Gehirn gewandert sind. Sie tragen noch immer Virus in sich, es infiziert aber keine Gehirnzellen. Das Coronavirus hat also andere Zellen des Körpers, nicht aber das Gehirn befallen.“ Gehirn reagiert auf Entzündung im Körper Dennoch beobachteten die Forschenden, dass bei den COVID-19-Betroffenen die molekularen Vorgänge in manchen Zellen des Gehirns auffällig verändert waren: Die Zellen fuhren beispielsweise den sogenannten Interferon-Signalweg hoch, der typischerweise im Zuge einer viralen Infektion aktiviert wird. „Einige Nervenzellen reagieren offenbar auf die Entzündung im Rest des Körpers“, sagt Prof. Christian Conrad, Leiter der Arbeitsgruppe Intelligent Imaging am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Zusammen mit Helena Radbruch hat er die Studie geleitet. „Diese molekulare Reaktion könnte die neurologischen Beschwerden von COVID-19-Betroffenen gut erklären. Zum Beispiel können Botenstoffe, die diese Zellen im Hirnstamm ausschütten, Fatigue verursachen. Denn im Hirnstamm liegen Zellgruppen, die Antrieb, Motivation und Stimmungslage steuern.“ Die reaktiven Nervenzellen fanden sich hauptsächlich in den sogenannten Kernen des Vagusnervs, also Nervenzellen, die im Hirnstamm sitzen und deren Fortsätze bis in Organe wie Lunge, Darm und Herz reichen. „Vereinfacht interpretieren wir unsere Daten so, dass der Vagusnerv die Entzündungsreaktion in unterschiedlichen Organen des Körpers ‚spürt‘ und darauf im Hirnstamm reagiert – ganz ohne eine echte Infektion von Hirngewebe“, resümiert Helena Radbruch. „Auf diese Weise überträgt sich die Entzündung gewissermaßen aus dem Körper ins Gehirn, was dessen Funktion stören kann.“ Zeitlich begrenzte Reaktion Die Nervenzellen reagieren dabei nur vorübergehend auf die Entzündung, wie ein Vergleich von Menschen zeigte, die entweder während der akuten Corona-Infektion oder erst mindestens zwei Wochen danach verstorben waren. Am stärksten ausgeprägt während der akuten Erkrankung, normalisierten sich die molekularen Veränderungen anschließend wieder – jedenfalls in den allermeisten Fällen. „Wir halten es für möglich, dass eine Chronifizierung der Entzündung bei manchen Menschen für die oft beobachteten neurologischen Symptome bei Long COVID verantwortlich sein könnte“, sagt Christian Conrad. Um dieser Vermutung weiter nachzugehen, plant das Forschungsteam nun, die molekularen Signaturen im Hirnwasser von Long-COVID-Patient:innen genauer zu untersuchen.
Veröffentlicht am 16.02.2024 um 10:15:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Meilenstein im Opferschutz

Opfer von häuslicher oder sexueller Gewalt finden in Berlin seit zehn Jahren in der Gewaltschutzambulanz der Charité aktive und zielgerichtete Hilfe. Die Ambulanz ermöglicht eine kostenlose rechtsmedizinische Untersuchung und eine gerichtsfeste Dokumentation von Verletzungen. Damit leistet die von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz mit rund 1,3 Millionen Euro jährlich finanzierte Einrichtung einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung von Gewaltbetroffenen in der Hauptstadt. Die Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, Dr. Felor Badenberg, kommentiert: „Bei einem Besuch in der Gewaltschutzambulanz konnte ich mich bereits von der wertvollen Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen. Die Gewaltschutzambulanz ist eine große Unterstützung für Menschen in einer schwierigen Notsituation und ein wesentlicher Bestandteil der Berliner Opferhilfe.“ Sicherer Ort und geschütztes Umfeld für Betroffene „In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Gewaltschutzambulanz zu einer etablierten Institution entwickelt, die für mehr als nur eine rechtsmedizinische Dokumentationsstelle steht“, betont Dr. Lars Oesterhelweg, Leiter der Gewaltschutzambulanz und kommissarischer Leiter des Instituts für Rechtsmedizin. „Wir wollen Betroffenen einen sicheren Ort und ein geschütztes Umfeld bieten, wo sie ohne Angst vor Stigmatisierung oder Repressalien Hilfe suchen können und sie bestmöglich unterstützt werden.“ „Opfer von Gewalt brauchen möglichst niederschwellige Angebote, um sich in einem geschützten Raum untersuchen lassen zu können“, sagt Prof. Martin E. Kreis, Vorstand Krankenversorgung der Charité. „Wir sind stolz, dass die Charité mit der Expertise ihrer Rechtsmedizin in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie die Gewaltschutzambulanz auf- und ausgebaut hat und damit den Opferschutz stärkt. Wir danken der Senatsverwaltung für Justiz für die fortwährende Unterstützung, ohne die diese Arbeit nicht möglich wäre.“ Gegründet wurde die Gewaltschutzambulanz (GSA) am 17. Februar 2014 auf Initiative der damals Verantwortlichen im Institut für Rechtsmedizin, Dr. Saskia Etzold und Prof. Michael Tsokos. Rund 13.000 gewaltbetroffene Personen haben seit dem Start vor zehn Jahren Kontakt mit der Gewaltschutzambulanz der Charité aufgenommen. Die Mitarbeitenden der Charité übernehmen die Untersuchung von Menschen, die Gewalt erlebt haben, und dokumentieren ihre Verletzungen. Dazu zählt sexualisierte und häusliche Gewalt, Gewalt in der Öffentlichkeit oder im Dienst. Wenn sich Betroffene entscheiden, gegen die Täter vorzugehen, haben sie durch die Dokumentation ein gerichtsfestes Beweismittel in der Hand. Auch die Untersuchung von Kindern gehört zum Aufgabengebiet der Gewaltschutzambulanz. Das ist meist dann der Fall, wenn Jugendämter oder Kinderschutzambulanzen Kindesmisshandlung oder Vernachlässigung vermuten. Kontinuierlicher Ausbau des Angebots Die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz ist alleinige Zuwendungsgeberin der Gewaltschutzambulanz. Um den steigenden Fallzahlen gerecht zu werden, hat die Gewaltschutzambulanz ihr Angebot kontinuierlich erweitert: 2016 wurde ein mobiler Dienst zur rechtsmedizinischen Dokumentation bei stationär behandelten Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern eingeführt. Außerdem vermitteln Care-Managerinnen der Gewaltschutzambulanz bei Bedarf telefonische Hilfsangebote. Dabei gibt es eine enge Kooperation mit anderen Berliner Einrichtungen. Das ermöglicht unter anderem eine psychosoziale Beratung durch Netzwerkpartner in den Räumlichkeiten der Gewaltschutzambulanz. Zudem schult die Gewaltschutzambulanz Fachpersonal – beispielsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Strafermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden – um Zeichen körperlicher Gewalteinwirkungen bei Erwachsenen und Kindern besser zu erkennen. Dadurch soll das Bewusstsein für Gewaltsituationen geschärft werden.
Veröffentlicht am 15.02.2024 um 11:15:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Kinderchirurgie von Charité und Vivantes unter gemeinsamer Leitung

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Vivantes Prof. Steven Warmann hat zum 1. Januar die Professur für Kinderchirurgie der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen. Damit verbunden ist die Direktion der gleichnamigen Klinik am Campus Virchow-Klinikum. Zudem leitet Prof. Warmann ab heute die Klinik für Kinderchirurgie, Neugeborenenchirurgie und Kinderurologie der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH. Diese gemeinsame Klinikleitung ist die erste ihrer Art zwischen den beiden landeseigenen Krankenhausunternehmen. Sie vertieft die bewährte Kooperation und stellt eine umfassende kinderchirurgische Versorgung in den beiden Einrichtungen sicher.  Prof. Warmann war zuletzt Oberarzt der Abteilung für Kinderchirurgie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Tübingen. Er folgt auf Prof. Karin Rothe, die an der Charité die Professur für Kinderchirurgie sowie die Klinikdirektion seit 2009 innehatte und in den Ruhestand gegangen ist. Bei Vivantes folgt Prof. Warmann auf Prof. Bernd Tillig, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen ist. Der Facharzt für Kinderchirurgie sagt über seinen Wechsel nach Berlin: „Ich freue mich sehr auf die Arbeit an der Charité und die Zusammenarbeit mit Vivantes. Die gemeinsame Klinikleitung ist eine große Chance, die kinderchirurgische Versorgung zu stärken.“ Der gebürtige Saarländer ergänzt: „Meine klinischen Schwerpunkte sind neben den verschiedenen Aspekten der allgemeinen Kinderchirurgie vor allem die chirurgische Behandlung von soliden Tumoren sowie des Kurzdarmsyndroms und des chronischen Darmversagens. Darüber hinaus gehört auch die Shunt-Chirurgie bei portaler Hypertension, der speziellen Form einer Bluthochdruckerkrankung des Bauchraumes, dazu.“ In der onkologischen Chirurgie fungiert Prof. Warmann als Referenzchirurg für kindliche Nierentumoren und Neuroblastome innerhalb der jeweiligen Studienleitungen der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH). Seine Forschungsschwerpunkte zu kindlichen Tumoren sind beispielsweise die Rolle der minimal-invasiven Chirurgie, die Mechanismen der Chemoresistenz sowie die sogenannte Liquid Biopsy. Darüber hinaus sind dem 54-Jährigen die Lehre und die Förderung junger Mediziner:innen ein besonderes Anliegen.
Veröffentlicht am 15.02.2024 um 08:16:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Neu an der Charité: Internationaler Masterstudiengang Weltraummedizin

Kälte, Isolation, Schwerelosigkeit: An Orten wie der Antarktis oder dem All ist der Mensch extremen Bedingungen ausgesetzt. Wie er sich daran anpasst und wie sich negative Auswirkungen abmindern lassen, untersucht die Raumfahrtmedizin. Ab dem Wintersemester 2024 lässt sich dieses Fach studieren: Die Charité – Universitätsmedizin Berlin richtet gemeinsam mit Universitäten in Frankreich und Slowenien den Masterstudiengang für Weltraummedizin und Physiologie in extremen Umwelten ein. Interessierte können sich bis zum 1. März bewerben. Muskelschwund, Knochenabbau und Veränderungen im Gehirn: Das sind nur einige der Folgen, mit denen Raumfahrende nach Aufenthalten in der Schwerelosigkeit zu kämpfen haben. Dazu kommt die psychologische Belastung durch die räumliche Enge und Isolation auf einer Raumstation. Nicht nur weil die Weltraumorganisationen längere bemannte Flüge ins All planen, sondern auch weil der Weltraumtourismus an Fahrt aufnimmt, kommt der Erforschung dieser Phänomene eine wachsende Bedeutung zu.  Dabei ist der Weltraum nur die extremste Umwelt, in die sich der Mensch begeben kann. Auch auf der Erde gibt es Bedingungen, die den Körper außergewöhnlich stark belasten – zum Beispiel durch sehr hohe oder niedrige Temperaturen, Über- und Unterdruck oder Reizarmut. Die Erforschung dieser Umgebungen und ihres Einflusses auf den Menschen hilft nicht nur, Expeditionen ins Hochgebirge oder die Arbeit der Feuerwehr sicherer zu gestalten, sondern liefert auch wichtige Erkenntnisse zum Umgang mit Hitzewellen, Bewegungsarmut oder Einsamkeit. Selbst viele Erkenntnisse zum Aufenthalt im Weltraum kommen den Menschen auf der Erde zugute: Ähnlich wie im All verlieren Personen, die lange liegen müssen, viel Muskulatur, ihr Osteoporose-Risiko steigt. Und wie im All kann Krafttraining dieses Risiko senken. Um die anatomischen, physiologischen und psychologischen Anpassungen des Menschen an den Weltraum zu untersuchen, müssen Forschende aber nicht zwangsläufig Experimente im All durchführen. Durch Simulationsszenarien wie Parabelflüge, Isolationsstudien in der Antarktis oder Bettruhestudien lassen sich wichtige Erkenntnisse auch auf der Erde sammeln. Studium an drei Universitäten in Europa Um den wissenschaftlichen Nachwuchs für dieses Fachgebiet spezifisch auszubilden, haben die Charité, die Université de Caen Normandie (Frankreich) und die Jožef Stefan International Postgraduate School (Slowenien) ihre Expertise in der Weltraummedizin vereint und einen Gemeinsamen Erasmus-Mundus-Masterstudiengang konzipiert. Er soll Studierende dazu befähigen, die Fachgebiete der Weltraummedizin und Physiologie in extremen Umwelten aufseiten der Forschung voranzubringen, Raumfahrende medizinisch zu betreuen oder Lebenserhaltungssysteme für die Raumfahrt zu entwickeln.  „An der Charité haben wir mit dem Forschungsschwerpunkt Weltraummedizin am Institut für Physiologie eine lange Tradition der Untersuchung des Menschen im Weltraum und in extremen Umwelten“, sagt PD Dr. Alexander Stahn vom Institut für Physiologie der Charité, der den Studiengang an der Charité koordinieren wird. „Wir beforschen Fragestellungen vom Bewegungsapparat bis zum zentralen Nervensystem, unsere Erkenntnisse haben internationale Strahlkraft. Ich freue mich sehr, dass wir diese ausgewiesene Kompetenz zusammen mit unseren Partnern nun in einem einzigartigen Studiengang strukturiert und interdisziplinär an die nächste Generation weitergeben können.“ Für Absolvent:innen aus Medizin, Natur- und Ingenieurswissenschaften Das zweijährige Ausbildungsprogramm richtet sich an Interessierte mit einem Hochschulabschluss in Medizin, einem Masterabschluss in Ingenieurswissenschaften oder einem Bachelorabschluss in Natur- oder Bewegungswissenschaften. Die Studierenden verbringen je ein Semester an jeder der drei Universitäten und fertigen anschließend ihre Masterarbeit an einer von 28 internationalen Partnerorganisationen an. Sie haben die Möglichkeit, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten, die von Raumfahrtagenturen wie der NASA und ESA oder dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert werden. Anschließend erhalten sie einen gemeinsam von den drei Universitäten ausgestellten Erasmus-Mundus-Masterabschluss. Interessierte können sich bis zum 1. März über die Université de Caen Normandie für die Teilnahme an dem Studiengang bewerben. Das Programm bietet im ersten Jahrgang 13 Studienplätze, für die Stipendien zur Verfügung stehen. Unterrichtssprache ist Englisch. Die Einrichtung des Gemeinsamen Erasmus-Mundus-Masterstudiengangs wird von der EU mit rund 4,7 Millionen Euro gefördert.
Veröffentlicht am 01.02.2024 um 09:52:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Für einen schnelleren Zugang zu Gen- und Zelltherapien in Europa

Sie sind Hoffnung für Menschen, bei denen herkömmliche Therapien versagen oder für die es bislang keine wirksame Behandlung gibt: sogenannte ATMPs, Advanced Therapy Medicinal Products. Vor gerade einmal fünf Jahren sind erste dieser neuartigen Medikamente, entwickelt mit Gen- und Zelltechnologien, offiziell zugelassen worden. Einige von ihnen schreiben Erfolgsgeschichte. Andere haben den Markt schnell wieder verlassen. Unter Koordination der Charité – Universitätsmedizin Berlin, unterstützt durch das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), startet jetzt das europaweite Projekt JOIN4ATMP. Es will aufzeigen, an welchen Hürden die neuen Therapien scheitern und was notwendig ist, damit Menschen in Europa schnell, sicher und gleichberechtigt an ihnen teilhaben können. Gen- und Zelltherapien zählen zu den wichtigsten Innovationen im Gesundheitsbereich. Und sie sind Spiegel des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts. Sie haben das Potenzial, die Behandlung von Krebs, Autoimmunerkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen und vielen seltenen genetischen Krankheiten ganz neu aufzustellen. Doch der Weg bis zu einer Zulassung und klinischen Anwendung dieser Produkte ist lang und nicht selten mit Schwierigkeiten verbunden. Aus diesem Grund hat die Allianz führender Europäischer Universitätskliniken EUHA vor vier Jahren EUCCAT, das Europäische Zentrum für Gen- und Zelltherapien, gegründet. Es soll die klinische Anwendung von an Hochschulen entwickelten ATMPs erleichtern und die in Europa durchgeführte Grundlagenforschung noch stärker zusammenführen. Aus dem virtuellen Institut hervorgegangen ist das jetzt gestartete Projekt JOIN4ATMP. Alle Mitglieder der EUHA, zusammen mit den bereits bestehenden EU-geförderten Netzwerken RESTORE und T2EVOLVE, Biotech-Unternehmen und die Patient:innenvertretung EURORDIS werden dazu beitragen, die Hürden aufzuzeigen und praxisnahe Lösungen vorzuschlagen – damit die neuartigen Therapien erschwinglich und für alle Patient:innen verfügbar werden. „Lebende“ Arzneimittel ATMPs sind Arzneimittel, die auf Genen, Geweben oder Zellen basieren und daher oft lebende Bestandteile enthalten. So ist es beispielsweise möglich, Patient:innen mit Leukämie weiße Blutkörperchen zu entnehmen und diese im Labor gentechnisch so zu verändern, dass sie – zurück im Körper – die Krebszellen erkennen und zerstören. ATMPs können besser als klassische Medikamente individuell auf Patient:innen ausgerichtet werden und eignen sich besonders für die Behandlung von seltenen Erkrankungen und Krebserkrankungen, die bisher nicht oder nur unzureichend behandelt werden konnten. Trotz einer hohen Zahl von ATMPs, die sich aktuell in der Entwicklung befinden, sind bisher nur wenige Produkte für den europäischen Markt zugelassen. Das Problem: Die regulatorischen Auflagen für die Zulassung von herkömmlichen Medikamenten, für die beispielsweise klinische Studien mit großen Patientenzahlen nötig sind, lassen sich nicht auf diese komplexen Gen- und Zelltherapien übertragen. Neue Rahmenbedingungen schaffen Hier setzt JOIN4ATMP an, das von der Europäischen Kommission für drei Jahre mit rund drei Millionen Euro gefördert wird. „Wir wollen konkrete Empfehlungen erarbeiten, wie Patientinnen und Patienten in Europa schneller Zugang zu neuartigen Gen- und Zelltherapien erhalten können“, sagt Prof. Annette Künkele-Langer von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité, die das Konsortium leitet. „Dazu bringen wir europaweit Wissen und Erfahrungen in der präklinischen Entwicklung, Herstellung, klinischen Prüfung, Marktzulassung und Vergütung von ATMPs zusammen und analysieren auf medizinischer, regulatorischer und ökonomischer Ebene die Hindernisse und wie diese überwunden werden können.“ In Form von Leitlinien, Empfehlungen und Whitepapers werden die Expert:innen ihre Rückschlüsse präsentieren und damit die europäische Strategie für neuartige Therapien voranbringen. Sie werden für auf ATMPs zugeschnittene, neue Zulassungsverfahren Basis sein und sie schaffen Rahmenbedingungen für eine standardisierte, dezentrale Herstellung von Gen- und Zelltherapeutika bei gleichzeitiger Ausweitung strenger guter Herstellungspraktiken (GMP) auf europäischer Ebene.
Veröffentlicht am 25.01.2024 um 09:40:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Adaptive Strahlentherapie: Präzise Bestrahlung für noch effektivere Tumorbehandlungen

Die Strahlentherapie ist eine der zentralen Säulen der Krebstherapie: Etwa die Hälfte aller Krebspatient:innen erhält diese Therapie im Laufe ihrer Erkrankung. Um die Bestrahlung künftig noch präziser und schonender zu gestalten, bietet die Charité – Universitätsmedizin Berlin mit einem neuen Hightech-Gerät die berlinweit einzigartige Möglichkeit der adaptiven Strahlentherapie. Der Linearbeschleuniger wurde heute von der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, Dr. Ina Czyborra, dem Vorstandsvorsitzenden der Charité, Prof. Heyo K. Kroemer und Prof. Daniel Zips, Direktor der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, offiziell eingeweiht. Bei einer Strahlentherapie wird der Tumor ionisierender Strahlung ausgesetzt. Diese hochintensive Strahlung kann Moleküle im Körper verändern und wird üblicherweise mithilfe von Linearbeschleunigern erzeugt. Die Strahlung soll die Zellen im Tumorgewebe schädigen, insbesondere den Zellkern mit der Erbinformation. Ziel ist es, den Krebs durch die Bestrahlung zu zerstören oder zumindest zu verkleinern, während sich gesundes Gewebe schnell regeneriert.  Es ist jedoch bei einer herkömmlichen Strahlentherapie nicht auszuschließen, dass umliegendes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird - vor allem, wenn der Tumor schnell wächst oder schrumpft - oder wenn Organe ihre Lage verändern, zum Beispiel durch Darm- oder Magenbewegungen. Denn dann sind die Aufnahmen, die in den Tagen zuvor gemacht wurden, unter Umständen nicht mehr ganz genau. Adaptive Strahlentherapie soll Nebenwirkungen minimieren Anders hingegen beim neuen Bestrahlungsgerät „Ethos“, wie Prof. Daniel Zips, Direktor der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, erläutert: „Die Bestrahlung kann an aktuelle Veränderungen der Lage und Größe von Organen und Tumoren angepasst werden. Innerhalb weniger Minuten ermittelt das Gerät durch seine integrierte Bildgebung mittels Computertomographie die genauen geometrischen Verhältnisse von Tumor und umliegenden Organen.“ Anschließend wird die optimale Verteilung der Strahlendosis bestimmt. So ist eine präzisere und schonendere Bestrahlung möglich.  „Die adaptive Therapie verbindet höchste Wirksamkeit mit geringen Nebenwirkungen“, erklärt Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. „Ich freue mich sehr, dass wir unseren Patientinnen und Patienten dieses zukunftsweisende Bestrahlungsverfahren anbieten können. Es markiert einen entscheidenden Schritt hin zur personalisierten Präzisionsbestrahlung an der Charité.“ „Von der Einführung der adaptiven Strahlentherapie an der Charité werden Forschung und Patientenversorgung gleichermaßen profitieren“, sagt Dr. Ina Cyzborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege. „Damit stellen wir einmal mehr die Innovationskraft des Gesundheits- und Wissenschaftsstandortes Berlin unter Beweis.“ Künstliche Intelligenz (KI) sorgt für höchste Genauigkeit Ein zentraler Bestandteil des neuen Bestrahlungsverfahrens ist die Integration Künstlicher Intelligenz (KI). Diese erstellt ein Modell und generiert einen hochpräzisen, tagesaktuellen Bestrahlungsplan. Während der Behandlung ermöglicht die KI-Technologie eine kontinuierliche Anpassung an Veränderungen, was zu einer noch genaueren Bestrahlung führt.  Davon können insbesondere Patient:innen mit gynäkologischen Tumoren, Prostata- oder Harnblasenkrebs profitieren - Organe, bei denen Blasen- und Darmfüllungen die Lage beeinflussen. „An der Charité werden wir die adaptive Strahlentherapie zunächst bei Patienten mit Prostatakrebs einsetzen“, sagt Prof. Zips. Später soll sie auch auf andere Tumorarten ausgeweitet werden. Kombination von Hightech, KI und menschlicher Expertise „Trotz modernster Technik ist auch bei diesem Verfahren menschliche Expertise unverzichtbar“, betont Prof. Zips. Expertinnen und Experten prüfen den vorgeschlagenen Bestrahlungsplan sorgfältig und entscheiden über die Freigabe. Die genaue Anpassung der Bestrahlung an die aktuellen Gegebenheiten und die kontinuierliche Überwachung durch Spezialisten garantieren eine optimale Behandlung.  Im Rahmen der Forschungskooperation zwischen dem Gerätehersteller Varian Medical Systems und der Charité werden die Patientinnen und Patienten von einem professionellen Team begleitet und können durch ihr Feedback aktiv zur Anpassung der Therapie beitragen. Darüber hinaus soll in Studien unter anderem evaluiert werden, welche Prostatakrebspatienten besonders von der adaptiven Therapie profitieren.
Veröffentlicht am 24.01.2024 um 13:20:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Damit Kinder nicht zur Zigarette greifen

Die Zahlen sind alarmierend: Seit 2021 hat sich der Anteil der rauchenden 14- bis 17-Jährigen fast verdoppelt, und rund jedes vierte Schulkind hat schon einmal Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht. An manchen Schulen ist dies bereits in der fünften Klasse weit verbreitet, beobachteten Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Genau hier – bei den Zehn- und Elfjährigen – setzt deshalb ihr neues Präventionsprogramm „nachvorn“ an: Mit Workshops an Schulen helfen sie den Kindern, langfristig rauchfrei zu bleiben. Was das neue Charité-Programm auszeichnet, erläuterte das interdisziplinäre Projektteam heute bei der Vorstellung von „nachvorn“ in der Charité. Rund 16 Prozent der 14- bis 17-jährigen Jugendlichen rauchen laut den Ergebnissen der DEBRA-Studie von 2022. Im Jahr davor waren es noch 8,7 Prozent. Noch stärker angestiegen ist der Konsum von E-Zigaretten beziehungsweise Vapes und anderen alternativen Rauchprodukten, wie der DAK-Präventionsradar zeigt: Im Jahr 2023 griffen demzufolge erstmals mehr Schülerinnen und Schüler regelmäßig zur E-Zigarette als zu herkömmlichen Zigaretten.  „Anders als Tabakzigaretten sind Vapes bunt, riechen angenehm und schmecken süß“, erklärt die Leiterin des Rauchpräventionsteams Marina Hinßen die Attraktivität von E-Zigaretten für Kinder. „Bei unseren ersten Gesprächen mit Schüler:innen wurde deutlich, dass es bereits unter Jüngeren einen richtigen Hype um diese Produkte gibt.“ Besonders groß ist den Angaben des Robert Koch-Instituts zufolge der Anteil der rauchenden Jugendlichen aus Elternhäusern mit niedrigerem sozioökonomischen Status.   Dabei sind die gesundheitlichen Folgen des Rauchens von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenschäden bis zu Krebs hinreichend bekannt. „Rauchen ist immer noch der größte Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betont Prof. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) und Schirmherr des Projekts. „Auch E-Zigaretten und andere alternative Rauchprodukte bergen Gesundheitsrisiken, da beim Verdampfen gesundheitsschädliche, teils krebserzeugende Stoffe in den Körper gelangen.“ Außerdem gelten E-Zigaretten für viele Experten als erster Schritt auf dem Weg zum regelmäßigen Konsum von Tabakzigaretten.  Vorteile eines rauchfreien Lebens erfahrbar machen  „Die neuen Zahlen zum Rauchen und die prognostizierten Gesundheitsfolgen sind ein klares Signal, wie notwendig unser Präventionsprojekt ist“, betont Prof. Gertraud Stadler, die das Projekt und den Arbeitsbereich Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) an der Charité leitet. „Denn je früher Kinder und Jugendliche mit dem Rauchen beginnen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie abhängig werden und noch als Erwachsene regelmäßig rauchen werden.“ Um das zu verhindern, hat ihr interdisziplinäres Team ein neues Präventionsprogramm für die fünften Klassen entwickelt. In drei Workshops wird sowohl über die Gesundheitsrisiken des Rauchens aufgeklärt als auch das Selbstvertrauen der Kinder und ihre Problemlösungskompetenz gestärkt. „Anders als im Biologieunterricht geht es nicht nur um die Vorgänge im Körper. Die Kinder entdecken selbst in Experimenten, Gruppendiskussionen und Rollenspielen, was sie gewinnen, wenn sie rauchfrei bleiben“, sagt Marina Hinßen.   Identifikationsfiguren unterstützen mit Tipps und kreativen Ideen Hier kommen dann bekannte Persönlichkeiten aus den Bereichen Sport, Film und Social Media ins Spiel: Mit ihren eigens für das Projekt erstellten Videos geben sie den Schüler:innen Tipps und eine besondere Kreativ-Challenge mit auf den Weg. Mit dabei sind unter anderem Ludwig Brix, Schauspieler am GRIPS Theater in Berlin und bekannt aus der ARD-Serie „All You Need“, die Olympia-Seglerin Anna Marktfort, die Kajak-Sportlerinnen Lena Röhlings und Pauline Jagsch sowie die YouTuberin Alicia Joe. Ihre Videobotschaften sind auch Bestandteil der beiden weiteren Workshops, bei denen es vor allem darum geht, die Schüler:innen bei der Umsetzung ihrer Vorhaben mental zu unterstützen. „Gruppendruck ist ein wichtiges Thema“, erläutert Marina Hinßen. „Wir vermitteln, wie es gelingt, das zu tun, was sich richtig anfühlt – und nicht das, was andere wollen oder die Werbung als vermeintlich cool darstellt.“ Außerdem bekommen die Teilnehmenden Strategien vermittelt, wie sie Probleme besser lösen können und wie sie mit Stress umgehen können – ohne zur Zigarette zu greifen. Mädchen und Jungen rauchen aus unterschiedlichen Gründen Dabei berücksichtigt das Team auch, dass es bei Jungen und Mädchen unterschiedliche Gründe gibt, zu rauchen: „Wir haben in einer ersten Forschungsarbeit in Vorbereitung des Projekts untersucht, warum Kinder und Jugendliche überhaupt rauchen. Dabei hat sich gezeigt, dass es bei Jungs oft um Coolness, Status und Dazugehören geht, während bei Mädchen eher Stress- oder Problembewältigung als Grund genannt werden“, erklärt Marina Hinßen. Diese geschlechterspezifischen Faktoren werden während des Projekts aufgegriffen, indem beide Gruppen im Umgang mit Stress und den Erwartungen anderer angesprochen und geschult werden.  In der begleitenden Studie zum Projekt wollen die Forschenden herausfinden, ob es bei den präventiven Effekten geschlechterspezifische Unterschiede gibt, erläutert Marina Hinßen: „Haben wir Mädchen oder Jungen besser erreicht? Wie hat es bei beiden geklappt und woran könnte das liegen? Hat es wirklich mit den angenommenen Risikofaktoren zu tun? All das sollen die Ergebnisse der Studie zeigen.“ Das Projekt „nachvorn“ wird von der Deutschen Herzstiftung mit rund 350.000 Euro gefördert. Die Stiftung, die sich für die Tabak- und Suchtprävention einsetzt, möchte damit das Bewusstsein von Kindern und Jugendlichen dafür schärfen, dass sie mit dem Verzicht auf das Rauchen ihr Herz und ihre Gefäße schützen.
Veröffentlicht am 17.01.2024 um 11:25:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Mit Telemedizin die Palliativversorgung auf Intensivstationen verbessern

Die palliative Versorgung von Patient:innen ist auf Intensivstationen übliche Praxis. Doch verfügt nicht jede Klinik über spezialisierte palliativmedizinische Expertise. Können telemedizinische Beratungen die Palliativversorgung auf Intensivstationen weiter verbessern? Dieser Frage geht ein internationales Forschungskonsortium unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin nach. Das jetzt gestartete Projekt „Enhancing palliative care in ICU“ (EPIC) wird von der EU-Kommission für fünf Jahre mit rund 6,3 Millionen Euro gefördert. Den Leidensdruck wie Schmerzen und andere Beschwerden schwerkranker Patient:innen gezielt lindern, um ihre Lebenszeit und Lebensqualität bestmöglich zu erhalten und zu fördern – das ist das Ziel der sogenannten Palliativmedizin. Sie ist ein wichtiger und etablierter Teil der intensivmedizinischen Versorgung. Sind Krankheitsbild und Symptome jedoch sehr komplex, kann es für das intensivmedizinische Personal hilfreich sein, sich von spezialisierten Palliativmediziner:innen zum konkreten Fall beraten zu lassen. „Es haben allerdings nicht alle Kliniken eine palliativmedizinische Expertise im Haus“, sagt Prof. Claudia Spies, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin an der Charité. „Ein systematischer Einsatz von Telemedizin, mit der Expert:innen virtuell und somit schnell und ortsunabhängig hinzugezogen werden können, könnte die Palliativversorgung auf Intensivstationen noch deutlich verbessern.“ Dreiklang des Praxismodells: Weiterbildung, Checklisten, Telemedizin Wie groß ist der Nutzen von telemedizinischen Beratungen durch palliativmedizinische Expert:innen im Vergleich zur gängigen palliativen Versorgung auf Intensivstationen? Das untersucht das Forschungsteam im Rahmen des EPIC-Projekts. „Bevor die telemedizinische Beratungsphase startet, wird das Klinikpersonal der Intensivstationen zunächst palliativmedizinisch geschult“, erklärt Claudia Spies, die das Forschungsvorhaben leitet. „Weiterhin erarbeiten wir Checklisten, die die Teams dabei unterstützen sollen, möglichst frühzeitig solche Patient:innen zu erkennen, die von einer spezialisierten Palliativversorgung profitieren.“ An dem Forschungsprojekt nehmen rund 2.000 Patient:innen und ihre Familienmitglieder teil. Es wird in sieben klinischen Zentren mit Palliativmedizin sowie 23 multidisziplinären Intensivstationen in fünf europäischen Ländern durchgeführt. „Mit EPIC bringen wir Kliniker:innen und Forschende aus den Bereichen Palliativ- und Intensivversorgung, Sozialwissenschaften, Pflegewissenschaften, Ethik und Gesundheitsökonomie zusammen und wollen ein harmonisiertes Praxismodell für die Palliativversorgung auf Intensivstationen umsetzen – und zwar europaweit“, sagt Claudia Spies. „Wir hoffen, dass aus unserem Projekt Handlungsempfehlungen hervorgehen werden, die wir Fachgesellschaften zur Verfügung stellen können, und die in die Aus-, Fort- und Weiterbildung des multiprofessionellen intensivmedizinischen Nachwuchses einfließen können.“ Verkürzte Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation Studien zeigen, dass eine möglichst frühe palliativmedizinische Mitbehandlung die Zeit verkürzt, die Kranke auf der Intensivstation verbringen, die Sterblichkeit dabei aber unbeeinflusst bleibt. Mit EPIC verfolgen die Forschenden daher auch das Ziel, die Liegedauer auf Intensivstationen zu verkürzen – was gesundheitsökonomische Vorteile hat, insbesondere aber für die Betroffenen von unschätzbarem Wert ist. „Palliativmedizinisch optimal versorgte Patient:innen mit schweren, nicht heilbaren Erkrankungen verbringen ihre letzten Tage dann hoffentlich nicht – außer es gibt einen schwerwiegenden Grund – auf der Intensivstation. Das kann für sie und ihre Familien in dieser äußerst kritischen und hochvulnerablen Phase am Ende des Lebens ein Segen sein“, sagt Claudia Spies. „Doch auch schwer oder chronisch kranke Menschen, die nicht am Lebensende stehen, werden palliativ versorgt. Palliativmedizin ist keine Sterbebegleitung, das ist ein häufiges Missverständnis. Etwa die Hälfte der Patient:innen kann nach Hause in eine spezialisierte palliativmedizinische Behandlung entlassen werden. Eine flächendeckende verbesserte palliative Versorgung käme daher allen Patient:innen auf Intensivstationen zugute.“ Mit EPIC wollen die Forschenden außerdem untersuchen, wie gut die palliativmedizinische Versorgung mit telemedizinischer Unterstützung von Patient:innen und Angehörigen wahrgenommen und angenommen wird. Weiterhin soll eine Patienten- und Angehörigengruppe etabliert werden, in der Betroffene Informationen austauschen und sich gegenseitig unterstützen können.
Veröffentlicht am 16.01.2024 um 10:08:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Krebs: Neue Therapieansätze durch genetische Passagiere

Häufig entsteht ein Tumor dadurch, dass sich Krebsgene vervielfältigen. Dabei werden en passant oft zusätzliche Gene mitvermehrt. Anders als bisher gedacht sind diese nicht nur stille Passagiere. Wie eine Studie von Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max Delbrück Center jetzt belegt, können Passagier-Gene im Tumor bisher unbekannte Schwachstellen erzeugen – was völlig neue Therapieansätze ermöglicht. Veröffentlicht sind die Ergebnisse im Fachmagazin Cancer Discovery*. Vor allem Veränderungen im Erbgut gelten als Ursache für eine Krebserkrankung. Häufig handelt es sich dabei um sogenannte Amplifikationen: Vervielfältigungen von Genen, die die Entstehung von Krebs begünstigen. Die Gene werden dabei übermäßig häufig kopiert und liegen anschließend entweder im Erbgut oder als separate DNA-Ringe in großer Zahl in der Zelle vor.  „Genau genommen vervielfältigt die Zelle allerdings nicht nur die Krebsgene, sondern kopiert auch die davor- und dahinterliegenden Abschnitte der DNA mit“, erklärt Prof. Anton Henssen, Kinderonkologe an der Charité und Wissenschaftler am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité und des Max Delbrück Center. Zusammen mit Dr. Jan Rafael Dörr, ebenfalls Charité-Kinderonkologe und Forscher am ECRC, hat er die Studie geleitet. Gar nicht so stille Passagiere „In diesen mitkopierten Abschnitten liegen oft weitere Gene, die bisher als unbedeutend für die Krebsentstehung galten und deshalb schlicht ‚Passagier-Gene‘ genannt wurden“, erklärt Anton Henssen. „Unsere Arbeit zeigt nun, dass diese genetischen Trittbrettfahrer mehr als nur stille Passagiere sind: Sie bringen grundlegende Vorgänge in der Zelle durcheinander. Weil die Tumorzelle diese Störung wieder ausgleichen muss, wird sie von Prozessen abhängig, die eigentlich mit dem Tumorwachstum gar nichts zu tun haben. Damit entsteht eine Achilles-Ferse an einer völlig unerwarteten Stelle, von der wir bisher nichts wussten. Wir können den Krebs also von einer neuen Flanke angreifen, wenn wir bei der Behandlung auf die Passagier-Gene abzielen.“ Am Beispiel des Neuroblastoms zeigten die Wissenschafter:innen, wie sich diese bisher unbekannten Abhängigkeiten potenziell therapeutisch nutzen lassen. Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung, die vor allem sehr junge Kinder betrifft und als besonders bösartig gilt. Im Tiermodell zeigte sich, dass Neuroblastome viel anfälliger für das Krebsmedikament Rapamycin sind, wenn sie nicht nur das Krebsgen MYCN, sondern auch das Passagier-Gen DDX1 in hoher Zahl aufweisen. „Das liegt daran, dass das Passagier-Gen den Stoffwechsel der Tumorzelle stört“, erklärt Jan Dörr. „Die Zelle muss die Störung kompensieren und Rapamycin hindert sie daran. Das führt schließlich zum Tod der Tumorzelle.“  Das Neuroblastom zusätzlich zu weiteren Wirkstoffen auch mit Rapamycin anzugreifen, könnte also die Behandlung insbesondere von jenen Patient:innen verbessern, deren Tumor sowohl das Krebs- als auch das Passagier-Gen vervielfältigt hat. Ob das tatsächlich der Fall ist, wollen die Forschenden nun in klinischen Studien prüfen.  Effekt zeigt sich in verschiedenen Tumorarten Passagier-Gene in den Fokus zu nehmen, kann aber vermutlich nicht nur beim Neuroblastom helfen. Darauf deuten Millionen von Daten zur wechselseitigen Abhängigkeit von Genen in 26 verschiedenen Tumorarten hin, die öffentlich zugänglich sind und die das Team im Rahmen seiner Studie neu durchforstete. In zehn Fällen konnten die Forschenden nachweisen, dass durch Passagier-Gene in den Tumoren neue Abhängigkeiten entstanden sind.  „Wir gehen davon aus, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist und wir bei besserer Datenlage noch mehr dieser Fälle entdecken würden“, sagt Anton Henssen. „Dass Passagier-Gene in Tumoren eine Schwachstelle erzeugen, ist offenbar ein recht weit verbreitetes Phänomen. Wir halten den Ansatz, Tumoren auch an ihren Passagier-Genen zu attackieren, deshalb auch bei anderen Krebserkrankungen für vielversprechend.“
Veröffentlicht am 11.01.2024 um 10:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie stark begünstigt ein Verlust der Artenvielfalt neue Infektionskrankheiten?

Forschende gehen davon aus, dass ein Verlust der Biodiversität – zum Beispiel durch menschliche Eingriffe in Ökosysteme – die Übertragung von Krankheitserregern zwischen Tier und Mensch, sogenannte Zoonosen, begünstigt. Doch wie groß ist dieser Effekt? Ihn genauer zu beziffern, ist das Ziel eines internationalen Forschungsteams unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Zoonosen frühzeitig erkennen zu können. Das jetzt gestartete Projekt „Zoonosis Emergence across Degraded and Restored Forest Ecosystems” (ZOE) wird von der EU-Kommission für vier Jahre mit rund vier Millionen Euro gefördert. Zoonotische Infektionskrankheiten entstehen dort, wo Mensch und Tier zusammentreffen – beispielsweise in der Massentierhaltung oder beim Handel und Verzehr von Wildtieren. Aber auch in Gebieten, in denen der Mensch in natürliche Lebensräume eingreift. Einerseits, weil er dadurch mit Wildtieren in Kontakt kommt. Und andererseits, weil er das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems stört. „Wenn wir in Naturräume eingreifen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere, die mit den neuen Umweltbedingungen besser zurechtkommen, sich stärker vermehren“, erklärt Prof. Jan Felix Drexler, Virologe an der Charité und Leiter des neuen Forschungsvorhabens. „Es gibt Hinweise, dass sich mit ihnen auch ihre Krankheitserreger vermehren, die potenziell für den Menschen gefährlich werden können“. Der Verlust der Artenvielfalt beeinflusst also die Wahrscheinlichkeit von Zoonosen. Und zwar insbesondere dort, wo der Mensch Landschaften erstmals oder anders als bisher nutzt: Wo er zum Beispiel Wälder abholzt, um Weideland für Nutztiere oder Plantagen zu schaffen, oder wo Städte sich in das Umland ausbreiten. Interdisziplinäres Team kartiert Makro- und Mikro-Biodiversität Die genauen Zusammenhänge zwischen Landnutzungsänderungen, dem Verlust der Biodiversität und dem Zoonose-Risiko sind noch immer unklar. Um sie besser zu verstehen, hat Jan Felix Drexler gemeinsam mit Prof. Nadja Kabisch, Landschaftsökologin an der Leibniz Universität Hannover und Ko-Koordinatorin des Projekts, ein interdisziplinäres Konsortium mit ausgewiesener Expertise in den Bereichen Geografie, Geobotanik, Ökologie, Virologie, Immunologie, Epidemiologie, Soziologie, Psychologie, Anthropologie und Wissensverbreitung versammelt. Die Forschenden aus sieben europäischen und vier amerikanischen Ländern planen eine detaillierte Kartierung der Biodiversität in Waldgebieten, in die der Mensch unterschiedlich stark eingegriffen hat. Das Team wird dazu in Guatemala, Costa Rica, Slowenien und der Slowakei ursprüngliche Wälder sowie entwaldete und renaturierte Flächen untersuchen. Um die jeweils vorherrschende Landnutzung und die Artenvielfalt zu ermitteln, sollen die Beschaffenheit der Landschaft sowie die Tier- und Pflanzenarten mithilfe von Satellitenaufnahmen und auch direkt vor Ort erfasst werden. Zusätzlich wollen die Wissenschaftler:innen bestimmen, wie viele potenziell gefährliche Mikroorganismen in dem Ökosystem zirkulieren, indem sie Nagetiere, Zecken und Mücken – als häufige Träger zoonotischer Erreger – mittels moderner Sequenziertechniken auf das Vorhandensein verschiedenster Bakterien und Viren testen. Blutproben von in der Nähe lebenden Menschen werden Aufschluss darüber geben, wie viele dieser Erreger bereits übertragen worden sind. Ergänzend zu den biomedizinischen Untersuchungen will das Forschungsteam auch systematische Befragungen durchführen: Wie erleben die Menschen in den Studiengebieten die Umweltveränderungen? Wie häufig treten Krankheiten auf, wie gehen sie mit dem Infektionsrisiko um? Vorhersagemodelle zur frühen Erkennung des Zoonose-Risikos  „Aus diesen sehr unterschiedlichen Daten werden wir statistische Modelle entwickeln“, sagt Jan Felix Drexler. „Sie sollen Aussagen darüber treffen, wie stark das Risiko zoonotischer Erkrankungen abhängig vom Grad der Landnutzungsänderungen und dem Verlust der Biodiversität steigt. Wir erhoffen uns außerdem Erkenntnisse zur Wirkung von Renaturierungsmaßnahmen. Besonders wichtig ist uns, dieses Wissen den Menschen lokal vor Ort, aber auch der breiten Öffentlichkeit – einschließlich Umweltschutzorganisationen – zugänglich zu machen und gemeinsam Empfehlungen zu entwickeln. So wollen wir dazu beitragen, dass das Risiko von neuen Zoonosen direkt vor Ort erkannt und begrenzt werden kann – als ein Baustein zur Vermeidung künftiger Epidemien.“
Veröffentlicht am 03.01.2024 um 09:30:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

EUCARE: Intensivpflege über Landesgrenzen hinweg

Eindrucksvoll hat die COVID-19-Pandemie die Relevanz von ausreichendem und gut ausgebildetem Pflegepersonal bei der Bewältigung von Krisen unterstrichen. Doch sind die Akteure im Gesundheitswesen weiterhin mit einem Mangel an Fachkräften in der Pflege konfrontiert. Das an der Charité – Universitätsmedizin Berlin koordinierte Projekt EUCARE begegnet dieser Schwachstelle in den europäischen Gesundheitssystemen. In den kommenden drei Jahren wird es ein internationales Weiterbildungsprogramm entwickeln und Intensivpflegende auf grenzüberschreitendes Arbeiten in Krisenfällen vorbereiten. Initiiert wurde das Projekt vom an der Charité ins Leben gerufenen Pflegenetzwerk der European University Hospital Alliance (EUHA). Unterstützt wird es durch das Bildungsprogramm ERASMUS+. Es ist ein Lernen aus der Krise: Ende Januar 2020 erreichte COVID-19 den europäischen Kontinent. In Wellen breitete sich die Pandemie aus. Krankenhäuser und Intensivstationen kamen wiederholt an die Grenzen des Machbaren, spezialisiertes Personal wurde knapp. Doch die einzelnen Wellen mit einer Vielzahl an Schwersterkrankten erreichten nicht jedes europäische Land zur selben Zeit. Wie wäre es also, wenn in Krisenfällen dieser Art dringend benötigtes Pflegepersonal europaweit einsetzbar wäre? Wenn die vorhandenen Kräfte mal in dem einen, mal in dem anderen Land tätig werden könnten? Bereits während der Pandemie tauschten die Mitglieder der EUHA, des Zusammenschlusses führender europäischer Universitätskliniken, Wissen und Best Practice untereinander aus. In Reaktion auf die zahlreichen aktuellen Krisen und die knappe Ressource Fachpersonal bringt das Nursing Network der Klinikallianz jetzt ein gemeinsames Weiterbildungsprogramm für den intensivmedizinischen Bereich auf den Weg. Ziel ist ein Netzwerk spezialisierter, interkulturell geschulter Intensivpfleger:innen, die bereit sind, im Krisenfall auch in anderen europäischen Ländern zu arbeiten. Sicherheit und Qualität in der Intensivversorgung sollen auf diese Weise europaweit ermöglicht werden. Das dreijährige Vorhaben EUCARE wird den Austausch und die Weitergabe von klinischem Wissen zwischen Pflegeexpert:innen der EUHA-Partnerkrankenhäuser erleichtern, erklärt der Koordinator des Projektes an der Charité, Alexander Lang: „Die Teilnehmer:innen absolvieren praktische Ausbildungsmodule, nehmen an Workshops und an Vorlesungen teil. Am Ende verfügen die EUHA-Intensivpflegenden über solide, speziell auf einen Einsatz in Krisenzeiten ausgerichtete Fähigkeiten. Auch sind sie in interdisziplinärer, interprofessioneller und kulturübergreifender Zusammenarbeit geübt.“ Der Lehrplan wird auf den Erwerb dieser speziellen Fähigkeiten abgestimmt. Darüber hinaus wird es ein Netzwerk für alle an dem Programm teilnehmenden Pflegenden geben, um den fachlichen Austausch fortzusetzen und auf Einsätze vorbereitet zu sein. Im Fall einer Pandemie, einer Katastrophe oder in anderen Krisenfällen kann das Netzwerk so schnell aktiviert werden. Und auf lange Sicht kann es eine wertvolle Ressource für spezialisierte Fachkräfte mit interkulturellen Kenntnissen sein. Das Programm ist eines der ersten dieser Art im Bereich der Pflege. Es wird durch die Europäische Union im Programm ERASMUS+ mit rund 400.000 Euro unterstützt. Die Mittel fließen zunächst in die Entwicklung, Erprobung und Verbreitung des Weiterbildungsprogramms. Langfristig soll es auf europäischer Ebene verankert sein. „Wir bieten länderübergreifende Ausbildungsmöglichkeiten in der Intensivversorgung und entwickeln gemeinsam evidenzbasierte Standards für die Pflege in Krisensituationen, die über das Programm hinaus Bestand haben sollen. Wir freuen uns sehr, dass dieses Projekt mit der Initiative von Bundesgesundheitsminister Lauterbach zusammenfällt, Pflegefachkompetenzen auch in Deutschland gesetzlich und international anschlussfähig zu regeln“, sagt Carla Eysel, Vorstand für Personal und Pflege der Charité. Alle zehn Mitglieder der EUHA unterstützen das Projekt EUCARE, wobei sechs Mitglieder aktiv an der Ausgestaltung beteiligt sind. Die Praxiseinheiten finden in den jeweiligen Häusern statt und ergänzen die theoretischen Lerneinheiten. Alle Lerninhalte werden abschließend online und kostenlos auf einer europäischen Plattform zur Verfügung gestellt.
Veröffentlicht am 27.12.2023 um 12:28:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Aufsichtsrat bestätigt Astrid Lurati als Vorstand Finanzen und Infrastruktur

Der Aufsichtsrat der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat heute in seiner Sitzung die Wiederbestellung von Astrid Lurati zum Vorstandsmitglied für Finanzen und Infrastruktur vorfristig für weitere fünf Jahre beschlossen. Die Diplom-Kauffrau ist seit Mai 2016 im Vorstand der Charité – zunächst als Direktorin des Klinikums, seit Ende 2019 als Vorstand Finanzen und Infrastruktur.  Astrid Lurati verantwortet in ihrer Position die Gesamtwirtschaftsführung der Charité. Dazu gehören die Investitionsplanung und die Konsolidierung der Jahresabschlüsse ebenso wie die Belange der Geräte-, Bau- und Liegenschaftsangelegenheiten sowie der Nachhaltigkeitsbereich.  Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege und Vorsitzende des Aufsichtsrats, erklärt zur Wiederbestellung: „In den vergangenen Jahren hat Frau Lurati als Vorstand für Finanzen und Infrastruktur hohe Kompetenz bei der Führung der wirtschaftlichen Geschäfte der Charité  in einem schwierigen und krisengeprägten Umfeld bewiesen. Die Wiederbestellung für weitere fünf Jahre bedeutet für die Charité die notwendige Kontinuität in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten. Ich bin überzeugt davon, dass wir in Frau Lurati eine Führungspersönlichkeit gewonnen und für weitere fünf Jahre an uns gebunden haben, die verantwortungsvolles Wirtschaften mit den Bedürfnissen einer international renommierten Wissenschaftseinrichtung verbindet. Ich freue mich sehr auf die weitere Zusammenarbeit.“   Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, fügt hinzu: „Astrid Lurati ist eine bedeutende Konstante in unserem Vorstandsteam und wird auch weiterhin die finanziellen Belange der Charité in diesen herausfordernden Zeiten zukunftsweisend leiten und ausgestalten. Astrid Lurati überzeugt ebenso mit ihren ausgewiesenen fachlichen Qualifikationen wie mit ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen. Die Erhaltung und Entwicklung der universitätsmedizinischen Infrastruktur hat sie fest im Blick und während der kommenden Amtszeit wird der Neubau des Deutschen Herzzentrums der Charité am Campus Virchow-Klinikum für Astrid Lurati sicher ein Höhepunkt sein.“ Astrid Lurati betont: „Mein Dank gilt dem Aufsichtsrat, der Senatorin und natürlich Prof. Kroemer für das bestätigte Vertrauen. Dieses ist umso wichtiger, als dass die wirtschaftliche Lage schwierig ist und die vor uns liegenden Jahre uns vor nie da gewesene Herausforderungen stellen und uns manches abverlangen werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir mit der gebündelten Kompetenz und dem herausragenden Engagement aller Charitéler sowie mit der Unterstützung unseres Trägers, dem Land Berlin, aus dieser Lage heraus eine sichere und positive Zukunft für die Charité gestalten können.“ Astrid Lurati als Vorstand Finanzen und Infrastruktur Astrid Lurati kommt im Frühjahr 2016 vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), wo sie mehr als zehn Jahre tätig war, nach Berlin. In ihrer ersten Amtszeit als Vorstandsmitglied erreicht die Charité wiederholt solide positive Jahresergebnisse und kann in der Krankenversorgung die ambulanten und stationären Fallzahlen steigern. Darüber hinaus können zusätzliche Stellen für Pflegekräfte geschaffen und der Tarifvertrag Gesundheitsschutz und Demografie wird abgeschlossen. Nahezu von Anfang an trägt Astrid Lurati maßgeblich zur Verständigung mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) bei mit dem Ziel der Bildung eines gemeinsamen universitären Herzzentrums. Zugleich verantwortet sie die Vorbereitungen für die Errichtung eines Neubaus für dieses Herzzentrum auf dem Campus Virchow-Klinikum als digitale Modellklinik in nachhaltiger Bauweise, die seit mehr als zwanzig Jahren der erste klinische Neubau der Charité sein wird. Im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur der Wachsenden Stadt setzt die Charité unter ihrer Leitung elementare Infrastruktur- und Sanierungsmaßnahmen an allen drei bettenführenden Campi um.  Zu Beginn ihrer zweiten Amtszeit hat der Vorstand die Strategie 2030 entwickelt, nach der die Charité inhaltlich und baulich ihren Zukunftsauftrag definiert. Hierfür sind für alle Campi städtebauliche Entwicklungspläne konzipiert, die sukzessive das neue Gesicht der Charité zeichnen werden.  Parallel ist die zweite Amtszeit auch von der Corona-Pandemie geprägt. Angesichts der Krisensituation stellt der Charité-Vorstand schon frühzeitig das Erreichen der wirtschaftlichen Ziele hinten an und bündelt alle Kräfte für die Versorgung der Patient:innen und die Bewältigung der Pandemiesituation. Die Einschränkung des klinischen Normalbetriebes und die Bereitstellung zusätzlicher Intensivkapazitäten führt zu einer wirtschaftlichen Belastung, die mit Unterstützung des Landes in 2020, 2021 und 2022 dennoch ein nahezu ausgeglichenes Jahresergebnis ermöglicht. In dieser Zeit hat Astrid Lurati in ihrem Verantwortungsbereich wesentliche strukturelle Änderungen vorgenommen, um auf die geänderten Rahmenbedingungen eine bestmögliche Steuerung und Erlössicherung zu gewährleisten. Wesentliche organisatorische Änderungen waren die Etablierung des Geschäftsbereichs Erlösmanagement sowie des Geschäftsbereichs Infrastruktur und Nachhaltigkeit und die Neuaufstellung des Baubereichs. Als besonderer Meilenstein ist der Zusammenschluss der herzmedizinischen Einrichtungen des DHZB und der Charité zum Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) zum 1. Januar 2023 gelungen. In der kommenden Amtszeit stehen zunächst die wirtschaftliche Konsolidierung sowie die Fortsetzung der baulichen und energetischen Erneuerung der Charité an.
Veröffentlicht am 15.12.2023 um 13:58:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Infektion mit Magenkeim könnte Alzheimer-Risiko erhöhen

Eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori könnte das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, erhöhen: Bei Menschen über 50 Jahren kann das Risiko nach einer Infektion mit Symptomen um durchschnittlich 11 Prozent erhöht sein, rund zehn Jahre nach der Infektion sogar um 24 Prozent. Das legen die Ergebnisse einer Studie von Charité – Universitätsmedizin Berlin und McGill University (Kanada) nahe, die nun im Fachmagazin Alzheimer's & Dementia* publiziert wurden. Die Forschenden haben Patientendaten aus drei Jahrzehnten analysiert. Demenzerkrankungen werden in einer alternden Bevölkerung weiter zunehmen: In den nächsten 40 Jahren wird sich die Häufigkeit von Demenz voraussichtlich verdreifachen. Da bisher keine Heilung in Sicht ist, versucht man, die Risikofaktoren für Demenz aufzuspüren – in der Hoffnung, diese dann ausschalten zu können. Helicobacter pylori gelangt ins zentrale Nervensystem Als einen möglichen Risikofaktor hat die Forschung schon länger den Magenkeim Helicobacter pylori (Hp) im Blick. Mit diesem Bakterium ist knapp ein Drittel aller Menschen in Deutschland infiziert. Eine Infektion kann symptomlos verlaufen, aber auch Magenschleimhautentzündungen und sogar Magenkarzinome verursachen. Auch ein Zusammenhang zwischen einer Hp-Infektion und dem zentralen Nervensystem ließ sich in zahlreichen Laborstudien finden. „Wir wissen, dass das Bakterium über verschiedene Wege das Gehirn erreichen kann und dort unter Umständen zu Entzündungen, Schädigungen und dem Verfall von Nervenzellen führt“, erklärt Prof. Antonios Douros, Pharmakoepidemiologe an der Charité und Erstautor der Studie. Außerdem kann ein durch den Keim geschädigter Magen Vitamin B12 und Eisen nicht mehr gut aufnehmen, was ebenfalls das Demenz-Risiko erhöht. Viele der bisherigen Studien zum Zusammenhang zwischen einer Helicobacter-pylori-Infektion und Alzheimer hatten jedoch methodische Schwächen – zum Beispiel, weil die Anzahl der Menschen, die in der Studie berücksichtigt wurden, zu klein war. Das führte auch dazu, dass man bisher nicht genau sagen konnte, wie stark der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Hp und Alzheimer-Demenz ist. Bevölkerungsrepräsentative Studie mit über vier Millionen Menschen Diese Schwächen auszubügeln ist Antonios Douros zusammen mit Prof. Paul Brassard von der McGill University in Montreal (Kanada) und ihren Kolleg:innen nun gelungen. Sie berücksichtigten in ihrer Studie mit über vier Millionen Menschen nicht nur sehr viele Personen, sondern auch den zeitlichen Abstand zwischen einer Hp-Infektion und einer möglichen Erhöhung des Alzheimer-Risikos. Anhand der Daten aus elektronischen Patientenakten aus Großbritannien konnten sie den Zusammenhang zwischen dem Magenkeim Helicobacter pylori und Alzheimer-Demenz im Verlauf eines Lebens quantifizieren. „Unsere Studie zeigt, dass symptomatische Infektionen mit Helicobacter pylori nach dem 50. Lebensjahr mit einem um elf Prozent erhöhten Risiko für Alzheimer-Demenz einhergehen können. Die Risikoerhöhung erreicht ihren Maximalwert von 24 Prozent etwa ein Jahrzehnt nach der Hp-Infektion“, fasst Antonios Douros die Ergebnisse zusammen. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Mensch nach einer symptomatischen Hp-Infektion zwangsläufig an Alzheimer erkranken wird. Bei den Berechnungen handelt es sich um eine Erhöhung des relativen Risikos im Vergleich zu Personen, die keine symptomatische Hp-Infektion nach dem 50. Lebensjahr hatten. Sind Hp-Infektionen ein beeinflussbarer Risikofaktor?  „Für uns bekräftigt dieses Ergebnis die Annahme, dass eine Helicobacter-pylori-Infektion ein beeinflussbarer Risikofaktor für Alzheimer-Demenz sein könnte“, schlussfolgert der Pharmakoepidemiologe. Ob und in welchem Maß die konsequente, flächendeckende Bekämpfung dieses Magenkeims durch sogenannte Eradikationsprogramme die Entwicklung von Alzheimer tatsächlich beeinflusst, muss allerdings erst in groß angelegten randomisierten Studien getestet werden.
Veröffentlicht am 13.12.2023 um 12:20:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Meilenstein für hochmoderne, umfassende Versorgung von Krebspatient:innen

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité, BIH und Max Delbrück Center Neuartige Behandlungen und eine enge Verbindung von klinischer und translationaler Krebsforschung – dafür steht das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Berlin als eine wesentliche Erweiterung des Charité Comprehensive Cancer Center. Getragen durch die Kooperation dreier herausragender Institutionen: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und Max Delbrück Center zusammen mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum ist das NCT Berlin einer von bundesweit sechs Standorten des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen. An dem neuen Standort werden die Berliner Forschungsaktivitäten zur Einzelzellanalyse, zu Immuntherapien, Datenwissenschaft und Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) noch weiter vertieft und frühe klinische Studien zum Nutzen von Patient:innen auf den Weg gebracht. Es sind Therapien der Zukunft, die in Berlin erdacht, hergestellt und angewendet werden. Teilweise sind sie bereits im Einsatz: Immuntherapien oder auch hochkomplexe Gen- und Zelltherapien, die in die molekularen Prozesse an Krebs erkrankter Zellen eingreifen, sie gezielt verändern und damit im Idealfall Patient:innen nachhaltig heilen. Technologien und Therapien, die noch am Anfang stehen – doch schon jetzt sind sie mit großen Hoffnungen versehen. So können beispielsweise Forscher:innen Tumorgewebe oder Blut von Patient:innen mittels Einzelzell-Technologien in hoher Auflösung untersuchen. Sie sehen unter anderem, welche Gene die einzelnen Zellen zu einem bestimmten Zeitpunkt der Erkrankung ablesen und können geeignete therapeutische Angriffspunkte identifizieren. Die erkrankten Zellen dienen als Stellvertreter, als Avatar der Erkrankung der Patientin oder des Patienten – eine potenzielle Wirkung von Medikamenten lässt sich ohne unnötige Nebenwirkungen testen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz werten die Forscher:innen riesige entstandene Datenmengen aus. Ihr Ziel: vorhersagen, wie die Krankheit verlaufen und ob ein Tumor auf eine bestimmte Therapie ansprechen wird. Das Ergebnis ist eine auf die zellulären Eigenschaften der individuellen Krankheit zugeschnittene Behandlung. Man spricht auch von Präzisionsonkologie. Drei bewährte Partner am NCT-Standort Berlin Dieses Konzept einer zellbasierten Medizin benötigt enge Interaktionen zwischen klinischer Medizin, Grundlagenwissenschaft – Molekularbiologie, Zellbiologie, Biochemie und Biophysik – und den Möglichkeiten der Mathematik, Bioinformatik, künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens. Eine weitere Voraussetzung sind kliniknahe, innovative Herstellungsverfahren für den Einsatz zellulärer Therapien. Genau daran arbeiten Einzelzell-Forschende, Tumorimmunolog:innen, Bioinformatiker:innen und Mediziner:innen bereits in Berlin. Im neuen NCT-Standort finden diese Schwerpunkte nun ihre Fortsetzung – beim Übertragen neuartiger Zelltherapien für Krebserkrankungen in die klinische Praxis. Das zur Helmholtz-Gemeinschaft gehörende Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin treibt die eng mit der Klinik verzahnte Technologieentwicklung voran. Am BIH werden die Schwerpunkte Einzelzell-Technologien sowie Gen- und Zelltherapien ausgebaut. Und die Charité, Europas größtes Universitätsklinikum, trägt mit ihrem Comprehensive Cancer Center zu einer umfassenden, interdisziplinären Versorgung von Krebspatient:innen auf der Basis ihrer klinisch-wissenschaftlichen Expertise in innovativer, personalisierter Krebsdiagnostik und -therapie bei. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit im NCT Berlin ermöglicht es, hochinnovative Technologien bis zur medizinischen Anwendung weiterzuentwickeln. Erkenntnisse aus der klinischen Forschung fließen wiederum in die Verbesserung von Behandlungskonzepten ein. So entstehen faszinierende Perspektiven für die Krebsmedizin, insbesondere, wenn es um die Fragen geht: Sprechen Tumorzellen auf eine Behandlung an? oder Wie lassen sich Resistenzmechanismen überwinden? Für eine hochmoderne, individuelle Krebsversorgung in der Region Jährlich werden in Deutschland rund 510.000 Krebserkrankungen neu diagnostiziert. Der Einzugsbereich des NCT Berlin umfasst etwa ein Zehntel der Bevölkerung mit 8,6 Millionen Menschen in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die heute in Heidelberg unterzeichnete Bund-Länder-Vereinbarung zum erweiterten NCT ist nicht nur für den Berliner Standort ein Meilenstein in der Entwicklung einer hochinnovativen Krebsversorgung. Ab 2024 beginnt eine institutionelle Förderung, nach der Aufbauphase soll jeder neue NCT-Standort mit bis zu 14,5 Millionen Euro jährlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem jeweiligen Bundesland im Verhältnis 90 zu 10 finanziert werden. Entscheidend für den Berliner Standort ist die Unterstützung des Senats bei der Finanzierung eines neuen NCT-Gebäudes am Charité Campus Virchow-Klinikum, in dem modernste Labore, eine Ambulanz für personalisierte Krebsmedizin und ein Informationszentrum für Krebspatient:innen entstehen werden. Um junge Talente in der Krebsforschung für Berlin zu gewinnen, stehen etablierte Weiterbildungsmöglichkeiten wie das BIH Charité Clinician Scientist Programm, das einen Einstieg in die klinisch-wissenschaftliche Karriere ermöglicht, bereit. Dr. Ina Czyborra, Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie Aufsichtsratsvorsitzende der Charité über die Bedeutung des NCT-Standortes für die Gesundheitsstadt: „Mit dem Aufbau des Berliner NCT-Standortes wird ein wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag zur Weiterentwicklung der Wissenschaft und Forschung im Land Berlin umgesetzt und der Forschungs- und Gesundheitsstandort Berlin ein weiteres Stück vorangebracht.“ Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, zur einmaligen Chance des NCT Berlin für alle Beteiligten: „Krebsforschung und Krebsbehandlung unter einem Dach zu vereinen, ist das übergeordnete Ziel aller Fachbereiche einer Universitätsmedizin. Hiervon profitieren Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber vor allem die Patientinnen und Patienten in Berlin und der näheren Umgebung.“ Prof. Ulrich Keilholz, Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) und gemeinsam mit Charité-Prof. Angelika Eggert Co-Sprecher des NCT Berlin: „Das neue Zentrum wird zu einem wichtigen Akteur im Kampf gegen Krebs in der Region Berlin, Brandenburg und weit darüber hinaus. Jede Patientin und jeder Patient erhält im CCCC einen individuellen Behandlungsplan, der in einem interdisziplinären Team entwickelt wird. Darüber hinaus ermöglichen wir im NCT innovative Diagnostik und die Teilnahme an klinischen Studien. Wir sind stolz darauf, im NCT Berlin dieser Entwicklung deutlich mehr Schwung zu geben und bedanken uns für die Unterstützung auf diesem Weg.“ Prof. Nikolaus Rajewsky, Wissenschaftlicher Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Centrums für Molekulare Medizin (MDC-BIMSB): „Je genauer man die Zellen eines Tumors versteht, desto gezielter kann man ihn bekämpfen. Wir wollen deshalb wegweisende Technologien wie die räumliche Einzelzellbiologie in den klinischen Alltag bringen. Den Grundstein haben die Berliner Partner bereits 2020 mit vier gemeinsam rekrutierten Nachwuchsgruppen gelegt. Im NCT Berlin vertiefen wir diese Zusammenarbeit – zum Nutzen der Krebspatient:innen.“ Prof. Christof von Kalle, BIH-Chair für Klinisch-Translationale Wissenschaften und Direktor des Klinischen Studienzentrums: „Nach dem großen Erfolg der Startphase ist die NCT-Erweiterung auf jetzt sechs Standorte im Rahmen der Nationale Dekade gegen Krebs nicht nur eine großartige Chance für Berlin und die beteiligten Institutionen Charité, Max Delbrück Center und BIH sondern ebenso für die Entwicklung von patientenrelevanter Krebsforschung und -therapie national und international ein sehr wichtiger nächster Schritt.“
Veröffentlicht am 24.11.2023 um 12:47:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

KI in der personalisierten Krebstherapie: Menschen treffen die besseren Entscheidungen

Die Behandlung von Krebs wird zunehmend komplexer, bietet aber auch immer mehr Möglichkeiten. Denn je besser man die Biologie eines Tumors versteht, desto mehr Ansätze für die Behandlung gibt es. Um Patient:innen eine auf ihre Erkrankung zugeschnittene, personalisierte Therapie anbieten zu können, ist eine aufwändige Analyse und Interpretation verschiedener Daten nötig. Forschende an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin haben nun untersucht, ob generative Künstliche Intelligenz (KI) wie ChatGPT dabei unterstützen kann. Es ist eines von vielen Projekten an der Charité, in denen die Chancen von KI für die Patientenversorgung analysiert werden. Können bestimmte Gen-Mutationen nicht mehr vom Körper selbst repariert werden, kann es zu einem unkontrollierten Wachstum von Zellen kommen – ein Tumor entsteht. Entscheidend dafür ist ein Ungleichgewicht von wachstumsfördernden und wachstumshemmenden Faktoren, zum Beispiel durch Veränderungen in Onkogenen. Dieses Wissen macht sich die Präzisionsonkologie zunutze, ein Spezialgebiet der personalisierten Medizin: Überaktive Onkogene werden mithilfe bestimmter Arzneimittel wie niedermolekularen Inhibitoren oder Antikörpern gezielt abgeschaltet. Damit man weiß, bei welchen Gen-Mutationen die Behandlung ansetzen kann, wird dafür zunächst das Tumorgewebe genetisch analysiert. Die molekularen Varianten der Tumor-DNA, die für eine genaue Diagnose und Therapie notwendig sind, werden ermittelt. Anschließend leiten die Ärztinnen und Ärzte aus diesen Informationen individuelle Therapieempfehlungen ab. In besonders komplexen Fällen ist hierfür Wissen aus verschiedenen medizinischen Bereichen notwendig. An der Charité kommt dann das sogenannte molekulare Tumorboard (MTB) zusammen: Expert:innen der Pathologie, Molekularpathologie, Onkologie, Humangenetik und Bioinformatik analysieren gemeinsam anhand der aktuellen Studienlage, welche Therapien den größten Erfolg versprechen. Ein sehr aufwändiges Verfahren, an dessen Ende eine personalisierte Therapieempfehlung steht. Können Künstliche Intelligenzen bei der Therapieentscheidung unterstützen? Kann Künstliche Intelligenz an dieser Stelle unterstützen, fragten sich Dr. Damian Rieke, Arzt an der Charité, Prof. Dr. Ulf Leser und Xing David Wang von der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Dr. Manuela Benary, Bioinformatikerin an der Charité. In einer jetzt im Fachmagazin JAMA Network Open* veröffentlichten Studie untersuchten sie zusammen mit weiteren Forschenden die Chancen und Grenzen von Large Language Models wie ChatGPT bei der automatisierten Sichtung der wissenschaftlichen Literatur für die Auswahl einer personalisierten Therapie. „Wir haben diese Modelle vor die Aufgabe gestellt, personalisierte Therapieoptionen für fiktive Krebspatient:innen aufzuzeigen und dies mit den Empfehlungen von Expert:innen verglichen“, erläutert Damian Rieke. Sein Fazit: „Künstliche Intelligenzen waren prinzipiell in der Lage personalisierte Therapieoptionen zu identifizieren – kamen aber an die Fähigkeit menschlicher Expertinnen und Experten nicht heran.“ Für das Experiment hat das Team zehn molekulare Tumorprofile fiktiver Patient:innen erstellt. Dann wurden ein spezialisierter Arzt und vier Large Language Models damit beauftragt, eine personalisierte Therapiemöglichkeit zu ermitteln. Diese Ergebnisse wurden den Mitgliedern des molekularen Tumorboards zur Bewertung präsentiert – ohne dass diese wussten, woher eine Empfehlung stammt. Verbesserte KI-Modelle machen Hoffnung auf künftige Einsatzmöglichkeiten „Vereinzelt gab es überraschend gute Therapieoptionen, die durch die künstliche Intelligenz identifiziert wurden“, berichtet Manuela Benary. „Die Performance von Large Language Models ist allerdings deutlich schlechter als die menschlicher Expertinnen und Experten.“ Außerdem würden Datenschutz und Reproduzierbarkeit besondere Herausforderungen bei der Anwendung künstlicher Intelligenz bei realen Patienten und Patientinnen darstellen, so Benary. Dennoch sieht Damian Rieke die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Medizin grundsätzlich optimistisch: „Wir konnten in der Studie auch zeigen, dass sich die Leistung der KI-Modelle mit neueren Modellen weiter verbessert. Das könnte bedeuten, dass KI künftig auch bei komplexen Diagnose- und Therapieprozessen stärker unterstützen kann – so lange Menschen die Ergebnisse der KI kontrollieren und letztlich über Therapien entscheiden.“ KI-Projekte an der Charité zielen auf bessere Patientenversorgung Auch Prof. Dr. Dr. Felix Balzer, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, ist sich sicher, dass die Medizin von KI profitiert. Als Chief Medical Information Officer (CMIO) am Geschäftsbereich IT der Charité arbeitet er an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informationstechnologie. „Ein besonderer Fokus liegt im Hinblick auf eine effizientere Patientenversorgung auf der Digitalisierung und somit auch auf dem Einsatz von Automation und Künstlicher Intelligenz“, sagt Balzer. An seinem Institut wird beispielsweise an KI-Modellen zur Sturzprophylaxe im Pflegebereich gearbeitet. Aber auch andere Bereiche der Charité beschäftigen sich intensiv mit der Erforschung Künstlicher Intelligenz: Das Charité Lab für Artificial Intelligence in Medicine befasst sich mit der Entwicklung von Tools zur KI-basierten Prognose nach Schlaganfällen, und das Projekt TEF-Health verfolgt unter der Leitung von Prof. Petra Ritter vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) das Ziel, die Validierung und Zertifizierung von KI und Robotik in medizinischen Geräten zu erleichtern.
Veröffentlicht am 20.11.2023 um 08:13:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Charité bringt Wohl von Patient:innen in Europa voran

Aufzeigen, wie Menschen schneller Zugang zu neuartigen Therapien erhalten oder wie im Krisenfall ein europaweiter Austausch von Intensivpflegenden möglich werden kann – nur zwei Initiativen, die die Charité – Universitätsmedizin Berlin während ihrer Präsidentschaft der European University Hospital Alliance (EUHA) vorangebracht hat. Die Aktivitäten der Allianz tragen dazu bei, die Gesundheitsversorgung in den europäischen Ländern zukunftssicherer und im Interesse der Patient:innen zu gestalten. Heute hat die Charité in Berlin den Vorsitz der EUHA nach sechs Monaten an der Spitze an das schwedische Karolinska University Hospital weitergegeben. Die Herausforderungen unserer Zeit liegen in technologischen Fortschritten, völlig neuen medizinischen Möglichkeiten, ihren Kosten und gleichzeitig den alternden Gesellschaften in vielen Ländern Europas. Hinzu kommt die verstärkte Notwendigkeit, auf Auswirkungen von Krisen, Pandemien oder Naturkatastrophen reagieren zu können. Die EUHA vereint exzellente universitäre Partner in Forschung und Krankenversorgung. Sie engagieren sich in strategischen Netzwerken und Arbeitsgruppen für Lösungen zu drängenden Fragen. In den zurückliegenden Monaten konnte die Charité neue Vorhaben initiieren und andere auf den Weg bringen. Unter ihnen EUCARE, ein Aus- und Weiterbildungsprojekt, das im Krisenfall einen europaweiten Austausch von Intensivpflegenden ermöglichen soll und dabei hilft, diesen zu koordinieren. Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird das Projekt starten. Es handelt sich um eine der ersten Initiativen dieser Art im Bereich der Pflege. Für einen breiten Zugang zu neuen Zell- und Gentherapien JOIN4ATMP, ein Projekt, das in diesen Tagen die Förderzusage der Europäischen Kommission erhalten hat, soll dabei helfen, in Europa die Entwicklung, und damit die breite Verfügbarkeit, neuartiger Therapien – sogenannte Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs) – zu beschleunigen. ATMPs sind Arzneimittel, die auf Genen, Geweben oder Zellen basieren und daher oft lebende Bestandteile enthalten. So ist es beispielsweise möglich, einem Menschen mit Leukämie weiße Blutkörperchen zu entnehmen und diese im Labor gentechnisch so zu verändern, dass sie – zurück im Körper – die Krebszellen erkennen und zerstören. Trotz einer hohen Zahl von ATMPs, die sich aktuell in der Entwicklung befinden, sind nur wenige Produkte für den europäischen Markt zugelassen. Das Problem: Herkömmliche regulatorische Auflagen für die Zulassung von Medikamenten lassen sich nicht direkt auf komplexe Gen- und Zelltherapien übertragen. Hier setzt das an der Charité koordinierte Konsortium an und erarbeitet konkrete Empfehlungen. Die Expertise aus Universitätsmedizin und Biotech-Unternehmen zur präklinischen Entwicklung, Herstellung, klinischen Prüfung, Marktzulassung und Vergütung von ATMPs kommt dabei europaweit zusammen. Entstehen konnte das Vorhaben vor dem Hintergrund eines von der EUHA gegründeten virtuellen länderübergreifenden Instituts, dem European Center for Gene and Cellular Cancer Therapies (EUCCAT), dessen Ziel es ist, neue Therapien erschwinglich und für alle Patient:innen verfügbar zu machen. Karolinska University Hospital löst Präsidentschaft der Charité ab Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité und scheidender EUHA- Präsident, betont anlässlich der halbjährlichen Mitgliederversammlung der EUHA in Berlin: „Nicht nur in Krisenzeiten wie der Pandemie waren der Zusammenschluss in der EUHA, der schnelle Austausch und die Unterstützung untereinander wertvoll. Auch jetzt, wenn es darum geht, die Gesundheitssysteme neu aufzustellen, können wir voneinander lernen und gemeinsam vieles erreichen. In den vergangenen Monaten haben wir innovative Forschungsprojekte und Projekte mit neuen Weiterbildungsansätzen eingeworben, die dazu beitragen werden, Patientinnen und Patienten in Europa auch zukünftig auf hohem Niveau zu versorgen. Das konnte nur im Schulterschluss mit den ausgezeichneten Partnern der EUHA gelingen.“ Die Charité hat zudem während ihres Vorsitzes den Austausch mit europäischen Akteuren intensiviert. In Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit, adressierte Prof. Kroemer Kernfragen zur Reform der Gesundheitssysteme und präsentierte auch Lösungsansätze. Um der demografischen Situation in Europa und den einzelnen Ländern gerecht zu werden, sei es notwendig, rechtzeitig Fachkräfte zu gewinnen, doch ebenso müssten auch digitale Anwendungen verstärkt übernehmen, was nicht zwingend von Menschen getan werden muss. Für neue Digitalisierungsansätze, die beispielsweise mehr Prävention und Gesundheitsfürsorge im häuslichen Umfeld ermöglichen, wie auch für Innovationen im biomedizinischen Bereich sind einheitliche Grundlagen und eine Koordination der Strukturen und Systeme auf europäischer Ebene von großer Bedeutung. Heute hat die Charité den Vorsitz der EUHA an das Karolinska University Hospital übergeben. Um den Aufgaben der Zeit gerecht zu werden und begonnene Prozesse fortzuführen, werden beide Häuser in der nun folgenden Präsidentschaft zusammenarbeiten. Bereits im Oktober hatten die Charité und das führende schwedische Universitätsklinikum in einem Memorandum of Understanding eine engere Kooperation vereinbart.
Veröffentlicht am 10.11.2023 um 13:28:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Christine Geffers leitet das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité

Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat eine neue Direktorin: Prof. Dr. Christine Geffers hat zum 1. November die Institutsleitung übernommen und zugleich einen Ruf auf Lebenszeit als Professorin für Hygiene und Umweltmedizin erhalten. Prof. Geffers war bisher stellvertretende Institutsdirektorin und hat die Hygiene-Surveillance und Infektionsprävention an der Charité maßgeblich geprägt. Prof. Geffers widmet sich bereits seit Beginn ihrer Forschungskarriere der Bekämpfung von Krankenhausinfektionen. Diese sogenannten nosokomialen Infektionen werden oft durch Erreger verursacht, die Patient:innen selbst mit ins Krankenhaus bringen – zum Beispiel auf der Haut oder den Schleimhäuten. Gesunden Menschen können die Organismen normalerweise nichts anhaben. Doch wenn sie bei einer medizinischen Behandlung in Organe wie die Harnblase, die Lunge oder in den Blutkreislauf eindringen, können sie schwere Infektionen verursachen. Surveillance als Warnsystem für Infektionen Genau diese Krankenhausinfektionen will Prof. Geffers bekämpfen – unter anderem mit einem Surveillance-System. Unter Surveillance versteht man in diesem Fall die fortlaufende, systematische Erfassung, Analyse und Interpretation der Infektionsraten. Die Infektionshäufigkeit bei den eigenen Patient:innen wird dabei mit Durchschnittsdaten verglichen. Wenn es Auffälligkeiten gibt, sucht man nach den Gründen dafür – und ergreift Maßnahmen dagegen. Zusammen mit ihrer Vorgängerin, Prof. Dr. Petra Gastmeier, und ihrem Team hat Prof. Geffers das an der Charité entwickelte Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS weiter ausgebaut. Das System wurde ursprünglich von Prof. Gastmeier etabliert, die für ihr Engagement in diesem Bereich vielfach ausgezeichnet wurde. Aktuell beteiligen sich deutschlandweit mehr als 1000 Krankenhäuser an dem Surveillance-System – mit Erfolg: „Wir konnten zeigen, dass während einer Surveillance das Risiko für nosokomiale Infektionen in den beteiligten medizinischen Einrichtungen sinkt“, berichtet Prof. Geffers. Wirksame Maßnahmen gegen Infektionen finden Außerdem untersucht Christine Geffers, welches die größten Risikofaktoren für eine Krankenhausinfektion sind und mit welchen Maßnahmen sie sich am wirksamsten verhindern lassen. So konnte sie zeigen, dass Katheter – zum Beispiel in der Vene – ein entscheidender Risikofaktor für Infektionen sind. An diesen Risikofaktoren kann dann die Prävention ansetzen. Doch welche Maßnahmen zur Prävention sind wirklich effektiv? Auch hier liefern die Studien von Prof. Geffers und dem Team des Hygiene-Instituts Antworten: Sie konnten beispielsweise nachweisen, dass verschiedene Reinigungs- und Desinfektionsmethoden oder die Verwendung von täglichen antiseptischen Körperwaschungen bei Intensivpatienten Infektionen verhindern können. „Die Erkenntnisse aus diesen Studien werden bereits erfolgreich in der Charité umgesetzt“, betont Prof. Geffers. Neue Instrumente, um Ausbrüche zu erkennen und zu verhindern Kommt es doch einmal zu einem Ausbruch von Erregern, muss umgehend gehandelt werden. Ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Geffers Forschung liegt deshalb auf der Entwicklung von Instrumenten, mit denen sich Ausbrüche frühzeitig feststellen lassen. „Wir haben ein digitales Instrument hierfür entwickelt, das inzwischen erfolgreich an mehreren Kliniken in Deutschland eingesetzt wird“, erklärt Prof. Geffers. Neben ihrer Forschungstätigkeit berät Christine Geffers mit ihrem Team Kliniken zu Fragen der Infektionsprävention und zum Umgang mit multiresistenten Erregern. Der Hygieneleitfaden des Instituts stellt die Grundlage der Infektionsprävention an der Charité dar. Zur Infektionsprävention gehören auch praktische Trainings, wie sie Prof. Geffers künftig noch stärker etablieren möchte: Alltägliche Situationen auf einer Station werden mithilfe von Simulatoren nachgestellt und die Abläufe anschließend im Team ausgewertet. Digitalisierung kann Klinik und Lehre unterstützen In den nächsten Jahren will Prof. Geffers noch stärker auf Digitalisierung setzen. Sie entwickelt derzeit einen infektiologischen Qualitätsindikator, der mittels eines Algorithmus Infektionen in einem automatisierten Verfahren identifizieren kann. In einem weiteren Forschungsprojekt plant sie, bakterielle Erreger anhand der Bausteine im genetischen Code auf ihre Verwandtschaft zu untersuchen. Damit lassen sich Erkenntnisse über die Ausbreitung von Erregern gewinnen. Auch bei der Lehre liegt ihr die Digitalisierung am Herzen: „Die digitalen Lehr-Formate während der Pandemie haben gezeigt, dass einige der neu entwickelten eLearning-Angebote sehr gut von den Studierenden und den Dozierenden angenommen wurden. Diese Erfahrungen sind eine Chance, die wir unbedingt zur Integration innovativer Formate für die Lehre aufgreifen sollten“, sagt Prof. Geffers.
Veröffentlicht am 09.11.2023 um 09:38:50 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Digitale Charité: Erfolgreiche Nutzung der elektronischen Patientenakte

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat als eine der ersten Unikliniken mit der standardisierten Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Mit dieser digitalen Anwendung der Telematikinfrastruktur (TI) erhalten Patient:innen zunächst insbesondere Arzt- und Entlassungsbriefe für die Weiterbehandlung in ihre ePA. Verwaltet und zur Einsicht freigegeben wird die digitale Akte ausschließlich von den Patient:innen selbst. So sind medizinische Informationen schneller und einfacher verfügbar. Ziel der Vernetzung ist es, die Qualität und die Sicherheit der Behandlungen für alle Patient:innen zu erhöhen. In der ePA der TI sind alle relevanten Gesundheitsdaten wie Untersuchungsbefunde und weitere Dokumente an einer Stelle digital zusammengefasst und jederzeit verfügbar. Behandelnde Ärzt:innen können daraus einen schnellen Überblick über die Krankengeschichte ihrer Patient:innen erhalten. Da die ePA eine patientengeführte Akte ist, entscheiden die Nutzer:innen selbst, welche und wie lange Kliniken und Praxen Zugriff auf ihre freigegebenen ePA-Daten haben und welche Einrichtungen Daten übertragen dürfen. Zudem sind die persönlichen Gesundheitsdaten sicher auf Servern in Deutschland geschützt und unterliegen europäischen Datenschutzbestimmungen. „Wir haben die ePA inzwischen bis auf wenige Ausnahmen in allen Bereichen der Charité ausgerollt. Mit der Einführung soll zusätzlich zur engeren Vernetzung sowie der Optimierung der Gesundheitsversorgung und einer Verbesserung der Behandlungsqualität auch der häufig zeitintensive Beschaffungsaufwand von relevanten Befunden reduziert werden“, erklärt Prof. Dr. Martin E. Kreis, Vorstand Krankenversorgung. Er fügt hinzu: „Mit der TI-ePA werden erstmals auch Patient:innen direkt in die Nutzung klinischer Dokumente und Daten einbezogen. Dies ist schon länger ein erklärtes Ziel der Charité.“  In der Charité wurden bereits erste Daten erfolgreich in elektronische Patientenakten übertragen: „Unsere ersten Erfahrungen zeigen jedoch, dass viele Patient:innen der Nutzung ihrer ePA durch die Charité zustimmen, tatsächlich aber gar keine ePA besitzen oder die Zugriffsberechtigung für die Charité noch nicht erteilt haben. Dies zeigt, dass die Aufklärungsarbeit von allen Seiten intensiviert werden muss. Wir beteiligen uns daran und erfragen beispielsweise proaktiv die ePA-Nutzung und geben Informationsmaterialien aus. Für die Verbesserung unserer Nutzungsprozesse brauchen wir Feedback aus der Praxis– von ‚echten‘ Patient:innen und klinischen Anwender:innen“, führt Prof. Kreis weiter aus.  Derzeit könnten 74 Millionen gesetzlich Versicherte diese Technik schon nutzen, doch weniger als ein Prozent tun dies bereits. In anderen europäischen Ländern ist das System in die medizinische Versorgung integriert und die App wird seit einigen Jahren flächendeckend eingesetzt. Spitzenreiter sind dabei Dänemark, Finnland und Schweden. Prof. Kreis fasst zusammen: „Die Zurückhaltung in Deutschland könnte unter anderem an der aufwendigen Anlage der ePA sowie der technischen Komplexität der TI liegen. Um die Patient:innen umfänglich über die Vorteile der ePA aufzuklären, wäre es hilfreich, wenn auch Krankenkassen, Politik und Leistungserbringer noch intensiver und zielorientierter dazu informieren würden.“ 
Veröffentlicht am 09.11.2023 um 08:34:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Sonntagsvorlesung „Wie viel Vergesslichkeit ist noch gesund?“

Wir alle wünschen uns ein gutes Gedächtnis und maximale Konzentrationsfähigkeit bis ins hohe Alter. Doch warum nimmt die Vergesslichkeit im Laufe des Lebens zu? Was kann ich selbst tun, um mein Gedächtnis länger fit zu halten? Und was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer? In der Sonntagsvorlesung am 12. November geht es um altersbedingte Veränderungen der Gedächtnisleistung und verschiedene Formen von Demenzerkrankungen. Prof. Dr. Oliver Peters und Privatdozent Dr. Julian Hellmann-Regen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Benjamin Franklin informieren über diagnostische Methoden und die spezialisierte Gedächtnissprechstunde. Zudem sprechen sie über moderne Therapiemöglichkeiten und wie eine frühzeitige Behandlung die Lebensqualität der Betroffenen und ihres Umfelds verbessern kann. Darüber hinaus geben die Experten Tipps zur Prävention, erklären neueste Erkenntnisse aus der Forschung und berichten über aktuelle Studien. Die Sonntagsvorlesung „Wie viel Vergesslichkeit ist noch gesund?“ findet statt am 12. November um 14:00 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin. Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9. Der Eintritt ist frei. Ankündigungsvideo Mehr zu den Inhalten erzählt Prof. Peters im Kurzvideo. Sonntagsvorlesung nachgehört Die Vorlesung kann im Nachhinein als Audiomitschnitt „Sonntagsvorlesung nachgehört“ auf der Charité-Website und dem Charité-YouTube-Kanal abgerufen werden. Neu bei „Sonntagsvorlesung nachgehört“ sind die Vorlesungen „Von Virchows Zellenlehre zur personalisierten Krebstherapie“ und „Wenn das Herz brennt: Entzündung des Herzmuskels“. Zur Sonntagsvorlesung Mit der Neuauflage der Sonntagsvorlesungen wurde 2008 eine mehr als 30-jährige Tradition der Charité neu belebt, die am 13. März 1977 erstmals ins Leben gerufen worden war. Ziel der Vorlesungen ist es, der interessierten Öffentlichkeit regelmäßig neueste Informationen zu verschiedensten medizinischen Themen zu präsentieren. Dabei sprechen Expert:innen der Charité über Diagnostik, Therapie und Prävention sowie Forschungsprojekte und aktuelle Erkenntnisse. 
Veröffentlicht am 07.11.2023 um 09:41:06 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Dr. Kroemer bleibt Vorstandsvorsitzender der Charité

Die Aufsichtsratsvorsitzende der Charité, Wissenschaftssenatorin Dr. Ina Czyborra, und Prof. Dr. Heyo K. Kroemer haben heute den Vertrag für die zweite Amtszeit von Prof. Kroemer als Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin abgeschlossen. Der Pharmakologe verantwortet seit vier Jahren die Geschicke von Deutschlands größter Universitätsmedizin. Der Aufsichtsrat der Charité hatte Ende September beschlossen, ihn vorfristig für eine zweite Amtszeit zu bestellen. Als Vorstandsvorsitzender vertritt Prof. Kroemer die Charité in allen Angelegenheiten. Er verantwortet die Unternehmensentwicklung und achtet auf die Integration der unterschiedlichen Unternehmensziele sowie den Interessenausgleich zwischen klinischen und wissenschaftlichen Erfordernissen. In die erste Amtszeit von Prof. Kroemer fiel die strategische Neuausrichtung der Charité mit der im Herbst 2020 vorgelegten Unternehmensstrategie „Wir denken Gesundheit neu. Charité 2030“. Hintergrund der Strategie sind die großen Herausforderungen und der weiter zunehmende Veränderungsdruck, vor dem das Gesundheitssystem in Deutschland in den kommenden Jahren steht. Das Umfeld der Charité wird sich massiv wandeln und damit die künftige strategische Positionierung der Charité stark beeinflussen. Hierfür bildet das Konzept die zukunftsorientierte Basis für anstehende Entscheidungen des Vorstandes. Wichtige weitere Themen der ersten Amtszeit waren insbesondere die Integration des Berlin Institute of Heath (BIH) 2021 und des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) 2023 in die Berliner Universitätsmedizin. Besonders geprägt waren die vier Jahre der ersten Amtszeit durch die COVID-19-Pandemie und die Auswirkungen auf Krankenversorgung sowie Forschung und Lehre. Die Charité war als sogenanntes Level-I-Krankenhaus für Berlin und Brandenburg intensiv in die Versorgung besonders schwer an Corona erkrankter Patient:innen eingebunden. Prof. Kroemer engagierte sich zudem als Vorsitzender des Corona-ExpertInnenrats der Bundesregierung. In insgesamt zwölf veröffentlichten Stellungnahmen hatte das Gremium Empfehlungen gegeben, die in die politischen Entscheidungen eingeflossen sind. Er ist außerdem Mitglied der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Im Juni hat Prof. Kroemer turnusgemäß in London die Präsidentschaft der European University Hospital Alliance (EUHA) übernommen. Dr. Ina Czyborra, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Charité und Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege des Landes Berlin, erklärt: „Ich freue mich sehr, dass Prof. Dr. Heyo K. Kroemer dem Vorstand der Charité auch nach dem Jahr 2024 für weitere fünf Jahre zukunftsorientiert vorsitzen wird. Im Senat von Berlin sind wir uns einig, dass er für diesen wichtigen Posten der Richtige ist. Herr Prof. Kroemer hat bereits in den vergangenen Jahren als Vorstandvorsitzender der Charité bewiesen, dass er mehr als in der Lage ist, unsere international renommierte Universitätsmedizin mit ihren vier Standorten zu leiten. Das ist keine leichte Aufgabe. In den nächsten Jahren stehen wir vor der Herausforderung, die Universitätsmedizin auf den Gebieten der Patientenversorgung, der Forschung und auch der Lehre in Zeiten von Personalknappheit in die Zukunft zu führen. Dabei spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Auf diesem Weg und auch bei der Umsetzung der Krankenhausreform wird Herr Prof. Kroemer für uns ein wichtiger Partner sein.“ Stefan Evers, Bürgermeister und Senator für Finanzen des Landes Berlin, teilt mit: „Es ist eine gute Nachricht für Berlin, dass Prof. Dr. Heyo K. Kroemer Vorstandsvorsitzender der Charité bleibt. Mit seiner bisherigen, oft visionären Arbeit hat er sich um unsere Stadt und um die Charité in vielfacher Weise verdient gemacht. Ich bin mir sicher, er wird die Charité in den bevorstehenden, herausfordernden Zeiten zukunftsweisend leiten, mit Fachkompetenz, Weitsicht und der ihm eigenen Innovationskraft.“ Prof. Dr. Heyo K. Kroemer erklärt: „Ich danke dem Aufsichtsrat und dem Senat Berlin für das ausgesprochene Vertrauen. Ich freue mich sehr, in den nächsten Jahren gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden und den Mitgliedern des Vorstands die Zukunft der Charité gestalten zu dürfen. Vor uns liegen große Herausforderungen. Dazu zählen die wirtschaftliche Lage der universitären Medizin und die Finanzierung der Krankenversorgung, aber auch die älter werdende Gesellschaft, die neben der Versorgung einer größer werdenden Zahl älterer Menschen auch mit einem zunehmenden Fachkräftemangel im Gesundheitssektor einhergeht. Zugleich bestehen durch das Vorantreiben der Digitalisierung, die Integration von BIH und DHZC in die Charité sowie die Umsetzung der Strategie Charité 2030 große Chancen. Dafür benötigen wir das Engagement und die Kenntnis aller Mitarbeitenden. Wir können bei allen Schwierigkeiten optimistisch nach vorne schauen, zusammen können wir die Zukunftsaufgaben meistern.“
Veröffentlicht am 01.11.2023 um 08:30:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Kindesmissbrauch durch Prävention auf Täterseite zuvorkommen

Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch konzentriert sich oft auf Kinder, Familien, Fachkräfte oder andere Menschen, die helfen können. Der Fokus liegt dabei auf den potenziellen Opfern. Prävention kann aber auch bei Personen ansetzen, die ein erhöhtes Risiko haben, sexuell übergriffig zu werden. Genau das will ein an der Charité – Universitätsmedizin Berlin geleitetes Projekt: STOP-CSAM – Scalable Technology for Online Prevention of CSA and CSAM. Es handelt sich dabei um ein Online-Präventionsprogramm, das sich an Personen richtet, die sexuelles Interesse an Kindern haben und damit verantwortungsvoll umgehen möchten. Unterstützt wird das Vorhaben von der Europäische Kommission für zwei Jahre mit rund 1,3 Millionen Euro. Die Verbreitung von Abbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs, auch als CSAM – Child Sexual Abuse Material – oder Kinderpornografie bezeichnet, ist in den vergangenen Jahren vor allem im Internet enorm angestiegen. Allein für das vergangene Jahr verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) in Deutschland einen Anstieg um sieben Prozent auf 42.075 registrierte Fälle von Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Netz. Die zuständigen Behörden verfügen nur über begrenzte Möglichkeiten, Verdächtige aufzuspüren, ausreichende Beweise für kriminelle Aktivitäten zu sammeln und Verfahren einzuleiten. Viele dieser Straftaten bleiben unentdeckt. „Es ist dringend notwendig, die verursacherbezogene Prävention zu verbessern und auszuweiten, um eine Verbreitung und Nutzung von Abbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs zu verringern“, erklärt Prof. Dr. Dr. Klaus Beier, der das Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité wie auch das neue Projekt STOP-CSAM leitet. Für vorangegangene Initiativen zur Missbrauchsprävention, insbesondere die Initiative „Kein Täter werden“, erhielt er 2017 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Anonymer, kostenfreier Therapeuten-Chat Wer sich sexuell von Kindern angezogen fühlt, hat ein höheres Risiko, Übergriffe zu begehen. Eine Möglichkeit, Kindesmissbrauch vorzubeugen besteht darin, Menschen mit dieser Neigung gezielte Hilfe anzubieten. Sie sollen in die Lage versetzt werden, sexuelle Impulse verantwortungsvoll zu kontrollieren und davon abgehalten werden, Missbrauchsabbildungen anzusehen. Das Projekt, an dem neben der Charité spezialisierte Einrichtungen in Tschechien, Spanien, Portugal und Deutschland beteiligt sind, trägt mit seinem individualisierten Angebot europaweit zu einer Prävention bei, in deren Zentrum nicht die Opfer, sondern potenzielle Täter stehen. „Neu an unserem Vorgehen ist, dass die Wirksamkeit des therapeutischen Chats mit den Teilnehmenden über ein randomisiert-kontrolliertes Studiendesign erforscht und darüber hinaus die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz zur Unterstützung der Therapeutinnen und Therapeuten untersucht werden“, sagt Prof. Beier. Raum für die Entwicklung anderer Verhaltensweisen Menschen mit einem erhöhten Risiko können vorbeugend einen terminbasierten interaktiven Therapeuten-Chat-Service in Anspruch nehmen. Dieses anonyme, kostenfreie und vertrauliche Angebot wird von qualifizierten Therapeut:innen betreut und wird in den Sprachen Englisch, Deutsch, Tschechisch, Portugiesisch und Spanisch verfügbar sein.
Veröffentlicht am 24.10.2023 um 08:44:33 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Sonntagsvorlesung „Wenn das Herz brennt: Entzündung des Herzmuskels“

Müdigkeit, Herzstolpern, Luftnot und Brustschmerzen können Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung sein. Doch wie entsteht eine Myokarditis und wie kann sie zuverlässig diagnostiziert und behandelt werden? In der Sonntagsvorlesung am 22. Oktober geht es um Kardiologie und die Entzündung des Herzmuskels. Privatdozentin Dr. Bettina Heidecker und Dr. Phillip Suwalski von der Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin, Deutsches Herzzentrum der Charité (DHZC), sprechen über die umfassende Diagnostik und Therapie der Myokarditis. Sie erläutern, was wir präventiv tun können und welche potenziellen Risikofaktoren wir besser vermeiden sollten. Zudem erklären sie verschiedene Mythen und zeigen auf, was Virusinfekte oder zu viel Sport mit einer Herzmuskelentzündung zu tun haben können. Darüber hinaus thematisieren Dr. Heidecker und Dr. Suwalski weitere Erkrankungen, die die Herzfunktion beeinträchtigen, und stellen aktuelle Studien sowie neueste Forschungsergebnisse vor. Mehr zu ihrer Sonntagsvorlesung erzählen Dr. Heidecker und Dr. Suwalski im Kurzvideo. Die Sonntagsvorlesung „Wenn das Herz brennt: Entzündung des Herzmuskels“ findet statt am 22. Oktober um 14:00 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin. Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9. Der Eintritt ist frei. Die Vorlesung kann im Nachgang als Audiomitschnitt „Sonntagsvorlesung nachgehört“ auf der Charité-Website und dem Charité-YouTube-Kanal abgerufen werden. 
Veröffentlicht am 18.10.2023 um 08:40:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Charité arbeitet enger mit Karolinska Institutet und Karolinska University Hospital zusammen

Um ihre Zusammenarbeit weiter zu vertiefen, hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem Karolinska Institutet sowie dem Karolinska University Hospital in Stockholm, Schweden, ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Die Einrichtungen wollen künftig in vielen Bereichen noch stärker kooperieren. Dazu gehören unter anderem der Austausch von Wissen, Studierenden und Mitarbeitenden sowie die Zusammenarbeit bei der globalen Gesundheitsforschung, der Präzisionsmedizin, der Telemedizin und klinischen Studien. Profitieren sollen Patientinnen und Patienten, Mitarbeitende und Forschende gleichermaßen. Digitalisierung, Fachkräftemangel und der rasante wissenschaftliche Fortschritt – die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung und -forschung sind in Schweden und Deutschland ähnlich. Hier setzen die drei Häuser mit ihrer verstärkten Kooperation an. Neue Strategien für die Gesundheitsversorgung der Zukunft  Zu den Prioritäten der Kooperation der Charité mit dem Karolinska University Hospital werden neue Strategien für die Gesundheitsversorgung der Zukunft zählen. „Um künftig Personal zu gewinnen, auszubilden und zu halten, sind innovative Lösungen gefragt. Auch bei der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung können wir von einem Austausch und gemeinsamen Projekten profitieren“, sagt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. „Die Unterzeichnung des Memorandum of Understanding mit dem Karolinska University Hospital ist daher ein wichtiger Schritt, um den Weg für Kooperationsprogramme oder die Entwicklung telemedizinischer Betreuungsprogramme zu ebnen.“ Außerdem sollen gemeinsame klinische Studien aufgesetzt werden, insbesondere zu Zell- und Gentherapien.  Die Kooperationserklärungen wurden am heutigen Dienstag, den 17. Oktober, im Rahmen des World Health Summit unterzeichnet. Der World Health Summit ist die weltweit führende internationale Konferenz zu globaler Gesundheit. Globale Gesundheitsprobleme zusammen angehen „Ich freue mich sehr, dass wir durch das Memorandum of Understanding die Beziehungen zum Karolinska Institutet weiter vertiefen können“, sagt Prof. Dr. Joachim Spranger, Dekan der Charité, der als Fakultätsleiter das Memorandum unterzeichnete. „Durch den Austausch von Studierenden, Mitarbeitenden und Wissen wollen wir in unterschiedlichen Bereichen voneinander lernen – dazu gehört auch der Best-Practice-Austausch zu Forschung und Hochschulmanagement“, so Spranger.  Weitere Schwerpunkte der Kooperationserklärung sind die globale Gesundheitsforschung, die Krebsforschung, Präzisionsmedizin und Künstliche Intelligenz. Bei gemeinsamen Forschungsprojekten wollen die Fakultäten Ressourcen, Fachwissen und Technologien gemeinsam nutzen.  Wissensaustausch in Lehre, Forschung und Patientenversorgung Das Karolinska Institutet ist eine der weltweit führenden medizinischen Universitäten und leistet den größten Einzelbeitrag zur akademischen medizinischen Forschung in Schweden. Es bietet das landesweit breiteste Ausbildungsspektrum in Medizin und Gesundheitswissenschaften. Das Karolinska University Hospital hingegen konzentriert sich auf die Betreuung von Patient:innen, die Ausbildung von Gesundheitspersonal und die Durchführung von Studien. Beide Einrichtungen arbeiten auf vielen Ebenen eng zusammen. Wie Forschung, Lehre und Patientenversorgung in beiden Ländern noch stärker verzahnt werden können, soll ebenfalls Gegenstand des Wissensaustauschs sein. Schon heute kooperieren die Einrichtungen in Berlin und Stockholm in vielen Bereichen: So arbeiten beispielsweise Prof. Dr. Stefan Swartling Peterson vom Karolinska Institutet und Prof. Dr. Beate Kampmann, Wissenschaftliche Leiterin des Charité Center for Global Health, gemeinsam daran, die akademischen Einrichtungen in Subsahara-Afrika besser miteinander zu vernetzen, insbesondere im Bereich der Impfstoff-Entwicklung. Ziel des globalen Gesundheitsprojekts ist es, aus den Erfahrungen der COVID-19-Pandemie zu lernen und die von Afrika ausgehenden Initiativen zur lokalen Produktion von Impfstoffen und Medikamenten in dieser Region zu unterstützen. Auch beim EU-Projekt TEF-Health (Testing and Experimentation Facility for Health AI and Robotics) arbeiten Charité und Karolinska Institutet eng zusammen. Das in Berlin koordinierte Projekt will innovative Ansätze aus der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Robotik im Gesundheitswesen prüfen und schneller zur Marktreife bringen.  Das Karolinska University Hospital und die Charité betreiben ebenfalls mehrere gemeinsame Projekte, insbesondere im Bereich des Krankenhausmanagements. Diese widmen sich beispielsweise den Folgen der COVID-19-Pandemie, Konzepten für Industriepartnerschaften sowie der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Beide Einrichtungen sind Gründungsmitglieder der European University Hospital Alliance, wo sie in zahlreichen Arbeitsgruppen zusammenarbeiten, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern und die europäischen Gesundheitssysteme nachhaltiger zu gestalten.
Veröffentlicht am 17.10.2023 um 11:47:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie die Zukunft der Pflegeberufe in Deutschland aussehen muss

Der Mangel an Fachkräften in den Gesundheitsberufen und der demographische Wandel stellen die Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung sind daher grundlegende Veränderungen notwendig. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin will diese Herausforderungen strukturell angehen. Dafür hat sie mit weiteren deutschen Kliniken ein Positionspapier zur Professionalisierung der Pflege mit zeitgemäßen Berufs- und Kompetenzmodellen formuliert. Das Thema wird zudem erstmals auf dem World Health Summit (WHS) aufgegriffen. Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege der Charité, tauscht sich in einer Podiumsdiskussion mit internationalen Expert:innen zum Umdenken in den Pflegeberufen aus. Die Charité möchte aktiv neue Wege gehen, um dem Mangel an Pflegefachkräften zu begegnen und die Qualität der Pflege weiterzuentwickeln. Aktuell geplante gesetzliche Reformen bieten eine Chance, die strukturell erforderlichen Veränderungen gesetzlich zu verankern und den Einstieg in die internationale Anschlussfähigkeit der Pflegeberufe in Deutschland zu sichern. Die Berliner Universitätsmedizin engagiert sich seit vielen Jahren, die Qualität der Gesundheitsversorgung durch gute Bedingungen in der Pflege zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise die bessere Versorgung der Patient:innen durch ein tariflich geregeltes, angemessenes Verhältnis von Pflegefachpersonen zu Patient:innen (Nurse-to-Patient Ratio), die Schaffung von Rollen für akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen, wie zum Beispiel die „Endometriose Nurse“, und den erfolgreichen Aufbau des Studiengangs Bachelor Pflege. Vorstandsmitglied Carla Eysel sieht die Erfolge als wichtigen Schritte an und weiß, dass es über strukturelle Veränderungen gelingen muss, weitaus mehr Fachkräfte für eine zukunftsfähige Krankenversorgung zu begeistern und zu gewinnen: „Um international anschlussfähig zu sein, die Berufsflucht zu reduzieren, den Beruf attraktiv zu gestalten und so auch die vielen internationalen Pflegekräfte gut zu integrieren, die wir benötigen, um die Lücke von rund 35.000 Pflegefachpersonen im deutschen System zu schließen, braucht es einen eigenen Handlungsrahmen für akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen, der über die heutigen Regelungen im Pflegeberufegesetz hinausgeht. Wir möchten gemeinsam mit anderen Kliniken konkrete und umsetzbare Vorschläge unterbreiten und sehen im Krankenhaustransparenzgesetz und im Klinikreformgesetz eine geeignete Möglichkeit.“  Patient:innen erhalten über das neue Transparenzregister die Möglichkeit, sich über die Qualität der Versorgung der einzelnen Kliniken zu informieren und gute Pflege ist ein wichtiger Qualitätsindikator. Mit der Aufnahme von Qualitätsindikatoren wie dem Ausbildungsstand sowie der Pflegepersonalausstattung in das Register lässt sich ein Anreiz schaffen, die Quoten akademisch qualifizierter Pflegfachpersonen zu steigern. Eine angemessene Ausstattung des stationären Bereichs mit Pflegefachpersonen ist für Patient:innen gut nachzuvollziehen und hat in Ländern, in denen sie als Nurse-to-Patient Ratio eingeführt wurde, bereits nachweislich zur Qualität der Krankenversorgung beigetragen. „Nur durch die Festlegung international anschlussfähiger Standards, die den regionalen Bedürfnissen und Bedingungen Rechnung tragen, können wir die Exzellenz der Pflege, und auch die Attraktivität des Berufs sichern, die notwendig ist, um den aktuellen Standard an medizinischer Versorgung für die Zukunft zu sichern“, ergänzt Carla Eysel.  Rollenbilder und Kompetenzen der Pflege Die Charité hat im Frühjahr einen Austausch mit Kolleg:innen und Expert:innen aus dem In- und Ausland zur Rolle der Pflege und ihrer Professionalisierung gestartet. Dabei wird deutlich, dass andere Länder schon jetzt Modelle der Einbindung der Pflegeprofession im Gesundheitssystem erfolgreich vorleben. Der Pflegeberuf wird dadurch wesentlich attraktiver und bietet größere Chancen für die berufliche Weiterentwicklung. Carla Eysel betont: „Die Berufsausbildung in Deutschland ist eine gute Grundlage für ein durchlässiges System. Es fehlt in Deutschland aber am international üblichen autonomen Handlungsrahmen für akademisch über Bachelor- und Masterabschlüsse qualifizierte Pflegefachpersonen. Die heutigen Regelungen des Pflegeberufegesetzes spiegeln im zulässigen Umfang in der Praxis ihre Kompetenzen nicht wider. Unseren Pflegekräften fehlt es an Autonomie, da sie beispielsweise nicht befugt sind, eigenständig zu impfen, Medikamente zu verschreiben und ab Master-Level Diagnosen zu stellen.“ Mögliche Lösungsstrategien sieht die von der Charité initiierte Gruppe daher in der Stärkung der Kompetenz und Autonomie von Pflegefachpersonen durch eine Ergänzung des Pflegeberufegesetzes. Der Grad der Autonomie richtet sich dabei nach dem erreichten Ausbildungsniveau. Ein angemessener Qualifikations- und Besoldungsmix entspricht den jeweiligen Anforderungen der einzelnen Stationen und Kliniken. So werden klinische Karrieremöglichkeiten für Pflegefachpersonen geschaffen, der Beruf wird attraktiv und internationale Fachkräfte können gut integriert werden.  Im Rahmen des WHS wird das von der Gruppe um Carla Eysel erarbeitete Positionspapier zum Neudenken von Pflege in Kliniken an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach überreicht. Die Podiumsdiskussion “Rethinking Nursing. New Roles and Competency Models Leading the Way Towards a Global Nursing Standard” findet statt am Sonntag, den 15. Oktober von 14:00 bis 15:30 Uhr.  Die digitale Teilnahme per Livestream ist ohne vorherige Registrierung oder Anmeldung über den YouTube-Kanal des WHS möglich.
Veröffentlicht am 13.10.2023 um 09:46:02 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Doku-Serie zur Organspende: „Charité intensiv: Gegen die Zeit“

Mit einem Spenderorgan gelingt es, schwer kranken Menschen zu helfen und ihre Lebensqualität deutlich zu verbessern. Doch es gibt zu wenige Organspender:innen und bundesweit warten jährlich mehr als 10.000 Patient:innen auf eine Transplantation. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin gehört zu den Entnahmekliniken und hat den Filmschaffenden Carl Gierstorfer und Mareike Müller erneut die Türen der Intensivmedizin geöffnet: Die zweite Staffel „Charité intensiv: Gegen die Zeit“ zeigt in vier Folgen Betroffene und die behandelnden medizinischen Teams im Wettlauf gegen die Zeit. Die Doku-Serie ist ab heute, den 12. Oktober in der ARD-Mediathek zu sehen. Nach der ersten Staffel „Charité intensiv: Station 43“ während der Corona-Pandemie blickt die Serie erneut in den hochtechnisierten Bereich der Intensivmedizin. Die Doku thematisiert eine der drängendsten gesundheitspolitischen Fragen unserer Zeit anhand individueller Patientenschicksale an der Grenze von Leben und Tod. Begleitet wird dabei auch das medizinische Personal der Charité sowie des Paulinenkrankenhauses, in dem Patient:innen des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) vor und nach einer Herzoperation spezialisiert versorgt werden. Die komplexe Thematik wird aus verschiedenen Perspektiven der Patient:innen, ihrer Angehörigen und der interdisziplinären medizinischen Teams gezeigt. Die Serie gibt Einblicke in die Zeit des Wartens auf ein Spenderorgan und bleibt dabei dokumentierend nüchtern – die Zuschauer:innen können sich ihr eigenes Bild machen. Die Organspende ist in Deutschland durch das Transplantationsgesetz geregelt, das die Bereiche Organspende, Organvermittlung und Organübertragung streng voneinander trennt, um Interessenskonflikte auszuschließen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) koordiniert und unterstützt die Prozesse der Feststellung des Hirntods der Spender:innen und der Organentnahme. Transplantationszentren, wie beispielsweise die Charité, führen die Organverpflanzung durch. Seit vielen Jahren zählt Deutschland bei der Spendenbereitschaft zu den Schlusslichtern in Europa, die Wartezeit für ein Spenderorgan kann daher deutlich variieren und bis zu mehreren Jahren dauern. Im Verbund Eurotransplant, der in acht europäischen Ländern die Spenderorgane an Wartende vermittelt, profitiert Deutschland von der Spendenbereitschaft seiner Nachbarn. Dennoch sterben jeden Tag zwei bis drei Menschen in Deutschland, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten.  Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gilt in Deutschland die sogenannte Entscheidungslösung. Das heißt, Organe und Gewebe dürfen nur dann nach dem Tod entnommen werden, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten zugestimmt hat. Liegt keine Entscheidung vor, sollen die Angehörigen entscheiden. Privatdozent Dr. Joachim Seybold, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Charité, erklärt dazu: „Viele Angehörige sind unsicher und tun sich schwer damit, in solchen Ausnahmesituationen diese Entscheidung zu treffen. Es würde vielen wartenden Patient:innen helfen, wenn sich alle zu Lebzeiten ausdrücklich für oder gegen die Organspende entscheiden oder zumindest dokumentieren, dass sie sich nicht entscheiden wollen und dies den Angehörigen überlassen.“ Er ergänzt: „Um auch langfristig möglichst vielen Menschen auf der Warteliste durch eine Transplantation helfen zu können, müssen wir weiter Aufmerksamkeit schaffen und das Vertrauen in das System der Organspende und Transplantation stärken. Die Doku-Serie ist ein guter Anlass, sich umfasssend mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ Die vierteilige Doku-Serie ist ab Donnerstag, den 12. Oktober in der ARD-Mediathek abrufbar. Am Mittwoch, den 25. Oktober sendet der rbb die Folgen 1 und 2 sowie am Mittwoch, den 1. November die Folgen 3 und 4, jeweils ab 21:00 Uhr im Abendprogramm. Darüber hinaus sendet die ARD am Montag, den 16. Oktober im Rahmen ihrer Reihe „die story“ um 21:45 Uhr den Film „Gegen die Zeit – Organmangel in Deutschland“, der auf der Doku-Serie basiert. „Charité intensiv: Gegen die Zeit“ ist eine Produktion von Docdays Productions im Auftrag des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).
Veröffentlicht am 12.10.2023 um 08:15:15 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Corona-Impfung: Körper baut Immungedächtnis in Organen auf

Eine Impfung in den Oberarm – und der ganze Körper ist geschützt. Wie geht das? Zum einen produziert das Immunsystem Antikörper und Zellen, die im Blut durch den ganzen Organismus patrouillieren. Zum anderen, so zeigt es eine aktuelle Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin am Beispiel der Corona-mRNA-Impfstoffe, baut der Körper ein lokales Immungedächtnis in verschiedenen Organen auf. Der im Journal of Clinical Investigation* veröffentlichten Arbeit zufolge sind die Immungedächtniszellen in den Organen zahlreicher als im Blut und verfügen über verstärkte antivirale Abwehrfunktionen. Die Forschenden hatten es vermutet: Erkenntnisse aus dem Tiermodell deuten seit einiger Zeit darauf hin, dass die meisten Zellen des Immungedächtnisses nach einer Infektion nicht im Blut zirkulieren, sondern in den Organen ansässig werden und diese vor Ort schützen. Angenommen wird, dass das auch nach einer Impfung geschieht. Dies beim Menschen zu belegen, ist jedoch nicht trivial. „Dafür benötigt man Gewebe von vielen Personen mit bekannter und vergleichbarer Impfhistorie, die von dem Erreger möglichst noch nie infiziert wurden“, erklärt Prof. Dr. Katja Kotsch, Leiterin der Studie von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Charité. Die Corona-Pandemie mit vielen durchgeführten Impfungen ermöglichte es nun, die nötigen Proben gewinnen zu können. Gedächtniszellen in Leber, Niere und Lunge Für die Studie untersuchten die Forschenden Gewebe aus unterschiedlichen Organen, das bei medizinisch notwendigen Operationen, beispielsweise zur Entfernung eines Tumors, anfiel. Die Proben stammten von 61 Menschen, die sich unabhängig von der OP einige Monate vor dem Eingriff zwei- bis dreimal mit einem mRNA-Vakzin gegen das Coronavirus hatten impfen lassen, die Infektion aber in der Mehrheit noch nicht durchgemacht hatten. Durch eine spezifische Stimulation und Anfärbung von Immunzellen gelang dem Forschungsteam in mehreren Geweben der Nachweis von sogenannten CD4-positiven T-Helferzellen, die gegen SARS-CoV-2 gerichtet waren. Diese Zellen des Immungedächtnisses sorgen dafür, dass andere Immunzellen passende Antikörper gegen den Erreger produzieren, sobald er im Körper entdeckt wird. Außerdem tragen sie vermutlich auch zur direkten Bekämpfung des Virus bei. Die Wissenschaftler:innen fanden die Immungedächtniszellen nicht nur in der Milz und dem Knochenmark, also Geweben, in denen Immunzellen standardmäßig reifen oder produziert werden, sondern auch in der Leber, Niere und Lunge. „Diese Daten bestätigen unsere Vermutung, dass der Körper nach einer Impfung ein über Monate stabiles Immungedächtnis auch in Geweben anlegt, die weit von der Injektionsstelle entfernt liegen“, sagt Dr. Arne Sattler, Immunologe im Team von Prof. Kotsch. Zusammen mit ihr hat er die korrespondierende Autorenschaft der Studie inne. „Gezeigt haben wir dies jetzt für die mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus, wir nehmen aber an, dass ähnliche Prozesse auch nach anderen Impfungen stattfinden. Der Beleg dafür steht jedoch noch aus, hierzu sind weitere Studien nötig.“ Organ-Immungedächtnis wird weitgehend unabhängig vom Alter angelegt Ein Vergleich mit Blutproben der Patient:innen ergab: In Niere, Leber und Lunge siedelten sich deutlich mehr Immungedächtniszellen an, als durch das Blut patrouillierten. Die Botenstoffe, die die organständigen Zellen ausschütteten, ließen außerdem auf besonders ausgeprägte antivirale Eigenschaften schließen. Dr. Sattler resümiert: „Unsere Daten zeigen, dass das Immungedächtnis in den Organen dem im Blut funktionell überlegen ist. Was das exakt für den Immunschutz der Organe bedeutet, ist nicht einfach abzuleiten, weil sich die genaue Schutzwirkung einzelner Immunzellen beim Menschen nicht gut bestimmen lässt. Beobachtungen im Tiermodell deuten aber darauf hin, dass solche lokal verankerten, potenten T-Zellen Erreger besser abwehren können.“ Und noch ein Unterschied zeigte sich zwischen dem Immungedächtnis in den Organen und dem Blut: Die Anzahl der schützenden Immunzellen, die sich in den Organen niederließen, war unabhängig vom Alter der geimpften Person ähnlich hoch. Im Gegensatz dazu zirkulierten bei Älteren im Blut weniger Immungedächtniszellen als bei jüngeren Patient:innen. „Bei alten Menschen legt der Körper also nach der Corona-Impfung ein zahlenmäßig ähnlich aufgestelltes Immungedächtnis in den Organen an wie bei jungen Menschen“, sagt Prof. Kotsch. „Nach unseren Daten überdauern die organständigen Gedächtniszellen mindestens einige Monate. Ob das Immungedächtnis sogar über Jahre im Gewebe stabil bleibt, ist Gegenstand weiterführender Untersuchungen.“
Veröffentlicht am 11.10.2023 um 10:12:22 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

World Health Summit: Klimawandel und Pandemieprävention im Fokus

Wie lassen sich Pandemien künftig verhindern? Wie können wir mit den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels umgehen? Beim World Health Summit vom 15. bis 17. Oktober geht es um die großen Fragen der globalen Gesundheit. Führende Expert:innen aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft kommen in Berlin und online zusammen, um Antworten zu diskutieren. Im Programm vertreten sind auch Wissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, wird bei einem Workshop über neue digitale Möglichkeiten im Bereich der Diagnostik, der Behandlung und des Managements von nichtübertragbaren Krankheiten (NCDs) sprechen. Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege der Charité, wird sich in ihrem Beitrag bei der Podiumsdiskussion „Rethinking Nursing“ dem Thema Pflegestandards widmen. Um die Lehren aus der COVID-19-Pandemie geht es in einer Keynote-Session, zu der Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, als Redner eingeladen ist.  Darüber hinaus sind weitere Vertreter:innen der Charité als Vorsitzende verschiedener Sessions dabei: So übernimmt Prof. Dr. Beate Kampmann, Direktorin des Instituts für Internationale Gesundheit der Charité und Wissenschaftliche Leiterin des CharitéCenter for Global Health, den Vorsitz sowohl bei einem Workshop zur Impfstoffherstellung in Afrika als auch bei einer Veranstaltung zu internationalen Forschungskooperationen. Prof. Dr. Petra Ritter, Direktorin der Sektion Gehirnsimulation am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und an der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité, ist Vorsitzende einer Podiumsdiskussion zum Thema Künstliche Intelligenz und Robotik in der globalen Gesundheit. Um den Zugang zu innovativen Krebsmedikamenten geht es in einem Workshop, bei dem Prof. Dr. Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für Gynäkologie, zusammen mit Dr. Andreas Ullrich, Gastwissenschaftler an der Charité, den Vorsitz innehat. Das gesamte Programm mit mehr als 60 Sessions kann auch im Internet digital verfolgt werden. Internationaler Austausch und hochkarätige Redner:innen Der Kongress steht unter dem Motto “A Defining Year for Global Health Action“. Zu dem weltweit führenden Treffen für globale Gesundheit werden mehr als 300 Redner:innen in Berlin und online erwartet – unter anderem •    Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité  •    Carla Eysel, Vorstand Personal und Pflege der Charité •    Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité und Wissenschaftlicher Leiter des CharitéCenter for Global Health  •    Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit •    Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung •    Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz •    Dr. Tedros A. Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Teilnahme vor Ort und digital Der World Health Summit findet vom 15. bis 17. Oktober statt. Weitere Informationen zur Teilnahme vor Ort und zur Registrierung gibt es auf der Konferenz-Website. Alle Sessions werden auch online übertragen. Der Stream ist kostenfrei und ohne vorherige Registrierung abrufbar. Die Links zu den einzelnen Veranstaltungen finden Sie im Online-Programm. Dort sind auch die Details zu den einzelnen Sessions, Themen und Redner:innen angegeben. 
Veröffentlicht am 09.10.2023 um 07:40:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Dr. Kathrin Becker leitet Kieferorthopädie und Orthodontie

Prof. Dr. Kathrin Becker hat zum 1. Oktober die W3-Professur für Kieferorthopädie angetreten. Damit ist zugleich die Leitung der Abteilung Kieferorthopädie und Orthodontie im CharitéCentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Campus Benjamin Franklin verbunden. Prof. Becker wechselt aus Düsseldorf an die Spree und folgt auf Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann, der die Professur seit 2004 innehatte und seit 2009 Leiter der Abteilung für Kieferorthopädie, Orthodontie und Kinderzahnmedizin war. Prof. Becker ist Fachzahnärztin für Kieferorthopädie sowie Informatikerin. Zuletzt war sie Oberärztin der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Die 37-Jährige freut sich auf den Wechsel an die Charité: „Die Universitätsmedizin der Charité zählt weltweit zu den herausragenden Kliniken und hat eine bedeutende Forschungslandschaft. Zudem bin ich selbst gebürtige Berlinerin und freue mich aus dem Grunde doppelt auf den Wechsel zurück in meine Heimatstadt.“ Sie ergänzt: „Ein wichtiges Ziel bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten – und auch in der Forschung – ist mir der Einsatz individualisierter Therapiekonzepte und Apparaturen. Mein Ziel ist es, nicht nur die bestmögliche Therapie anzubieten, sondern bestehende Konzepte stetig weiterzuentwickeln und zu verbessern. Hier bietet die Charité vielfältige Kooperationsmöglichkeiten.“ Zu den Forschungsschwerpunkten der Zahnmedizinerin und Informatikerin gehören unter anderem die skelettale Verankerung als ein modernes Therapiekonzept der Kieferorthopädie, die gesamte Bandbreite der digitalen Zahnmedizin, die Aligner-Therapie zur weitgehend unsichtbaren Behandlung von leichteren bis schweren Zahnfehlstellungen sowie im Bereich der Grundlagenforschung Analysen der Wechselwirkung von Oberflächen kieferorthopädischer Implantate, angelegten Kräften und dynamischen Änderungen der Knochenmikrostruktur.  Ein besonderes Anliegen ist Prof. Becker zudem die Lehre und Förderung junger Zahnmediziner:innen: „Lehre soll Spaß machen, Neugierde wecken und effektiv sein. Hands-on Elemente und digitale Lernmodule zeigen sich als besonders effektiv bei der Ergänzung konventioneller Lehrveranstaltungen. Daran wollen wir anknüpfen und entsprechende Konzepte, Lernmodule und Workshops weiterentwickeln.“
Veröffentlicht am 04.10.2023 um 10:32:34 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Romagnani leitet das Institut für Medizinische Immunologie der Charité

Prof. Dr. Chiara Romagnanis Forschungen zum angeborenen Immunsystem gelten als wegweisend. Zum 1. Oktober hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin die renommierte Wissenschaftlerin auf die Professur für Medizinische Immunologie berufen. Mit der Professur ist die Leitung des Instituts für Medizinische Immunologie verbunden, das eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung schafft. Bisher war Prof. Romagnani als Professorin für Immunologie mit Schwerpunkt Entzündung (Immunology of Inflammation) an der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie der Charité in Kooperation mit dem Leibniz-Institut Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ) tätig. In dieser Funktion hat sie die Forschungsgruppe Angeborene Immunität und den Leibniz WissenschaftsCampus Chronische Entzündung geleitet.  Prof. Romagnani tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Hans-Dieter Volk an, der das Institut für Medizinische Immunologie bis 2021 geleitet hat. Parallel dazu erhält Prof. Romagnani eine BUA Joint Professorship in Kooperation mit der Freien Universität Berlin. „Ich freue mich, im Rahmen meiner Professur die Forschung zum angeborenen Immunsystem weiter zum Nutzen der Patient:innen vorantreiben zu können“, sagt Prof. Romagnani. „Mit meiner Arbeit möchte ich eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung schlagen und dafür sorgen, dass die Erkenntnisse schnell bei den Patientinnen und Patienten ankommen.“ Forschungsschwerpunkt angeborene Lymphozyten und natürliche Killerzellen Prof. Romagnani beschäftigt sich seit Beginn ihrer Forschungslaufbahn mit dem angeborenen Immunsystem, speziell mit den sogenannten Innate Lymphoid Cells (ILCs). Diese Zellen fördern die Wundheilung und Regeneration von Gewebe, spielen aber auch bei der Entstehung chronisch-entzündlicher Krankheiten eine zentrale Rolle. Ihrer Arbeitsgruppe ist es kürzlich gelungen, Signale zu identifizieren, die entweder entzündungsfördernde oder aber entzündungshemmende Programme in ILCs steuern. Nun möchte die Immunologin mit ihrem Team erproben, ob sich durch gezielte Beeinflussung der identifizierten Rezeptoren chronische Entzündungen lindern oder gar heilen lassen. Ein weiterer Schwerpunkt von Prof. Romagnanis Arbeit liegt auf der Erforschung natürlicher Killerzellen (NK-Zellen). Prof. Romagnani konnte zeigen, dass NK-Zellen die Fähigkeit haben, sich als Reaktion auf Virusinfektionen zu klonen und jahrelang im Menschen zu überleben. Bis dahin wurde angenommen, dass diese Eigenschaften nur für klassische Gedächtniszellen, die B- und T-Lymphozyten, gelten.  In ihrem aktuellen Projekt, das durch einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) gefördert wird, untersucht Prof. Romagnani die molekularen Mechanismen, die die epigenetische Umstrukturierung, die klonale Selektion und die Aufrechterhaltung von NK-Gedächtniszellen steuern. Basierend auf diesem Wissen soll es möglich werden, Zellen gezielt zur Bekämpfung von Viren oder Tumorzellen einzusetzen.  
Veröffentlicht am 04.10.2023 um 08:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Treskatsch übernimmt Professur für Anästhesiologie und Intensivmedizin

Prof. Dr. Sascha Treskatsch hat zum 1. Oktober die W3-Professur für Anästhesiologie und Intensivmedizin angetreten. Damit ist zugleich die Leitung der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin (CBF) verbunden. Bisher hatte Prof. Treskatsch die W2-Professur für Anästhesiologie sowie die interimistische Leitung der Klinik inne. Er folgt nun auf Prof. Dr. Christoph Stein, der die Leitung seinerseits 1997 übernommen hatte. Prof. Treskatsch ist seit 2005 in der Charité und hatte 2018 die interimistische Leitung der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am CBF übernommen. Zu seinen klinischen Schwerpunkten erklärt der gebürtige Nordrhein-Westfale: „Ich freue mich sehr auf das Team und die neuen Herausforderungen am CBF. Ich möchte hierbei für eine an Qualitätsindikatoren orientierte sowie patientenzentrierte Anästhesiologie und Intensivmedizin stehen. Mir ist es dabei wichtig, das Fachgebiet in seiner gesamten Komplexität inklusive der Aspekte Notfall-, Schmerz- und Palliativmedizin abzubilden.“ Dies konkretisiert der Facharzt für Anästhesiologie auch in seinen Forschungsinteressen: „Der demographische Wandel bringt insbesondere im perioperativen Bereich viele Herausforderungen mit sich. So wird es eine steigende Anzahl von Patient:innen mit vor allem kardiovaskulären Begleiterkrankungen geben, die sich einer Operation unterziehen müssen und möchten. Hierbei erforsche ich mit meinem Team Überlegungen zur perioperativen Risikoreduktion in einem translationalen Ansatz mit Fokus auf die Hämodynamik, Echokardiographie, neue Kommunikationssysteme und das kardiale Opioidsystem.“ Auch in der Lehre orientiert sich der 45-Jährige an qualitativ hochwertiger und patientenzentrierter Anästhesiologie und Intensivmedizin: „Im Kontext der universitären Lehre an der Charité mit einer Vielzahl an innovativen Studiengängen haben wir die einmalige Möglichkeit, die Medizin der Zukunft in Aus- und Weiterbildung zu gestalten. Der persönliche Austausch sowie die Verwendung moderner Technik, wie beispielsweise Videobrillen, machen Lehre ‘erlebbar' und damit nachhaltig.“ 
Veröffentlicht am 02.10.2023 um 10:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Leberfibrose: Riesenzellen springen ein, wenn die Immunfunktion ausfällt

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und der Cumming School of Medicine der Universität Calgary Es ist ein Kompensationsmechanismus der kranken Leber und er war bislang unbekannt: Verlieren Immunzellen in der Leber, die Kupffer-Zellen, durch eine Vernarbung des Gewebes ihre Funktion, strömen Immunzellen aus dem Knochenmark in das Organ und bilden größere Zellcluster, um ihre Aufgaben zu übernehmen. Wissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Medizinischen Fakultät der Universität Calgary konnten erstmals beobachten, wie die geschädigte Leber ihre bakterielle Filterfunktion aufrechterhält. Ihre grundlegenden Erkenntnisse sind im Fachmagazin Science* erschienen und können perspektivisch dazu beitragen, neue Therapien bei Leberschädigungen zu entwickeln. Die Leber ist ein erstaunliches Organ. Sie ist das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers und sowohl für die Aufnahme von Nährstoffen als auch für den Abbau von Giften verantwortlich. Sie reguliert den Fett- und den Zuckerstoffwechsel, den Mineral-, Vitamin- und Hormonhaushalt. Sie ist in der Lage, sich selbst zu regenerieren. Und: Weniger bekannt, aber überlebenswichtig ist ihre Rolle als zentrales immunologisches Organ. Die Leber hat wesentlichen Anteil daran, unseren Blutstrom frei von Krankheitserregern, von Bakterien, Viren oder Pilzen, zu halten. Kommt es zu einer Sepsis, landläufig auch Blutvergiftung genannt, werden über 90 Prozent der Eindringlinge von der Leber herausgefiltert. Diese essenzielle Leistung des Organs wird durch eine spezialisierte Abwehrzelle erbracht – eine Fresszelle mit dem Namen Kupffer-Zelle, benannt nach dem deutsch-baltischen Anatomen Karl Wilhelm von Kupffer. Um ihre Filterfunktion zu erfüllen, sitzen Kupffer-Zellen in den kleinen Blutgefäßen der Leber, den Sinusoiden, und erhalten konstant Signale von Leberzellen und Zellen, die die Blutgefäße der Leber auskleiden. Bei schwerwiegenden Erkrankungen, allen voran chronischen Lebererkrankungen, führen Schädigungen der Leber zu einer Ansammlung von Narbengewebe, einer Fibrose, die die Funktionen des Organs einschränkt. Im fortgeschrittenen Stadium dieses Gewebeumbaus erfährt auch das Umfeld der Kupffer-Zellen fatale Veränderungen – die Folgen waren bislang ungeklärt. Diesem Phänomen ist ein Forschungsteam um den Immunologen Prof. Dr. Paul Kubes an der Cumming School of Medicine der Universität Calgary zusammen mit Kolleg:innen an der Charité auf den Grund gegangen, nicht zuletzt, um Patient:innen mit einer fibrotischen Leber künftig besser behandeln zu können. Chronische Lebererkrankungen nehmen weltweit stark zu. In Deutschland führen vor allem starker Alkoholkonsum und die Fettlebererkrankung zu Leberfibrose und ihrem Endstadium, der Leberzirrhose. Die Fettleber betrifft Schätzungen zufolge schon jetzt jeden vierten Menschen und hat ihre Ursache in Lebensgewohnheiten wie Überernährung und Bewegungsmangel sowie Erkrankungen wie Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. Auch Infektionen oder genetische Ursachen können zu Leberfibrose führen. Obwohl es bereits gute Modelle für Lebererkrankungen gibt, konnte bisher noch niemand das Voranschreiten der Leberfibrose und die zentrale Filterfunktion währenddessen darstellen. Rolle des Immunsystems bei Leberfibrose in neuem Licht Genau das ist dem internationalen Team jetzt gelungen. Unter Einsatz einer neuartigen Mikroskopie-Technik, die es erlaubt, im lebenden Organismus zelluläre Funktionen im Detail zu beobachten, sowie weiteren Mikroskopie-Techniken haben die Forschenden die Funktion von Kupffer-Zellen im Tiermodell und in Gewebeproben von Patient:innen mit Leberzirrhose eingehend untersucht. Dabei konnten sie einen neuen Zelltyp ausmachen, den sie als Kupffer-Zell-ähnliche Synzytien bezeichnen. Es handelt sich um eine Art Riesenzellen – größere, mehrkernige Zellverbände, hervorgegangen aus herbeigeeilten Immunzellen des Knochenmarks. Dr. Moritz Peiseler, Wissenschaftler und Arzt an der Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie der Charité sowie Erstautor der Studie, beschreibt, was im Zuge des narbigen Umbaus in der Leber geschieht: „Mehr und mehr Leberzellen sterben ab. Im gesamten Organ und um die kleinen Blutgefäße bildet sich Bindegewebe. Das Blut wird auf neue, erweiterte Gefäße innerhalb und außerhalb der Leber umgeleitet. Dadurch verlieren die Kupffer-Zellen den Kontakt mit ihrer Umgebung und verhalten sich schließlich nicht mehr so, als befänden sie sich in der Leber. Sie verlieren ihre Funktion, fangen keine Bakterien mehr aus dem Blut auf und Infektionen des Blutkreislaufs nehmen zu. Doch recht schnell infiltrieren spezialisierte Monozyten, Immunzellen aus dem Knochenmark, die Leber. Sie folgen den Umgehungsgefäßen und bilden Cluster, die groß genug sind, um Bakterien in den etwas größeren Gefäßen abzufangen.“ Eine lebensrettende Kompensation, ausgelöst durch das Mikrobiom, vermutlich das Mikrobiom des Darms. Die Kupffer-Zell-ähnlichen Gebilde übernehmen fortan die Filterfunktion der eigentlichen Kupffer-Zellen. Da sie in veränderten Blutgefäßen existieren müssen, passen sich die eingewanderten Immunzellen an. Sie bilden netzartige Strukturen und werden so zu einem effektiven mikrobiellen Filter. Welche molekularen Mechanismen an diesen Vorgängen beteiligt sind, konnten die Forschenden in ihrer Arbeit beschreiben. „Diese Erkenntnisse verändern die Art und Weise, wie wir über die Rolle des Immunsystems bei einer Leberfibrose denken“, befindet Studienleiter Prof. Kubes. „So war man bisher mitunter der Auffassung, dass Immunzellen aus dem Knochenmark daran gehindert werden sollten, in die Leber einzudringen. Wie unsere Untersuchung zeigt, könnte aber genau das schädlich sein. Statt die Immunfunktion bei einer fortgeschrittenen Erkrankung zu unterdrücken, könnte es sogar eine gute Idee sein, sie zu fördern.“ Grundlage für neuartige Therapien und Behandlung der Leberfibrose Die Studie wurde an drei großen Lebertransplantationszentren, unter ihnen die Charité, durchgeführt und hat gezeigt, dass die Vorgänge bei einer Leberfibrose beim Menschen ähnlich verlaufen, wie im Tiermodell beobachtet. Daher werfen die Entdeckungen grundsätzliche Fragen für die Behandlung von Patient:innen mit fibrotischer Leber auf. Einer der Hauptgründe, weshalb Patient:innen mit Leberzirrhose versterben, ist eine Infektion. Gleichzeitig leiden viele Erkrankte an teils fortgeschrittener Lebervernarbung, ohne dabei ein erhöhtes Infektionsrisiko zu haben. „Wir vermuten, dass die Leber bis zu einem gewissen Schädigungsgrad durch die Rekrutierung der Kupffer-Zell-ähnlichen Synzytien ihre Funktion aufrechterhält. Letztlich ist ja auch die Lebervernarbung ein evolutionär vorteilhafter Mechanismus, mit dem ein geschädigtes Organ das Überleben sichert. Daher macht es durchaus Sinn, dass sich auch das Immunsystem anpasst“, erklärt Dr. Peiseler, der unter anderem durch das Clinician Scientist Programm der Charité und des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) unterstützt wird. Die aktuelle Untersuchung trägt zu einem besseren Verständnis bei, wie der wichtigste mikrobielle Filter des Körpers beim Entstehen von Lebererkrankungen funktioniert – eine Grundlage, um neuartige Therapien zu entwickeln. Die ursprünglichen Kupffer-Zellen verhalten sich durch den fehlenden Kontakt mit der Umgebung nicht mehr wie Immunzellen der Leber. Es wäre also denkbar, ihren Identitäts- und damit Funktionsverlust zu verhindern. Auch ist jetzt bekannt, auf welche Weise die Leber auf krankhafte Veränderungen reagiert. Diesen Prozess zu fördern, könnte Patient:innen schützen. Denn eine verbesserte mikrobielle Filterfunktion senkt das Risiko, an einer Leberzirrhose zu versterben und kann den Zeitpunkt einer Lebertransplantation – die derzeit einzige Behandlungsmöglichkeit – hinauszögern.
Veröffentlicht am 28.09.2023 um 09:58:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Abnahme der Artenvielfalt kann Verbreitung von Viren begünstigen

Wie hängen Umweltveränderungen, Artensterben und die Ausbreitung von Krankheitserregern zusammen? Die Antwort darauf gleicht einem Puzzle. Ein Puzzlestück haben Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin nun im Fachmagazin eLife* beschrieben: Sie zeigen, dass die Zerstörung tropischer Regenwälder die Vielfalt an Stechmückenarten vermindert. Gleichzeitig werden widerstandsfähige Stechmückenarten häufiger – und damit auch deren Viren. Gibt es von einer Art viele Exemplare, können sich deren Viren schnell verbreiten. In ihrer Studie haben die Wissenschaftler:innen der Charité in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) untersucht, wie sich die Abholzung von Regenwald und die Umwandlung dieser Flächen in Kaffee- und Kakaoplantagen oder Dörfer auf das Vorkommen und die Artenvielfalt von Stechmücken und deren Viren auswirken. Die Studie, die damit die Fachgebiete der Virologie und Biodiversitätsforschung vereint, entstand unter Federführung von Prof. Dr. Sandra Junglen, Leiterin der Arbeitsgruppe „Ökologie und Evolution von Arboviren“ am Institut für Virologie der Charité. Für die Forschungsarbeit haben die Wissenschaftler:innen zunächst Stechmücken in der Gegend des Taï-Nationalparks an der Elfenbeinküste gefangen. Hier gibt es eine große Bandbreite an Landnutzungsarten – von ungestörtem Regenwald über Sekundärwald, Kakao- und Kaffeeplantagen bis hin zu Dörfern. „Die gefangenen Stechmückenarten haben wir identifiziert und auf Virusinfektionen getestet“, erklärt Prof. Junglen. „Dann haben wir geschaut, wie sich in den unterschiedlichen Landnutzungstypen die Zusammensetzung an Stechmückenarten unterscheidet, wo bestimmte Viren vorkommen und wie häufig diese sind.“** Widerstandsfähige Stechmückenarten können sich durchsetzen In einem gesunden Ökosystem wie einem intakten Regenwald gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Viren. Das liegt vor allem daran, dass es hier eine große Vielfalt an Tieren gibt, die als Träger der Viren – sogenannte Wirte – infrage kommen. Denn Viren sind immer an ihre Wirte gebunden.  Wird das Ökosystem verändert, betrifft das auch die Viren, erklärt Prof. Junglen: „Wir entdeckten 49 Virenarten. Die größte Vielfalt an Wirten und Viren haben wir in unberührten und nur leicht gestörten Lebensräumen beobachtet.“ Die meisten der 49 Virenarten kamen in den untersuchten Gebieten relativ selten vor. Neun Virusarten wurden jedoch häufig in mehreren Lebensräumen gefunden, wobei das Vorkommen von fünf Virenarten in gestörten Lebensräumen zunahm und in Dörfern am höchsten war. „Das bedeutet, dass die Abholzung des tropischen Regenwaldes zu einer Abnahme der Vielfalt an Stechmückenarten führt und sich somit die Zusammensetzung an Wirtsarten verändert. Einige widerstandsfähige Stechmückenarten haben sich auf den gerodeten Flächen stark vermehrt und mit ihnen ihre Viren“, erklärt Prof. Junglen. Wie sich eine Artengemeinschaft zusammensetzt, hat also direkte Auswirkungen auf das Vorkommen von Viren: „Wenn eine Wirtsart sehr häufig ist, dann erleichtert das die Ausbreitung von Viren“, sagt die Virologin. Alle Viren, die häufiger vorkamen, wurden in einer bestimmten Stechmückenart nachgewiesen. Die Viren gehören zu unterschiedlichen Familien und haben verschiedene Eigenschaften. „Damit konnten wir zum ersten Mal nachweisen, dass die Verbreitung der Viren nicht auf eine enge genetische Verwandtschaft zurückzuführen ist, sondern auf die Eigenschaften ihrer Wirte –  also insbesondere auf jene Stechmückenarten, die gut mit veränderten Umweltbedingungen in gestörten Lebensräumen zurechtkommen.“  Neue Einblicke in die Dynamik von Infektionskrankheiten Zwar infizieren die gefundenen Viren nur Stechmücken und können – nach jetzigem Stand – nicht auf Menschen übertragen werden. Sie sind aber dennoch als Modell hilfreich, um zu verstehen, wie sich die Veränderung der Vielfalt einer Artengemeinschaft auf das Vorkommen und die Häufigkeit von Viren auswirkt. „Unsere Studie macht deutlich, wie wichtig Artenvielfalt ist und dass die Abnahme der Artenvielfalt das Vorkommen bestimmter Viren begünstigt, weil es die Verbreitung ihrer Wirte fördert“, betont Prof. Junglen. „Bisher wurden solche Prozesse fast ausschließlich an einzelnen Erregern und einzelnen Wirten untersucht. Nun ergibt sich ein vollständigeres Bild, an dem weiter geforscht werden kann“, führt Prof. Junglen aus. Im nächsten Schritt plant das Forschungsteam, weitere Lebensräume in anderen Ländern zu untersuchen – auch um herauszufinden, welche Faktoren es genau sind, die bei einer Änderung der Landnutzung die Vielfalt der Stechmückenarten beeinflussen und welche Eigenschaften die Viren mitbringen müssen, um sich mit ihren Wirten ausbreiten zu können.
Veröffentlicht am 26.09.2023 um 09:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wohnen für Beschäftigte: Internationale Pflegekräfte beziehen Apartmenthaus

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat heute als Generalmieter offiziell den Schlüssel für ein Apartmenthaus mit 76 Wohneinheiten erhalten. Die Apartments im Bezirk Pankow sind vollständig ausgestattet und als Wohnmöglichkeit, insbesondere für internationale Pflegefachkräfte, gedacht. Ziel ist es, neue Mitarbeiter:innen mit adäquatem Wohnraum zu versorgen und damit zugleich zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften beizutragen. Das achtgeschossige Gebäude wurde von Berlinovo übergeben und entspricht mit seiner hohen Qualität und den energetischen Maßstäben den Nachhaltigkeitsansprüchen der Charité.  Astrid Lurati, Vorstand für Finanzen und Infrastruktur, erklärt dazu: „Die Charité engagiert sich sehr, weitere Pflegekräfte zur Aufrechterhaltung der hohen Qualität in der Krankenversorgung anzuwerben. Als ein kritischer Faktor hat sich dabei die schwierige Wohnraumsituation in Berlin erwiesen. Inzwischen hat sich dies in Ballungsräumen als Wettbewerbsfaktor in der Rekrutierung von Fachpersonal, insbesondere von Pflegekräften aus dem Ausland, entwickelt. Wir sind daher dankbar über die Zusammenarbeit mit zuverlässigen Kooperationspartnern, mit denen wir die Wohnraumbedarfe unserer Beschäftigten und Studierenden zu bezahlbaren Konditionen in größerem Umfang langfristig bedienen können. Hervorheben möchte ich heute unsere Kooperation mit Berlinovo, durch die wir ein beachtliches Apartment-Kontingent bereitstellen können. Zugleich freuen wir uns, dass die zukunftsorientierte energetische bauliche Gestaltung des Apartmenthauses in das Nachhaltigkeitskonzept der Charité passt.“ Die Charité intensiviert ihre Bemühungen bei der Anwerbung von internationalen Pflegekräften und hat dafür Anfang des Jahres eine eigene Stabsstelle etabliert. Ziel ist die Gewinnung und Integration internationaler Gesundheitsfachpersonen, insbesondere aus Albanien, Mexiko, Philippinen, Tunesien, Brasilien, Kolumbien und der Türkei. Prämisse dabei ist, keine Pflegekräfte aus Ländern anzuwerben, die selbst Arbeitskräfte benötigen. Aktuell sind in der Charité rund 700 Personen aus sogenannten Drittländern beschäftigt. Carla Eysel, Vorstand für Personal und Pflege, betont: „Die Charité ist ein attraktiver Arbeitgeber und hat mit mehr als 21.550 Beschäftigten und 121 Nationalitäten eine sehr internationale Belegschaft. Die Charité engagiert sich seit einigen Jahren intensiv für die Anwerbung von ausländischem Pflegepersonal. Dabei kümmern wir uns beispielsweise um Sprachkurse sowie die fachliche Anerkennung und inzwischen auch vermehrt um geeignete Wohnmöglichkeiten.“ Sie ergänzt: „Ein gutes Wohnangebot ist ein zusätzlicher Anreiz für potenzielle Fachkräfte und so erhöhen wir mit diesem Apartmenthaus zugleich die Attraktivität des Pflegeberufes. Denn, wer sich für einen medizinischen Beruf in der Charité interessiert, darf in der Gesundheitsstadt Berlin überaus gute Bedingungen erwarten und dazu gehört inzwischen auch kostengünstiges Wohnen. Mein Dank gilt allen, die dieses Projekt unterstützt haben und ich wünsche allen Bewohnerinnen und Bewohnern eine gute Zukunft im neuen Zuhause.“
Veröffentlicht am 20.09.2023 um 12:51:02 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Ausgezeichnet: Charité stellt Befinden der Patient:innen stärker in den Fokus

Wenn Kliniken die Ergebnisse von Behandlungen erheben, geht es oft um Zahlen und Fakten: Wie oft wird eine Operation durchgeführt? Wie häufig gab es Komplikationen? Im Rahmen ihrer Strategie „Wir denken Gesundheit neu – Charité 2030“ will die Berliner Universitätsmedizin das subjektiv empfundene Wohl der Patient:innen bei der Messung des Behandlungserfolgs noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Dazu werden Betroffene bereits an mehreren Kliniken der Charité routinemäßig befragt, wie sie ihren Gesundheitszustand während und nach einer Behandlung selbst einschätzen. „Patient Reported Outcome Measures“ (PROMs) nennt man solche Fragebögen. Für die Einführung der PROMs wurde die Charité nun ausgezeichnet. Die Medizin der Zukunft: Wie sieht sie aus? Für die Berliner Universitätsmedizin gehört dazu, die Perspektive der Erkrankten noch mehr zu berücksichtigen. Eine verstärkte Orientierung am Nutzen für Patient:innen ist deshalb Teil des Strategiekonzepts „Wir denken Gesundheit neu – Charité 2030“, das der Vorstand der Charité Ende 2020 vorgestellt hat.  „Wie geht es Ihnen?“ standardisiert erfassen Das Projekt „Charité PROM Rollout“ strebt die flächendeckende Erfassung der selbstberichteten Gesundheit bei allen Patient:innen der Charité in der Routineversorgung an. Mit der Verleihung des Lohfert-Preises 2023 hat die Christoph Lohfert Stiftung das Engagement der Berliner Universitätsmedizin in diesem Bereich nun gewürdigt. Laut der Jury zeigt das Projekt eindrücklich, wie die Charité als großes Unternehmen Patient:innen und deren Einschätzung zu ihrer Erkrankung wertschätzt, systematisch erfasst und auswertet. Die Preisverleihung fand gestern im Rahmen des Hamburger Gesundheitswirtschaftskongresses statt. Prof. Dr. Martin E. Kreis, Vorstand Krankenversorgung der Charité, unterstützt und fördert das Projekt. Er sagt: „Wir arbeiten darauf hin, dass an der Charité das subjektive Empfinden der Patientin oder des Patienten im Fokus einer jeden Behandlung steht. So möchten wir sowohl die Qualität der Behandlung als auch die Lebensqualität der Betroffenen weiter verbessern. Die systematische Auswertung der Sicht der Erkrankten in einer so großen Einrichtung ist jedoch alles andere als trivial. Umso mehr freue ich mich, dass die Anstrengungen aller am Projekt beteiligten Mitarbeitenden zur Implementierung der PROMs an der Charité nun gewürdigt werden.“  Koordiniert wird das nun ausgezeichnete Projekt von einem interdisziplinären Team des Charité Center for Patient-Centered Outcomes Research (CPCOR). Dessen Leiter, PD Dr. Felix Fischer, erläutert: „Unsere Aufgabe ist es, die Frage ‚Wie geht es Ihnen?‘ so zu erfassen, dass die Antwort in ihren vielen Dimensionen mess- und vergleichbar wird. Diese Standardisierung macht es einerseits dem ärztlichen Personal einfacher, mit den Patientinnen und Patienten über die individuellen Einschränkungen ihrer Lebensqualität zu sprechen und, falls nötig, therapeutisch darauf einzugehen. Durch den anonymisierten Vergleich vieler Krankheitsverläufe können wir andererseits Auswirkungen verschiedener Therapien auf den subjektiv empfundenen Gesundheitszustand erfassen. Diese Informationen sind eine wichtige Basis für die Therapiewahl, die dann verstärkt zusammen mit den Betroffenen getroffen werden kann.“ PROMs künftig in allen Charité-Kliniken PROMs geben Auskunft über die individuell wahrgenommene Gesundheit und Lebensqualität. Sie ergänzen die vorhandenen Messinstrumente, die sich auf quantitative Parameter wie Blutwerte, Tumorwachstum, Blutdruck oder Gewicht stützen. An der Charité sind krankheitsübergreifende PROM-Fragebögen im Einsatz, die digital acht Kerndomänen der Gesundheit erfassen: körperliche Funktionsfähigkeit, Schmerzen, Schlaf, Erschöpfung, Angst, Depressivität, kognitive Funktionsfähigkeit und soziale Teilhabe. Um die Lebensqualität im Verlauf der Behandlung messen zu können, werden die Patient:innen vor, während und im Anschluss an eine Therapie nach ihrem Befinden befragt – mithilfe eines Tablets in der Charité und per E-Mail nach ihrer Entlassung. PROMs werden an der Charité bereits routinemäßig im Brustzentrum der Klinik für Gynäkologie, den Einrichtungen des Wirbelsäulenzentrums, im Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, in der Klinik für Urologie, der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik erhoben. Die Fragebögen werden derzeit in weiteren Einrichtungen der Charité eingeführt. Ziel ist die flächendeckende Erhebung von PROMs an allen bettenführenden Kliniken und Ambulanzen der Charité, also die systematische Befragung von mehr als 120.000 voll- und teilstationär sowie mehr als 730.000 ambulant behandelten Patient:innen.
Veröffentlicht am 20.09.2023 um 09:59:34 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Newsweek 2024: Charité zählt zu den besten Fachkrankenhäusern der Welt

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat im Newsweek-Ranking der spezialisierten Kliniken in sechs Bereichen besonders gute Plätze erreicht. Dabei schneidet die Berliner Universitätsmedizin herausragend in den Bereichen Neurochirurgie, Neurologie, Orthopädie, Herzchirurgie, Kardiologie sowie Onkologie ab. In vier Fachgebieten hat die Charité sogar einen Platz unter den weltweiten TOP 10 erzielt. Zudem konnten zum Teil noch bessere Platzierungen erreicht werden als im Vorjahr. Die US-amerikanische Zeitschrift und das Datenportal Statista haben für die Rangliste weltweit die besten Einrichtungen in zwölf Fachgebieten untersucht. Für das Ranking wurden u.a. die 300 besten Krankenhäuser für Kardiologie und Onkologie sowie die 125 besten für Neurologie, Neurochirurgie, Orthopädie, Pulmologie sowie Urologie betrachtet. Die Ranglisten basieren auf einer weltweiten Umfrage, an der sich zahlreiche medizinische Fachkräfte beteiligt haben. Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärt: „Die herausragende Kompetenz der Charité wurde erneut bestätigt. Wir sind in allen Fachgebieten unter den TOP 100 der World's Best Specialized Hospitals 2024 und belegen dabei fast ausschließlich Plätze unter den besten 30 Fachkrankenhäusern. Mein Dank gilt insbesondere unseren engagierten Mitarbeitenden.“ 
Veröffentlicht am 14.09.2023 um 11:22:21 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Patientenveranstaltung: Charité informiert zu Diabetes

Welche Auswirkungen haben Ernährung und verschiedene Diäten auf Diabetes? Welche technischen Entwicklungen gibt es bei Glukose-Messsystem? Und welche Medikamente behandeln nicht nur Diabetes, sondern schützen auch die inneren Organe? Diese und weitere Fragen beantwortet die Charité – Universitätsmedizin Berlin am Mittwoch, den 20. September auf ihrer Informationsveranstaltung „Diabetes mellitus betrifft alle Organe“. Allein in Deutschland leben rund 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus. Zudem erkranken jährlich mehr als eine halbe Million Erwachsene neu daran. Als Diabetes mellitus wird eine Gruppe von Erkrankungen des Zuckerstoffwechsels bezeichnet, die auf einem relativen oder absoluten Mangel an Insulin beruht. Unbehandelt führt die Erkrankung neben einem erhöhten Blutzucker zu einer Schädigung von Gefäßen und Organen. So besitzen Menschen, die an einem Diabetes mellitus erkranken, ein sehr hohes Risiko, einen Herzinfarkt oder ein chronisches Nierenversagen zu erleiden. Die Expert:innen der Charité informieren in kurzen Vorträgen über die Auswirkungen der Erkrankung auf die Organe Leber, Nieren und das Herz und welche Diabetes-Medikamente diese Organe schützen können. Zudem thematisieren sie die Vorteile einer angepassten Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Darüber hinaus erfahren Interessierte auch Neues zu Insulinpumpen und deren Kopplung an kontinuierliche Glukose-Messsysteme. Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, den 20. September von 16:00 bis 19:00 Uhr im Lehrgebäude am Charité Campus Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1 in 13353 Berlin (Geländeadresse: Forum 3). Eine Anmeldung für die Präsenzveranstaltung ist nicht notwendig. Fragen aus dem Publikum sind willkommen.  Für Interessierte, die nicht vor Ort teilnehmen können, wird alternativ ein Livestream angeboten, für Fragen des Publikums an die Vortragenden ist ein Chat geschaltet. Zur Registrierung für die digitale Veranstaltung nutzen Sie folgenden Link https://diabetestag.charite.de/registrierung/.
Veröffentlicht am 13.09.2023 um 09:13:34 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Sonntagsvorlesung „Von Virchows Zellenlehre zur personalisierten Krebstherapie“

Rudolf Virchow schafft mit seiner Zellularpathologie eine naturwissenschaftliche Grundlage für die Medizin: Jede Zelle entsteht aus einer Zelle – und auch Krankheiten entstehen auf zellulärer Ebene. Virchows Theorie bildet zugleich die Basis für moderne Methoden der Krebsbehandlung. In der kommenden Sonntagsvorlesung am 17. September geht es um das große Thema Krebs, Virchows Zellenlehre und die therapeutischen Ansätze aus seiner Theorie.  Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité, spricht über Rudolf Virchow, seine Ausbildung in Berlin und seine Karriere als Star der Pathologie. Zudem erklärt er, wie Virchow seine Zellenlehre konzipierte und wie diese Theorie den Rahmen bietet, Krebs besser verstehen und behandeln zu können. Prof. Dr. Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie, informiert über die zellbasierte Krebsmedizin, die an Virchows Entdeckung der kleinsten Einheit anknüpft und mithilfe modernster Technologien neue Behandlungskonzepte ermöglicht. Sie erklärt, wie die personalisierte, zellbasierte Krebstherapie heute gedacht wird und welches Potenzial sie hat, Krankheiten zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, lange bevor Symptome sichtbar werden. Zudem spricht sie über aktuelle Studien und neueste Forschungsergebnisse.  Nach den Vorträgen kann die Ausstellung „DA IST ETWAS. Krebs und Emotionen“ im Berliner Medizinhistorischen Museum mit einer Einführung von Prof. Eggert und Prof. Schnalke besucht werden. Die Sonntagsvorlesung „Von Virchows Zellenlehre zur personalisierten Krebstherapie“ findet am 17. September um 14 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin statt. Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9. Der Eintritt ist frei. Die Vorlesung kann im Nachgang als Audiomitschnitt „Sonntagsvorlesung nachgehört“ auf der Charité-Website und dem Charité-YouTube-Kanal abgerufen werden.  Mehr zur Sonntagsvorlesung erzählt Prof. Schnalke im Kurzvideo.
Veröffentlicht am 12.09.2023 um 09:50:04 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Antidepressiva bei körperlichen Erkrankungen und gleichzeitiger Depression

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Universität Aarhus Menschen mit Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes, nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall leiden nicht selten zusätzlich an einer Depression. Wie gut wirken bei ihnen Antidepressiva? Sind sie ebenso sicher wie bei Menschen ohne körperliche Erkrankung? Diesen Fragen sind Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universität Aarhus in Dänemark, jetzt nachgegangen. In einer systematischen Übersichtsarbeit haben sie den weltweiten Forschungstand zusammengetragen und ausgewertet. Die klinisch hoch relevanten Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry* veröffentlicht. „Etwa 20 Prozent der Menschen mit körperlichen Erkrankungen leiden gleichzeitig an einer Depression – beides sollte behandelt werden“, sagt Prof. Dr. Christian Otte, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Charité Campus Benjamin Franklin. „Bei der Auswahl des passenden Antidepressivums spielen Gegenanzeigen und Wechselwirkungen mit anderen einzunehmenden Medikamenten eine wichtige Rolle. Doch zum Glück gibt es heute eine Vielzahl an Antidepressiva mit unterschiedlichen Wirkmechanismen, sodass praktisch bei jeder körperlichen Erkrankung mindestens ein passendes Präparat zur Behandlung einer Depression infrage kommt.“ Dennoch ist für Betroffene und behandelnde Ärzt:innen weiterhin offen: Sind Antidepressiva im jeweiligen Fall tatsächlich wirksam und auch sicher? „Bisher gab es auf diese Frage keine gesicherte Antwort“, so Prof. Otte. „Denn Zulassungsstudien von Antidepressiva werden fast ausschließlich mit körperlich gesunden Studienteilnehmenden durchgeführt.“ Eingehende Prüfung der Studienlage Um den weltweit aktuellen Stand der Forschung zusammenzuführen, hat das Studienteam medizinische Datenbanken nach sogenannten Meta-Analysen durchsucht, die bereits vorhandene Studien zusammenfassen. Dabei hat das Team strenge Auswahlkriterien angelegt: „In unsere Arbeit haben nur solche Analysen Eingang gefunden, die Daten randomisierter kontrollierter Studien zusammengefasst haben, da sie am besten geeignet sind, Wirksamkeit und Sicherheit von Medikamenten zu untersuchen“, sagt Dr. Ole Köhler-Forsberg, Depressionsforscher an der Universität Aarhus. „Wir haben insgesamt 52 hochwertige Meta-Analysen ausfindig gemacht und für 27 unterschiedliche körperliche Erkrankungen ausgewertet. Darunter waren vor allem Krebs-, Herz- und Stoffwechselerkrankungen sowie rheumatologische und neurologische Krankheiten.“ Prof. Otte resümiert: „Wir konnten zeigen, dass Antidepressiva bei depressiven Patientinnen und Patienten mit körperlicher Erkrankung tatsächlich ähnlich wirksam und sicher sind wie bei Betroffenen ohne eine solche Erkrankung.“ Zwar verursachten die Antidepressiva etwas häufiger Nebenwirkungen als ein Scheinmedikament, auch Placebo genannt, doch sehen die Forschenden keine generellen Sicherheitsbedenken für einen Einsatz bei körperlich Erkrankten. Klinisch hochrelevante Ergebnisse „Diese Ergebnisse sind eine gute Nachricht für Betroffene mit Depressionen und körperlichen Erkrankungen – und sie sind klinisch hochrelevant“, erklärt Prof. Otte. „Denn oftmals ist die Lebensqualität insbesondere durch die Depression stark beeinträchtigt. Auch weiß man, dass sich der Verlauf der körperlichen Erkrankung bei gleichzeitigem Auftreten einer Depression verschlechtert. Ergänzend zu anderen Therapiemaßnahmen kann eine Gabe von Antidepressiva den Betroffenen also sehr helfen.“ Die Forschenden gehen davon aus, dass die Studienergebnisse in die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Depression eingehen werden. Die NVL ist eine gemeinsame Initiative von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften zur Qualitätsförderung in der Medizin. „Uns hat überrascht, wie wenige große Studien es überhaupt zu dieser Thematik gibt, insbesondere auch bei häufigen Konstellationen wie etwa einer Krebserkrankung und gleichzeitiger Depression. Hier besteht aus unserer Sicht weiterhin großer Forschungsbedarf“, sagt Prof. Otte. In zukünftigen Projekten möchte er gemeinsam mit seinem Team herausfinden, ob Antidepressiva womöglich auch über die Bekämpfung einer Depression hinausgehende Wirkungen haben und ob sie beispielsweise einzelne Symptome einer gleichzeitig vorhandenen körperlichen Erkrankung lindern können.
Veröffentlicht am 07.09.2023 um 08:41:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

ERC Starting Grants für zwei Forschende der Charité

Zwei Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) haben den Europäischen Forschungsrat mit ihren Ideen überzeugt. Prof. Dr. Birgit Nemec ist Professorin für Geschichte der Medizin. Sie wird sich dem Engagement von Patient:innen mit arzneimittelbedingten Behinderungen sowie dem Wandel im Umgang mit Risiken seit der Contergan-Katastrophe widmen. Der Biomathematiker Dr. Maik Pietzner ergründet mögliche neue Ziele für Therapien bei häufigen, aber oft vernachlässigten Erkrankungen. Die Nachwuchswissenschaftler:innen erhalten für die Umsetzung ihrer innovativen Projekte und den Aufbau einer Arbeitsgruppe in den kommenden fünf Jahren jeweils rund 1,5 Millionen Euro. ERC Starting Grants gehören zu den höchsten europäischen Auszeichnungen. Sie ermöglichen Spitzenforschung in einem breiten Spektrum von Disziplinen. Forschende, die am Anfang ihrer Karriere stehen, können so eigene Projekte starten, Teams bilden und Ideen verfolgen. Der Europäische Forschungsrat hat heute die Vergabe von 400 Starting Grants an junge Wissenschaftler:innen in ganz Europa bekanntgegeben. Unter ihnen erneut zwei Forschende der Charité und des BIH. Arzneimittelbedingte Behinderungen: Von Patient:innen lernen Sie hatten Namen wie Primodos, Duogynon, Depakine oder Contergan. Es handelte sich um Präparate zum Ausschluss oder zur Bestätigung einer Schwangerschaft, um Antiepileptika oder um Medikamente, die Schlaflosigkeit und Beschwerden in der Schwangerschaft lindern sollten. Allen gemeinsam: Kinder, deren Mütter Arzneimittel dieser Art während der Schwangerschaft eingenommen hatten, kamen mit mitunter schwerwiegenden Behinderungen zur Welt. Einige der Wirkstoffe werden noch heute eingesetzt, allerdings in genau definierten Anwendungsgebieten. Lange kämpften – und kämpfen zum Teil noch immer – Betroffene und Angehörige um Anerkennung ihrer Behinderung als Folge einer Medikation und um Entschädigung. Eine der größten medizinischen Katastrophen in diesem Zusammenhang war die Verwendung von Thalidomid, eines Wirkstoffes, der 1957 als Schlaf- und Beruhigungsmittel unter dem Namen Contergan auf den Markt kam. Der Nachweis eines direkten Zusammenhangs von vorgeburtlicher Medikamenteneinnahme und Fehlbildungen oder anderen Schädigungen ist oft schwer zu erbringen. In der ganzen Welt haben sich daher insbesondere in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts Patient:innengruppen gegründet und miteinander vernetzt. Im Schulterschluss oder als einzelne Gruppierungen rangen und ringen sie um Aufklärung, Ursachenforschung und Anerkennung ihrer Behinderungen. Beyond Thalidomide – Thalidomide und darüber hinaus: Patient:innen als wirkmächtige Akteure für Wandel und Innovation – ist der Titel des neuen Vorhabens von Prof. Nemec. Die Medizinhistorikerin wird den internationalen Anstieg des Engagements von Patient:innen mit arzneimittelbedingten Behinderungen nachzeichnen. „Wir wollen verstehen, wie diese neuen Akteure in der Zivilgesellschaft und in der Wissenschaft die Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit verändert haben“, erklärt Prof. Nemec. „Sie haben eine Dringlichkeit geschaffen, mit der wir bis heute konfrontiert sind. Es ist erstaunlich, dass es bis heute keine geschichtliche Aufarbeitung darüber gibt, wie sich Betroffene verhalten.“ Wie also handeln und organisieren sich die Patient:innen? Wie aktivieren und eignen sie sich Ressourcen an? Wie tragen sie zu Wandel und Umdenken bei? Umfangreiche historische Recherchen, Bibliotheks- und Archivarbeit in Verbindung mit Zeitzeugeninterviews in vielen Ländern der Erde, von Lateinamerika über Afrika bis nach Südostasien, sollen zum ersten Mal eine Geschichte arzneimittelbedingter Behinderungen im Kontext reproduktiver Gesundheit aus der Perspektive von Patient:innen nachzeichnen. Diese wird die bisherige expertenzentrierte Darstellung ergänzen und ein umfassendes Rahmenwerk über die Art und Weise wie sich Patient:innen engagieren schaffen. Prof. Nemec beschäftigt sich schon lange Zeit intensiv mit der Rolle von Patient:innen und Aktivist:innen in der Aushandlung von Wissen und Praktiken in der neueren Geschichte von Schwangerschaft und Fortpflanzung. Eines ihrer derzeitigen Forschungsprojekte am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité arbeitet die länderübergreifende Geschichte hormoneller Schwangerschaftstests gemeinsam mit Betroffenengruppen auf. Ein anderes Projekt studiert den Wandel von Risiko- und Präventionskonzepten im Zuge von Schwangerschaft und Reproduktion in Deutschland. Zusätzlicher Fokus ihrer Forschung: die materiellen und visuellen Kulturen der Wissenschaften, der Geschichte urbaner Räume und Gedächtnispolitik. Sie ist Mitglied der Jungen Akademie der Wissenschaften. Gene als Schlüssel zu neuen Therapien Die meisten Erkrankungen haben einen polygenen Hintergrund: Viele verschiedene Gene sind involviert und spielen – in bislang kaum verstandener Weise – zusammen. Schon kleinste Veränderungen in den relevanten Genen können das Krankheitsrisiko erhöhen. Genau hier will Dr. Maik Pietzner, Gruppenleiter in der AG Computational Medicine des BIH mit seinem neuen Vorhaben GenDrug ansetzen. Für eine Vielzahl häufiger, aber dennoch vernachlässigter Krankheiten fehlt es an wirksamen und sicheren Medikamenten. Einen Schlüssel zu neuen Therapien sieht er in den Genen, da die meisten Krankheiten auch einen genetischen Hintergrund haben. Mit einer ausgeklügelten Strategie, die künstliche Intelligenz (KI) zur Aufarbeitung riesiger Datenmengen nutzt, wollen der Biomathematiker und sein Team in großem Stil krankheitsrelevante Gene aufspüren und damit Ansatzpunkte für die Behandlung häufiger, aber wenig betrachteter Krankheiten liefern. „Unser Ziel ist, krankheitsspezifische kleine Veränderungen in den Genen und damit Zielstrukturen für innovative Medikamente zu finden. Dabei werden wir neue Wege beschreiten: Wir werden Erkenntnisse der Genomsequenzierung mit elektronischen Gesundheitsdaten verknüpfen und unter Verwendung künstlicher Intelligenz nach bislang unbekannten Zusammenhängen zwischen Genetik und Krankheitsmanifestation suchen – Zusammenhängen, die richtungsweisend bei der Entwicklung neuer Medikamente sein könnten“, wie Dr. Pietzner erklärt. Die Verfügbarkeit elektronischer Gesundheitsdaten eröffnet erstmals die Möglichkeit, anhand anonymisierter Daten von Millionen von Menschen Erkrankungen systematisch und ökonomisch zu erforschen. „Wir gehen davon aus, dass sich bei Sichtung der riesigen Datenpools genetische Signaturen herauskristallisieren, die für bestimmte Krankheiten typisch sind“, so der Wissenschaftler. „Unsere Computerprogramme sind in der Lage, in einer für uns ohne KI-Support nicht zu bewältigenden Datenfülle Muster zu erkennen und sichtbar zu machen. Methodisch ist das ein Quantensprung.“ In den Genen sind Informationen für die Herstellung von Eiweißstoffen, den Proteinen, hinterlegt. Genau an diesen Genprodukten sind Dr. Pietzner und sein Team interessiert. Denn Proteine, die man bei bestimmten Erkrankungen gehäuft oder in ihrem Bauplan verändert findet, könnten Ansatzpunkte für eine innovative Therapie sein. Oder aber die neu gewonnenen Erkenntnisse über Risikogene und ihre Genprodukte untermauern bereits vorhandene Therapieansätze und bieten die Chance, diese weiterzuentwickeln – auch das wäre ein Zugewinn.
Veröffentlicht am 05.09.2023 um 11:12:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie sich schweres Long COVID langfristig entwickelt

Menschen mit Post-COVID-Syndrom, die ein halbes Jahr nach ihrer Corona-Infektion an einer krankhaften Erschöpfung – der Fatigue – leiden, sind oft nach bis zu 20 Monaten noch stark beeinträchtigt. Das zeigt eine aktuelle Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max Delbrück Centers. Betroffene, die das Chronische Fatigue-Syndrom ME/CFS entwickeln, sind in den allermeisten Fällen unverändert schwer krank. Patient:innen mit ähnlichen Symptomen, die die Diagnosekriterien für ME/CFS nicht erfüllen, erleben dagegen eine langsame Verbesserung ihrer Beschwerden. Veröffentlicht ist die Arbeit im Fachmagazin eClinicalMedicine*. Wenn drei Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion noch immer gesundheitliche Beschwerden bestehen, die über mindestens zwei Monate anhalten und nicht anderweitig zu erklären sind, spricht man vom Post-COVID-Syndrom (PCS). Die Symptome sind insgesamt heterogen, viele Betroffene haben Atembeschwerden, können sich schlecht konzentrieren und sind kaum belastbar. Besonders oft berichten PCS-Erkrankte von einer bleiernen Erschöpfung, die sich durch normale Erholung kaum beheben lässt: die sogenannte Fatigue. Häufig können diese Menschen den Alltag kaum noch bewältigen und leichte Anstrengung verschlechtert den Zustand, man spricht von Belastungsintoleranz. Frauen trifft es deutlich häufiger als Männer. Nicht nur Betroffene fragen sich, wie lange sie mit ihren Symptomen zu kämpfen haben werden. Für die ersten Monate nach der Infektion gibt es dazu mittlerweile Erkenntnisse aus einer Reihe von Studien. Danach dauert die Erholung im Schnitt desto länger, je schwerer die Infektion verlaufen ist. Bei vielen gehen die Beschwerden innerhalb eines Jahres zurück – das gilt jedoch leider nicht für alle Erkrankten. Unklar ist bisher, wie sich die Krankheit bei ihnen langfristig entwickelt. Wie lang sind die Schatten von COVID-19? In der nun veröffentlichten Studie fokussierten die Forschenden auf Menschen, die ein halbes Jahr nach ihrer SARS-CoV-2-Infektion noch immer an einer ausgeprägten Fatigue und stark reduzierter Belastbarkeit litten. Im Gegensatz zu Studien, die sich allein auf die Beschreibung der Symptome durch die Betroffenen stützen, wurden die 106 Teilnehmenden – zum Großteil Frauen – zu drei Zeitpunkten im Abstand von mehreren Monaten umfassend medizinisch untersucht. „Leider zeigen unsere Daten, dass Post-COVID-Betroffene mit schwerer Fatigue auch mehr als eineinhalb Jahre nach ihrer Infektion noch immer krank sind“, sagt Dr. Judith Bellmann-Strobl, Letztautorin der Studie und Oberärztin der Hochschulambulanz für Neuroimmunologie des Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité und des Max Delbrück Centers. „Nur bei der Hälfte von ihnen – die nicht das Vollbild von ME/CFS zeigen – zeichnet sich eine langsame Besserung zumindest einiger Symptome ab.“ Zwei Gruppen von PCS-Erkrankten mit ausgeprägter Fatigue und Belastungsintoleranz Bereits letztes Jahr hatten die Forschenden beobachtet, dass sich unter den Post-COVID-Betroffenen mit stark reduzierter Belastbarkeit zwei Gruppen unterscheiden lassen. Ein Teil der Patient:innen erfüllt das Vollbild eines ME/CFS – eine komplexe neuroimmunologische Erkrankung, die mit schwerer Fatigue und Belastungsintoleranz einhergeht und zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung führen kann. Patient:innen in der zweiten Gruppe haben zwar ähnliche Symptome, ihre Beschwerden nach körperlicher Anstrengung sind jedoch meist nicht so stark ausgeprägt und halten weniger lang an. Bei der letzteren Gruppe gehen der aktuellen Studie zufolge die Fatigue, aber auch das allgemeine Krankheitsgefühl, Schmerzen und Konzentrationsstörungen über die Zeit etwas zurück. Ihre Belastbarkeit steigt ein wenig, einige Betroffenen konnten wieder einer Arbeit nachgehen. Bei den Post-COVID-Patient:innen mit ME/CFS veränderten sich die Beschwerden dagegen kaum, obwohl auch sie eine symptomatische Therapie erhielten. Mit sehr wenigen Ausnahmen: „Sieben der 55 ME/CFS-Erkrankten erlebten eine Verbesserung ihrer Beeinträchtigungen“, erklärt Dr. Bellmann-Strobl. „Wir haben allerdings zurzeit noch keine Erklärung dafür und konnten keine medizinischen Gemeinsamkeiten feststellen.“ Handkraft zur Abschätzung der Prognose? Eine weitere in der Studie gemachte Beobachtung lässt sich künftig möglicherweise für die Abschätzung des Krankheitsverlaufs bei Post-COVID-Erkrankten mit ME/CFS nutzen: Je mehr Kraft die Patient:innen zu Beginn der Erkrankung in der Hand hatten, desto geringer ausgeprägt waren ihre Symptome bis zu 20 Monate später. „Die Handkraft war nicht nur ein Parameter für die Schwere der Erkrankung zu Beginn, sondern konnte auch vorhersagen, wie sich die ME/CFS-Erkrankung weiter entwickeln wird“, erklärt Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, kommissarische Direktorin des Instituts für Medizinische Immunologie der Charité und Leiterin des Charité Fatigue Centrums. Zusammen mit Dr. Bellmann-Strobl hat sie die Studie geleitet. Sie betont: „Bevor wir die Handkraft allerdings prognostisch nutzen können, müssen wir ihre Aussagekraft mit weiteren Studien bestätigen.“ „In Europa leben nach aktuellen Aussagen der WHO etwa 36 Millionen Menschen mit Long COVID, von denen die meisten in ihrem Alltag eingeschränkt sind und von denen viele kein normales Leben mehr führen können“, betont Prof. Scheibenbogen. „Bereits vor der Pandemie waren in Europa geschätzt drei Millionen Menschen an ME/CFS erkrankt und vorliegenden Daten lassen vermuten, dass sich deren Zahl infolge der Pandemie verdoppelt hat. Unsere Studie zeigt, dass die meisten ME/CFS-Erkrankten anhaltend schwer krank sind. Neben der intensiven Suche nach wirksamen Therapien brauchen wir deshalb auch rasch Versorgungseinrichtungen, in denen die Betroffenen auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse und klinischer Erfahrung multidisziplinär betreut werden.“ In Ermangelung von Therapien, die nicht nur die Symptome lindern, sondern auch die Ursache des Post-COVID-Syndroms und ME/CFS beheben, empfiehlt Dr. Bellmann-Strobl den Patient:innen vor allem, ihre Energiereserven durch das sogenannte Pacing gut einzuteilen und eine Überlastung zu vermeiden. Hilfsmittel können beispielsweise Schrittzähler, Herzfrequenzmesser, ein Aktivitätstagebuch und Entspannungsübungen sein. „Durch das Pacing lässt sich die Postexertionelle Malaise, eine Verschlechterung des Zustands, verhindern. Je besser Betroffene das Pacing beherrschen, desto weniger Beschwerden haben sie durch ihre Erkrankung. Dabei sollte man sich sehr vorsichtig an die Belastungsgrenzen herantasten; eine professionelle Anleitung kann dabei helfen, eine Überanstrengung zu vermeiden.“
Veröffentlicht am 22.08.2023 um 08:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Weniger Nebenwirkungen als befürchtet: Kortison in niedrigen Dosen

Bei rheumatoider Arthritis – oft ungenau als Rheuma bezeichnet – ist Kortison sehr wirksam, medizinische Leitlinien raten aber von einer längerfristigen Einnahme ab. Grund sind eine Reihe von Nebenwirkungen – die allerdings vor allem bei den früher üblichen hohen Dosierungen beobachtet wurden. Zur Verabreichung von kleinen Mengen Kortison über einen längeren Zeitraum gibt es dagegen wenig aussagekräftige Daten. Eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Annals of Internal Medicine* zeigt jetzt: Zumindest der Blutdruck steigt nach zweijähriger Therapie mit niedrig dosiertem Kortison nicht an. Und die oft befürchtete Gewichtszunahme fällt mit rund einem Kilogramm moderat aus. Als Kortison wird umgangssprachlich die Gruppe der Glukokortikoide bezeichnet. Das sind körpereigene und auch synthetische Wirkstoffe, die unter anderem das Immunsystem hemmen. Kortison-Präparate werden deshalb schon seit Langem gegen eine ganze Reihe von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt, darunter Autoimmunkrankheiten wie die rheumatoide Arthritis. Und sie wirken: Kortison-Präparate helfen gegen die Entzündung in den Gelenken, mindern Schmerzen und lindern die krankheitsbedingte körperliche Behinderung. Außerdem werden die Gelenke deutlich weniger geschädigt. Kortison wird entgegen Leitlinien verwendet „Weil Kortison-Präparate so gut gegen die rheumatoide Arthritis helfen, nehmen 30 bis 50 Prozent der Betroffenen sie auch zwei Jahre nach der Diagnose noch – und zwar entgegen den aktuellen medizinischen Leitlinien und Empfehlungen“, erklärt Dr. Andriko Palmowski, Erstautor der Studie von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité. „Die Leitlinien und Empfehlungen raten eigentlich, Kortison – wenn überhaupt – nur vorübergehend zu verabreichen, weil sonst relevante Nebenwirkungen zu befürchten sind.“ Allerdings: Viele dieser Nebenwirkungen sind für die früher viel häufiger verabreichten hohen Kortison-Dosierungen gut belegt, für die heute bevorzugten geringeren Mengen ist die Datenlage weniger eindeutig. Dr. Palmowski: „So genau wissen wir also gar nicht, wie stark die Nebenwirkungen bei niedrig dosierten Kortison-Präparaten sind.“ In der Vergangenheit hatten einige Beobachtungsstudien beispielsweise darauf hingedeutet, dass eine langfristige Einnahme von geringen Mengen Kortison bei rheumatoider Arthritis den Blutdruck ansteigen lässt und zu einer Gewichtszunahme führt. „Allerdings haben Beobachtungsstudien aufgrund verschiedener verzerrender Effekte nur eine begrenzte Aussagekraft“, betont Prof. Dr. Frank Buttgereit, stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité und Leiter der Studie. „Für eine stärkere Beweiskraft benötigt man ein höherwertiges Untersuchungsdesign, die sogenannten randomisierten kontrollierten Studien.“ Von dieser Art der Studien, bei der der Zufall entscheidet, ob die Teilnehmenden das Medikament oder ein Scheinpräparat erhalten, gab es sogar schon eine Handvoll. Für eine statistisch verlässliche Analyse der beiden Nebenwirkungen hatte jede für sich genommen jedoch zu wenige Patient:innen eingeschlossen. Charité-Studie analysiert Daten von über 1.100 Personen Das Charité-Forschungsteam holte deshalb von fünf der bereits abgeschlossenen randomisierten kontrollierten Studien die Messwerte zu Blutdruck und Körpergewicht ein und analysierte diese gemeinsam. So kamen Daten von insgesamt mehr als 1.100 Menschen mit rheumatoider Arthritis aus zwölf europäischen Ländern zusammen, die über zwei Jahre hinweg niedrig dosierte Kortison-Präparate oder ein Scheinpräparat beziehungsweise Kontrollmedikamente erhalten hatten. Alle Patient:innen hatten zudem, wie üblich, eine dauerhafte Begleitmedikation zur besseren Eindämmung der Erkrankung bekommen. Das Ergebnis: Unter der Kortison-Therapie veränderte der Blutdruck sich nicht signifikant, und die Betroffenen nahmen im Schnitt nur 1,1 Kilogramm mehr zu als die Teilnehmenden in der Kontrollgruppe. Ähnliches galt auch für Risikopatient:innen, die zu Studienbeginn bereits übergewichtig waren oder einen hohen Blutdruck hatten. „Die Ergebnisse unserer Studie machen die Leitlinien nicht obsolet, denn Glukokortikoide können auch andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Osteoporose, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Neigung zu Infektionen mit sich bringen“, resümiert Prof. Buttgereit. „Aber für viele Rheuma-Betroffene und auch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte ist die Sorge vor einem Blutdruckanstieg und einer Gewichtszunahme ein wichtiges Entscheidungskriterium für oder gegen eine Kortison-Therapie. Das sollte sie jedoch nicht sein, weil beide Effekte – wie unsere Ergebnisse zeigen – keine große Relevanz haben. Stattdessen sollte die Entscheidungsfindung eher die anderen Nebenwirkungen in den Blick nehmen.“ Um das Für und Wider einer Therapie mit niedrig dosiertem Kortison künftig noch besser abwägen zu können, plant das Charité-Forschungsteam nun, zu weiteren Nebenwirkungen hochqualitative Daten zu sammeln. Als nächstes im Fokus: die Osteoporose.
Veröffentlicht am 15.08.2023 um 07:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Prof. Christian Otte ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Prof. Dr. Christian Otte hat zum 1. August die Leitung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Benjamin Franklin (CBF) der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen. Er ist seit 2016 W3-Professor für Klinische Psychiatrie der Charité und war bisher stellvertretender Direktor der Klinik. Prof. Otte folgt auf Prof. Dr. Isabella Heuser-Collier, die die Klinikleitung seit 2001 innehatte und nun in den Ruhestand geht. Prof. Otte ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und seit 2011 an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am CBF. Der 54-Jährige betont zu seinen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten: „Eines meiner Fokusthemen ist das gleichzeitige Vorliegen von Depressionen und körperlichen Erkrankungen. Dabei beschäftigt uns die Frage, wie sich diese Erkrankungen wechselseitig beeinflussen und welche Behandlungsansätze für die Patient:innen wirksam sein können.“  Der gebürtige Hamburger konkretisiert seine Forschungsinteressen: „Zu den wissenschaftlichen Schwerpunkten gehören zudem die Durchführung und methodische Weiterentwicklung klinischer Studien. Dabei interessieren wir uns besonders für große konfirmatorische und leitlinienverändernde Studien. Also Studien, die wesentlich länger als bisher laufen und zeigen können, was die Patient:innen nachhaltig unterstützt. Dafür arbeiten wir auch an Studien mit neuen Designs, sogenannten Platform Trials. Klinische Interventionsstudien bieten darüber hinaus auch hervorragende Möglichkeiten, Grundlagenforschung zu biologischen und psychologischen Krankheitsmechanismen mit der Versorgung zu integrieren und damit die Behandlungsmöglichkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dieses Ziel haben wir uns als Klinik und auch im neu gegründeten Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit besonders auf die Fahnen geschrieben“. Ein besonderes Anliegen ist Prof. Otte zudem die Lehre und Förderung junger Mediziner:innen: „Ich möchte die Medizinstudierenden für unser Fach begeistern und schon frühzeitig im Studium auf das Thema psychische Gesundheit aufmerksam machen. Darüber hinaus gilt es, forschungsaktive Nachwuchstalente zu fördern und ihnen die Verknüpfung von klinischen Fragestellungen und medizinischer Forschung zu ermöglichen.“
Veröffentlicht am 01.08.2023 um 08:42:14 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Umfassende Krebsmedizin: Charité kooperiert mit Onkologiezentrum in Seoul

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Samsung Comprehensive Cancer Center in Seoul haben ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Ziel der Kooperation sind die Förderung und Weiterentwicklung der Krebsmedizin durch intensive Zusammenarbeit und den Austausch zu Versorgung und onkologischer Forschung. Dafür arbeiten das Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) und das Samsung Comprehensive Cancer Center (SCCC) intensiv zusammen und tauschen sich zu Krebstherapien und onkologischer Forschung aus. Die Kooperation umfasst zudem gemeinsame Forschungstätigkeiten und den gegenseitigen Austausch von medizinischem Personal zur Aus- und Weiterbildung. Darüber hinaus arbeiten beide Partner aktiv an der digitalen Transformation in den Bereichen der computergestützten Supportsysteme sowie der medizintechnischen Entwicklung zusammen und verständigen sich zu Aufgaben des Managements. Anlässlich der Unterzeichnung erklärte Prof. Dr. Martin E. Kreis, Vorstand Krankenversorgung der Charité: „Die Gesundheitsversorgung ist ein globales Thema und wir haben die Chance, mit einem anderen weltweit führenden Zentrum in der Krebsbehandlung intensiv zu kooperieren. Das SCCC steht für eine fortschrittliche interdisziplinäre Behandlung und eine hochmoderne medizinische Ausstattung. Ebenso wichtig sind den koreanischen Kolleg:innen Prävention und Rehabilitation sowie der Fokus auf Ausbildung und Forschung. Mit der Kooperation können wir die personalisierte Krebsmedizin in beiden Institutionen zum Wohle der Patient:innen verbessern.“ Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Direktor des CCCC, ergänzte: „Das Charité Comprehensive Cancer Center ist das integrative Tumorzentrum der Charité. Die Kooperation mit dem ähnlich organisierten SCCC wird beiden Institutionen neue Impulse liefern und den Expert:innen helfen, Krebsforschung und Versorgungsstrukturen zu verbessern. Die gemeinsamen Interessen reichen von der komplementären Forschung an präklinischen Tumormodellen bis hin zu digitalisierten ‚Patient-Reported Outcome Measurements' (PROMs). Interessant ist für uns auch das in Seoul integrierte Cancer Education Center, das Patient:innen, Angehörige und Besucher:innen über die verschiedenen Aspekte von Krebs und die möglichen Behandlungsmethoden aufklärt.“
Veröffentlicht am 27.07.2023 um 09:29:28 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Pionierforschung: Nichtinvasive Hirnstimulation mit höchster Präzision

Ausgefeilte Technologien zur Hirnstimulation und Gehirn-Computer-Schnittstellen sind das Feld von Prof. Dr. Surjo Soekadar, Einstein-Professor für Klinische Neurotechnologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Mit seinem Team entwickelt und erprobt er Systeme, die eine Kommunikation zwischen dem Gehirn und externen Geräten ermöglichen. Auf diese Weise können unter anderem Schwerstgelähmte kraft ihrer Gedanken Exoskelette steuern. Doch die Systeme stoßen an Grenzen. Und tiefer im Schädelinneren gelegene Hirnareale sind nur schwer zu erreichen. Eine neue Generation dieser Schnittstellen, ausgestattet mit hochauflösenden Sensoren und einem besonders effektiven Stimulationsverfahren, soll das ändern – unterstützt vom Europäischen Forschungsrat (ERC) in den kommenden fünf Jahren mit rund zwei Millionen Euro. Gehirn-Computer-Schnittstellen, im Englischen Brain-Computer Interfaces (BCIs) genannt, nutzen die Tatsache, dass das Gehirn elektrische Felder erzeugt. Diese Felder lassen sich auf der Kopfhaut messen. Anschließend übersetzen BCIs die Hirnaktivität in Steuersignale externer Geräte wie Prothesen, Roboter oder Exoskelette. Menschen mit schweren Lähmungen kann dies Bewegungen oder Kommunikation ermöglichen. Sogenannte bidirektionale BCIs erlauben es darüber hinaus, Hirnaktivität gezielt elektrisch anzuregen, beispielsweise um ein Tastempfinden beim Steuern einer Prothese zu simulieren. Von medizinischem Nutzen sind BCI-Systeme unter anderem im Bereich der neurologischen Rehabilitation, beispielsweise wenn es darum geht, die Kommunikations- oder die Bewegungsfähigkeit schwerstgelähmter Menschen wiederherzustellen. Therapeutisches Spektrum von BCIs erweitern Menschen mit neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen zu neuer Lebensqualität zu verhelfen, ist Prof. Soekadar ein Anliegen. Seit fünf Jahren leitet er den Forschungsbereich Translation und Neurotechnologie sowie die Arbeitsgruppe Klinische Neurotechnologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte. Die therapeutischen Potenziale von BCI-Systemen hat er bereits frühzeitig erkannt. Jenseits des Wiederherstellens sensomotorischer Funktionen sollen sie nun auch in der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen zum Einsatz kommen. Mit der aktuellen Förderung durch den Europäischen Forschungsrat will der Berliner Neurowissenschaftler nun entscheidende Hürden auf dem Weg zu einer sicheren und effektiven bidirektionalen Gehirn-Computer-Schnittstelle nehmen. Die wohl größte unter ihnen ist der menschliche Schädel selbst. Wird die Hirnaktivität von außerhalb der Knochendecke gemessen, beispielsweise mittels Elektroenzephalographie (EEG), ist die Genauigkeit der BCI bislang begrenzt. Die Implantation von Elektroden oder Sensoren in den Schädel dagegen ist aufwendig und birgt zahlreiche Risiken. Das Team um Prof. Soekadar ist auf der Suche nach Alternativen und erprobt derzeit den Einsatz von ultragenauen Sensoren, sogenannten Quantensensoren, die Hirnaktivität mit einer wesentlich höheren Genauigkeit an der Kopfoberfläche messen können als EEG oder andere nichtinvasive Methoden. Mit Unterstützung der Einstein Stiftung Berlin und in Zusammenarbeit mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) sowie der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) ist bereits ein Prototyp eines solchen Quanten-BCIs entstanden. Grundlage der Hightech-Sensoren sind gasförmige Atome, die als Magnetfeldsonden fungieren und die auf die elektrischen Hirnsignale reagieren. Man nennt sie optisch gepumpte Magnetometer (OPM). Weltweit erste nichtinvasive bidirektionale Gehirn-Computer-Schnittstelle Trotz rasanter Fortschritte im Bereich der Neurotechnologie existiert aktuell noch kein bidirektionales BCI auf der Basis nichtinvasiver, also nicht operativ eingreifender, Methoden. Grund dafür ist einerseits die notwendige Empfindlichkeit der Sensoren und andererseits die Stärke der Stimulation, die erforderlich ist, um das Gehirn durch den Schädelknochen hindurch anzuregen. Dabei auftretende Störsignale lassen eine zuverlässige Messung und Interpretation von Hirnsignalen noch nicht zu. „Genau dieses Problem wollen wir lösen“, erklärt Prof. Soekadar. „Wir haben vor, an der Charité die weltweit erste bidirektionale Gehirn-Computer-Schnittstelle auf der Basis von Quantensensoren und Temporaler Interferenz-Magnetstimulation, kurz TIMS, einer besonders effektiven Form der Neurostimulation, zu entwickeln. Unser Ziel ist dabei, das System insbesondere auch für die Behandlung psychiatrischer Erkrankungen, beispielsweise Depressionen, zugänglich zu machen.“ Das neue Hirnstimulationsverfahren TIMS soll hierbei eine Schlüsselrolle spielen. Es basiert auf sich überlagernden, gegenseitig verstärkenden oder abschwächenden Magnetfeldern. Dieses Prinzip haben die Forschenden um Prof. Soekadar im Rahmen eines vorangegangenen ERC Starting Grants etabliert und einen solchen Prototyp mithilfe des SPARK-BIH Innovationsprogramms gebaut. Im nun bevorstehenden ERC-Consolidator-Projekt BNCI2 soll dieser Prototyp erweitert und schließlich mit dem Quanten-BCI kombiniert werden. „Die Möglichkeiten, die sich durch diese Kombination für Wissenschaft und Klinik ergeben, sind sehr weitreichend“, davon ist Prof. Soekadar überzeugt. So soll es möglich werden, in Abhängigkeit bestimmter Hirnzustände die Aktivität auch tiefer Areale des Gehirns gezielt anzuregen. Der Einsatz von hochauflösenden Quantensensoren soll dabei eine Messgenauigkeit erreichen, die bisher nur invasiven Verfahren vorbehalten war. „Wir hoffen mit dem System Aktivitätsmuster im Gehirn zu erkennen, die für das Auftreten bestimmter klinischer Symptome verantwortlich sind. In einem zweiten Schritt soll das Auftreten dieser Symptome über einen geschlossenen Neuromodulationskreislauf gezielt beeinflusst werden“, so der Wissenschaftler. Die Tatsache, dass es sich um ein nichtinvasives System handelt, ist eine wichtige Voraussetzung für einen breiten klinischen Einsatz, der das Leben vieler Patient:innen nachhaltig verbessern kann. Gleichzeitig gilt es bei diesem Vorstoß in noch unbekannte Dimensionen der therapeutischen Neuromodulation, ethische Herausforderungen und Aspekte der Cybersicherheit in den Blick zu nehmen.
Veröffentlicht am 24.07.2023 um 14:45:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Nicht nur Lebensstil und Gene: Weiterer Einflussfaktor für Übergewicht entdeckt

Was bestimmt, ob wir fettleibig werden? Neben dem Lebensstil wirkt sich auch die Veranlagung aus, die Gene aber können den ererbten Hang zum Übergewicht nicht vollständig erklären. Eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Science Translational Medicine* zeigt jetzt, dass auch eine Art Formatierung des DNA-Codes eines Sättigungsgens mit einem leicht erhöhten Risiko für Fettleibigkeit einhergeht – zumindest bei Frauen. Diese sogenannte epigenetische Markierung wird bereits in der frühen Embryonalphase etabliert. Übergewicht, insbesondere starkes, steigert das Risiko für eine Reihe von schwerwiegenden Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Das Gesundheitsproblem wächst: Weltweit nimmt die Zahl übergewichtiger Menschen zu, in Deutschland geht man davon aus, dass zwei von drei Männern (60 Prozent) und knapp die Hälfte der Frauen (45 Prozent) zu viele Kilos auf die Waage bringen. Was aber bestimmt, ob Menschen übergewichtig werden? Klar ist: Neben dem Lebensstil spielt Veranlagung eine große Rolle. Bei eineiigen Zwillingen ähnelt sich der Body-Mass-Index (BMI) zu 40 bis 70 Prozent. Auch wenn sie nicht in der gleichen Familie aufwachsen, bleibt diese große Ähnlichkeit bestehen. Mittlerweile sind mehrere Genvarianten bekannt, die das Gewicht beeinflussen – und damit das Risiko, Fettleibigkeit (Adipositas) zu entwickeln. Zusammengenommen können sie jedoch die beobachtete Erblichkeit nicht erklären. Forschende vermuteten deshalb, dass es zusätzliche, nichtgenetische Faktoren geben muss, die sich auf den Hang zum Übergewicht auswirken. Sättigungsgen wird nicht abgeändert, sondern formatiert Einen solchen haben Forschende um Prof. Dr. Peter Kühnen, Direktor der Klinik für pädiatrische Endokrinologie der Charité, in ihrer aktuellen Studie nun identifiziert. Demnach steigt das Risiko für Fettleibigkeit bei Frauen um etwa 44 Prozent, wenn an dem für das Sättigungsgefühl verantwortlichen Gen POMC (Proopiomelanocortin) besonders viele Methylgruppen haften. Methylgruppen sind kleine chemische Einheiten, mit denen der Körper die Buchstaben des DNA-Codes markiert, um Gene an- oder auszuschalten, ohne die DNA-Buchstabenfolge zu ändern. Ein Vergleich: Die Wirkung ähnelt der Hervorhebung eines Abschnitts in einem Text, ohne dass der Text umgeschrieben wird. Bezeichnet wird diese Art der „DNA-Formatierung“ als epigenetische Markierung. Für die Studie hatte das Forschungsteam die „Formatierung“ des POMC-Gens bei mehr als 1.100 Menschen analysiert. Bei adipösen Frauen mit einem BMI über 35 fanden sich mehr Methylgruppen an dem Sättigungsgen als bei normalgewichtigen Frauen. „Eine Erhöhung des Adipositas-Risikos um 44 Prozent entspricht etwa dem Effekt, den man auch bei einzelnen Genvarianten beobachtet hat“, sagt Studienleiter Prof. Kühnen. „Im Vergleich wirken sich sozioökonomische Faktoren allerdings deutlich stärker aus, sie können das Risiko um das Zwei- bis Dreifache erhöhen. Warum der Effekt der Methylierung nur bei Frauen zum Tragen kommt, wissen wir noch nicht.“ Das POMC-Gen wird bereits sehr früh in der embryonalen Entwicklung „formatiert“, wie die Forschenden durch einen Vergleich von Methylierungsmustern bei jeweils mehr als 30 eineiigen und zweieiigen Zwillingen nachwiesen. Während die „Formatierung“ des Sättigungsgens bei eineiigen Zwillingen in den meisten Fällen übereinstimmte, korrelierte sie bei zweieiigen Zwillingen kaum. „Das deutet darauf hin, dass die epigenetische Markierung des POMC-Gens schon kurz nach dem Verschmelzen von Ei- und Samenzelle etabliert wird, noch bevor sich die befruchtete Eizelle in zwei Zwillingsembryonen aufteilt“, erklärt Lara Lechner, Erstautorin der Studie von der Klinik für pädiatrische Endokrinologie. Die ganz frühe Phase einer Schwangerschaft ist also bereits entscheidend. Was beeinflusst die Formatierung? Doch was beeinflusst, wie stark das Sättigungsgen methyliert wird – und damit das Risiko für Übergewicht? Vergangene Studien hatten darauf hingedeutet, dass sich die An- oder Abwesenheit bestimmter Nährstoffe, die als Lieferanten für Methylgruppen dienen, möglicherweise auf epigenetische Prozesse auswirken könnten. Zu diesen Nährstoffen zählen beispielsweise Betain, Methionin oder Folsäure, die für gewöhnlich über die Nahrung aufgenommen werden. Eine neu entwickelte Methode erlaubte es den Charité-Wissenschaftler:innen nun erstmals, im Labor mithilfe von einzelnen menschlichen Stammzellen nachzuahmen, wie das Methylierungsmuster in der Embryonalentwicklung festgelegt wird und welchen Einfluss Nährstoffe darauf haben. „Unsere und auch andere Studien zeigen einerseits, dass Folsäure, Betain und andere Nährstoffe sich in begrenztem Maße auf den Umfang der Methylierung auswirken“, sagt Prof. Kühnen. „Wir haben dabei beobachtet, dass das ‚DNA-Formatierungssystem‘ insgesamt recht stabil ist und kleinere Schwankungen im Nährstoffangebot von den Zellen kompensiert werden. Auf der anderen Seite gibt es Hinweise, dass sich die Variabilität dieser ‚Formatierung‘ zufällig entwickelt. Das bedeutet, dass man zumindest aktuell noch nicht von außen beeinflussen kann, ob eine Person mehr oder weniger Methylierung in der POMC-Region aufweist.“ Medikamentöse Hilfe potenziell möglich Zumindest theoretisch könnte man Frauen, die aufgrund einer Methylierung des POMC-Gens ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Fettleibigkeit haben, medikamentös beim Abnehmen unterstützen. Darauf deuten erste Ergebnisse an vier hochadipösen Frauen und einem Mann mit eben dieser „Formatierung“ des Sättigungsgens hin. Sie erhielten einen spezifischen Wirkstoff, der in die Entstehung des Hungergefühls eingreift und für die Adipositas-Behandlung von Menschen mit einem mutierten, also fehlerhaften POMC-Gen zugelassen ist. Innerhalb von drei Monaten nach Start der Behandlung empfanden die fünf Patient:innen weniger Hunger und verloren im Schnitt sieben Kilogramm, also rund fünf Prozent ihres Körpergewichts. Einige von ihnen setzten die Behandlung länger fort und nahmen weiter ab. „Diese Ergebnisse zeigen zunächst einmal, dass sich ein epigenetisch verändertes POMC-Gen überhaupt potenziell medikamentös adressieren lässt“, sagt Prof. Kühnen. „Weitere große kontrollierte Studien müssen zeigen, ob und wie wirksam und sicher die Behandlung mit dem Wirkstoff auch über einen längeren Zeitraum wäre. Insgesamt könnte ein solches Medikament jedoch nur Teil einer umfassenden Behandlungsstrategie sein.“
Veröffentlicht am 20.07.2023 um 07:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Versorgung von Long-COVID-Betroffenen und psychiatrisch behandelten Menschen verbessern

Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat deutschlandweit insgesamt 35 neue Vorhaben zur Versorgungsforschung für eine Förderung ausgewählt. Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin leiten zwei dieser Projekte, an zwei weiteren Vorhaben ist die Charité beteiligt. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln und kontinuierlich zu verbessern. Ein aktueller Schwerpunkt: Übergänge und Schnittstellen im Gesundheitswesen. Der Innovationsfonds unterstützt Projekte mit Modellcharakter, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen. Dabei stellen die gewonnenen Erkenntnisse Weichen, denn sie sind Grundlage gesetzlicher Entscheidungen. Prof. Dr. Liane Schenk, derzeit Sprecherin der Plattform – Charité Versorgungsforschung: „Die Projekte, die wir nun umsetzen können, nehmen verstärkt Versorgungsverläufe in den Fokus, um Abläufe der Gesundheitsfürsorge insbesondere an den Sektorengrenzen – beispielsweise zwischen Klinik und ambulanter Versorgung – besser zu verstehen und zu optimieren. Damit das gelingen kann, werden verschiedenste Datenquellen und methodische Ansätze kombiniert. Einbezogen werden die Sichtweisen aller Beteiligten im Versorgungsprozess, wobei die Perspektive der Patientinnen und Patienten zentral ist.“ Die neuen Versorgungsforschungsprojekte an der Charité: Best-Practice für die Entlassung psychiatrisch behandelter Menschen Der Übergang von der stationären oder teilstationären Versorgung in die ambulante Weiterversorgung ist für Patient:innen mit psychischen Erkrankungen ein besonders wichtiger und kritischer Schritt im Behandlungsverlauf. Er ist gesetzlich geregelt, jedoch wurde das psychiatrische Entlassmanagement bislang noch nicht tiefergehend betrachtet. Wissenschaftler:innen des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft sowie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie evaluieren nun gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse das Entlassmanagement im Bereich Psychiatrie. Die Forschenden wollen unter anderem Versorgungsverläufe an dieser sensiblen Schnittstelle analysieren und dabei regionale wie auch zeitliche Trends berücksichtigen. Erfahrungen der Patient:innen und der Leistungserbringenden werden gleichermaßen einbezogen, um mögliche Hürden zu identifizieren. Das Ziel ist ein Leitfaden mit Best-Practice-Modellen für die Entlassung psychiatrisch behandelter Menschen in die ambulante Versorgung. Projekt: E2-PSY – Evaluation des Entlassmanagements gemäß §39 Absatz 1a SGB V von (teil-)stationär-psychiatrisch behandelten Menschen Leitung: Dr. Julie O’Sullivan, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, und Dr. Stefanie Schreiter, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte Bessere Versorgung für Long-COVID-Betroffene Eine Infektion mit COVID-19 kann zu gesundheitlichen Langzeitfolgen führen, die längst noch nicht aufgeklärt sind und deren Versorgung Patient:innen wie auch Behandelnde vor Herausforderungen stellt. In diesem Projekt wollen Forschende die Symptomatik und die aktuelle gesundheitliche Versorgung eingehend analysieren, sodass Betroffene mit dem Krankheitsbild Long-COVID oder Post-COVID zukünftig besser versorgt werden können. Über zwei Jahre hinweg werden sie zusammen mit dem BKK Dachverband e.V. deutschlandweit Krankenkassen-Routinedaten erheben und auswerten. Eine Gruppe von Patient:innen soll zusätzlich näher untersucht und standardisiert befragt werden. Ein Expertenpanel aus Betroffenen, ambulanten Versorgern und weiteren beteiligten Institutionen begutachtet anschließend die Ergebnisse, um Empfehlungen für eine verbesserte Versorgung abzuleiten. Ziel sind Leitfäden für Post-COVID-Erkrankte und ihre primären Versorger, häufig sind dies Hausärztinnen und Hausärzte. Projekt: LCovB – Die Versorgungssituation von Long-COVID-Betroffenen verbessern Leitung: Dr. Johanna Schuster, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, und Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen, Kommissarische Direktorin des Instituts für Medizinische Immunologie Beteiligt ist die Charité darüber hinaus als Konsortialpartnerin an folgenden Projekten: Dissolve-E: Digitalisierung eines übergeordneten Leitlinienregisters für ein offenes, leitlinienbasiertes, vertrauenswürdiges Behandlungsumfeld. Die Konsortialführung hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e.V., Projektleiterin an der Charité ist Prof. Dr. Sylvia Thun, Core Unit Digitale Medizin und Interoperabilität, Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). NUTSEN: Neue Therapien bei Seltenen Erkrankungen am Beispiel der sogenannten Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung (NMOSD). Die Konsortialführung hat das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Projektleiter an der Charité ist Prof. Dr. Friedemann Paul, Experimental and Clinical Research Center (ECRC).
Veröffentlicht am 17.07.2023 um 13:08:38 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Ausstellungseröffnung „Da ist etwas. Krebs und Emotionen“ im Medizinhistorischen Museum

Welche Emotionen löst die Diagnose Krebs bei Betroffenen aus? Überwiegt die Angst oder spielen auch andere Gefühle, wie Wut, Scham und Einsamkeit oder Hoffnung, Mut und Zuversicht eine Rolle? Diese Fragen thematisiert die Ausstellung „Da ist etwas. Krebs und Emotionen“ des Berliner Medizinhistorischen Museums (BMM) der Charité. Dabei werden Emotionen sowohl als subjektive und persönliche Empfindungen dargestellt als auch im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext betrachtet. Die Ausstellung wird von der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsstiftung gefördert und ist vom 12. Juli 2023 bis 28. Januar 2024 zu sehen. Anhand von kulturhistorischen Exponaten, wissenschaftlichen Objekten und interaktiven Medienstationen sowie Filminterviews wird sichtbar gemacht, wie stark Gefühle durch gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen geprägt sind. Der Rundgang veranschaulicht diesen Wandel und lädt ein, auch über eigene Gefühle und deren kulturelle Prägung nachzudenken.  Sechs Ausstellungsmodule betrachten verschiedene Einzelfragen. So wird beispielsweise gefragt, warum den Patient:innen (BRD und DDR) noch in den 1970er Jahren die Krebsdiagnosen gar nicht mitgeteilt wurden. Ebenso wird thematisiert, in welcher Weise die immer erfolgreicheren Krebstherapien die Gefühle gegenüber Krebs verändert haben. Anschließend mündet die Ausstellung in drei Stationen mit verschiedenen Interviews. Dabei kommen Patient:innen, Angehörige und Pflegekräfte ebenso zu Wort wie Onkolog:innen, Psychoonkolog:innen und Mitarbeitende aus der Krebsberatung. Sie sprechen über das „Geheiltwerden von Krebs“, über das „Leben mit Krebs“ und über das „Sterben an Krebs“. Die Interviews vermitteln zeitgenössische Sichtweisen zu Krebs und Emotionen und eröffnen darüber hinaus Perspektiven in die Zukunft. Online-Version der Ausstellung Für alle Interessierten, die nicht ins BMM kommen können, gibt es ab 12 Juli die digitale Version der Ausstellung unter https://krebs-und-emotionen.de.  STATEMENTS ZUR AUSSTELLUNG  Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité: „Mit ‚Krebs‘ fährt ein Schreck in die Knochen. Für die Betroffenen ist die Diagnose oft ein Urteil. Für die Medizin ist das Krankheitsbild eine Zumutung. Die Ausstellung interveniert in den Präparatesaal Rudolf Virchows und ergänzt die Betrachtung der Organe um das Entscheidende: die Erschütterung, das Erleben und das Leben mit der Krankheit.“ Gerd Nettekoven, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Deutsche Krebshilfe: „Die Gründung der Deutschen Krebshilfe – im Jahr 1974 – fiel in eine Zeit, in der mit Krebs weitestgehend tabuisierend umgegangen wurde. Eines der wichtigsten Anliegen unserer Organisation war es daher auch, zur Entstigmatisierung von Krebs in der Gesellschaft beizutragen. Ich bin überzeugt, dass die Ausstellung – deren Zustandekommen wir als Deutsche Krebshilfe finanziell gerne unterstützt und gefördert haben – das Bewusstsein für einen offenen Umgang mit der Erkrankung Krebs weiter schärfen wird.“ Dr. Johannes Bruns, Mitglied des Stiftungsvorstands der Deutschen Krebsstiftung: „Gerade bei Krebs hat die Art und Weise, wie sich Behandler:innen gegenüber ihren Patient:innen verhalten und mit ihren Emotionen umgehen, entscheidenden Einfluss auf das Selbstwertgefühl der Betroffenen und damit auch auf den Behandlungserfolg. Diese Ausstellung schärft den Blick für die Gefühle im Umgang mit der Erkrankung Krebs im Wandel der Zeiten. Wer in der Onkologie tätig ist, sollte sie auf keinen Fall verpassen.“ Prof. Dr. Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onklologie und Hämatologie: „Eine gute und umfassende Krebsbehandlung besteht heute nicht nur aus Hightech-Präzisionsmedizin, sondern muss vor allem auch die vielfältigen Emotionen und Belastungen berücksichtigen, die eine Krebsdiagnose bei allen Beteiligten auslöst: Bei den betroffenen Patienten und ihren Angehörigen, bei ihrem gesamten Lebensumfeld, aber auch beim Behandlungsteam.” Privatdozentin Dr. Bettina Hitzer, Medizinhistorikerin, Initiatorin und wissenschaftliche Beraterin der Ausstellung: „Gefühle galten lange als ahistorisch. Heute hat man erkannt, wie stark Gefühle kulturell geprägt und damit historisch wandelbar sind. Diese Erkenntnis wirft ein völlig neues Licht auf die Geschichte von Krankheiten wie Krebs. Gefühle spielten hier eine wichtige, bislang aber viel zu wenig beachtete Rolle. Der Blick zurück in diese komplexe Vergangenheit eröffnet zugleich Perspektiven für den gegenwärtigen Umgang mit Krebs.” Dr. Anne Schmidt, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung: „Beim Rundgang durch die Ausstellung begegnen die Besucher:innen der Krankheit Krebs wie viele Patient:innen: zunächst im Rahmen von Aufklärungskampagnen, später im Gespräch mit Ärzt:innen, dann während der Therapien. Der Rundgang informiert über verschiedene und sich wandelnde Sichtweisen auf den Zusammenhang von Krebs und Emotionen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Menschen, die an Krebs erkrankten und die ihrer Angehörigen.” Katalog Der Katalog zur Ausstellung ist für eine Schutzgebühr von 6 Euro über bmm(at)charite.de erhältlich. Ringvorlesung  Die erste von vier Vorlesungen in der Hörsaalruine des BMM findet am Donnerstag, den 7. September, 18 Uhr s. t. zum Thema Krebsforschung – neue Ansätze statt. Das Podiumsgespräch mit Prof. Angelika Eggert, Prof. Ulrich Keilholz und Prof. Susanne Michl wird von Prof. Thomas Schnalke moderiert. Weitere Termine der Ringvorlesung unter https://bmm-charite.de/ausstellungen#veranstaltungen. Der Eintritt ist frei.
Veröffentlicht am 11.07.2023 um 11:23:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Neurologische Autoimmunerkrankungen im Zentrum

Wie entstehen neurologische Erkrankungen, die durch Antikörper ausgelöst oder beeinflusst werden? Wie lassen sie sich besser diagnostizieren und vor allem behandeln? Das untersucht die neue Klinische Forschungsgruppe „BecauseY“ unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Von einem innovativen Behandlungsangebot werden insbesondere Patient:innen profitieren, bei denen eine Antikörper-vermittelte neurologische Erkrankung auf den ersten Blick gar nicht vermutet wurde. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den Verbund mit 6,2 Millionen Euro für zunächst vier Jahre. Entzündliche neurologische Erkrankungen können durch Infektionserreger wie Viren, Bakterien oder Pilze verursacht werden oder durch Autoimmunprozesse, die körpereigenes Hirn- oder Nervengewebe schädigen. Hierbei können bei einer Reihe von Patient:innen sogenannte neuronale Autoantikörper die Kommunikation zwischen den Nervenzellen beeinträchtigen und so Autoimmunerkrankungen des Nervensystems auslösen. Dass Antikörper Krankheiten wie Demenz, Epilepsie, Psychosen oder schwere Hirnentzündungen (Autoimmun-Enzephalitis) hervorrufen können, ist eine relativ neue Erkenntnis, die die Neurologie und Psychiatrie grundlegend verändert hat. „Die derzeitige Forschung legt nahe, dass noch viele weitere neurologische und psychiatrische Symptome mit fehlgeleiteten Immunprozessen, also Autoimmunität, zusammenhängen. Zudem könnten Autoantikörper bei einer Vielzahl von Erkrankungen zusätzliche krankheitsverändernde Auswirkungen haben“, erklärt Prof. Dr. Matthias Endres, Direktor der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité und Sprecher der Klinischen Forschungsgruppe. „Hier besteht ein riesiger Forschungsbedarf. Deshalb möchten wir mit unserem neuen Verbund das Entstehen und die Krankheitsmechanismen von Antikörper-vermittelten neurologischen Erkrankungen noch genauer untersuchen und so besser verstehen lernen.“ Zentrum zur Erforschung und Behandlung Antikörper-vermittelter neurologischer Erkrankungen Die Klinische Forschungsgruppe wird entsprechend die Häufigkeit, die Angriffspunkte und die Funktionen von Autoantikörpern bei neurologischen Erkrankungen bestimmen, neue diagnostische Tests und bildgebende Verfahren für das Gehirn sowie innovative Therapien entwickeln. Struktureller Kern ist ein Zentrum, in dem grundlagenwissenschaftlich und klinisch tätige Forscherinnen und Forscher eng zusammenarbeiten: einerseits vor Ort in der Klinik für Neurologie, andererseits auch in verschiedenen Laboren der Projektpartner. Proben der Patient:innen wie zum Beispiel Blut oder Gehirnwasser werden unmittelbar in der Forschung verwendet und im Umkehrschluss werden Erkenntnisse aus dem Labor in Therapiestudien angewendet. „Ein solches Zentrum mit explizitem Fokus auf Antikörper-vermittelten Erkrankungen ist bislang nicht etabliert“, sagt Prof. Dr. Harald Prüß, ebenfalls von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie und Koordinator der Klinischen Forschungsgruppe und ergänzt: „Hier setzen wir mit BecauseY an. Wir werden Patient:innen nicht nur ganzheitlich unter einem personalisierten Ansatz durch den gesamten Krankheitsverlauf begleiten, sondern gleichzeitig die zugrundeliegenden Autoantikörper nachbauen, deren Funktionsweise verstehen und neue Therapien anwenden. Durch diese Schnittstelle zwischen experimenteller und klinischer Forschung werden unsere Ergebnisse Betroffenen unmittelbar zugutekommen.“ Die Wissenschaftler:innen gehen aktuell außerdem davon aus, dass bestimmte Autoantikörper auch eine Rolle bei Erkrankungen spielen, die bis dato noch nicht im Zusammenhang mit Autoimmunität gesehen wurden, beispielsweise dem Schlaganfall, neurodegenerativen Demenzen oder Entwicklungsstörungen. Daraus ergeben sich wiederum gänzlich neue therapeutische Ansätze.
Veröffentlicht am 11.07.2023 um 09:01:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Dreifachtherapie führt zu langanhaltender Verbesserung bei Mukoviszidose

Der Schleim in den Atemwegen ist weniger zäh, die Entzündung in der Lunge geht deutlich zurück: Diese positiven und langanhaltenden Effekte kann eine Dreifachtherapie bei Patient:innen mit Mukoviszidose erzielen. Das belegen Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max Delbrück Center jetzt in der Fachzeitschrift European Respiratory Journal*. Die Medikation lindert demnach die Lungenerkrankung bei vielen Betroffenen. Bereits vor zwei Jahren zeigte eine Forschungsgruppe unter Leitung der Charité, dass die Kombinationstherapie mit den drei Wirkstoffen Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor für einen großen Teil der Patient:innen mit der Erbkrankheit Mukoviszidose wirksam ist, also die Lungenfunktion und Lebensqualität spürbar verbessert. Jetzt hat das Team um Prof. Dr. Marcus Mall, damaliger und aktueller Studienleiter, erstmals untersucht, inwiefern diese Therapie auch langfristig, das heißt über mindestens zwölf Monate hinweg, hilft. Dafür haben die Forschenden das Sputum, das Atemwegssekret, genauer betrachtet. „Bei Patient:innen mit Mukoviszidose ist der Schleim in den Atemwegen sehr zäh, weil er zu wenig Wasser enthält und die schleimbildenden Moleküle, die sogenannten Muzine, zu stark chemisch miteinander verklebt sind. Der daraus resultierende zähe Schleim verstopft die Atemwege, erschwert damit die Atmung und führt bei den Betroffenen zu einer chronischen bakteriellen Infektion und Entzündung der Lunge“, erklärt Prof. Mall, Direktor der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin und des Christiane Herzog Mukoviszidose-Zentrums der Charité. Die Wissenschaftler:innen zeigen in der aktuellen Studie, dass die Dreifachtherapie mit Elexacaftor, Tezacaftor und Ivacaftor bei Patient:innen mit Mukoviszidose, auch Cystische Fibrose genannt, dafür sorgt, dass das Atemwegssekret weniger zäh ist und die Entzündung und die bakterielle Infektion in der Lunge abnehmen. „Und das über die gesamte Dauer der Studie von einem Jahr. Das ist deshalb so bedeutsam, weil frühere Medikationen wieder zu einem Anstieg der Bakterienlast in den Atemwegen geführt hatten“, erläutert Dr. Simon Gräber, ebenfalls von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin der Charité und Co-Leiter der Studie. An dieser nahmen 79 Jugendliche und Erwachsene mit Mukoviszidose und einer chronischen Lungenerkrankung teil. Erfolg für die Behandlung von Mukoviszidose, weitere Forschung wichtig „Das ist ein toller Erfolg für die Behandlung der Cystischen Fibrose“, sagt Prof. Mall. „Gleichwohl können wir noch nicht von einer Normalisierung oder gar Heilung der Patient:innen sprechen. Chronische, über viele Jahre der Erkrankung entstandene Lungenveränderungen lassen sich leider nicht rückgängig machen.“ Für Betroffene mit einer fortgeschrittenen Lungenerkrankung bleiben deshalb etablierte Behandlungsansätze mit Inhalationen von schleimlösenden Medikamenten und Antibiotika sowie Physiotherapie wichtig. „Wir werden weiterhin intensiv daran forschen, wie Therapien, die Mukoviszidose über die krankheitsverursachenden molekularen Defekte angreifen – wie die jetzt untersuchte Dreifachmedikation – noch effektiver werden können. Hierzu gehört insbesondere ein früher Therapiebeginn im Kleinkindalter mit dem Ziel, chronische Lungenveränderungen möglichst zu verhindern“, berichtet Prof. Mall. „Außerdem steht diese Therapie für rund zehn Prozent unserer Patient:innen aufgrund ihrer genetischen Voraussetzungen aktuell nicht zur Verfügung“, ergänzt Dr. Gräber. „Daher forschen wir auch mit Hochdruck an neuen molekularen Therapieansätzen, um alle Menschen mit Mukoviszidose effektiv behandeln zu können.“ Zudem arbeiten die Wissenschaftler:innen daran, die Fehlfunktion des Schleims bei Mukoviszidose besser zu verstehen und neue schleimlösende Wirkstoffe zu entwickeln. Davon könnten dann ebenfalls Patient:innen mit häufigen chronisch-entzündlichen Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD profitieren.
Veröffentlicht am 07.07.2023 um 07:24:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

10 Millionen Euro für die bessere Behandlung der Multiplen Sklerose

Weil sie so unterschiedlich verläuft, gilt die Multiple Sklerose (MS) als die „Krankheit mit tausend Gesichtern“. Die Komplexität der Erkrankung macht auch ihre Behandlung schwierig. Ein internationales Konsortium unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin möchte das ändern: Es will eine KI-gestützte Online-Plattform entwickeln, die den Verlauf der MS individuell vorhersagen kann. Das soll es leichter machen, die jeweils beste Therapie festzulegen. Das Projekt „Clinical impact through AI-assisted MS care" (CLAIMS) wird jetzt im Rahmen der Innovative Health Initiative der EU für vier Jahre mit knapp 10 Millionen Euro gefördert. Bei der Multiplen Sklerose greift das Immunsystem das zentrale Nervensystem an. Je nachdem, welche Nervenfasern geschädigt werden, kann das zu Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, motorischen und weiteren neurologischen Einschränkungen führen. Weltweit sind über 2,8 Millionen Menschen von der schwerwiegenden Autoimmunkrankheit betroffen, in Deutschland sind es rund 250.000. 70 bis 80 Prozent der Erkrankten sind Frauen. Heilbar ist MS nicht, ihr Verlauf lässt sich jedoch mithilfe von Medikamenten und weiteren Maßnahmen günstig beeinflussen. Dafür ist es elementar, dass die Behandlung möglichst individuell zugeschnitten ist. „Mit dem Projekt CLAIMS wollen wir die Behandlung von Menschen mit MS noch stärker personalisieren“, erklärt Prof. Dr. Friedemann Paul, Koordinator der Initiative und Direktor des Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung von Charité und Max Delbrück Center. „Dazu werden wir Vorhersagemodelle entwickeln, die den Krankheitsverlauf für jede Patientin und jeden Patienten auf Basis der individuellen Daten prognostizieren und die Wirkung verschiedener Medikamente simulieren können. Wichtiger Bestandteil ist dabei die Einbeziehung der Betroffenen.“ 15 Partner aus 9 Ländern erforschen Multiple Sklerose Für die Entwicklung der Plattform vereint das Konsortium die klinische, wissenschaftliche, technische und kommunikative Expertise von 15 öffentlichen und privaten Partnern aus neun verschiedenen Ländern – von Klinika über Universitäten zu kleinen und großen Unternehmen sowie einer Stiftung. In die Algorithmen einfließen sollen klinische Daten wie MRT-Bilder und Ergebnisse aus Blut- und Augenuntersuchungen, und zwar über den Verlauf der Krankheit hinweg. Zusätzlich sollen Patient:innen über eine App selbst Angaben zu ihren Symptomen, ihrem Befinden und auch finanziellen Belastungen beitragen können. Die Informationen werden pseudonymisiert und datenschutzkonform übermittelt, analysiert werden sie mit neuesten Deep-Learning-basierten KI-Modellen. Die Plattform soll dabei auch zusätzlich bestehende Krankheiten berücksichtigen können. Ziel ist ein möglichst umfassendes Bild der individuellen MS-Erkrankung. Gleichzeitig verspricht sich das Forschungsteam, noch mehr über die Multiple Sklerose zu erfahren – beispielsweise wie sie sich mit oder ohne Krankheitsschübe entwickelt. „Wir hoffen, dass der ganzheitliche Blick künftig ermöglicht, dass jeder und jede MS-Betroffene zum richtigen Zeitpunkt das richtige Medikament erhält“, erklärt Prof. Paul. „Ich bin überzeugt, dass wir so die Lebensqualität und Prognose der Menschen mit MS deutlich verbessern können.“  
Veröffentlicht am 06.07.2023 um 09:40:42 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Immunschwäche nach schwerer Verletzung des Rückenmarks

Nach einem Unfall oder einer schweren Verletzung können Nervenbahnen im Rückenmark geschädigt oder durchtrennt sein. Man spricht von einer Querschnittlähmung. Je nach Lage der Verletzung sind unterschiedliche Teile des Körpers von Ausfällen und Lähmung betroffen. Forschende unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt untersucht, inwiefern Rückenmarksverletzungen auch zu einer eingeschränkten Immunfunktion beitragen. Im Fachmagazin Brain* beschreiben sie unter anderem, wie komplette Querschnittlähmungen zu Immunschwäche und einem erhöhten Infektionsrisiko führen. Diese können die neurologische Erholung behindern oder gar lebensbedrohlich sein. Vorbeugung hingegen kann die Risiken mindern. Akut querschnittgelähmte Patient:innen sind besonders anfällig für Infektionen, etwa für Atem- oder Harnwegsinfekte. Die genaue Ursache dafür war lange Zeit unklar. Komplikationen dieser Art sind im schlimmsten Fall tödlich oder aber sie beeinträchtigen die Regeneration. Ob das Immunsystem direkt betroffen ist und bei einer Verletzung des Rückenmarks Schaden nimmt, dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam nun systematisch nachgegangen. „Wir wollten wissen, ob die Immunschwäche nach einer Rückenmarkverletzung von der Schwere und Höhe der Schädigung abhängt, ähnlich wie es bei einer Lähmung der Muskulatur der Fall ist“, sagt Dr. Marcel Kopp, Wissenschaftler im Bereich Experimentelle Neurologie der Charité. Verursacht wird die Querschnittlähmung durch eine teilweise oder komplette Durchtrennung des Rückenmarks. Unterhalb der Verletzung können die Gliedmaßen gelähmt sein und werden nicht gefühlt. Auch Organe oder Organsysteme können betroffen sein, denn wichtige Nervenverbindungen im Rückenmark sind unterbrochen. Das größte Risiko für Menschen, die eine akute Querschnittlähmung erlitten haben, sind in den ersten Wochen erworbene Infektionen mit nachfolgender Sepsis, einer Blutvergiftung. Sie zu verhindern, ist ein wesentliches Ziel. Denn Infektionen stellen nicht nur ein Risiko für das Überleben der Patient:innen dar, sie behindern auch eine bestmögliche Erholung neurologischer und motorischer Funktionen. Lokal ansetzende Therapien oder neue präventive und immunwirksame Behandlungen könnten die Ergebnisse einer Rehabilitation verbessern. Biomarker verweisen auf Infektionsrisiko Die Forschenden gehen davon aus, dass es infolge der schweren Verletzung zu einer gestörten Kommunikation zwischen dem Gehirn und Teilen des autonomen Nervensystems im Rückenmark kommt. Die ausbleibende Koordination von Nerven- und Immunsystem mündet schließlich in einer systemischen Immunschwäche. Marker im Blut, die mit einem solchen Defizit einhergehen, sollen dabei helfen, die Infektionsanfälligkeit von Patient:innen frühzeitig individuell abzuschätzen und zu behandeln. Welche Blutveränderungen sind also spezifisch für eine akute Rückenmarkverletzung? Und sind diese Veränderungen abhängig von der Lage und Schwere der Verletzung? „Um dies festzustellen, haben wir im Blut von akut querschnittgelähmten Patient:innen die Menge eines spezifischen Zelloberflächenmoleküls auf bestimmten Immunzellen, den Monozyten, untersucht. Das Molekül trägt den Namen mHLA-DR und ist ein bewährter Biomarker zum Abschätzen der Immunkompetenz bei intensivmedizinischen Patient:innen“, erklärt Dr. Kopp. Die Ergebnisse aus Gruppen von Betroffenen mit jeweils unterschiedlichen Verletzungen des Rückenmarks wurden anschließend mit Ergebnissen von Patient:innen verglichen, bei denen lediglich eine Verletzung der Wirbelkörper vorlag, bei noch intaktem Rückenmark. „Für schwerwiegende Rückenmarkverletzungen konnten wir nachweisen, dass eine reduzierte Anzahl von HLA-DR-Molekülen pro Monozyt zu einer Deaktivierung dieser Immunzellen führt. Da die Vorläufer der Fresszellen eine wichtige Komponente der Immunabwehr sind, lässt sich anhand dieses Markers die Anfälligkeit für schwere Infektionen und Sepsis bei kritisch kranken Menschen vorhersagen“, so der Wissenschaftler. Je höher und schwerer die Verletzung, umso ausgeprägter die Immunschwäche Eine Immunschwäche nach Rückenmarkverletzung wird auch Spinal Cord Injury-induced Immune Deficiency Syndrome (SCI-IDS) genannt. Wie die aktuelle Studie zeigt, ist sie bei Patient:innen mit schweren, neurologisch vollständigen Rückenmarkverletzungen oberhalb der Brustwirbelsäule am stärksten ausgeprägt. Das zeigt sich besonders deutlich im Vergleich mit Patient:innen, die nur eine leichtere Verletzung im Bereich der unteren Brust- oder Lendenwirbelsäule erlitten hatten. Insgesamt sind Rückmarkverletzte deutlich stärker betroffen als Patienten:innen mit einer reinen Wirbelsäulenverletzung ohne Beteiligung des Rückenmarks. „Die Rückenmarkverletzung an sich, die Verletzungshöhe und die Schwere der Läsion sind entscheidende Faktoren beim Entstehen der sogenannten neurogen-vermittelten Immunschwäche“, schließt Prof. Jan Schwab, Leiter der multizentrischen Studie mit insgesamt etwas mehr als einhundert akut Verletzten. Besonders hoch ist das Risiko für beispielsweise eine lebensbedrohliche Lungenentzündung bei Patient:innen mit stark ausgeprägter Immunschwäche. Auch kann neben der zellulären Immunabwehr das Immungedächtnis mitbetroffen sein. Beobachtet wurde dies vor allem bei Rückenmarkverletzten mit schweren und hoch liegenden Schäden. Prof. Schwab kommt zu dem Schluss: „Erworbene Infektionen sind bei Querschnittlähmung eine schwerwiegende Komplikation. Ein möglichst frühes Erkennen besonders gefährdeter Patient:innen ist daher wesentlich, um das Überleben und die Selbstständigkeit im späteren Alltag dieser Menschen zu verbessern.“ Die nun folgenden Untersuchungen müssen zeigen, ob eine Behandlung der Immunschwäche tatsächlich zu besseren Ergebnissen bei dieser vulnerablen Patientengruppe führt.
Veröffentlicht am 28.06.2023 um 10:58:09 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Perspektiven für die Gesundheitsversorgung in Europa schaffen

Wie kann eine Gesundheitsversorgung in 10, 20 oder 30 Jahren, kurzum in der Zukunft aussehen? Werden Mediziner:innen mit künstlicher Intelligenz Diagnosen stellen? Nutzen Ärzt:innen Big-Data-Analysen, um Krankheitsverläufe im Voraus zu bestimmen? Bleiben wir dank modernster Vorsorge länger gesund? Heute hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin in London die Präsidentschaft der European University Hospital Alliance (EUHA) für die kommenden Monate übernommen. Ganz oben auf der gesundheitspolitischen Agenda: die nachhaltige Gestaltung der Gesundheitssysteme in Europa, damit sie dem demografischen Wandel, einer voranschreitenden Digitalisierung und dem erheblichen Mangel an Fachpersonal gerecht werden können. In London sind Führungskräfte und Expert:innen der EUHA zur halbjährlichen Mitgliederversammlung und einem Symposium mit dem Titel „Rethinking European Health Systems: Creating the Sustainable Health Workforce of the Future“ zusammengekommen. Was sie bewegt, ist die Dringlichkeit einer Reform der europäischen Gesundheitssysteme. Fast alle Länder Europas stehen vor der Herausforderung, eine alternde Bevölkerung zu versorgen. In fast allen Ländern fehlt Personal, mangelt es an Ressourcen, kommt es zu Engpässen. Unterdessen entstehen beinahe täglich, insbesondere im Umfeld der Universitätsmedizin, neuartige Konzepte zur Versorgung von Patient:innen oder tragen Erkenntnisse der biomedizinischen Forschung zu innovativen Therapieansätzen bei. Wie also lassen sich die europäischen Gesundheitssysteme unter diesen Voraussetzungen zukunftssicher aufstellen? Wie können Arbeitskräfte gewonnen und bestmöglich ausgebildet werden? Kann ein langes Erhalten von Gesundheit durch neuartige Präventionskonzepte der Schlüssel zu einer bestmöglichen Versorgung aller sein? „Diese drängenden Fragen gilt es anzugehen“, sagt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. „Die COVID-19-Pandemie hat einmal mehr den Handlungsbedarf aufgezeigt: Wir müssen europaweit gemeinsame Standards in der Gesundheitsversorgung erarbeiten, Kooperationen in der biomedizinischen Forschung stärken und gemeinsam ein Konzept für die Ausbildung der Mediziner:innen und Gesundheitsfachkräfte von morgen entwickeln. Dabei ist eine Bündelung von Ressourcen wichtig, denn nur so können wir den Herausforderungen mit innovativen Ansätzen begegnen.“ Charité löst King’s Health Partners ab Mit ihrer Verantwortung für die Versorgung von Patient:innen, für Forschung und Ausbildung kommt Universitätskliniken eine besondere Rolle in dem notwendigen Transformationsprozess zu. Mit dem heutigen Tag übernimmt die Charité den Vorsitz der EUHA und damit die Federführung für diesen Prozess in den kommenden Monaten. Sie löst das Londoner Universitätsklinikum King’s Health Partners ab und wird die aktuellen Themen gemeinsam mit dem schwedischen Karolinska University Hospital angehen, da sie von besonderer Tragweite sind. Das Karolinska University Hospital wird im November die darauffolgende Präsidentschaft antreten. „Das Ziel unserer Präsidentschaft ist es, die Plattform der EUHA zu nutzen und zu erweitern, damit wir in Europa einerseits besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet sind, beispielsweise auf neue Infektionskrankheiten oder Krisenfälle, und andererseits voneinander lernen, um unsere Gesundheitssysteme zukunftssicher aufzustellen“, sagt Prof. Kroemer. Das betrifft in besonderem Maße den Bereich Digital Health und den Aufbau eines gemeinsamen European Health Data Space, damit Gesundheitsdaten länderübergreifend für Versorgung und Forschung nutzbar werden. Es gehe darum, die Systeme und Strukturen europaweit auszubauen und intelligente Tools zu entwickeln: „Im digitalen Zeitalter muss das Gesundheitswesen zugunsten medizintechnischer Neuerungen und einer patientenzentrierten Medizin befähigt werden, große Mengen an klinischen Daten konsequent verarbeiten und damit auch nutzen zu können“, so der Vorstandsvorsitzende der Charité. Wie dies umgesetzt werden kann, damit beschäftigt sich das Digital Health and Data Network der EUHA, eine Arbeitsgruppe unter Charité-Leitung, die vor vier Jahren gegründet wurde. Neue Ansätze aus EUHA-Gruppen und -Netzwerken Den aktuellen Herausforderungen des Fachkräftemangels stellt sich unter anderem das 2021 ins Leben gerufene und an der Charité koordinierte Nursing Network der EUHA. Neben einer Vertretung der Interessen der Pflegenden auf europäischer Ebene stehen die Entwicklung gemeinsamer Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme und ein Austauschprogramm für Mitarbeitende im Vordergrund. Zu den innovationstreibenden Kräften der EUHA gehört neben vielen weiteren Aktivitäten auch das European Center for Gene & Cellular Cancer Therapies (EUCCAT), an dem die Charité und das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) maßgeblich beteiligt sind. Das virtuelle Institut strebt es an, neuartige Krebstherapien erschwinglich und zugänglich zu machen. Dazu führt es Grundlagenforschung, Einrichtungen zur Herstellung von Arzneimitteln, Kapazitäten für klinische Studien und Umsetzungswissen zusammen. Perspektivisch soll damit Europas Wettbewerbsfähigkeit auf dem Gebiet von Forschung und Entwicklung sowie klinischer Anwendung von Zell- und Gentherapien gestärkt werden. „Die Entwicklung innovativer Therapien, sogenannte Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs), eine stärkere Berücksichtigung der Interessen von Patientinnen und Patienten durch das Erheben von Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) und neue Ansätze, die dazu beitragen, exzellentes Personal zu gewinnen und binden, das sind neben der Digitalisierung Kernthemen, die die Zukunft der europäischen Universitätskliniken bestimmen werden“, befindet Prof. Kroemer. „Für den Austausch von Informationen und Best Practice ist die EUHA eine exzellente Plattform. Den Aktivitäten zum Erfolg zu verhelfen, dafür wird sich die Charité im Zuge ihrer Präsidentschaft einsetzen und Kontakte zu den Institutionen der Europäischen Union sowie anderen internationalen Organisationen weiter ausbauen.“
Veröffentlicht am 16.06.2023 um 13:15:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wieder geöffnet: Berliner Medizinhistorisches Museum

Das Berliner Medizinhistorische Museum (BMM) der Charité ist heute mit zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Kultur und Politik wiedereröffnet worden. Nach der dreijährigen substanziellen Modernisierung zeigt sich das Gebäude mit großzügigen Vitrinenfenstern und neu konzipiertem Eingangsbereich. Darüber hinaus wurde ein neuer Vorplatz gestaltet sowie das Innere des Gebäudes mit zeitgemäßer Museumstechnik ausgestattet. Anlässlich der Eröffnung startet zudem die Sonderausstellung „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“. Das Museum war ursprünglich im Juni 1899 auf Initiative Rudolf Virchows als Pathologisches Museum mit einer Schausammlung von über 20.000 Präparaten eröffnet worden. Nachdem Gebäude und Sammlung im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren, konnte das Museum erst 1998 als Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité eröffnet werden. Nach mehr als 120 Jahren wurde das Museum nun zwischen 2020 und 2023 erstmals grundlegend modernisiert und ausgebaut. Dr. Severin Fischer, Staatssekretär für Wirtschaft, Energie und Betriebe, sagte dazu: „Mit dem neu gestalteten Museum steht unserer Stadt ein weiteres Highlight zur Verfügung, welches sicherlich nicht nur für die Berlinerinnen und Berliner neue Entdeckungen bereit hält, sondern auch viele Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland anziehen wird. Ich freue mich, dass wir in der Berliner Wirtschaftsverwaltung die Modernisierung mit insgesamt 12,45 Millionen Euro im Rahmen der GRW-Förderung unterstützen konnten und das Museum nun zukunftsfest und zeitgemäß aufgestellt ist!“ Das BMM ist zudem als Ort für Studium, Lehre und Forschung eine Einrichtung der Fakultät und so erklärte Prof. Dr. Joachim Spranger, Dekan der Charité, dazu: „Das BMM ist ein Ort der Begegnung: Interessierte erfahren besondere Dinge über die mehr als 300-jährige Medizingeschichte der Charité. Es ist auch für uns als Charité wichtig zu wissen, woher wir kommen und unsere Geschichte im Guten wie im Schlechten zu kennen. Das BMM ist in diesem Sinne für uns auch ein Ort der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Besonders begeistert mich die aktuelle Ausstellung mit einer Kombination aus Kunst und aktuellen wissenschaftlichen Präsentationen.“ Zusätzlich zu den Fenstervitrinen sowie dem veränderten Vorplatz sind ein Multifunktionsraum für Museumspädagogik, ein Schaulabor und Räumlichkeiten für die Aufnahme und Ausleihe neuer Sammlungsobjekte sowie die Vorbereitung von Sonderausstellungen entstanden.  Astrid Lurati, Vorstand Finanzen und Infrastruktur der Charité, betonte: „Im Namen der Charité danke ich für die Finanzierung der Modernisierungsmaßnahme in Höhe von 12,45 Millionen Euro. Diese wurde zu 90 Prozent als Gemeinschaftsaufgabe ,Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur' (GRW) und zu zehn Prozent aus Landesmitteln gefördert.“ Sie ergänzte: „Für den neuen Look haben wir die sieben Fenster im Erdgeschoss und ersten Stock herausgebrochen und die Fensterlaibungen wurden über beide Geschosse hinweg zu hochgeschossenen Vitrinenkörpern mit relativ geringer Tiefe ausgebaut.“  Jochen Brinkmann, Leiter des Geschäftsbereichs Bau der Charité, hob hervor: „Die Fenstervitrinen als neues architektonisches Element verstehen sich als Einladung, offen und ohne Berührungsängste in das Museum einzutreten, um sich mit Geschichte, Bedingungen und Zielen der Medizin an der Charité vertraut zu machen. Die Modernisierung des Hauses beinhaltete ebenso die Erneuerung der touristischen Infrastruktur sowie die vollständige Erneuerung der Haustechnik auf allen sieben Etagen.“  Ergänzend zur Modernisierungsmaßnahme wurde als Projekt "Kunst am Bau" ein Bronzemodell des historischen Campusgeländes mit seinen markanten Gebäuden gestalten. Dieses ist für alle Besuchenden gut sichtbar, wenn sie zum Museum gehen. Darüber hinaus bietet das topografische Bronzemodell eine gute Orientierung auf dem geschichtsträchtigen Campus. Prof. Dr. Thomas Schnalke, Direktor des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité, skizzierte, was das BMM ausmacht: „Mit der architektonischen Neugestaltung, den zusätzlichen Räumen und einer modernen museumstechnischen Infrastruktur bildet das Museum eine einzigartige Schnittstelle zwischen Medizin und Öffentlichkeit. Worum es auch in unserem neuen Medizinhistorischen Museum bis heute geht, ist ein Dreiklang: Das Zusammenspiel von Objektgehalt, Immersion und Transparenz.“ Er ergänzte: „Wir sind glücklich, dass die Modernisierung erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Und auch wenn das Museum mehr als 120 Jahre alt ist, ist es absolut fit für die Gegenwart und die Zukunft. Wir freuen uns auf viele weitere kreative und wissenserweiternde Ausstellungen in unserem neuen alten Museum.“ Sonderausstellung „Das Gehirn in Wissenschaft und Kunst“ Mit der Sonderausstellung wird das BMM wiedereröffnet und widmet sich einem außerordentlich dynamischen medizinischen Feld. Die Neurowissenschaften beschäftigen sich mit dem zentralen Körperorgan. Wissenschaftlich gilt das Gehirn in seinen Strukturen und Funktionen noch in vielerlei Hinsicht als unverstanden und die Neurowissenschaft unternimmt die größten Forschungsanstrengungen, um dies zu ändern. Die Ausstellung bietet allen Interessierten einen Blick hinter die Kulissen. Sie zeigt, wie detailliert sich die Landkarte des Gehirns inzwischen zeichnen lässt, wo Wahrnehmung, Empfinden, Erinnern und Denken sitzen. Und wie sich die einzelnen Hirnregionen zu höheren Funktionseinheiten vernetzen und welche medizinischen Möglichkeiten inzwischen zielgenau genutzt werden können, wenn die Hirnleistung eingeschränkt ist. Darüber hinaus weitet die Ausstellung den Blick und zeigt in etlichen Werken überragende künstlerische Positionen, die das Gehirn als Projektionsfläche für das Menschsein in all seinen Dimensionen ausdeuten. Die Ausstellung war zunächst 2022 für die Bundeskunsthalle in Bonn unter maßgeblicher Mitarbeit von Neurowissenschaftler:innen der Charité konzipiert und realisiert worden. Für die Präsentation im BMM erfolgte eine thematische Anpassung und als besonderer Schwerpunkt eine ergänzende Präsentation aktueller Forschungs-, Diagnose- und Behandlungsansätze der Charité. In einzelnen Ausstellungsstationen geben Neurowissenschaftler:innen Einblicke in rund 20 Themenfelder und den Neuro-Kosmos der Charité. Es geht unter anderem um moderne Bildgebung, Gedankenlesen, Hirnsimulation und Hirnstimulation, Gehirn-PC-Schnittstellen, Bewegungsstörungen, Sucht und Schlaganfall und als besondere Herausforderung um Autoimmunität, Alzheimer und Demenz sowie um neurochirurgische Eingriffe am wachen Patienten. Die Ausstellung ist vom 16. Juni 2023 bis 28. Januar 2024 zu sehen. Erweiterte Dauerausstellung In der Dauerausstellung des BMM gehen die Besucher:innen auf eine Zeitreise und folgen der Herausbildung und Ausgestaltung der naturwissenschaftlich begründeten Medizin westlicher Prägung. Sie treten dabei durch verschiedene Aktionsräume: Anatomisches Theater, Anatomisches Museum, Krankensaal, Labor, Seziersaal, Studien- und Lehrsammlung. Die Besucher:innen erfahren vieles aus der Geschichte der Charité, aber auch zu den Gefährdungen und Abgründen, denen die Medizin, etwa zu Zeiten des Nationalsozialismus, erliegen kann, wenn sie das ethische Ziel ihres Denkens, Forschens, Lehrens und Handelns zum Wohl des Einzelnen aus den Augen verliert. Neu ist beispielsweise eine Tür ins Depot – nicht ins reale des BMM, vielmehr in ein realistisch inszeniertes. Depotdinge, wie sie typischerweise im Museum einlagern – medizinische Geräte, Modelle, Instrumente, Lehrtafeln – zeigen sich hier eng an eng. An einem größeren Monitor sehen die Besucher:innen virtuell weitere Depotobjekte, können sich ihnen und ihren zugehörigen Kontexten nähern und letztlich eintauchen in den faszinierenden Kosmos der Objektgeschichten. Sonderöffnungszeiten und freier Eintritt Anlässlich der Eröffnung erweitert das BMM die Öffnungszeiten und ist am 16. und 18. Juni von 10:00 bis 20:00 Uhr sowie im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften am 17. Juni von 10:00 bis 00:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist an allen drei Tagen kostenfrei.
Veröffentlicht am 15.06.2023 um 11:19:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Das Neuroblastom unter der Lupe

Das Neuroblastom ist die dritthäufigste bösartige Krebserkrankung bei Kindern. Die Heilungschancen sind sehr unterschiedlich, insbesondere bei fortgeschrittenen Fällen wird der Tumor aber leider oft resistent gegen die Therapie und ist bereits bei Diagnosestellung metastasiert. Um die Behandlungsmöglichkeiten für diese Kinder zu verbessern, wollen Forschende unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin in dem Sonderforschungsbereich „Entschlüsselung evolutionärer Mechanismen beim Neuroblastom“ nun genauer untersuchen, wie ein solcher Tumor eigentlich entsteht und sich weiterentwickelt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben für zunächst knapp vier Jahre mit rund 13,5 Millionen Euro. Neuroblastome sind Tumore, die sich häufig im Bauchraum oder entlang der Wirbelsäule entwickeln. Sie entstehen dadurch, dass bestimmte Zellen des Nervensystems sehr früh in der Körperentwicklung entarten – möglicherweise bereits vor der Geburt. Deshalb sind vor allem Kleinkinder bis zu einem Alter von sechs Jahren und manchmal sogar Neugeborene betroffen. Charakteristisch ist, dass Neuroblastome stark unterschiedliche klinische Verläufe zeigen: Manche bilden sich spontan zurück, andere wachsen sehr aggressiv. Die aggressiven Formen lassen sich zwar oft zunächst erfolgreich behandeln, kehren aber in vielen Fällen wieder zurück und streuen auch in andere Organe. Das ist der Grund dafür, dass noch immer mehr als die Hälfte der Kinder mit einem Hochrisiko-Neuroblastom ihre Erkrankung nicht überleben. „Um die Heilungschance dieser Kinder zu erhöhen, müssen wir besser verstehen, was genau im Tumorgewebe im Verlauf der Therapie passiert“, sagt Prof. Dr. Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité und Sprecherin des jetzt für drei Jahre und neun Monate bewilligten Sonderforschungsbereichs. „Sobald wir die Treiber der Neuroblastom-Evolution kennen, wollen wir darauf abzielend neue Therapien entwickeln. Unser Ziel ist, in Zukunft für jeden individuellen Fall abschätzen zu können, wie die Krankheit verlaufen wird, und dann mit passgenauen Therapien eine Rückkehr des Tumors zu verhindern.“ Die Forschenden gehen davon aus, dass verschiedene Zelltypen im Gewebe eines jeden Neuroblastoms ihre Eigenschaften auf unterschiedliche Art und Weise verändern, wenn sie Krebsmedikamenten ausgesetzt sind oder sich in andere Körperbereiche bewegen. „Anders als bisher angenommen deuten neue Erkenntnisse darauf hin, dass die Tumorzellen nicht nur auf genetischem Wege evolvieren, sich also nicht nur Fehler im Erbgut anhäufen“, erklärt Prof. Eggert, die auch Sprecherin des Standorts Berlin im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) und Co-Direktorin des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Berlin ist. „Stattdessen gibt es offenbar zusätzliche nichtgenetische Faktoren, die das Verhalten der Tumorzellen beeinflussen, wie zum Beispiel chemische Veränderungen an Proteinen.“ Um diesen ungewöhnlich komplexen Prozess der Tumorentwicklung im Detail zu untersuchen, plant der Forschungsverbund, Neuroblastom-Gewebe Zelle für Zelle umfassend zu analysieren. Mit neuesten Methoden wollen die Forschenden katalogisieren, was in den Tumorzellen auf Ebene der DNA, RNA, Epigenetik und Proteine passiert. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz soll anschließend helfen, neue Angriffspunkte für gezielte Kombinationstherapien zu identifizieren. Dazu bündelt der Forschungsverbund die einschlägige Expertise von Wissenschaftler:innen der Charité, des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), des Max Delbrück Centers, der Universität zu Köln, der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Prof. Eggert ist überzeugt, dass eine interdisziplinäre und institutionsübergreifende Herangehensweise, die hohe klinische und wissenschaftliche Expertise, aber auch technologische und datenwissenschaftliche Innovation vereint, der vielversprechendste Ansatz ist, um neue Therapiestrategien zu entwickeln – für das Neuroblastom, aber auch andere komplexe Krankheitsbilder.
Veröffentlicht am 02.06.2023 um 08:29:04 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

SOLOMIYA: Ein Jahr Unterstützung der psychosozialen Versorgung in der Ukraine

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin koordiniert das Netzwerk SOLOMIYA zur psychosozialen Unterstützung der Menschen in der Ukraine. Gestartet ist SOLOMIYA – ukrainisch für Frieden – im letzten Frühjahr und bringt Kliniken in Deutschland und der Ukraine partnerschaftlich zusammen. Ziel ist es weiterhin, die Bereiche psychische Gesundheit, Notfallversorgung und Traumatologie zu stärken sowie mit dringend benötigten Medikamenten zu unterstützen. Das Projekt wird mit 6,2 Millionen Euro vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt. Vor einem Jahr hat ein Team um Dr. Solveig Kemna, Dr. Valentyna Mazhbits und Prof. Dr. Malek Bajbouj entschieden, die Menschen in der Ukraine mit einem Netzwerk zu mentaler Gesundheit zu unterstützen. Für die Kolleg:innen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Benjamin Franklin war unverkennbar, dass der Krieg die medizinische Grundversorgung stark beeinträchtigen und psychologische Hilfe noch wichtiger wird. Durch Ungewissheit in Krisensituationen und Sorgen um die Familie nehmen psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Angststörungen, Depressionen und Psychosen, häufig weiter zu. Von dem geplanten dynamischen und bedarfsgerechten Netzwerk sollen sowohl Patient:innen als auch Gesundheitsfachkräfte profitieren. Zunächst kooperierte die Charité mit sechs Institutionen von Lviv über Kiew bis Charkiw. Die Zusammenarbeit erfolgt sowohl virtuell als auch in Präsenz. Das zwölfköpfige Charité-Team sorgt dafür, dass notwendige Medikamente und medizinische Hilfsmittel dorthin kommen, wo sie gebraucht werden. Darüber hinaus haben die deutsch-ukrainischen Klinikpartner die Behandlung von Patient:innen mit psychiatrischen Erkrankungen noch einmal auf notfallmedizinische und traumatologische Fälle ausgeweitet. Mittlerweile engagieren sich im Projekt SOLOMIYA 34 Institutionen in Deutschland und der Ukraine.  In rund einem Jahr konnten über das Netzwerk Medikamente und medizinische Hilfsgüter geliefert und damit seit Mai 2022 mehr als 20.000 Patient:innen versorgt werden. Über Online-Workshops und Apps wurde den Kolleg:innen Wissen zur psychologischen Ersthilfe, der Betreuung von Personal, zur Burnout-Prävention, zu Resilienztrainings von Gesundheitspersonal sowie der psychischen Gesundheit von Müttern weitergegeben. Zudem wurden eine Online-Sprechstunde etabliert und digitale Infrastruktur geschaffen; hierzu gehört u.a. der Chatbot „Friend“, der bisher mehr als 100.000 Nutzer:innen unterstützen konnte. Darüber hinaus entwickelt das Team spezifische Trainings für Führungskräfte im ukrainischen Gesundheitswesen und Apps für Patient:innen mit chronischen Stress- und Schlafstörungen. Prof. Bajbouj betont: „Menschen in Kriegsgebieten und auf der Flucht sind in einer psychischen Ausnahmesituation, sie sind äußerst gestresst und viele von ihnen sind traumatisiert. Wir helfen den Betroffenen, diese Situationen besser verarbeiten zu können und haben unter anderem eine telemedizinische Beratungsplattform gestartet, führen Trainings durch, haben Handbücher für Erste-Hilfe-Maßnahmen erstellt und entwickeln weitere digitale Unterstützungsangebote.“  
Veröffentlicht am 31.05.2023 um 08:52:31 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

4,6 Millionen Euro für neuartige CAR-T-Zelltherapie

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und des Max Delbrück Center In der Behandlung bestimmter Blut- und Lymphdrüsenkrebsformen haben sich CAR-T-Zellen, im Labor gentechnisch aufbereitete Immunzellen der Patient:innen, bewährt. Doch die Krebsimmuntherapie kann noch effektiver werden. Eine gemeinsame klinische Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max Delbrück Center erhält dafür eine Förderung in Millionenhöhe vom Bundesforschungsministerium. CAR-T-Zelltherapien sind oft der letzte Ausweg für Patient:innen mit bestimmten Formen von Blut- oder Lymphdrüsenkrebs, die auf gängige Behandlungen nicht ansprechen. Dabei werden Immunzellen (T-Zellen) der Erkrankten im Labor mit einem sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet – einem kleinen Fühler, der Körperzellen abtastet und nach spezifischen Eigenschaften von Krebszellen sucht. Zurück im Körper des Patienten oder der Patientin, spüren sie genau das Oberflächenmolekül auf, auf das sie ausgerichtet sind, und töten die Tumorzellen ab. Die Arbeitsgruppen von Privatdozentin Dr. Uta Höpken und Dr. Armin Rehm am Max Delbrück Center haben einen Ansatz für eine neuartige CAR-T-Zelltherapie gegen eine Form des Lymphdrüsenkrebses entwickelt, die von den B-Lymphozyten ausgeht: das B-Non-Hodgkin-Lymphom. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Keller und Prof. Dr. Lars Bullinger an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Benjamin Franklin der Charité soll die neue Immuntherapie in einer Phase-I/IIa-Studie erstmals am Menschen getestet werden. Das gemeinsame Projekt der Charité und des Max Delbrück Center fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 4,6 Millionen Euro. Das Ministerium will Therapien gegen Erkrankungen auf den Weg bringen, die bisher nicht oder nur schwer behandelbar sind. Antigen CXCR5: Für einen CAR kaum zu verfehlen Die bislang zur Behandlung von Blut- und Lymphknotenkrebs zugelassenen CAR docken zumeist an das Antigen CD19 an, ein Oberflächenmolekül von B-Zellen, die sich bösartig verändern und zu Krebszellen werden können. Privatdozentin Dr. Höpken und Dr. Rehm haben ein Molekül identifiziert, das sich wahrscheinlich noch besser als Angriffspunkt für einen CAR zur Behandlung von Lymphdrüsenkrebs eignet: CXCR5. Anders als CD19, dessen Menge auf den Krebszellen von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich hoch sein oder gar verloren gehen kann, kommt das Molekül CXCR5 gleichmäßig auf allen reifen Lymphdrüsenkrebszellen vor. Es befindet sich darüber hinaus nicht nur auf den Tumor-B-Zellen, sondern auch auf bestimmten T-Helferzellen, die das Tumorwachstum unterstützen. „Diese Eigenschaften machen CXCR5 zu einem einzigartigen Ziel für CAR-T-Zelltherapien“, sagt Privatdozentin Dr. Höpken. In Mausmodellen konnten die Forschenden zeigen, dass die entsprechenden CAR-T-Zellen das CXCR5 besonders zuverlässig finden und die Tumorzellen vernichten. Erste Anwendungen bei Patient:innen stehen bevor Ob die neue Immuntherapie sicher und auch bei Menschen wirksam ist, müssen klinische Studien zeigen. Charité-Klinikdirektor Prof. Keller bereitet mit seinem Team erste Untersuchungen mit wenigen ausgewählten Patient:innen vor: „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dieser Phase-I-Studie die Sicherheit der neuen CXCR5-CAR-T-Zelltherapie nachweisen und auch erste Hinweise auf deren Wirksamkeit finden werden. Sowohl die Tumorzelle als auch deren unterstützende Mikroumgebung therapeutisch zu adressieren, ist ein vielversprechender und hochinnovativer Ansatz.“ Sobald das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) die Herstellung des Zellprodukts und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel die klinische Studie genehmigt haben, beginnt die Rekrutierung von bis zu 24 Patient:innen. Die Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass dies Anfang 2024 der Fall sein wird. Eingeschlossen werden zunächst nur Patient:innen, bei denen die Standardtherapie nicht angeschlagen hat.
Veröffentlicht am 26.05.2023 um 09:30:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Charité macht schlau: Medizinische Forschung zum Mitmachen

Mehr als 5.200 Forschende und Ärzt:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin ergründen tagtäglich die Geheimnisse des menschlichen Körpers und entwickeln die Medizin der Zukunft. Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 17. Juni teilen sie mit großen und kleinen Lernbegierigen ihr Wissen: Zwischen 17 und 24 Uhr machen sie per Science Slam, Führungen und vielen interaktiven Formaten am Campus Charité Mitte neueste Ergebnisse der medizinischen Forschung greifbar. Ein Highlight in diesem Jahr: Das Berliner Medizinhistorische Museum eröffnet nach umfangreicher Modernisierung mit einer Sonderausstellung zum Gehirn in Wissenschaft und Kunst. Was bedeutet der Klimawandel für Pollenallergiker? Wie kann Physik gegen das „Trockene Auge“ helfen? Und was tun, wenn das Herz aus dem Takt gerät? Über diese und weitere Themen rund um das Immunsystem, das Herz und den Kopf informieren Wissenschaftler:innen der Charité im Rahmen des zentralen Bühnenprogramms – Nachfragen erwünscht! Auch beim Science Slam ist das Publikum gefragt: Wer hält den unterhaltsamsten Kurzvortrag zu seiner oder ihrer Forschung? Besucher:innen erfahren von dem Team des Simulations- und Trainingszentrum der Charité (BeST), wie Tumor-OPs am Kopf sicherer gemacht werden, oder können den Roboter-Anzug „Myosuit“ des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) für Menschen mit Herzschwäche selbst testen. Außerdem: Was sollte man gegen Vergiftungen zu Hause haben? Was machen all diese piependen Geräte auf der Intensivstation? Und wie blickt eigentlich die Kunst auf die medizinische Forschung? Geschichtsinteressierte führt das Team des Projekts „GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung“ zu ausgewählten Orten auf dem historischen Campus der Berliner Universitätsmedizin. Und kleine Nachwuchsforschende lernen spielerisch, warum Knochen hart und das Gehirn weich ist, werfen einen mikroskopischen Blick auf das Wunder Blut und dürfen sogar Leben retten. Diese und mehr spannende Veranstaltungen der Charité und weitere Details sind im Charité-Programmheft übersichtlich zusammengefasst. Servicehinweise Standort: Campus Charité Mitte im und am CharitéCrossOver-Gebäude, Eingang Schumannstraße 20/21, 10117 Berlin, Geländeadresse: Virchowweg 6 Tickets für die Lange Nacht der Wissenschaften kosten 14 Euro (ermäßigt 9 Euro), zusätzlich gibt es Angebote für Familien und Gruppen. Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Tickets sind über Ticketmaster erhältlich.
Veröffentlicht am 22.05.2023 um 09:56:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Bilanz: Aufsichtsrat der Charité stellt Jahresabschluss 2022 fest

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat im Jahr 2022 dank der positiven Ergebnisse der Beteiligungsgesellschaften ein Konzernergebnis von 1,3 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Charité als Muttergesellschaft hat einen nur geringen Jahresfehlbetrag von knapp zwei Millionen Euro erzielt – bei gegenüber dem Vorjahr gesteigerten Gesamteinnahmen von rund 2,3 Milliarden Euro. In seiner heutigen Sitzung hat der Aufsichtsrat der Charité den Jahresabschluss festgestellt.  Im Berichtsjahr 2022 ist es den Charité-weit rund 18.200 und konzernweit rund 21.600 Beschäftigten gelungen, ein nahezu ausgeglichenes Jahresergebnis zu erwirtschaften. Dieses Ergebnis ist zudem der erneuten Unterstützung des Landes Berlin zu verdanken, das die coronabedingten Verluste in Höhe von rund 46,8 Millionen Euro fast vollständig ausgeglichen hat. Auch im dritten Jahr der Pandemie waren die Charité-Mitarbeiter:innen stark beansprucht, wobei insbesondere die Mitarbeitenden in den klinischen Bereichen weiterhin extrem gefordert waren. Wie auch schon in den Jahren zuvor hat die Charité eine führende Rolle bei der Versorgung von schweren COVID-Fällen eingenommen. Insgesamt wurden in den drei Jahren der Pandemie mehr als 9.600 Patient:innen mit  COVID-19 stationär versorgt, von denen fast 4.000 auf den Intensivstationen behandelt werden mussten.  Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie Aufsichtsratsvorsitzende der Charité, erklärt: „Eine gut ausgestattete und damit leistungsstarke Hochschulmedizin ist unverzichtbar – das ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie deutlich geworden. In Berlin haben wir es der Expertise und dem in einer außergewöhnlichen Situation bemerkenswerten Engagement der Beschäftigten der Charité zu verdanken, dass wir diese Krise bewältigt haben. Dafür gilt ihnen damals wie heute große Anerkennung. Mit dem finanziellen Ausgleich der unvermeidbaren Corona-bedingten Verluste der Charité hat das Land Berlin in dieser Phase Verantwortung übernommen.“ Die Charité konnte 2022 mit rund 736.900 ambulanten sowie mehr als 126.000 voll- und teilstationären Fällen wieder mehr Patient:innen als im Vorjahr versorgen. Insgesamt konnten Umsatzerlöse in Höhe von 1,6 Milliarden Euro erzielt werden. Mit 1,1 Milliarden Euro wurde ein Großteil der Umsatzerlöse in den stationären Bereichen generiert. Astrid Lurati, Vorstandsmitglied für Finanzen und Infrastruktur der Charité, erklärt: „Wir haben erneut ein schwieriges Jahr hinter uns, in dem sich abermals alle Beschäftigten der Charité gemeinsam für ein Ganzes stark gemacht haben. Das ist großartig und verdient höchste Anerkennung! Ebenso ist die Charité dankbar für den fast vollständigen Ausgleich der coronabedingten Verluste durch unseren Eigentümer, das Land Berlin. Der verbleibende kleine Fehlbetrag der Charité ist angesichts der Rahmenbedingungen als positiv zu bewerten, genauso wie unser Konzernergebnis mit rund 1,3 Millionen Euro.“ Sie ergänzt: „Ein wichtiger Meilenstein war der im letzten Jahr abgeschlossene Tarifvertrag Gesundheitsfachberufe Charité, der eine fest definierte Mindestpersonalbemessung für bettenführende Stationen und Funktionsbereiche vorsieht sowie das CHEP-Punktesystem, das die Beschäftigten gezielt entlasten soll. Damit haben wir eine gute und sozialverträgliche Arbeitsgrundlage für unsere Beschäftigten, um auch die Herausforderungen im laufenden Jahr zu meistern.“  Die Medizinische Fakultät konnte im Berichtsjahr insgesamt rund 284 Millionen Euro an Drittmitteln einwerben und erreicht damit erneut einen Rekordwert. Dies dokumentiert die Exzellenz der Forschung und leistet einen erheblichen Beitrag zur wissenschaftlichen Entwicklung Berlins. Die herausragende Forschungsstärke der Berliner Universitätsmedizin spiegelt sich beispielsweise auf nationaler Ebene in der Beteiligung an 31 DFG-Sonderforschungsbereichen und international in 50 EU-Projekten wider.  Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärt: „Wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, die Charité entlang unserer strategischen Planung durch die schwierige Pandemiezeit zu führen. Und auch dieses Jahr kommen neue Aufgaben und Herausforderungen auf uns zu, die Vorstand und Mitarbeiterschaft der Charité partnerschaftlich angehen.“ Er fügt hinzu: „Ein wegweisender strategischer Schritt waren die Vorbereitungen zur Gründung des Deutschen Herzzentrums der Charité zum 1. Januar 2023. Diese Zusammenführung mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin ist ein einmaliges Projekt mit enormem Potenzial und der Prozess des Zusammenwachsens begleitet uns auch in diesem Jahr.“ Mit Blick auf weitere Themen im aktuellen Jahr beschäftigen Prof. Kroemer vor allem der Fachkräftemangel in der Pflege und die notwendige Digitalisierung, die prioritär bleiben: „Allerdings werden Lösungsnotwendigkeiten in beiden Bereichen immer drängender. Auch hier sind wir optimistisch, unsere Ziele zu erreichen.“
Veröffentlicht am 08.05.2023 um 14:29:06 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Vorreiter in Deutschland – Berliner Kliniken tauschen Patientendaten digital aus

Gemeinsame Pressemitteilung von Charité und Vivantes Vor einem Jahr haben Charité – Universitätsmedizin Berlin und Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH eine gemeinsame Infrastruktur zum digitalen Austausch strukturierter Behandlungsdaten in Betrieb genommen. Dieses Konzept der digitalen Vernetzung wird jetzt mit weiteren Kliniken in Berlin ausgebaut. Zehn weitere Krankenhausträger mit zusammen 34 Klinikstandorten wollen sich an der Kooperation beteiligen. Mit Charité und Vivantes betreiben damit zwölf Klinikunternehmen plattformbasierten Datenaustausch. Sie repräsentieren mehr als drei Viertel der Klinikbetten in der Stadt – eine deutschlandweit einzigartige Zusammenarbeit.    Bereits seit dem vergangenen Jahr können Mitarbeitende von Charité und Vivantes gemeinsam auf medizinisch relevante Patientendaten wie etwa aktuelle Laborwerte, Vitalzeichen oder schon früher erfasste allgemeine Gesundheitsdaten zugreifen. Das erleichtert die Arbeit, verringert Fehler und verbessert die Behandlungsqualität. Diese Vernetzung soll nicht exklusiv bleiben, denn sie lebt von der Beteiligung möglichst vieler Kliniken.  Daher fand auf Initiative von Charité und Vivantes am 29. März dieses Jahres ein Symposium zur digitalen Vernetzung der Berliner Kliniken unter Schirmherrschaft der damaligen Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenWGPG) und der Berliner Krankenhausgesellschaft e.V. (BKG) statt. Bei dem Symposium wurden konkrete Anwendungsfälle besprochen sowie technische und rechtliche Fragen geklärt. Im nächsten Schritt verpflichten sich zehn beteiligte Klinikträger mit zusammen 34 Klinikstandorten in einem Letter of Intent (LOI) den Datenaustausch nach gemeinsamen Standards in den Bereichen Notaufnahme, Fallkonferenzen und Geriatrie voranzutreiben. So entsteht schrittweise eine gemeinsame, digitale Infrastruktur in der Gesundheitsregion, die allen Kliniken offensteht und auch auf Brandenburg ausgedehnt werden kann.  Hierbei steht stets die optimale, standortübergreifende Versorgung der Patient:innen im Fokus: Relevante Informationen beispielsweise zu Vorerkrankungen, Vitaldaten und Medikation, die in einem anderen Krankenhaus zuvor erfasst wurden, können zur Fortsetzung der Behandlung sofort verwendet, also wertvolle Zeit gespart und Mehrfach-Untersuchungen sowie wiederholte Anamnesegespräche vermieden werden. Die Kooperationspartner zum Projektstart sind:   Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin Berliner Kliniken der Johannesstift Diakonie BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin DRK Kliniken Berlin Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe Jüdisches Krankenhaus Berlin Park-Kliniken Berlin Sankt Gertrauden-Krankenhaus Vitanas Klinik für Geriatrie Berlin Dazu erklärt die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Dr. Ina Czyborra: „Information ist ein Stoff, der sich vermehrt, wenn man ihn teilt. Das gilt für die Wissenschafts- und Gesundheitsstadt Berlin ganz besonders. Ich freue mich daher sehr, dass die Pionierarbeit von Charité und Vivantes nun von weiteren Krankenhausträgern genutzt wird. Der digitale Austausch von Patientendaten, der hier angestoßen wird, ist deutschlandweit wegweisend. Ich hoffe, dass sich in naher Zukunft noch mehr Kliniken anschließen und wir die digitale Vernetzung auch auf Brandenburg ausdehnen können.“ 
Veröffentlicht am 05.05.2023 um 11:47:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Wie sich Krebsgene selbständig machen

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und des Max Delbrück Centers Tumore verhalten sich manchmal eigenartig: Sie wachsen außergewöhnlich stark oder werden plötzlich gegen ein Krebsmedikament resistent. Dieses Verhalten lässt sich häufig darauf zurückführen, dass sich Krebsgene aus den Chromosomen der Zelle herauslösen und in Ringform „selbständig machen“. Wenig ist bisher darüber bekannt, wie genau diese DNA-Ringe entstehen und wie sie sich im Verlauf des Tumorwachstums weiterentwickeln. Mit einer neuen Methode hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max Delbrück Centers diesen Weg jetzt bei dem Neuroblastom nachgezeichnet. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin Nature Genetics* veröffentlicht. Sie gelten als eine der größten Herausforderungen in der Krebsforschung: DNA-Ringe – also kleine Erbgut-Schlaufen, die zu Hunderten abseits der Chromosomen im Zellkern schwimmen. Bereits seit 1965 bekannt, stellen sie Forschende noch immer vor viele Fragen. Wo kommen all diese Ringe her? Welche Funktion haben sie? Wie wirken sie sich auf die Zelle und den Organismus aus? Klar ist: Nahezu ein Drittel aller Tumore bei Kindern und Erwachsenen tragen in ihren Zellen DNA-Ringe – und diese sind fast immer besonders aggressiv. Auch wenn ein Tumor gegen ein zuvor wirksames Medikament resistent wird, ist das oft auf ringförmige DNA zurückzuführen. Mit der Erforschung dieser speziellen Form der Erbinformation verbinden Wissenschaftler:innen weltweit deshalb die Hoffnung auf neue Therapieansätze gegen Krebs. Allerdings: Nicht immer wirkt sich die „extrachromosomale zirkuläre DNA“ negativ auf das Krebswachstum aus. Manche Ringe scheinen auch harmlos zu sein. „Um die gefährlichen von den harmlosen DNA-Ringen zu unterscheiden und ihre Evolution innerhalb des Tumors nachvollziehen zu können, muss man sich das Gewebe Zelle für Zelle anschauen“, erklärt der Leiter der Studie Prof. Dr. Anton Henssen. Der Mediziner ist an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité tätig und forscht am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité und des Max Delbrück Centers. Zusammen mit seinem Team hat er jetzt eine Technologie entwickelt, die für jede einzelne Zelle den genetischen Code der vorhandenen DNA-Ringe auslesen kann. Sie gibt gleichzeitig Auskunft darüber, welche Gene darauf aktiv sind. „So können wir einfach auszählen, wie viele Zellen des Tumors einen spezifischen Ring beherbergen“, sagt Prof. Henssen. „Sind es wenige, ist der Ring nicht besonders relevant für das Krebswachstum. Sind es viele, verleiht er einer Tumorzelle offenbar einen Selektionsvorteil.“ Welche DNA-Ringe treiben das Tumorwachstum an? Die neue Methode nutzten die Wissenschaftler:innen zunächst, um eine Bestandsaufnahme aller DNA-Ringe bei kultivierten Neuroblastomzellen zu machen. Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung, die vor allem sehr junge Kinder betrifft und als besonders bösartig gilt. Das Ergebnis der Untersuchungen: Keine Krebszelle ist wie die andere – während in einer 100 DNA-Ringe schwimmen, können es in der nächsten 2.000 sein. Auch sind die Ringe sehr unterschiedlich groß: Die Winzlinge unter ihnen bestehen nur aus 30, die Riesen aus über einer Million genetischen Bausteinen. „Die großen DNA-Ringe sind beladen mit Krebsgenen, die ursprünglich aus den Chromosomen der Zelle stammen“, erklärt Rocío Chamorro González. Sie ist die Erstautorin der Studie und forscht ebenfalls an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité sowie am ECRC. „Durch die Ringform umgehen sie die klassischen Gesetze der Genetik – und werden ein Stück weit autonom. Diese Krebsgene haben sich sozusagen selbständig gemacht. Welche Konsequenzen das hat, beginnen wir gerade erst zu verstehen. In unserer Studie haben wir die großen DNA-Ringe in vielen Neuroblastomzellen gefunden, sie treiben das Zellwachstum also offenbar an. Die kleinen Ringe haben wir nur vereinzelt entdeckt, sie haben für die Krebszellen wohl keine große Relevanz.“ Die Evolution eines unabhängigen Krebsgens Um nachzuvollziehen, wie ein „autonomes Krebsgen“ eigentlich entsteht und sich innerhalb eines Tumors weiterentwickelt, analysierte die Forschungsgruppe im zweiten Schritt beispielhaft das Neuroblastom in jungen Patient:innen – und zwar Zelle für Zelle. Die Ergebnisse legen nahe, dass sich zu Beginn des Tumorwachstums in diesem Fall zunächst das bekannte Krebsgen MYCN aus seinem Heimat-Chromosom herauslöste und einen Ring bildete. Anschließend verschmolzen zwei dieser Ringe zu einem größeren, der wiederum einen kürzeren und dann einen längeren Abschnitt verlor. „Erst der letzte Ring scheint einen Wachstumsvorteil mit sich gebracht zu haben, weil nur er in vielen Zellen des Neuroblastoms zu finden ist“, sagt Prof. Henssen. „Das zeigt, dass sich das Krebsgen durch diese Vorgänge nicht nur selbständig gemacht, sondern auch immer weiter ‚verbessert‘ hat.“ Ein solcher Einblick in die Evolution von DNA-Ringen innerhalb eines Tumors wäre ohne die neu entwickelte Methode nicht möglich gewesen. Das Forschungsteam wird sie nun nutzen, um bei weiteren Krebsfällen die Entwicklungsschritte zu rekonstruieren. So wollen die Wissenschaftler:innen künftig noch besser in der Lage sein, die gefährlichen von den harmlosen DNA-Ringen zu unterscheiden. „Unsere Hoffnung ist, dass wir in Zukunft durch einen Blick auf die DNA-Ringe im individuellen Fall erkennen können, ob der Tumor besonders aggressiv ist oder nicht“, sagt Prof. Henssen. „Dann könnten wir die Therapie daran anpassen. Die Vorhersagekraft von spezifischen DNA-Ringen zu testen, ist deshalb unser nächstes Forschungsziel.“
Veröffentlicht am 05.05.2023 um 07:19:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Sonntagsvorlesung zur Leber: Was schützt sie und was schadet ihr?

Die Leber spielt für den Stoffwechsel des Körpers eine zentrale Rolle: Sie entgiftet den Körper und steuert die Bereitstellung von Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten. Doch wie gefährlich sind Fett, Zucker und Alkohol für unser größtes inneres Organ? Und wie kann die Lebergesundheit gestärkt werden? Diese und weitere Fragen beantworten die Charité-Expert:innen in der kommenden Sonntagsvorlesung am 14. Mai.  Prof. Dr. Frank Tacke, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie, spricht über erhöhte Leberwerte und ihre Ursachen. Zudem informiert er über akute und chronische Erkrankungsformen sowie über neue Therapiekonzepte. Von der Regenerationsfähigkeit der Leber berichtet Privatdozentin Dr. Münevver Demir. Zudem gibt sie praktische Empfehlungen für die Gesunderhaltung unseres zentralen Entgiftungsorgans, insbesondere für die Ernährung und den Lebensstil. Darüber hinaus stellen beide ihre aktuellen Forschungsprojekte vor. Im Anschluss an den Vortragsteil beantworten Prof. Tacke und Privatdozentin Dr. Demir die Fragen des Publikums. Die Sonntagsvorlesung „Die Leber: Was sie schützt und was ihr schadet“ findet am 14. Mai um 14 Uhr im Hörsaal Innere Medizin am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin statt.  Geländeadresse: Sauerbruchweg 2, barrierefreier Zugang: Virchowweg 9.  Der Eintritt ist frei.
Veröffentlicht am 04.05.2023 um 10:25:58 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Chronischen Entzündungen auf der Spur: Prof. Dr. Eicke Latz startet an Charité und Deutschem Rheuma-Forschungszentrum

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat Prof. Dr. Eicke Latz zum 1. Mai auf die Professur für Experimentelle Rheumatologie berufen. Zugleich ist er der neue Wissenschaftliche Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin (DRFZ), einem Leibniz-Institut. An der Schnittstelle beider Häuser wird Prof. Latz chronisch-entzündliche und rheumatische Erkrankungen erforschen. Durch neue Erkenntnisse zu molekularen Entzündungsmechanismen möchte er innovative Ansätze für Therapien und Prävention entwickeln. Prof. Dr. Eicke Latz erforscht seit vielen Jahren, wie das angeborene Immunsystem die Gesundheit erhält und unter welchen Umständen es Krankheiten fördert. Dabei untersucht er insbesondere die molekularen Mechanismen, die zu einer Aktivierung oder Hemmung des Immunsystems führen und wie diese die Entzündungsreaktionen bei verschiedenen Erkrankungen – wie etwa Rheuma, Arteriosklerose oder Alzheimer – beeinflussen. „Mir geht es aber nicht allein um den Erkenntnisgewinn, sondern auch darum, diesen erfolgreich in neue Behandlungsmethoden zu überführen sowie Maßnahmen der Prävention ableiten zu können“, erklärt Prof. Latz. Seine translationale Perspektive wurde durch mehr als eine Dekade akademischer Forschung in Boston, einem Zentrum der Pharma- und Biotechindustrie, geschärft. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland hat der Immunologe bereits mehrere Biotech-Unternehmen gegründet, die seine Forschungserkenntnisse erfolgreich in neue Therapie- und Präventionsansätze für verschiedene inflammatorische Erkrankungen überführen. Bis zu seinem Wechsel an die Charité war er am Institut für Angeborene Immunität am Universitätsklinikum Bonn tätig, das er 2010 gegründet hat. An der Charité und dem DRFZ möchte Prof. Latz vorhandene Synergien nutzen, um die molekularen Grundlagen von chronisch-entzündlichen und rheumatologischen Erkrankungen weiter zu entschlüsseln und auch den Einfluss von Umweltfaktoren und des Lebensstils auf diese zu untersuchen. Solche Arbeiten sollen sowohl zu einem besseren Verständnis der Erkrankungen beitragen als auch eine Grundlage für präventive Maßnahmen darstellen. Prof. Latz plant den Aufbau einer Plattform für Präzisions-Immundiagnostik. Mit diesen Verfahren soll das immunologische Geschehen in großen Gruppen von Patient:innen besonders genau charakterisiert werden. Die patientenorientierte Forschung soll ebenfalls das Wissen um die molekularen Mechanismen von entzündlichen Erkrankungen erweitern. Das Ziel: spezifischere Therapien ableiten zu können. „Die enge Verzahnung der Arbeitsgruppen von Charité und DRFZ und vor allem der Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie eröffnet viele Möglichkeiten für eine vielversprechende Zusammenarbeit sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der klinisch-translationalen Forschung. Ich freue mich auf diese Synergien und die neuen Aufgaben“, sagt Prof. Latz.
Veröffentlicht am 02.05.2023 um 07:45:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Bisher unbekannte Funktionen von Genen aufgedeckt

Das Proteom beschreibt die Gesamtheit aller aktiven Eiweißmoleküle in einem Organismus, einem Gewebe oder einer Zelle unter festgelegten Bedingungen und zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Francis Crick Institute in London, der Universitäten Zürich und Edinburgh hat jetzt die umfassendste zelluläre Proteom-Landkarte auf der Basis von Hefen als Modellorganismen erstellt. Sie gibt Einblick in bislang unerforschte Gene und die Art und Weise, wie Proteine entsprechend ihrer Bauanleitung hergestellt und reguliert werden. Die Studie ist im aktuellen Fachjournal Cell* erschienen. Trotz jahrzehntelanger Forschung ist die Funktion vieler Gene immer noch unbekannt. Das schränkt unser Verständnis bestimmter, mitunter seltener Krankheiten ein und erschwert die Entwicklung neuer Therapien. Auch im Fall von Hefe- und Bakterienzellen fehlt grundlegendes Wissen, um neue Antimykotika oder Antibiotika zu entwickeln, die wegen zunehmender Arzneimitteltoleranzen und -resistenzen dringend benötigt werden. Die aktuelle Studie zählt zu den weltweit umfassendsten Proteomstudien. Um die Aufgabe von Genen, denen bisher noch keine genaue Funktion zugeordnet werden konnte, genauer zu umreißen, hat das Forschungsteam Hefezellen eingehender untersucht. Ziel war es, entscheidende Informationen zu gewinnen, die Rückschlüsse auf Auswirkungen genetischer Mutationen zulassen und dazu beitragen, diagnostische Lücken zu schließen. Die Forschenden wollten offenlegen, wie bestimmte Eiweiße im Einzelnen hergestellt und reguliert werden, um nicht zuletzt einen Grundstein für die Entwicklung neuer Medikamente zu legen. Forschungsleiter Prof. Dr. Markus Ralser, Direktor des Instituts für Biochemie und Einstein-Professor für Biochemie an der Charité, erklärt: „Wir haben eine Sammlung von Hefestämmen genutzt, die von einem internationalen Konsortium generiert wurde und in der alle nicht essenziellen Gene in mindestens einem Stamm fehlten. Wir haben dazu die Massenspektrometrie genutzt, eine Technologie, die Tausende von Proteinen parallel bestimmen kann, um jeden dieser Stämme zu charakterisieren. Das hat schlussendlich zu dieser bisher größten Proteomstudie geführt." Dabei konnten die Forschenden allgemeine Prinzipien ausfindig machen, die der Produktion von Proteinen zugrunde liegen. So konnte die Studie für eine große Anzahl an Proteinen bestimmen, inwieweit deren Funktion oder auch deren biophysikalischen Eigenschaften für die Produktion von Bedeutung sind. Im Zuge der Untersuchungen entstanden umfangreiche Daten über zuvor wenig erforschte Eiweißmoleküle. Gleichzeitig konnte das Team neue Methoden zur Zuweisung von Genfunktionen entwickeln. Mittels Massenspektrometrie, insbesondere speziellen Proteomtechniken, die die Forschenden um Prof. Ralser in den vergangenen Jahren entwickelt haben, sind die Mengen der jeweiligen Eiweiße in den einzelnen Hefestämmen, in Abwesenheit aller nicht essenziellen Gene ermittelt worden. „Die dabei gewonnenen Erkenntnisse haben das Potenzial, das Verständnis der Zellbiologie grundlegend zu verbessern und neue Einblicke in die Genfunktion bei Lebewesen, deren Zellen einen Zellkern besitzen, sogenannten Eukaryoten, zu geben", sagt Dr. Georg Kustatscher, der mit seiner Forschungsgruppe an der Universität Edinburgh die riesigen Datenmengen der Studie analysiert hat und resümiert: „Die Proteome, die wir in der Studie abbilden konnten, enthalten wichtige Informationen für Angriffspunkte potenzieller neuer Medikamente, die Hoffnung auf zukünftige Behandlungsoptionen geben.“ Eine Kooperation zwischen Forschungsteams an der Charité, dem Londoner Francis Crick Institute und der Universität Edinburgh hat die umfassende Studie erst möglich gemacht. Ebenso beigetragen haben Labore in Cambridge und an der Universität Toronto. Hier wurden neuartige Proteomtechnologien und Methoden der funktionellen Genomik entwickelt, die in der Studie zum Einsatz kamen. Prof. Dr. Christoph Messner, jetzt Gruppenleiter an der Universität Zürich, hat die Arbeiten am Francis-Crick-Institute in London verantwortet und betont: „Zu unserer Überraschung ergab die Studie, dass die Reaktion eines Proteins auf jede Mutation stärker von seinen biophysikalischen Eigenschaften abhängt als von seiner Funktion. Das eröffnet einen neuen Blick bei der Analyse von großen biologischen Daten, die mit modernen Sequenzier- oder massenspektrometrischen Techniken bereits häufig erhoben werden, aber oft noch schwer zu interpretieren sind." Aus diesem Grund vermuten die Forschenden, dass die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit weitreichende Auswirkungen auf dem Gebiet der Biowissenschaften haben werden. Die Untersuchung stellt wesentliche Informationen über die Funktion von Genen und das Zustandekommen von Proteinen bereit. Sie ebnet den Weg für zukünftige Durchbrüche im Bereich der Mikrobiologie. Derzeit bereitet das Team eine ähnliche Studie an menschlichen Zellen vor mit dem Ziel, weitere Informationen über noch unbekannte Gene zu generieren. Auch wollen die Forschenden die an Hefen erstellten Proteom-Landkarten mit anderen molekularen Daten verknüpfen, um dazu beizutragen, dass bessere Therapien für Pilzerkrankungen gefunden werden können.
Veröffentlicht am 27.04.2023 um 15:59:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:

Internationaler Tag des Versuchstiers: Charité veröffentlicht Zahlen für 2022

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin veröffentlicht anlässlich des heutigen Internationalen Tages des Versuchstiers ihre aktuellen Versuchstierzahlen. Diese werden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Charité jährlich bis zum 31. März an die zuständige Behörde, das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), übermittelt. Für das Jahr 2022 meldeten die Forschenden insgesamt 51.338 Tiere, die im Kontext biomedizinischer Forschungsfragen zum Einsatz kamen. Der weitaus größte Teil dieser Tiere waren Mäuse (92,8 Prozent) und Ratten (5,5 Prozent). „Tierversuche sind für die Weiterentwicklung der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten derzeit noch unersetzbar. Deshalb ist es umso wichtiger, gezielt an Alternativen zu forschen, diese zu entwickeln und in Forschung, Diagnostik und Therapie zunehmend zu nutzen“, betont Prof. Dr. Stefan Hippenstiel, Professor für Infektiologie und Pneumologie an der Charité und Sprecher von Charité 3R. Er ergänzt: „Denn wer mit Tieren forscht, ist gleichzeitig verpflichtet, nach Alternativen zu suchen und alles dafür zu tun, die Belastung für Versuchstiere so weit wie möglich zu reduzieren.“  Um diese Entwicklung an der Charité voranzutreiben, wurde 2018 mit Charité 3R eine Einrichtung zur aktiven Förderung des 3R-Prinzips in der biomedizinischen Forschung gegründet. Ziel des 3R-Prinzips ist es, Tierversuche zu ersetzen (Replace), die Anzahl der Versuchstiere zu reduzieren (Reduce) und die Belastung für Versuchstiere zu mindern (Refine). Über Charité 3R werden innerhalb der Universitätsmedizin vielfältige Aktivitäten in jedem der drei Bereiche Replace, Reduce und Refine in Forschung und Lehre gezielt gefördert. Forschende und Tierschutzbeauftragte arbeiten gemeinsam an Wegen, die Zahl der Versuchstiere insgesamt zu reduzieren, die nicht ersetzbaren Versuche möglichst effektiv zu gestalten und die angewandten Methoden stets neu zu überdenken. Für das Jahr 2022 wurden mit insgesamt 51.338 Tieren rund 4.000 Versuchstiere weniger gemeldet als für das Jahr 2021. Die Zahlen liegen damit in der Größenordnung der vergangenen Jahre. Der Rückgang ist unter anderem auf übliche Schwankungen zurückzuführen, beispielsweise, wenn Arbeitsgruppen neu hinzukommen, größere Projekte starten oder beendet werden. Die sachliche und faktenbasierte Kommunikation zum Thema Tierversuche und Alternativmethoden ist ein zentrales Anliegen der Charité. Seit dem Jahr 2020 ist die Berliner Universitätsmedizin Teil der bundesweiten „Initiative Transparente Tierversuche“. Die Unterzeichnenden der Initiative informieren proaktiv über Tierversuche in der eigenen Einrichtung und bekennen sich dazu, den öffentlichen Dialog über tierexperimentelle Forschung mitzugestalten. Ausführlichere Informationen zur tierexperimentellen Forschung an der Charité mit allen Zahlen und Fakten zu den Versuchstieren sowie den verschiedenen Aktivitäten in Forschung und Lehre rund um das Thema 3R finden Sie auf der Webseite von Charité 3R.   
Veröffentlicht am 24.04.2023 um 08:00:00 Uhr - Kategorie: Pressemitteilung - Autor:



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